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Keine Chance für Ungräser in Getreide!

Lesezeit: 9 Minuten

Resistenzen vermeiden – das ist das A und O beim Herbizideinsatz. Über die richtige Strategie berichtet Günter Klingenhagen, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.


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Wirkungssicher, kulturverträglich und preiswert – diese Anforderungen sollten Herbizide erfüllen. Doch Herbizide reichen nicht aus, wie das Jahr 2009 gezeigt hat: Wo die Kultur nicht ausreichend mithalf, kam es zu Wiederaustrieb und Neuauflauf. Fuchsschwanz, Windhalm und Kamille traten in lichten Beständen besonders deutlich hervor.


Die Unkrautbekämpfung beginnt mit der Saat. Moderne Sätechnik erlaubt auch bei wechselnden Bodenverhältnissen eine gleichmäßige Tiefenablage des Saatgutes. Dies ist Vorraussetzung für den verträglichen Einsatz von Bodenherbiziden wie Cadou SC, Herold, Malibu, Bacara Forte oder Stomp. Zwischen Saatkorn und den genannten Präparaten muss ein „Sicherheitsabstand“ von 2 bis 3 cm bestehen. Zu flach abgelegte Körner werden durch die Herbizide abgetötet oder – noch schlimmer – sie „kränkeln“ bis spät ins Frühjahr hinein.


Auf tonigen Flächen lässt sich der Pflanzenverlust durch Herbizide oder Schneckenfraß nicht immer vermeiden. Auf diesen oft Fuchsschwanz-reichen Standorten ist aber ein dichter Getreidebestand, der in der Lage ist, Schadpflanzen zu unterdrücken, besonders wichtig. Da schwere Böden höhere Bestandesdichten durchaus vertragen, sollte die Saatstärke in solchen Fällen großzügig sein.


Sie mögen sich fragen, warum in zahlreichen Vorträgen und Artikeln so viel Wert auf Resistenzmanagement gelegt wird. Warum besonders beim Thema Fuchsschwanz der enorme Einfluss


einer flachen, frühzeitigen Bodenbearbeitung nach der Ernte,


einer Anwendung von Glyphosat vor der Saat,


eines Einsatzes von Kerb im Raps im Herbst und


eines „konservativen“ Saattermins beschworen wird. Die Gründe sind einfach:


1. Die Fälle von Resistenz nehmen zu.


2. Ist die Resistenz erst einmal da, kann man nichts mehr managen.


Immer öfter reicht die Wirkung nicht aus


Allerdings ist nicht jede Minderwirkung von Herbiziden auf Resistenz zurückzuführen. Häufig sind ungünstige Anwendungs- und Witterungsbedingungen der Grund für schlechte Wirkung. Auch bei der Abstimmung von Düsentechnik, Wassermengen und Arbeitsdruck lassen sich teils noch Wirkungsreserven erschließen.


Dennoch: Neben einer langsamen Gewöhnung der Ungräser an unsere Herbizide steigt die Anzahl der Standorte, auf denen auch bei opitmalen Anwendungsbedingungen gegen Windhalm, Fuchsschwanz und Kamille nichts mehr zu erreichen ist.


Besonders betroffen hiervon sind so genannte ALS Hemmer. Mittel mit diesem Wirkprinzip sind u. a. Attribut, Caliban Duo, Caliban Top, Lexus, Lexus Class, Ciral, Absolute M, Harmony Millennium Concert SX, Husar OD, Monitor, Atlantis, Alister, Broadway und Falkon.


Geht es um Kamille, sind zudem Pointer SX, Gropper SX, Refine Extra SX, Zoom, Biathlon, Hoestar Super, Artus, Primus und Starane XL zu nennen. Auch in Mais bekämpfen wir Gräser und Kamille vorrangig auf Basis der ALS-Hemmer Cato, Motivell, Milagro, Maister flüssig, Task und Peak.


Während sich resistente Gräser, wenn auch nur punktuell, überall finden lassen, beschränkt sich das Auftreten von ALS-resistenter Kamille auf Flächen in Schleswig-Holstein. Allerdings lässt die rasche Ausbreitung (drei Schläge in 2008, einige Dutzend in 2009) befürchten, dass diese Entwicklung nicht auf den Norden beschränkt bleibt.


Resistenzdruck mindern!


Um die ALS-Hemmer zu entlasten, müssen andere Wirkstoffe eingesetzt werden. Beispiel Kamille: Im Herbst lässt sich dieses Unkraut recht ordentlich mit Hilfe des Wirkstoffs Diflufenican bekämpfen, der vornehmlich über den Boden wirkt und z. B. in Bacara Forte und Herold enthalten ist. Dabei sollten 80 bis 100 g/ha des Wirkstoffs zum Einsatz kommen. Entscheidend ist auch die frühe Anwendung im Vor- bzw. frühen Nachauflauf. Auf undrainierten Flächen ist es vorteilhaft, die Wirkung durch Zusatz von 1,5 l/ha IPU/CTU abzusichern. Speziell im Weizen besteht mit Sumimax eine weitere Möglichkeit, die Kontrolle von Kamille auf mehr Schultern zu verteilen.


Geht es um Windhalm, sind Kombinationen auf Basis von Flufenacet zu bevorzugen. Hierzu gehören Cadou SC, Herold, Bacara Forte und Malibu. Auch mit Sumimax + Teilmengen von Cadou SC oder Herold sind sichere, sprich hundertprozentige Bekämpfungserfolge möglich.


Anders ist dies bei der Fuchsschwanzkontrolle. Das Schadgras keimt auch aus tieferen Bodenschichten. Diese Pflanzen lassen sich mit Hilfe der vorher genannten Bodenherbizide nicht sicher erfassen. Auf tonigen Standorten gelingt daher selten eine vollständige Bekämpfung.


Oft wird dann wie folgt argumentiert: Wenn ohnehin im Frühjahr nachbehandelt werden muss, kann dann nicht völlig auf die teure Herbstvorlage verzichtet werden? Im Frühjahr besteht ja mit Atlantis eine sichere Bekämpfungsmöglichkeit. Ja, es stimmt, Atlantis wirkt sehr gut. Noch! Allerdings: Alles was wirkt, selektiert. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland zwei nachgewiesene Fälle von Resistenz gegenüber Atlantis.


Diese schnelle Selektion (Atlantis wurde erst 2004 eingeführt) war möglich durch wiederholten Einsatz bei starkem Besatz. Dabei ist es nicht so, dass sich Pflanzen durch die Behandlung verändern. Man ermittelt durch den Einsatz nur diejenigen die die Eigenschaft der Resistenz in sich tragen. Wie wichtig in diesem Zusammenhang der Besatz ist, mag folgendes Beispiel verdeutlichen.


Ein Herbizid (z. B. Atlantis) wird einmalig auf einer Fläche mit 500 Pflanzen je m² eingesetzt. Um den gleichen Selektionserfolg zu erreichen müsste das Mittel auf einem Acker mit 100 Pflanzen/m2 fünf mal eingesetzt werden. Am besten lässt sich Resistenz also vermeiden, wenn die Population so gering wie möglich gehalten wird.


Strategien gegenWindhalm


Wie eingangs erwähnt, bieten Produkte wie Herold, Bacara Forte, Malibu bzw. Kombinationen aus Cadou SC + Picona eine sichere Wirkung gegen Windhalm. Auf undrainierten Flächen haben sich zudem Mischungen aus Cadou SC + Fenikan/Herbaflex bewährt. Auch vor dem Hintergrund einer ausreichenden Wirkung gegen Kamille und Einjähriger Rispe sollten die Aufwandmengen nicht deutlich unter 0,4 l/ha Herold bzw. 1,0 l pro ha Bacara Forte liegen. Auf undrainierten Flächen bietet die Zumischung von 1,5 l/ha IPU/CTU mehr Einsatzflexibilität und Wirkung gegen Kornblume. Herold, Bacara Forte usw. können dann in der Aufwandmenge rund 20 % abgesenkt werden (s. Übersicht 1, Seite 54).


Optimal ist es, wenn im Vor- bis frühen Nachauflauf auf feuchte, abgesetzte Böden behandelt werden kann. Im späteren Nachauflauf nimmt die Wirkung gegen Kamille und Rispe schnell ab. Eventuell nicht erfasste Unkräuter inklusive Kornblume und Mohn lassen sich im Frühjahr u. a. mit 1,0 l/ha Ariane C bekämpfen.


Auf extremen Kornblume-Standorten empfiehlt sich schon im Herbst eine gezielte Bekämpfung. Wo IPU/CTU Auflagen-bedingt nicht genutzt werden darf, kann alternativ 30 g/ha Pointer SX zugemischt werden. Die Kornblume muss in diesem Fall aufgelaufen sein. In Weizen, Triticale und Roggen lassen sich anstelle von IPU/CTU auch 15 g/ha Ciral/Lexus bzw. Kombinationen aus 0,25 l/ha Cadou SC + 150 g/ha Absolute M nutzen.


Speziell in Weizen ist Sumimax eine Alternative zu Herold, Bacara Forte usw. Es ist sehr verträglich, obwohl es nach dem Einsatz nicht selten zu Aufhellungen an der Kultur kommt. Beim Ertrag schnitten die Sumimax-Varianten in unseren Versuchen immer am besten ab.


Auch aus diesem Grund ist Sumimax prädestiniert für Anwendungen in späteren Saaten. Bewährt, besonders für Standorte mit Kornblume, haben sich Kombinationen aus 50 g/ha Sumimax + 16,5 g/ha Ciral. Mischungen aus 60 g/ha Sumimax + 0,15 l/ha Cadou SC bzw. + 0,15 l/ha Herold sind bei stärkerem Auftreten von Rispe vorzuziehen.


Wetter entscheidet über Fuchsschwanz-Strategien


Getreu dem Motto, dass die Unkrautbekämpfung mit der Saat beginnt, sollte Wintergerste nicht auf Problemstandorten ausgedrillt werden. Darüber hinaus entscheidet die Witterung über sinnvolle Behandlungsstrategien (s. Übersicht 2).


Sofern nach der Saat feuchte Bedingungen gegeben sind, empfiehlt sich der Einsatz von z.B. 0,6 l/ha Herold, 0,75 l/ha Bacara Forte + 0,3 l/ha Cadou SC oder 4,0 l/ha Malibu im Vorauflauf. Auf undrainierten Flächen ist wiederum der Zusatz von 1,5 bis 2,0 l/ha IPU/CTU l/ha sinnvoll.


Auf milden Standorten mit mittlerem Gräserdruck und guten Anwendungsbedingungen kann die Aufwandmenge der Bodenpartner um 20 % reduziert werden. Sie sollten jedoch berücksichtigen, das Bacara Forte in Wintergerste weniger verträglich ist als die genannten Alternativen. Roggen wird mit allen Präparaten geschädigt, wenn er „die Glocken hören kann“.


Auf milden Standorten wird mit den genannten Behandlungsmöglichkeiten meist eine vollständige Gräser- und oft auch Unkrautbekämpfung erreicht. Bei höheren Tongehalten sind dagegen Nachbehandlungen einzuplanen.


In Wintergerste ist es vorteilhaft, die Nachbehandlungen noch im Herbst mit 0,9 l/ha Axial durchzuführen. Gleiches gilt für Roggen und Triticale, wobei in diesen Kulturen Topik 100 mit 0,5 bis 0,6 l/ha besser geeignet ist. Im Weizen bestehen die besten Erfolgsaussichten bei Anwendung von 400 bis 500 g/ha Atlantis im Frühjahr.


Axial, Topik 100 und Atlantis sind reine Blattherbizide. Eine optimale Benetzung der Ungräser muss daher oberstes Ziel sein. Axial und Topik 100 wirken bei kühler Witterung sehr gut und sollten auch im Spätherbst noch eingesetzt werden. Weidelgräser lassen sich mit Axial und Atlantis bekämpfen. Topik 100 hat eine weniger sichere, oft aber ausreichende Wirkung.


Bei Trockenheit im ­Nachauflauf bekämpfen


Ist es zum Vorauflauftermin trocken, liegen die Wirkungsgrade der Bodenherbizide oft nur bei 50 %. Dann ist es besser, in den Nachauflauf auszuweichen. Hier gibt es verschiedene Optionen:


1. Auf undrainierten Flächen bieten sich 2,5 l/ha IPU/CTU plus 2,5 l/ha Stomp Aqua bzw. plus 3,0 l je ha Malibu an, optimalerweise im frühen Nachauflauf. Je nach Gräserdruck reicht dies aus. Falls nicht, werden die oben beschriebenen Nachbehandlungen erforderlich.


2. Auf drainierten Flächen bzw. wo IPU/CTU kaum noch wirkt, sollte es ausgetauscht werden – in Wintergerste durch 0,9 l/ha Axial, in Weizen, Roggen und Triticale durch 0,5 bis 0,6 l/ha Topik 100. Bei Topik empfiehlt sich der Zusatz eines Additivs wie z. B. 50 ml /ha Silwet Gold.


3. In Weizen, Roggen und Triticale ist anstelle von IPU/CTU auch 20 g/ha Lexus möglich. Dies sollte aber nur dort geschehen, wo Lexus in der Vergangenheit hundertprozentig gewirkt hat. Die Alternative Lexus ist also nur sinnvoll, wenn davon ausgegangen werden kann, dass im Frühjahr keine Nachbehandlung gegen Fuchsschwanz erforderlich wird.

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