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Junge Maispflanzen ­– ein Fest für Drahtwürmer

Lesezeit: 7 Minuten

Drahtwürmer schädigen vor allem Mais. Geeignete Bekämpfungsstrategien lassen jedoch auf sich warten. Ein Schnellkäfer- und Drahtwurm-Monitoring liefert nun neue Erkenntnisse. Hier die wichtigsten Ergebnisse von Dr. Jörn Lehmhus, Julius Kühn-Institut.


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Drahtwürmer können die Wurzeln junger Maispflanzen erheblich schädigen. Unter ungünstigen Bedingungen führt dies zu großflächigen Pflanzenverlusten. In 2013 waren fast 7 % der Anbaufläche in Deutschland betroffen (siehe Übersicht 1).


Probleme mit Drahtwürmern, die Larven verschiedener Schnellkäfer-­Arten, sind weit verbreitet. Sie betreffen vor allem den Mais, aber auch andere Kulturen. Es sind meist mehrere Drahtwurm-­Arten gleichzeitig, die die Pflanzen befallen. Dabei geht man davon aus, dass diese Arten unterschied­liche Ansprüche haben. Somit kann es unter verschiedenen Bedingungen zu Drahtwurmschäden kommen. Lassen sich daraus neue Bekämpfungsstrategien ableiten?


Um mehr über das Auftreten der unterschiedlichen Arten in Deutschland zu erfahren, erfolgte von 2010 bis 2014 ein Schnellkäfer- und Drahtwurm-­Monitoring. Koordiniert vom Julius Kühn-Institut (JKI) (2010 durch die Universität Göttingen) ließen sich in Zusammenarbeit mit den Pflanzenschutzdiensten der Länder an über 70 Standorten Daten erheben.


Verteilung der Arten:

Als wichtigster Drahtwurm galt früher oft der Saat­schnellkäfer (Agriotes lineatus), der auch heute noch starke Schäden verursacht. Neben ihm sind bei uns vier weitere schädliche Arten von Agriotes-Drahtwürmern bedeutsam: Düsterer Schnellkäfer (A. obscurus), Salatschnell­käfer (A. sputator), Gebräunter Schnellkäfer (A. ustulatus) und A. sordidus (neueste Art).


Die Ergebnisse des 5-jährigen Monitorings zeigen Folgendes: Saat-, Düsterer Schnellkäfer und Salatschnellkäfer kommen überall in Deutschland vor. Sie treten an den meisten Standorten gemeinsam auf, sind aber nicht überall gleich häufig vertreten (weitere Details siehe Kasten).


Über die Jahre traten diese Schnellkäferarten auch unterschiedlich stark auf. Die Folge: Das Artenspektrum hat sich verschoben. In den ersten Jahren dominierte vielerorts der Saatschnellkäfer. Danach ließen sich vermehrt der Düstere Schnellkäfer und Salatschnellkäfer finden. Auch die Gesamtzahlen gefangener Käfer variierten von Jahr zu Jahr. Die anderen beiden Schnellkäfer, der Gebräunte Schnellkäfer und die neuste Art A. sordidus, sind dagegen wärmeliebend und deutlich regionaler verbreitet (siehe Kasten).


Verschiedene Käferflugzeiten:

Wann die Schnellkäfer der einzelnen Arten fliegen, ist ebenfalls unterschiedlich. Am Standort Freising waren die Hauptflugzeiten in 2013 vom Salatschnellkäfer bereits Ende Mai, die vom Gebräunten Schnellkäfer erst Ende Juli (siehe Übersicht 2, Seite 88). Meist ist die zeitliche Abfolge des Käferauftretens gut zu erkennen: Erst der Salatschnellkäfer, dann der Düstere Schnellkäfer, Saat­schnellkäfer, A. sordidus und zuletzt der Gebräunte Schnellkäfer. Der Düstere Schnellkäfer und der Saatschnellkäfer erscheinen dabei oft fast zeitgleich.


Da die Drahtwürmer verschiedener Arten unterschiedliche Ansprüche haben, kann man kaum allgemein gültige Aussagen treffen. Neue Bekämpfungsstrategien zu entwickeln, ist deshalb nicht leicht. Erschwerend kommt hinzu:


  • Besonders die Larven der Agriotes-­Arten lassen sich in der Praxis kaum nach äußeren Merkmalen unterscheiden. Welche Präferenzen die Arten haben, lässt sich daher nur schwer sagen. Seit kurzem stehen zur genauen Bestimmung der Art gentechnische Möglichkeiten zur Verfügung. Auch im Monitoring hat man diese für Forschungszwecke nutzbare Methode angewendet, um problematische Tiere zu identifizieren. Für die Praxis eignet sie sich jedoch leider nicht.
  • Auch andere Drahtwürmer können Schäden im Mais verursachen. Ihr Schadpotenzial scheint allerdings geringer zu sein, denn sie lassen sich nicht überall finden. In Laborversuchen bevorzugten diese Arten (Gattungen Hemicrepidius, Athous und Agrypnus) zudem tierische Nahrung. Die Agriotes­Arten fraßen dagegen eher Pflanzen. Doch auch sie sind keine reinen Pflanzenfresser (siehe Übersicht 3, Seite 88). In derzeit laufenden Versuchen deutet sich an, dass die einzelnen Arten auch zwischen den Pflanzen unterscheiden. Schäden an Kulturpflanzen könnten daher von der Drahtwurm­art, der angebauten Kultur und der Alternativ-nahrung abhängen. Bei Schäden im Mais spielen jedoch die Agriotes-Arten eine herausragende Rolle.
  • Aus den Käfer-Fängen (Pheromonfallen) lässt sich nicht auf die Drahtwurm­Populationen eines Schlages rückschließen. Man erhält nur einen Hinweis auf die regional vorkommenden Arten. Da Drahtwürmer aber nur zu bestimmten Zeiten fraßaktiv sind und sich zumindest die Agriotes-Arten dabei nicht so stark unterscheiden, könnte künftig ein neues Prognosemodell Hilfe bieten. Ein mit Monitoring-Daten aus Rheinland­-Pfalz von der ZEPP entwickeltes Modell befindet sich derzeit in der Erprobung.


Bekämpfung bleibt schwierig!

Trotz der neuen Erkenntnisse, lässt sich in der kommenden Saison nur wenig gegen den Befall mit Drahtwürmern tun. Auch eine klare Schadschwelle lässt sich nicht angeben, da sich die Schädlinge meist sehr unregelmäßig auf der Fläche verteilen, nicht alle Arten auf allen Flächen vorkommen und die Fang­erfolge der Köder schwanken.


Das Neonicotinoid-Verbot hat die Bekämpfungsmöglichkeiten im Mais noch weiter eingeschränkt. Der Einsatz von Goldor Bait (Wirkstoff Fipronil) ist auch in 2015 nur in Kartoffeln auf Starkbefallsflächen als zeitlich befristete Notzulassung möglich und somit keine Lösung für andere Kulturen. Dieser Wirkstoff tötet die Drahtwürmer, wohingegen die Wirkung der Neonicotinoide im Freiland wahrscheinlich meist auf einem abstoßenden Effekt (Repellenz) beruht. Dieser kann im Mais ausreichen, da man vor allem die Jungpflanzen schützen muss. In Deutschland gibt es derzeit aber keine entsprechende Zulassung im Mais.


Maissaatgut, das im Ausland mit dem Produkt Sonido (Thiacloprid 400 g/l) gebeizt ist, darf man jedoch aussäen. Es wirkt etwas schlechter als Poncho, ist aber bei mittlerem Befall ausreichend. Das Produkt Mesurol hat keine Zulassung gegen Drahtwürmer, aber als Nebenwirkung einen abstoßenden – wenn auch schwächeren – Effekt.


Auch Kalkstickstoff wirkt mindestens teilweise abweisend. Da diese Wirkung aber nur begrenzt anhält, ist Kalkstickstoff nur erfolgreich, wenn sich in diesem Zeitraum fraßaktive Drahtwürmer in der entsprechenden Bodenschicht befinden. Wenn die Pflanzen wegen der Witterung lange klein bleiben, reicht die Wirkdauer nicht.


Andere Lösungen:

Neben der chemischen Bekämpfung von Drahtwürmern gibt es auch biologische Strategien. Diese waren jedoch bisher nur wenig erfolgreich. Es zeigte sich Folgendes:


  • Einige Pilzisolate erzielten im Labor gute Erfolge. Es gibt jedoch kein Produkt mit konstant guter Wirkung im Freiland.
  • Das gilt auch für Nematoden.
  • Versuche mit Fangpflanzen oder dem Anbau von Kulturen (unter anderem Leguminosen und Kreuzblütler), die Drahtwürmer eher meiden, lieferten unterschiedliche Ergebnisse bei der Schadenshöhe.
  • Das Einarbeiten von Zwischenfrüchten mit hohen Glucosinolatgehalten in den Boden (Biofumigation) untersucht man vor allem in Kanada. Dort gehen auch einige Praktiker bereits so vor. Diese Maßnahme scheint ebenfalls auf einer abstoßenden Wirkung von begrenzter Dauer zu beruhen.
  • Eine sehr intensive Bodenbearbeitung kann den Befall mindern, wenn Drahtwürmer in den oberen Bodenschichten aktiv sind, die Schnellkäfer ihre Eier ablegen (Mai bis Juli) oder sich Puppen im Boden befinden (Ende Juni bis August).
  • Auf sehr stark befallenen Flächen bleibt derzeit nur der Anbau unempfindlicherer Kulturen, wie z. B. Raps und Getreide.


Neue Hoffnung bei der Bekämpfung von Drahwürmern im Mais gibt das Forschungsprojekt ATTRACT. Es arbeitet an einer sogenannten Attract & Kill-Strategie (Anziehen und Töten-Strategie). Die Wissenschaftler setzen darin auf eine Kapselformulierung. Diese lockt die Drahtwürmer zunächst durch kontinuierlichen Kohlendioxid-Ausstoß an. In der Kapsel befinden sich dann biologische oder chemische Wirkstoffe, die die Schädlinge töten. Diese Methode ist vielversprechend, aber noch in der Entwicklung.

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