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Im Süden dominiert zweizeilige Gerste

Lesezeit: 7 Minuten

Gefragt sind ertragsstarke, standfeste Sorten mit sicherer Kornausbildung und hoher Blattgesundheit. Empfehlungen gibt Dr. Josef Freundorfer, Amt für Landwirtschaft, Deggendorf.


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In Bayern ist auch 2012 die Wintergerstenfläche wieder deutlich geschrumpft. Neben dem allgemeinen Trend der Anbaueinschränkung vor allem in viehlosen Ackerbaubetrieben ist die erhebliche Abnahme besonders den starken Auswinterungsschäden in Nordbayern geschuldet. Die Anbaufläche bewegt sich mit 225 111 ha rund 10 % unter dem Vorjahresniveau.


Zweizeilige Sorten vorn:

In Süddeutschland hat nach wie vor die zweizeilige Wintergerste die größte Anbaubedeutung. Ihr Vermehrungsanteil beträgt 2012 in Bayern 88 % und in Baden-Württemberg sogar 94 %. Obwohl auch in den bayerischen Landessortenversuchen die mehrzeiligen Sorten ein Ertragsplus gegenüber den Zweizeilern von ca. 3 bis 4 % erreichen, nimmt ihr Anbau bisher nur langsam zu.


Vorteile bei Standfestigkeit, Strohstabilität und Kornausbildung sind Gründe für den Vorzug der Zweizeiler. Trotz deutlicher Zuchtfortschritte bei den Mehrzeilern setzen vor allem Marktfruchtbetriebe auf die sichere Kornausbildung der Zweizeiler, die diese in der Regel auch bei Hitzeperioden mit abrupter Abreife erreichen.


Ertragssicherheit gefragt:

Die Gerstenerträge unterliegen in Süddeutschland in den letzten Jahren deutlichen Schwankungen. Frühsommertrockenheit, Hitzeperioden, das starke Auftreten von Blattverbräunungen (Ramularia-Blattfleckenkomplex) und Kahlfröste wie in diesem Jahr führen jahrgangsbedingt zu Ertragseinbußen. Gute Sorten zeichnen sich neben Ertragsleistung auch durch Ertragssicherheit aus.


Die mehrjährigen Leistungen wichtiger Gerstensorten in Süddeutschland zeigt Übersicht 1 am Beispiel der vier bayerischen Anbaugebiete. Diese orientieren sich nicht an den politischen Grenzen, sondern reichen über die Bundeslandgrenzen hinaus. Die Auswertung beinhaltet daher auch Versuchsergebnisse aus Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Sachsen. Die Relativerträge beziehen sich auf den Ertragsmittelwert der 2011 in Bayern geprüften Sorten. Die mehrjährige Auswertung beinhaltet die Ergebnisse der letzten 5 Jahre (LSV und WP).


Bei den neueren, zweizeiligen Sorten erzielen Matros, Famosa, Augusta und KWS Cassia EU deutlich überdurchschnittliche Erträge. Sehr ertragsstark ist Anisette. Als nicht Gelbmosaik-resistente Sorte kommt sie, wie auch Matros, aber nur auf befallsfreien Lagen infrage. Gut überzeugen kann auch Sandra. Sie weist zudem eine exzellente Kornqualität auf. Positiv abheben kann sich hier auch Stendal. Bei Famosa sind bei der Kornqualität dagegen deutliche Abstriche zu machen. In Punkto Ertragsstabilität kann in den letzten Jahren Anisette am besten überzeugen.


Bei den Mehrzeilern liegt die neuere Sorte KWS Meridian deutlich an der Ertragsspitze. Sehr ertragsstark zeigt sich auch die Hybridsorte Hobbit. Souleyka, KWS Tenor und Semper können ebenfalls mit guten Leistungen überzeugen.


Winterhärte bleibt wichtig:

Die strenge Frostperiode im Februar führte in vielen Regionen Deutschlands zu erheblichen Auswinterungsschäden bei Wintergetreide. Im Gegensatz zu Winterweizen sind Sortenunterschiede bei Wintergerste bezüglich der Frosthärte deutlich geringer ausgeprägt. Es fällt jedoch auf, dass die mehrzeiligen Sorten im Mittel eine bessere Winterfestigkeit aufweisen als die Zweizeiler. Fridericus konnte dabei bisher am besten überzeugen. Von den neueren Sorten zeigen Antonella, und KWS Tenor tendenziell leichte Vorteile.


Standfeste, strohstabile Sorten:

Wintergerste ist ein fester Bestandteil in der Fruchtfolge viehhaltender Betriebe. Durch regelmäßigen Gülleeinsatz haben diese Betriebe eine hohe N-Nachlieferung auf ihren Schlägen. Je nach Witterung führt diese zu erheblichen Wachstumsschüben. Sorten mit knapper Standfestigkeit sind hier trotz erhöhtem Wachstumsreglereinsatz lagergefährdet.


Die Futterbau- und Veredelungswirtschaftsbetriebe fordern daher standfeste Wintergerstensorten. Sandra und Metaxa erfüllen diese hohen Ansprüche gut, wobei Metaxa etwas zum Halmknicken neigt. Überdurchschnittlich standfest zeigen sich auch Anisette, MH Firenzza und Stendal. Diese drei Sorten zeichnet zudem eine gute Strohstabilität aus. KWS Cassia und Augusta fallen in der Strohstabilität etwas zurück.


Bei den mehrzeiligen Sorten wurde die Halmstabilität in den letzten Jahren deutlich verbessert. Am besten ist dies bei Semper gelungen. Eine verbesserte Standfestigkeit zeigen auch Souleyka und KWS Tenor sowie Kathleen und Hobbit, wobei letztere stärker zum Ährenknicken neigen.


Sicherer mit Resistenzen:

Ergebnisse aus langjährigen bayerischen Versuchen zeigen, dass bei Wintergerste in der Regel eine Fungizid-Anwendung am wirtschaftlichsten ist. Um bei dieser Strategie einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten, darf die Behandlung jedoch ab dem Fahnenblattstadium erfolgen. Die Sorten müssen daher entsprechende Resistenzen besitzen. Als sehr blattgesund sind hier Augusta, Marielle und die mehrzeiligen Sorten Souleyka und Kathleen hervorzuheben. Relativ gesund bleiben auch Metaxa, Anisette und Famosa sowie Highlight, KWS Meridian und Amelie.


Allerdings sind auch die Schwachpunkte zu beachten. So ist bei Sandra und Canberra besonders auf Zwergrost zu achten, während bei MH Firenzza und Stendal Mehltau im Vordergrund steht.


Bei dem im Süden regelmäßig und teilweise massiv auftretenden Ramularia-Blattfleckenkomplex sind Sortenunterschiede zu beobachten, die sich jedoch in engen Grenzen halten. Im Trend zeigen sich die etwas später abreifenden Sorten Anisette, Canberra, Famosa, KWS Cassia sowie die Mehrzeiler Highlight, Souleyka, Kathleen und KWS Tenor etwas gesünder. Aber auch Stendal und Augusta sowie Hobbit und KWS Meridian weisen eine überdurchschnittliche Abwehrkraft auf.


Die Verbräunungen treten immer dann auf, wenn nach Niederschlägen ein Wechsel zu starker Sonneneinstrahlung folgt und führen bei starkem Auftreten zum schnellen Absterben der Blätter. Die beste Ertragsabsicherung bringt jedoch derzeit der Einsatz leistungsfähiger Fungizide kurz vor dem Ährenschieben.


Virosen breiten sich aus!

Im Süden konzentriert sich das Auftreten der Mosaik-Viren vor allem auf veredelungsstarke Regionen mit hohem Wintergerstenanteil. Die Viren breiten sich jedoch stetig aus. In Befallsgebieten wird zunehmend auch bei Typ 1-resistenten Sorten Mosaikvirusbefall festgestellt. Das weist auf den bereits länger bekannten Virustyp BaYMV-2 hin.


Falls stärkere Ertragseinbrüche auftreten, kann die doppelresistente Sorte Jorinde eine Alternative sein. Sie erreicht im Vergleich zu den älteren Sorten mit Doppelresistenz ein akzeptables Ertragsniveau. Bei den Mehrzeilern ist die Doppelresistenz bereits stärker etabliert. Neben Nerz und Yokohama ist besonders Kathleen hervorzuheben, da sie auch ertragsmäßig eine deutliche Verbesserung bringt. Verzwergungsviren spielten in den letzten drei Jahren im Süden keine nennenswerte Rolle. Bei jahrgangsbedingter starker Vektorenentwicklung kann sich die Situation jedoch schnell ändern.


Mit Paroli wurde 2012 die erste deutsche Sorte mit einer Toleranz gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus zugelassen. Da Wintergerste im Süden sehr häufig auch vom Weizenverzwergungsvirus befallen wird, stehen weiterhin produktionstechnische Maßnahmen im Vordergrund. Kostengünstig und effektiv ist, den Saattermin nach hinten zu verschieben. In gefährdeten Gebieten, vor allem wärmeren Lagen, sollte die Aussaat nicht vor dem 25. September erfolgen.


Neue?Winterbraugersten:

?Bedingt durch den stetigen Rückgang der Sommergerste in den letzten Jahren steht der Anbau von Winterbraugerste stärker im Fokus. Geeignete Sorten stehen schon länger zur Verfügung. Der Anbau nimmt aber nur langsam zu. Gängige Sorten im Süden sind Wintmalt und Malwinta. Wintmalt kann ertraglich gut mithalten, die Neigung zu sehr hohen Bestandesdichten geht jedoch deutlich zu Lasten der Standfestigkeit. Malwinta fällt ertraglich ab und hat Schwächen bei Rhynchosporium.


Der Verzicht auf eine N-Spätdüngung ist die wesentliche Maßnahme im Winterbraugerstenanbau. Dies ermöglicht es den Betrieben je nach Marktlage auch noch kurzfristig im April über die Verwertungsrichtung zu entscheiden. Ein Anbau auf vertraglicher Basis dürfte jedoch der bessere Weg sein.


Mehr Hybridsorten:

Mit der Einführung der Hybridsorten nimmt auch im Süden das Interesse an mehrzeiligen Sorten zu. Vor allem Veredelungsbetriebe bauen zunehmend Hybridsorten an. Geschätzt wird ihr gutes Ertragspotenzial. Dies bestätigt sich auch in den LSV, wenngleich auch herkömmliche mehrzeilige Sorten diese Leistungsfähigkeit beweisen.


Verbreitet sind derzeit die Sorten Zzoom und Hobbit. Beide sind ertragsstark. Zzoom hat aber deutliche Schwächen bei der Strohstabilität. Bei Marktwarenertrag und Kornqualität fällt sie ebenfalls zurück. Die neuere Hobbit bringt hier deutliche Verbesserungen. Bis auf Ährenknicken ist auch die Strohstabilität verbessert. Aufgrund der höheren Vitalität der Hybriden empfiehlt der Züchter eine deutlich reduzierte Saatstärke und weist auf eine N-Strategie mit Betonung der Spätdüngung hin. Inwieweit sich hiermit das Leistungspotenzial besser ausschöpfen lässt, wird derzeit in Versuchen geprüft.

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