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Kartoffeln

Kartoffeln: Nicht ohne Zwischenfrucht!

In diesem Jahr machte Ölrettich Kartoffelanbauern mächtig Mühe. Doch er sichert Ertrag und Qualität der Kartoffeln.

Lesezeit: 8 Minuten

In diesem Jahr machte Ölrettich Kartoffelanbauern mächtig Mühe. Doch er sichert Ertrag und Qualität der Kartoffeln. Über Strategien nach milden Wintern und alternative Zwischenfrüchte informiert Martin Kanders, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Der in Kartoffelfruchtfolgen geschätzte Ölrettich war in diesem Jahr schwer kaputt zu kriegen. Über Winter nicht abgefroren, bereiteten seine dicken Rettichköpfe trotz Schlegeln und Glyphosat-Einsatz vielen Anbauern Schwierigkeiten. Selbst der Pflug reichte auf manchen Schlägen nicht aus, ihn am Weiterwachsen zu hindern. So manchem ist nun die Lust vergangen, Ölrettich künftig weiter anzubauen. Ist es tatsächlich sinnvoll, auf ihn zu verzichten oder auf andere Zwischenfrüchte umzusteigen?


Seit 13 Jahren prüft die Landwirtschaftskammer NRW verschiedene Kartoffelfruchtfolgen hinsichtlich Ertrag und Knollenqualität (siehe Übersicht 1). Das Ergebnis: Der Anbau von Ölrettich als Zwischenfrucht wirkt sich positiv auf Ertrag und Qualität aus.


Die am Standort Riswick (Kleve) geprüften Varianten unterscheiden sich in:


  • Rotationsdauer der Kartoffel (alle 3 oder 4 Jahre),
  • Vorfrucht (Getreide, Mais),
  • Zwischenfruchtanbau (mit oder ohne Ölrettich),
  • Bodenbearbeitungsverfahren (Pflug, Mulchsaat) und
  • organische Düngung (Gülle, Mist, Stroh).


Seit Versuchsbeginn wächst die Kartoffelsorte Marabel auf dem lehmigen Schluff mit 60 Bodenpunkten. Eine Bewässerung erfolgt nicht.


Erfolgreicher Ölrettich:

Der höchste brutto Kartoffelertrag mit mehr als 54 t/ha ließ sich im Schnitt der Jahre mit Ölrettich nach Weizen erzielen. Deutlich geringer fiel die Ernte nach Weizen ohne Zwischenfrucht (48 t/ha) und vor allem direkt nach Mais (max. 51 t/ha) aus. Besonders deutliche Ertragsunterschiede zeigten sich in Jahren mit trocken-heißer Witterung wie in 2010 oder 2013. Dann bringt der Ölrettich nach Getreide im Vergleich zu Mais ohne Zwischenfrucht bis zu 10 t je ha Mehrertrag. Sind Wasserversorgung, Temperatur und Bodenzustand optimal, entwickeln sich die Kartoffeln unter allen Bedingungen zufriedenstellend.


Bei Mais als Vorfrucht lässt sich der Kartoffelertrag durch eine weite Fruchtfolge (Kartoffeln alle vier Jahre) steigern. Im Versuch schnitt diese allerdings immer schlechter ab (im Schnitt 51 t/ha) als die dreijährigen Rotationen mit Zwischenfrucht.


Die Vorfrucht beeinflusst außerdem die Knollenqualität. Sie wirkt sich dabei am stärksten auf den Befall mit Rhizoctonia (Teerflecken, Dry Core) aus (Übersicht 2). Mit Getreide als Vorfrucht lassen sich im Vergleich zu Mais Teerflecken und Dry Core an Kartoffeln reduzieren. Beim Anbau von Ölrettich lag der Anteil an Rhizoctonia befallenen Knollen im Schnitt der Jahre 2010 und 2013 nur etwa halb so hoch wie in den anderen Varianten. Einzige Ausnahme: Verbleibt das Getreidestroh auf dem Feld (Variante 4), ist immer wieder ein hoher Anteil an befallenen Knollen zu finden. Denn der Pilz überlebt auf dem unverrotteten Stroh.


Tendenziell fördert die Vorkultur Mais in dreijährigen Fruchtfolgen den Knollenbefall auch mit Colletotrichum coccodes. Bei Vorfrucht Getreide mit Zwischenfrucht oder durch den Kartoffelanbau alle 4 Jahre waren weniger Knollen befallen. Das zeigten die ersten Bonituren aus 2013.


Alternative Zwischenfrüchte:

Für den Ölrettich sprechen seine gute Durch­wurzelung des Bodens und sein schnelles, massiges Wachstum auch bei später Saat. Er fördert außerdem kaum Krankheiten oder Schädlinge. Multiresistente Sorten sind zudem neutral gegenüber einigen Nematoden-Arten und unterstützen deren passive Abnahme im Boden. Mittlerweile gibt es aber auch einige Alternativen zu Ölrettich:


Rauhafer:

Der Rauhafer (Sandhafer) ist sehr wüchsig und entwickelt sich im Herbst zügig. Im Gegensatz zum Ölrettich bildet er keine Pfahlwurzel, sondern ein sehr intensives Wurzelnetz im Oberboden. Die Züchter bewerben ihn mit einer aktiven Wirkung gegen die Nematoden-Art Pratylenchus penetrans, die bei hohem Besatz Kartoffelwurzeln erheblich schädigen. Auch gegen Nematoden der Art Trichodoriden soll er helfen. Diese übertragen das Tabak-Rattle-Virus, das Eisenflecken im Knollenfleisch verursacht. Ließen sich mit dieser Zwischenfrucht tatsächlich beide Nematoden-Arten aktiv bekämpfen, wäre das ein deutlicher Vorteil. Weitere Versuche dazu laufen.


Nachteile: Eigentlich soll der Rauhafer wie der Ölrettich im Winter abfrieren und ein bröseliges Mulchmaterial im Frühjahr hinterlassen. Da es im Rheinland im Winter 2013/2014 keinen Frost gab, ist er nicht abgefroren und ließ sich nur mit erhöhtem Aufwand (chemisch oder intensive Bodenbearbeitung) in den Griff bekommen. An vielen Stellen ging er auch ins Lager, sodass der Boden nicht richtig abtrocknen konnte. In einem normalen Winter sieht das aber anders aus.


Leguminosen:

Vor allem Lupine und Wicke eignen sich für Kartoffelfruchtfolgen. Die Lupine bricht mit ihrer starken Pfahlwurzel, ähnlich wie der Ölrettich, den oberen Unterboden auf. Zudem soll sie die Populationen einiger Nematoden-Arten reduzieren können. Die Wicke soll durch Wurzelausscheidungen bestimmte Bakteriengruppen fördern, die Kartoffelschorf vorbeugen. Auch gegen Rhizoctonia wird ihr eine gute Wirkung nachgesagt.


Viele dieser Eigenschaften von Lupine und Wicke sind nachvollziehbar, doch liegen bislang nur wenige Ergebnisse aus Praxisversuchen vor. Mittlerweile sind Leguminosen auch fester Bestandteil vieler Gemenge.


Nachteile: Leguminosen können den Boden noch zusätzlich mit Stickstoff anreichern. Gerade in Wasserschutzgebieten sollten sie daher tabu sein. Damit die gewünschten Effekte eintreten, müssen sich die oberirdischen Pflanzenteile und Wurzeln ausreichend entwickeln können. Das ist nur bei einer frühen Saat möglich. In vielen Jahren ist dieser Termin bereits vor der Weizen­ernte im Juli oder Anfang August erreicht.


Zwischenfrucht-Gemenge:

Das Angebot an Zwischenfrucht-Mischungen, oft mit sieben, acht oder noch mehr Partnern, hat sich in den letzten Jahren stark vergrößert. Spezielle Mischungen für den Kartoffelanbau bestehen oft aus verschiedene Arten, wie z. B. Ölrettich, Rauhafer oder Ramtillkraut. Aber auch verschiedene Leguminosen (wie z. B. Kleearten, Lupine und Wicke) sind enthalten. Aus diesem Grund sind die Gemenge häufig sehr früh zu säen (Übersicht 3). Für die meisten ist der späteste Saattermin etwa Mitte August (z. B. am Niederrhein). Dann können die Mischungen durchaus einen ansehnlichen, mit klassischen Zwischenfrüchten vergleichbaren Aufwuchs präsentieren.


Die Pflanzenarten unterscheiden sich auch in ihrem Wurzelwachstum. Es gibt Arten mit einem intensiven Feinwurzelwerk zum Lockern des Oberbodens und auch ein oder zwei Partner mit tieferreichenden Pfahlwurzeln. Die Bodenstruktur im Frühjahr sieht daher häufig entsprechend gut aus.


Nachteile: Die Gemenge-Partner werden gewählt, um gerade im phytosanitären Bereich von den Vorteilen der Einzelarten zu profitieren. Der Anteil einzelner Arten nimmt in Mischungen mit sehr vielen Partnern deutlich ab. Es ist daher fraglich, ob sich bei den geringen Anteilen die positiven Effekte übertragen lassen. Günstiger wären zwei oder maximal drei Gemenge-Partner, die auch in Kombination den Kartoffeln tatsächlich Vorteile bringen.


Zudem sind Gemenge leicht teurer als die einzelnen Zwischenfrüchte. Wer hier investiert, sollte auf eine hauptfruchtartige Bestellung achten.


Grünroggen:

In viele Fruchtfolgen passt aus zeitlichen Gründen nur noch der Grünroggen. Wer nach der Mais-ernte noch eine Zwischenfrucht säen möchte, hat wenig Alternativen. Die Biomassebildung vor Herbst ist deutlich geringer, trotzdem bietet er bei gutem Auflauf Erosionsschutz. Je nach Saat­zeit und Entwicklung bindet er noch gewisse Mengen an Reststickstoff im Herbst (Übersicht 4). Wichtiger ist aber bei dieser winterharten Kultur, dass sie auch im Frühjahr relativ zeitig Nährstoffe aufnimmt und sich schnell entwickelt.


Nachteile: Das zügige Wachstum im Frühjahr bedeutet vor allem Wasserverbrauch. Zeichnet sich ab, dass das Frühjahr trocken wird, sollten Sie daher auf sehr leichten Standorten das Wachstum unterbinden. Zudem bildet der Roggen im Frühjahr viel Biomasse und eine dichte Narbe. Daran scheitert häufig eine Mulchsaat. Dieses Wurzelgeflecht ist intensiv zu durchtrennen und einzumischen. Bei zeitigem Umbruch im Frühjahr sind die tieferen Bodenschichten leider nur mäßig durchwurzelt.


Senf vor Kartoffeln out?

Den Anbau von Senf oder Phacelia bevorzugen Landwirte oft in Fruchtfolgen ohne Kartoffeln. Auch einige Rübenanbauer werden sicherlich nach den diesjährigen Ölrettich-Problemen wieder zu nema­todenresistentem Senf wechseln. Die Offizialberatung hat Senf, Phacelia und einige andere Arten jedoch vor Jahren aus den Kartoffelempfehlungen herausgenommen, weil sie als Wirtspflanzen für Trichodoriden und damit als Förderer von Eisenfleckigkeit gelten.


Aus der Praxis gibt es jedoch unterschiedliche Erfahrungen. Auf einigen Schlägen gab es einen Zusammenhang zwischen dem Anbau von Senf und erhöhter Eisenfleckigkeit. In anderen Fällen war jedoch an Kartoffeln nach Senf nichts zu sehen. Wichtig ist, dass neben der Zwischenfrucht vor allem die Nematodenbelastung des Bodens, der Standort und die jährliche Witterung darauf Einfluss nehmen. Solange es ausreichend Alternativen gibt, sollten Sie das Risiko des Senfanbaus nur im Ausnahmefall eingehen.


Neue Strategie Ölrettich:

Trotz des letzten sehr milden Winters bleibt der Ölrettich weiter in der Empfehlung. Die Wahl sollte in Zukunft auf Sorten fallen, die gute Pfahlwurzeln und keine dicken, vitalen Rettichköpfe ausbilden. Auch die Maßnahmen zur Krautminderung müssen eher und gezielter laufen. Bereits dieses Jahr zeigte sich, dass mit einer standortangepassten Herbizidstrategie das Problem besser zu lösen war, als zunächst erwartet. Weniger hartnäckige Wiederaustriebe des Rettichs ließen sich bereits mit Boxer plus Sencor in Schach halten.


Auf Schlägen mit Wiederaustrieb aus großen Rettichköpfen kam zusätzlich kurz vor dem Durchstoßen der Kartoffel Quickdown als „Abbrenner“ zum Einsatz. Auf Problemstandorten wurde mit Cato (plus eventuell Sencor oder in Metribuzin-empfindlichen Sorten mit einem zusätzlichen Additiv) nachbehandelt. Meist war das Ergebnis dann zufriedenstellend.

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