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Kleinwälder professionell bewirtschaften

Lesezeit: 4 Minuten

Ein neues EU-Projekt soll Besitzern von kleinen Waldflächen Tipps zur Bewirtschaftung geben und so dort die riesigen Holzreserven mobilisieren. In Deutschland übernimmt das KWF wichtige Aufgaben in dem Projekt Simwood.


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Holz ist knapp. Und viel Holz wächst in kleinparzellierten Wäldern. Das Problem: In ganz Europa haben viele Besitzer dieser Kleinflächen kaum noch Bezug zu ihrem Besitz. Oder sie sind längst in die Städte gezogen und für die Forstwirtschaft kaum zu erreichen. „Diesen Schatz wollen wir jetzt heben“, sagt Dr. Ute Seeling, die Geschäftsführende Direktorin des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (KWF) in Groß-Umstadt. Das KWF ist deutscher Partner im vierjährigen EU-Projekt Simwood, das im November 2013 gestartet ist. Der Kunstbegriff Simwood bedeutet übersetzt: Nachhaltige Holzmobilisierung in Europa. Genau darum geht es: „Wir wollen konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten, mit denen wir die neue Generation von Kleinwaldbesitzern besser erreichen“, fasst Forstingenieurin Nadine Karl zusammen. Sie kümmert sich seit Februar 2014 beim KWF vor allem um dieses 7,5 Mio. €-Projekt.


Zwar sind 28 Organisationen aus elf Mitgliedsländern beteiligt, doch die „Treiber“ bei Simwood sind vor allem Frankreich und Deutschland. In Deutschland hatte man bereits vor Jahren versucht, mit dem Holzabsatzfonds auch die kleinen Waldbesitzer zu erreichen. Zwischenzeitlich sieht man diese Initiative eher mit Ernüchterung. Zwar gab es interessante und erfolgreiche Einzellösungen, aber der breite Effekt auf die Kleinprivatwald-Besitzer blieb aus. Viele dieser Waldbesitzer scheinen sich nur dann für ihre Bestände zu interessieren, wenn es ums Brennholz für den eigenen Ofen geht. Eine nachhaltige, forstwirtschaftliche Pflege der Wälder ist so natürlich nicht möglich. Dabei ist das Potenzial gewaltig: In Bayern gehören bspw. 700 000 Waldbesitzern rund 57 % der gesamten Waldfläche.


Ziel Waldumbau:

Simwood wählt jetzt einen möglichst ganzheitlichen Ansatz. Es geht den Projektplanern nicht allein um die Holznutzung. Genau so wichtig ist ihnen auch der Waldumbau. Durch das Bewirtschaften sollen Reinbestände in stabilere Mischwälder umgewandelt werden. Nur so lassen sich Kalamitäten wirksam eindämmen. Ungepflegte Fichtenbestände sind oft windwurfgefährdet und Ausgangspunkt von Käfer-Kalamitäten.


Das Simwood-Projekt setzt vor allem auf neue Wege der Information, besonders der jungen Waldbesitzer der nächsten Generation. Im Mittelpunkt steht der sogenannte „Mobiliser“, ein Online-Informationssystem, das ab Oktober 2015 ans Netz gehen soll. Die Ideen dahinter sind auch für bäuerliche Waldbesitzer hoch interessant.


Simwood unterteilt sich in fünf Schwerpunkte: Waldbesitz, Holzernte, Waldbau, Natur- und Klimaschutz sowie Forstpolitik. Zunächst wird in 14 Modellregionen der Ist-Zustand erhoben. Zwei der Regionen liegen in Deutschland, in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Sie werden direkt von Forstingenieurin Nadine Karl bearbeitet. Ihre erste Aufgabe: Welche Holz-erntemethoden eignen sich am besten für die Wälder in den beiden Modellregionen? Wo gibt es Optimierungspotenziale und wie rechnen sich die Verfahren im Vergleich? Dabei gelten die KWF-Kriterien mit der Beurteilung nach den waldbaulichen Zielen, den möglichen Bestandesschäden, der notwendigen Erschließung und der Befahrungsintensität. Auch Möglichkeiten zur Eigenleistung sollen mit einfließen.


Im Mobiliser kann sich der Waldbesitzer dann später fundiert über die verschiedenen Möglichkeiten informieren. Er erhält zudem Informationen zu den aktuellen Durchschnittspreisen am Holzmarkt: „Auch der Laie kann auf Basis dieser Daten den Daumen ziemlich gezielt in den Wind halten“, findet KWF-Chefin Dr. Ute Seeling. „Wir wollen die Leute in die Lage versetzen, fundiert ihre eigene Entscheidung zu treffen.“


Außerdem soll der direkte Draht zum Forstamt bzw. der örtlichen Forstbetriebsgemeinschaft hergestellt werden. Der zuständige Förster könnte dann über das System Kontakt aufnehmen, z. B. mit der Meldung: „Ihre Buchen sind hiebsreif und gerade sehr gefragt.“ Die Entscheidung liegt beim Waldbesitzer, das System versorgt ihn dafür mit allen notwendigen Informationen. Dazu gehören auch die Kontaktdaten von örtlichen Unternehmern. Überhaupt soll das Projekt möglichst regionale Dienstleistungen und Absatzwege bevorzugen.


Verständliche Informationen:

Für Forstingenieurin Nadine Karl ist besonders wichtig, dass die Informationen für die Waldbesitzer leicht verständlich aufgearbeitet werden, nicht im „Förster-Fachchinesisch“, wie sie es nennt. Deshalb soll der Mobiliser durch regionale Informationszentren und durch einen neuen Leitfaden zur Bewirtschaftung von Kleinwaldflächen ergänzt werden.


Viele der „kleinen“ Waldbesitzer müssen erst überzeugt werden, dass die nachhaltige Forstwirtschaft gut für ihren Wald ist. Weil sie oft romantische Vorstellungen haben, denken sie häufig: „Ich mach mal lieber nichts, dann kann auch nichts falsch laufen.“ Dabei sorgen gezielte Eingriffe nach den Ideen von Simwood für deutlich gesündere Bestände. Eigentlich müsste die Kernidee des Projekts deshalb nicht Mobilisierung sondern besser Motivierung heißen.Guido Höner

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