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Kartoffeln: 5 Problemlöser für bessere Qualität

Lesezeit: 11 Minuten

Harald Beyer, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, sagt Ihnen, wo Sie ansetzen können.


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Hohe Erträge in den geforderten Qualitäten bestimmen die Rentabilität des Kartoffelanbaus. Was nutzt ein hoher Premiumpreis, wenn aufgrund von Qualitätsmängeln 20 % und mehr vom Ertrag abgezogen werden? Dann kann eine Standard-Speisekartoffel deutlich rentabler sein als eine Premiumkartoffel. Was nutzt eine Qualitätsbezahlung im Veredlungskartoffelbau, wenn die Partie das geforderte Unterwassergewicht (UWG) von 360 um wenige Punkte unterschreitet?


Das Hauptaugenmerk der Produktionstechnik muss somit auf die Verbesserung der Qualitäten gelegt werden. Auffällig ist, dass seit Jahren über dieses Thema diskutiert wird, sich aber nur wenig tut. Warum ist es so schwer, die Qualitäten der Kartoffeln entscheidend zu verbessern? Am Willen aller Beteiligten liegt es sicherlich nicht. Wie lassen sich die Probleme lösen?


1. Problemlöser: Mängelspezifische Checkliste


Das Problem bei der Erzeugung von Qualitätskartoffeln ist die Multifaktoria­lität des Mangels und die fehlende Gewichtung der Einflussfaktoren. Was verbirgt sich hinter diesem schwierigen Satz? Neben den allgemeinen Einflussfaktoren wie Jahreseinfluss, Fruchtfolge, Standort, Sorte und Düngung unterliegt jeder Mangel spezifischen Einflussfaktoren.


Allein für die Qualitätsmängel „Rhizoctonia“ gibt es 21 (siehe Kasten), für das „Unterwassergewicht“ 14 spezifische Einflussfaktoren (siehe Kasten, Seite 79). Rhizoctonia kann dreimal als Qualitätsmangel zuschlagen: Als Knollenmissbildung, „Dry Core“ (= trockenes Herz) und als Teerflecken auf der Schale.


Noch gravierender kann sich das Unterschreiten des UWGs auswirken. Qualitätszuschläge werden nicht bezahlt, es folgen Abzüge, bestmögliche Verwertung und im Extrem wird die Ware geweigert.


Die logische Konsequenz daraus ist das Erstellen von Checklisten für jeden Mangel inklusive Empfehlungen zur Minimierung des Mangels. Diese Checklisten sollten gemeinsam von Züchtern, Handel und Beratung erarbeitet werden. Diese stellen dem Landwirt die Checklisten zur Verfügung und er arbeitet sie konsequent ab. Je mehr Einflussfaktoren er berücksichtigt, ausschaltet oder fördert, desto besser ist die Qualität in diesem Merkmal und umso geringer die Abzüge.


Von Seiten des Handels wäre es geschickt, das Abarbeiten der Checkliste mit Bonuspunkten oder verbesserter Qualitätsbezahlung zu belohnen, um Anreize für die Anbauer zu schaffen.j


2. Problemlöser: Ölrettich als Zwischenfrucht


Der überragende Einfluss der Zwischenfrucht Ölrettich auf den Ertrag, vor allem jedoch auf die Qualität der Kartoffel, zeigt der seit 2001 bestehende Fruchtfolgeversuch der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen am Standort Pfalzdorf/Niederrhein von Dr. Clara Berendonk. Sie untersucht in diesem Langzeitversuch unter anderem den Einfluss von Vorfrucht, Zwischenfrucht, organischer Düngung und Bodenbearbeitung auf den Ertrag und die Qualität der Kartoffel.


Die Einflüsse der Vorfrüchte Winterweizen oder Silomais auf Ertrag und Qualität der Kartoffeln unterscheiden sich kaum voneinander. Ganz anders sieht es aus, wenn Ölrettich nach Weizen gesät wird. Der Ölrettich erhöhte den durchschnittlichen Ertrag von 498 auf 574 dt/ha. Gleichzeitig reduzierte der Ölrettich die Belastung mit Rhizoctonia-Teerflecken von durchschnittlich 39 auf 15 Knollen pro 100 Knollen (siehe Übersicht 1).


Zusätzlich bestätigen die Versuchsergebnisse den negativen Einfluss einer Strohdüngung auf die Belastung mit Rhizoctonia ebenso wie den hemmenden Einfluss von Mist.


Ölrettich nach Mais?

Zwangsläufig steht die Forderung im Raum, den überragenden Einfluss des Ölrettichs auch nach Silomais zu nutzen. Solange der Siegeszug des Energiemaises anhält, so lange wird der Mais – wenn auch widerwillig – oft die Vorfrucht für die Kartoffeln sein. Die Aussaat des Ölrettichs nach Mais ist jedoch schwierig, denn der Ölrettich muss spätestens in der ersten Septemberwoche gesät sein. Dazu muss der Silomais das Feld so früh wie möglich räumen.


Es wird Jahre geben, in denen die zeitige Aussaat des Ölrettichs aufgrund der frühen Abreife des Maises möglich ist. In anderen Jahren wird die Witterung die zeitige Aussaat verhindern. Aber was haben Sie zu verlieren? Im positiven Fall die überragende Wirkung des Ölrettichs, im negativen Fall wäre ein spätsaatverträglicher Grünroggen eine – wenn auch zweifelhafte – Alternative. Im Übrigen dürfte der ertragliche Einfluss einer frühen Silomaissorte gegenüber einer Sorte mit einer späteren Reifezahl oft überschätzt werden.


Wie die Strategie für den Anbau der Zwischenfrucht Ölrettich nach Silomais vor Kartoffeln aussieht, entnehmen Sie dem nebenstehenden Kasten.


Wie Ölrettich umbrechen?

Der Pilz Rhizoctonia solani überlebt an unverrotteten organischen Rückständen. Ziel muss es daher sein, die organischen Rückstände so aufzubereiten, dass das Bodenleben in der Lage ist, den Pilz über das antiphytopathogene Potenzial des Bodens zu bekämpfen. Dies erreichen Sie durch intensives Zerkleinern der organischen Rückstände.


Diese Forderung lässt sich am besten erfüllen, wenn Sie den Ölrettich im Frost schlegeln. Durch das Frostschlegeln zersplittert der Ölrettich in kleinste Bruchstücke, so dass diese durch die Bodenbearbeitung über die gesamte Krume verteilt werden. Der Anteil des Ölrettichstrohs um das Knollennest wird minimiert und gleichzeitig findet das Bodenleben genügend Angriffsflächen für die Umsetzung des Ölrettichstrohs.


3. Problemlöser: Cultan-Düngung


Die Cultan-Düngung hat sich am Niederrhein durchgesetzt. Dort werden rund 30 000 ha nach Cultan gedüngt. Der Schwerpunkt liegt im Grünland und Getreide, ansatzweise im Mais und in Zuckerrüben. Die Kartoffel steht (noch) an letzter Stelle mit ca. 1 000 ha. In der Diskussion um die Cultan-Düngung ist viel Bewegung. Aktuell laufen Versuche, Gülle und Gärsaft als Cultan-Dünger zu nutzen.


Was ist Cultan?

Bei der Cultan-Düngung handelt es sich um die kontrollierte N-Versorgung der Pflanze durch ein stabiles NH4-Depot. Bei Kartoffeln wird das N-Depot ca. 10 bis 12 cm unterhalb der Pflanzkartoffel abgelegt. Damit verbunden ist die Umstellung der Pflanze von der üblichen Nitrat- auf die Ammoniumernährung.


Die Vorteile der Ammonium-Düngung sind vielfältig, z. B.


  • verbesserte Wurzelbildung durch die Attraktionswirkung des Ammonium-N,
  • geringerer Energieverbrauch beim Einbau des Ammonium-N in den Stoffwechsel der Kartoffel,
  • die pH-absenkende Wirkung des sauren NH4-Depots kann nicht verfügbare Spurenelemente in verfügbare Form überführen usw.


Im Sinne der reinen Lehre sollten zunächst ausschließlich NH4-Dünger eingesetzt werden, z. B. Ammoniumsulfatlösung (ASL), schwefelsaures Ammoniak (SSA).


Am Niederrhein werden drei Varianten der Cultan-Düngung zu Kartoffeln angeboten:


  • Beim Legen,
  • beim Häufeln und
  • zwischen Legen und Häufeln als separater Arbeitsgang.


Cultan gedüngte Kartoffelbestände fallen in der Regel schon durch ihr Aussehen auf. Sie präsentieren sich gedrungener, grüner und vitaler. Dies muss sich jedoch nicht in jedem Fall positiv auf den Ertrag auswirken.


In vielen Praxisversuchen zeigten Cultan gedüngte Flächen gleich hohe bis tendenziell höhere Erträge. Praktiker berichten von höherem Knollenansatz, gleichmäßigerer Sortierung und schätzen die Absicherung von Ertrag und Qualität vor allem bei Trockenheit.


Weitgehend unerforscht sind die positiven Auswirkungen einer kontrollierten N-Versorgung auf die inneren Qualitäten der Kartoffeln, wie Verbesserung der Fleischqualität, Reduzierung der Hohlherzigkeit und Stabilisierung der Backfarbe.


Kann die kontrollierte Depot-Düngung darüber hinaus Unkräuter aushungern und den Pflanzenschutzeinsatz gegen Pilze und Schädlinge reduzieren? Verbessert Cultan die Lagerstabilität, kann Cultan den Lagerdruck reduzieren? Allerhöchste Zeit, diese Fragen systematisch zu klären.


Cultan kann noch viel mehr.

Die kontrollierte N-Versorgung über Cultan wird dann zu einem Problemlöser, wenn die Kartoffel unter suboptimalen Bedingungen angebaut wird. Der Grund: Die N-Verfügbarkeit ist dann im Boden eingeschränkt. Wann ist mit Störungen in der N-Verfügbarkeit zu rechnen? Bei zu engen Kartoffelfruchtfolgen, fehlender Beregnung auf leichteren Standorten, Wachstumsschüben aufgrund erhöhtem Einsatz organischer Dünger, ungünstigen Vorfrüchten wie Mais, schlechten Bodenstrukturen, geringem Humusgehalt, fehlender Zwischenfrucht. Bei der Übernahme von Fremdflächen mit unbekannter Historie stellt Cultan eine Art von Versicherungsschutz dar.


Diese Zusammenhänge wären auch eine Erklärung dafür, dass Landwirte mit einer ausgefeilten konventionellen N-Düngung bessere Ergebnisse erzielen als mit der Cultan-Düngung. So konnte ein Landwirt auf einem Topstandort mit einer geschickten Kombination aus Gülle-Stickstoff, N-Splitting und wiederholter Blattdüngung einen Mehrertrag gegenüber der Cultan-Düngung erzielen.


Sind Standortbedingungen und Nährstoffversorgung optimal, schwindet der Vorteil der Cultan-Düngung. Oft sind diese optimalen Bedingungen jedoch kaum oder nur mit überhöhtem Aufwand zu erfüllen. Hier kann die platzierte Düngung mit Ammonium-N zu einem Problemlöser werden.


4. Problemlöser: Kalium-Düngung


In der Beratung fallen zunehmend Kartoffelflächen mit abgesicherter Kalium-Unterversorgung auf. Dass Bestände latent mit Kalium unterversorgt sind, liegt daher nahe. Alarmiert durch das Problem Blaufleckigkeit im Jahr 2009 hat der “Arbeitskreis Kartoffelbau Kleve/Straelen/Wesel” den Kaliumgehalt in der Trockensubstanz der Kartoffel von 11 Feldproben untersuchen lassen.


Fachleute empfehlen einen Kaliumgehalt von 2,2 bis 2,5 % K in der TS. Der Wert 2,5 % gilt für Lagerware und für Sorten mit erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Blaufleckigkeit und Beschädigungen sowie Schwarzfleckigkeit. Werte über 2,5 % haben keinen Einfluss mehr auf diese Mängel.


Hier die Ergebnisse unserer Kalium-Untersuchungen im Jahr 2009 in den Sorten Innovator und Fontane:


  • 1,8 bis 2,0 % K in TS (5 Proben),
  • 2,2 bis 3,0 % K in TS (6 Proben).


Trotz der geringen Probenzahl lassen sich deutliche Tendenzen erkennen. Bei Kaliumgehalten von bis zu 2 % K in der TS waren der Anteil Blaue und die Ausprägung der Blaufleckigkeit (in cm2) erhöht. Mit zunehmendem Kaliumgehalt wurde das Problem „Blau“ reduziert.


Allerdings wird die Blaufleckigkeit nicht allein durch den Kaliumgehalt in der Knolle beeinflusst. Weitere wichtige Faktoren sind Sortenanfälligkeit, Standortbedingungen, Stärkegehalt, Rodebedingungen und der Jahreseinfluss.


Doch Kalium beeinflusst nicht nur die Blaufleckigkeit. Es unterstützt die Bildung von Kohlenhydraten und damit den Aufbau von Stützgewebe. Dadurch wird „schwammiges“ Gewebe vermieden und die Schalenfestigkeit gefördert. Es fördert die Hitze- und Trockentoleranz. Ebenso erhöht ein steigender Kalium-Gehalt in den Knollen den Gewebedruck: Die Knolle wird elastischer und die Beschädigungsempfindlichkeit sinkt.


Gleichzeitig senkt das Kalium die Gehalte phenolischer Inhaltsstoffe, während der Gehalt organischer Säuren dagegen ansteigt. Diese senken den pH-Wert in der Knolle. Das hemmt vor allem die Verfärbungserscheinungen wie Kochdunklung, Blau- und Schwarzfleckigkeit. Außerdem stabilisiert Kalium die Lagerfähigkeit und die Backfarbe bei Veredlungskartoffeln.


Sparen Sie daher nicht am falschen Ende, sondern überprüfen Sie regelmäßig den Kaliumgehalt in den Kartoffeln. Streben Sie einen Kaliumgehalt von 2,2 bis 2,5 % Kalium in der TS an, vor allem bei Lagerkartoffeln!


5. Problemlöser: Gezieltere Bodenanalysen


Um es gleich vorweg zu schicken: Die LUFA ist und bleibt Standard bei den Bodenuntersuchungen! Sie hat sich bewährt durch Kompetenz und ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis. Wer sich jedoch intensiv mit Kartoffeln beschäftigt, der wird auf weitere Bodenanalysen stoßen. So interessieren sich Landwirte im grenznahen Gebiet zu Holland zunehmend für die niederländische Bodenuntersuchung Blgg. Gleiches gilt für die Bodenuntersuchung Neal Kinsey aus den USA, die mittlerweile auch in Nordrhein-Westfalen vereinzelt Beratungsorganisationen bzw. der Handel anbieten.


Eine Untersuchung nach Blgg oder Kinsey ist gegenüber der LUFA mit erheblich höheren Kosten verbunden, bietet aber auch mehr Informationen. Für den Landwirt stellt sich die Frage, ob die kostenintensive Analytik notwendig ist.


Die Kinsey-Bodenanalyse:

„Kinsey düngt den Boden, nicht die Pflanze.“ Dieser interessante Ansatz basiert auf der Theorie, dass optimaler Pflanzenbau nur möglich ist, wenn die Makro- und Mikronährstoffe des Bodens in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen. Dieser Gedanke wird zunehmend diskutiert. Ziel bei der Kinsey-Bodenanalyse ist es, die positiven, vor allem aber die negativen Wechselwirkungen zwischen Makro- und Mikronährstoffen durch Düngung in Einklang zu bringen. Ein „Zuviel“ an einem Nährstoff bindet bzw. blockiert einen anderen Makro- oder Mikronährstoff oder kann einen latent vorhandenen Mangel verstärken. Die Düngungsempfehlungen werden durch eine „Prioritätenliste“ ergänzt. Die wichtigsten negativen Wechselwirkungen, die zurzeit diskutiert werden, sind in Übersicht 2 zusammen­gestellt.


Die Kinsey-Bodenanalyse bietet interessante Ansätze und könnte eine Ergänzung vor allem für Standorte mit sehr unausgeglichenen Nährstoffverhältnissen sein.


Die Blgg Bodenanalyse:

Alle reden von Bodenfruchtbarkeit. Hier hat die Bodenuntersuchung Blgg einen ihrer Schwerpunkte. Neben der or­ganischen Substanz werden das Bodenleben, das C/N-Verhältnis und die N-Nachlieferung untersucht. Die physikalischen Parameter Verschlämmungrisiko und die Krümelbarkeit des Bodens ergänzen die Analyse.


Die Erhaltung und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit ist eine zentrale Forderung einer umweltgerechten Landwirtschaft. Auf Standorten mit Problemen, die in Zusammenhang mit der Bodenfruchtbarkeit stehen, bietet eine Bodenanalyse nach Blgg daher interessante Lösungsansätze.

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