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Kartoffel-Beize: Drei auf einen Streich

Lesezeit: 6 Minuten

Löst die Furchenbehandlung die Knollenbeizung ab? Zumindest bei Speisekartoffeln. Denn damit lassen sich gleich drei Qualitäts-Killer gut bekämpfen: Silberschorf, Colletotrichum und Rhizoctonia.


Die Knollenbeizung beim Pflanzen war über Jahrzehnte die Standardmethode schlechthin, um Rhizoctonia zu bekämpfen. Doch dieses Verfahren hat vor zwei Jahren Konkurrenz durch die Furchenbehandlung bekommen. Diese löst mehr und mehr das Standardverfahren ab. Denn mit dem Beizmittel Ortiva, das beim Legen der Kartoffeln auf die Furche gespritzt wird, lässt sich nicht nur Rhizoctonia hervorragend bekämpfen. Die Beize reduziert auch deutlich den Knollenbefall mit Silberschorf und Colletotrichum.


Der „Mercedes“:

Für Kartoffelanbauer stellt sich somit die Frage: „Soll ich eine Knollenbeizung beim Pflanzen oder besser eine Furchenbehandlung durchführen? Kann ich eventuell sogar völlig auf derartige Maßnahmen verzichten?“ Um es vorweg zu nehmen: Die Furchenbehandlung ist der „Mercedes“ unter den Behandlungs­varianten. Das heißt: Sie erzielt gute Wirkungsgrade mit ausreichender Breitenwirkung.


Um zu entscheiden, ob dieses Verfahren immer erforderlich ist oder Einsparmöglichkeiten bestehen, muss man sich mit den drei Pilzen, die Knollenkrankheiten verursachen, intensiver beschäftigen (siehe auch Kasten auf Seite 92):


  • Silberschorf, der als silbergraue Färbung an der Knolle auftritt,
  • Colletotrichum, dessen unregelmäßige Flecken sehr leicht mit Silberschorf zu verwechseln sind und
  • Rhizoctonia, der vielfältige Qualitätsbeeinträchtigungen (z. B. Pocken, Dry-Core, Grützeknollen usw.) verursacht.


Furchenbehandlung hilft:

In unseren Versuchen konnten wir mit der Knollenbeizung beim Pflanzen keine bzw. nur geringe Effekte auf die beiden Erreger Silberschorf und Colletotrichum erzielen (siehe Übersicht 1). Durch die Furchenbehandlung mit Ortiva ließen sich dagegen der Knollenbefall mit Colletotrichum und auch das Silberschorf-Auftreten zum Teil deutlich reduzieren. Dabei zeigte sich eine gewisse Dosis-Wirkungsbeziehung. So verringerte in dem Versuch bereits 1,0 l/ha Ortiva den Knollenbefall der beiden Pilze um etwa 50 %. Eine Steigerung der Aufwandmenge auf 2 l/ha Ortiva brachte eine weitere deutliche Wirkungsverbesserung, während eine nochmalige Erhöhung auf 3 l/ha Ortiva die Wirksamkeit nur mehr geringfügig verbesserte.


Damit lässt sich festhalten, dass die Furchenbehandlung mit Ortiva den Befall mit Silberschorf und Colletotrichum auf der Knolle deutlich reduziert. Mit anderen Worten: Die Anwendung von Ortiva in der Furche trägt zu einer maßgeblichen Qualitätsverbesserung bei. Dieser Aspekt spielt vor allem bei eingelagerter Ware eine besondere Rolle, weil es bei ungünstigen Lagerungsbedingungen schnell zu einer Zunahme mit z. B. Silberschorf kommen kann. Da die Furchenbehandlung mit Ortiva diesem Befallsanstieg entgegenwirkt, ist die Maßnahme ein absolutes Muss, wenn Qualitätskartoffeln längere Zeit gelagert werden sollen!


Erfolge bei Rhizoctonia:

In den von uns durchgeführten Versuchen ließ sich mit einer Knollenbeizung beim Pflanzen bzw. mit einer Furchenbehandlung im Wesentlichen der Sklerotienbefall auf der Knolle reduzieren (siehe Übersicht 1). Im Gegensatz zu Colletotrichum und Silberschorf konnten die herkömmlichen Beizen (Moncut, Monceren Pro, Risolex flüssig) zumindest bei Rhizoctonia ansprechende Wirkungsgrade erzielen. Doch auch bei diesem Erreger war die Furchenbehandlung mit Ortiva den klassischen Beizvarianten überlegen. Insofern ist auch bei Rhi­zoctonia die Furchenbehandlung mit Ortiva das Bekämpfungsverfahren schlechthin!


Gleichwohl stellte sich für uns die Frage, ob mit der Kombination aus Knollenbeizung (ULV-Technik) und Furchenbehandlung die Bekämpfung von Rhizoctonia noch weiter verbessert werden kann. Zu diesem Zweck haben wir die Kartoffeln in einem Versuchsvorhaben zunächst mit 1,5 l/ha Monceren Pro beim Auslagern auf dem Rollen­enterder besprüht und anschließend in Verbindung mit einer Furchenanwendung mit 2 l/ha Ortiva gepflanzt. Diese kombinierte Maßnahme wirkte sich weder beim Sklerotienbefall noch im Ertrag oder Auflaufverhalten im Vergleich zur alleinigen Ortiva-Anwendung aus (siehe Übersicht 2 und 3). Insofern vertreten wir aktuell die Meinung, dass bei einer Furchenbehandlung auf diese zusätzliche Beizanwendung verzichtet werden kann.


Die Furchenbehandlung:

Bei der Furchenbehandlung ist einiges zu beachten, denn sie unterscheidet sich deutlich vom klassischen Beizverfahren. Bei der Furchenbehandlung darf nur der Boden behandelt werden. Ein Knollenkontakt ist unter allen Umständen zu verhindern. Andernfalls sind starke Verträglichkeitsprobleme vorprogrammiert. Um eine direkte Benetzung des Pflanzgutes mit Ortiva zu vermeiden, sind die Düsen am Legegerät entsprechend anzuordnen. Laut Herstellerfirma hat es sich bewährt, 1/3 der Spritzflüssigkeit vor die Knollenablage in die offene Furche und 2/3 der Spritzflüssigkeit hinter der Knollenablage in den Erdstrom zu applizieren.


Doch auch wenn man diese Vorgaben beachtet, ist speziell auf leichten, humusarmen Standorten mit Fehlstellen zu rechnen. Deshalb empfehlen wir auf den sandigen Böden der Lüneburger Heide maximal 2 l/ha Ortiva einzusetzen. Das verbessert die Verträglichkeit deutlich. Der Wirkungsverlust, der sich aus der Aufwandmengen-Reduktion ergibt, fällt dagegen relativ gering aus.


Aus unserer Sicht ist der Einsatz von 2 l/ha Ortiva ein idealer Kompromiss aus Verträglichkeit und Wirkungssicherheit. Er hat sich somit zu unserer Standardempfehlung für Qualitätskartoffeln entwickelt.


Lediglich bei Sorten mit empfindlichen Auflaufverhalten (z. B. Allians, Belana oder Laura) raten wir dazu, die Menge weiter zu senken und nur 1 l je ha Ortiva einzusetzen. Doch selbst mit dieser geringen Menge fällt die Wirkung immer noch besser aus als bei den herkömmlichen Standardbeizen.


Wir empfehlen daher, die Pflanzmaschinen entsprechend umzurüsten bzw. bei Neuanschaffungen auf jeden Fall die Möglichkeit zur Furchenbehandlung vorzusehen. Die Pflanzmaschinen müssen zwar dem Spritzen-TÜV vorgestellt werden, doch dies ist kein gravierendes Hindernis.


Auflagen beachten!

Da die Ortiva-Furchenbehandlung dabei ist, sich zum Standardverfahren zu entwickeln, stellt sich die Frage nach den herkömmlichen Beizen, wie z. B. Moncut, Monceren Pro, Risolex flüssig. Diese haben aus unserer Sicht nur mehr auf drainierten Flächen ihre Berechtigung, da dort die Furchenbehandlung mit Ortiva nicht erlaubt ist. Die Wirkung, Verträglichkeit und Kosten der verschiedenen Beizmittel entnehmen Sie der Übersicht 4.


Eine weitere Auflage ist noch zu beachten: Flächen, auf denen eine Furchenbehandlung mit Ortiva erfolgt ist, dürfen im Folgejahr nicht mit dem Wirkstoff Azoxystrobin (enthalten z. B. in Ami­starOpti) behandelt werden. Doch letztlich ist diese Auflage keine echte Einschränkung, da speziell im Getreidebau mindestens ebenso wirksame und mitunter auch preislich inte­ressantere Alternativen zur Verfügung stehen!


Stärkekartoffeln beizen?

Eine Furchenbehandlung mit Ortiva wird im Qualitätskartoffelanbau gesetzt, da sich hierdurch die Qualitäten deutlich steigern lassen. Beim Anbau von Stärkekartoffeln kommt es vor allem auf den Stärkeertrag an. Dieser hängt vom Knollenertrag und Stärkegehalt ab. Starker Rhizoctoniabefall kann den Stärkegehalt deutlich senken. Deshalb lohnt sich oft auch bei Stärkekartoffeln eine Behandlung. Doch dies hängt letztlich davon ab, ob die äußeren Rahmenbedingungen ein hohes Befallsniveau erwarten lassen. Siehe dazu auch den untenstehenden Kasten.

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