Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Kluge Konzepte gegen ­Glanzkäfer & Co.

Lesezeit: 9 Minuten

Gehen Sie gezielt gegen Rapsschädlinge vor. Bedenken Sie dabei, dass ­unnötige Insektizideinsätze die Resistenzgefahr erhöhen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Im Frühjahr sind Stängelrüssler und Glanzkäfer die wichtigsten Rapsschädlinge. Der Große Rapsstängelrüssler und der Gefleckte Kohltriebrüssler entfalten ausgangs Winter bei Temperaturen über 12 °C erste Aktivitäten. Nach zwei bis drei Tagen mit schönem Wetter verlassen sie ihr Winterlager, um nahegelegene Rapsschläge aufzusuchen.


Zuflug schon im Februar


Im Süden und Südosten ist erster Zuflug häufig bereits im Februar zu beobachten, während sich im Norden selten etwas vor Mitte März bewegt. Je früher die Käfer einwandern und je kleiner der Raps entwickelt ist, desto größer ist die Schadgefahr. Im Raps angekommen, brauchen die Tiere weitere schöne Tage für Reifungsfraß und Begattung.


Mit dem Start der Eiablage beginnt auch die Schädigung des Rapses. So scheidet der Große Rapsstängelrüssler beim Bohren der Eihöhlen Wuchsstoffe aus, die zu Verwachsungen an den Pflanzen führen. Die Eiablage richtet bei diesem Schädling bereits den Hauptschaden an.


Im Gegensatz dazu legt der Gefleckte Kohltriebrüssler seine Eier in die Blattstiele. Der Schaden wird durch die sich aus den Eiern entwickelnden Larven verursacht. Sie bohren sich in die Stängel ein und höhlen sie aus. Die Pflanzen werden geschwächt und sind anfällig gegenüber Trockenheit, Sturm und Pilzkrankheiten.


Da die Larven im Verborgenen arbeiten, bleiben auch Mindererträge oft unentdeckt. In den Versuchen der Landwirtschaftskammer NRW lagen die Ertragseinbußen im Schnitt der letzten 4 Jahre bei gut 3 dt/ha. Die dazugehörenden Kä­ferzahlen lagen zwischen 60 und 120 Kohl­triebrüsslern je Gelbschale. Große Rapsstängelrüssler waren nicht vertreten.


Geht man von der groben Annahme aus, dass 30 Triebrüssler 1 dt/ha Ertrag kosten, liegt der Bekämpfungsrichtwert bei 20 Käfern je Gelbschale. Dabei wird unterstellt, dass die Maßnahme inklusive Durchfahrt 20 €/ha kostet und der Doppelzentner Raps 30 €/ha erzielt. Ändern sich die Annahmen, sollte der Bekämpfungsrichtwert angepasst werden. Beim Großen Rapsstängelrüssler ist aufgrund des höheren Schadpotenzials nur etwa die Hälfte an Käfern zu tolerieren wie beim Kohltriebrüssler.


Faustregeln helfen nicht weiter


Da der Zeitpunkt des Auftretens zwischen den Regionen, aber auch zwischen den Jahren sehr unterschiedlich ist, funktionieren keine Faustregeln. Bei-spiel: In 2009 kamen die Rüssler nach einem langen kalten Frühjahr spät, aber konzentriert Anfang April. Bei Temperaturen um 22 °C begannen sie bereits nach 5 Tagen mit der Eiablage. Schon zwei Tage nach dem Begin der Eiablage lag der Wirkungsgrad von Insektizidmaßnahmen nur noch bei 50 % – zwei Tage vorher waren es noch 100 %.


In anderen Jahren erfolgt der Zuflug verzettelt über einen längeren Zeitraum. Oft wird er auch von Kältephasen unterbrochen, in denen sich die Käfer nicht weiterentwickeln und daher zögerlich mit der Eiablage starten. In solchen Jahren ist es von Vorteil zu wissen, was auf den eigenen Schlägen vor sich geht. Über Gelbschalen können die entscheidenden Parameter (Zuflugsbeginn, Käfer je Schale) ermittelt werden. Mithilfe dieser Daten lassen sich die folgenden Fragen beantworten: Ist die Behandlung notwendig? Muss die Spritzung in den nächsten Tagen erfolgen? Kann bis zur nächsten Schönwetterphase gewartet werden, um gleichzeitig Wachstumsregler zu kombinieren?


Hilfreich ist auch das Beratungssystem proPlant, das auf der Grundlage regionaler Witterungsdaten über Eiablagereife und der Wahrscheinlichkeit von weiterem Zuflug informiert. Diese Daten werden unter www.proPlantexpert.com für 545 Wetterstationen bundesweit angeboten.


Zur Bekämpfung der Stängelrüssler sind (Ausnahme Mavrik) alle Produkte aus der Gruppe der Pyrethroide sehr gut geeignet. Weniger sicher sind Reldan 22, Dursban Delta und Pyrinex 25 CS gefolgt von Biscaya und Mospilan.


Zwischen Plage und Nutzen


Dass Rapsglanzkäfer zur Plage werden können, war 2006 und 2007 im Osten und Nordosten zu beobachten. Extreme Befallsbilder bis hin zu Mulchern, die nach dem Abschlegeln verbliebener Rapsstrünke zentimeterdick mit Glanzkäfer überzogen waren, kamen 2009 aus dem Süden Deutschlands.


Auf der anderen Seite wird der Rapsglanzkäfer in seiner Schadwirkung aber auch überschätzt. So zeigen zahlreiche, alte wie neue Untersuchungen, dass sich ein gewisser Käferbesatz durchaus positiv auf den Ertrag auswirkt. Ob es nun darin liegt, dass die Käfer als Bestäuber fungieren oder unnötigen Schotenansatz verhindern, sei dahingestellt. Fest steht, dass der Käfer unterhalb der bekannten Schadschwellen zum Nützling wird.


Bei der Anwendung der Schadschwelle gilt es zunächst Ruhe zu bewahren und den Befall in der Fläche und nicht nur an einzelnen Zeigerpflanzen, die durchaus bis zu 30 Käfer auf den obersten Knospenständen beherbergen, zu bewerten. Solche extrem befallenen Pflanzen sollten Sie nicht isoliert, sondern zusammen mit den Nachbarpflanzen betrachten. Zudem entspannt sich oftmals die Situa-tion mit jedem Schritt in das Innere des Schlages.


Bei geringem Besatz konzentrieren sich die Käfer auf die am weitesten entwickelten Pflanzen bzw. Knospen. Zum Teil handelt es sich dabei auch um Ausfallraps.


Eigene Versuche sowie alte und neuere Ergebnisse aus anderen Anbauregionen zeigen, dass im Vergleich zum Stängelrüssler die Glanzkäferbehandlung häufig mit geringerem oder gar keinem Mehrertrag verbunden ist. So ergab ein mehrjähriges Versuchsprogramm der LTZ in Baden-Württemberg, dass die Mehrerträge bei der Behandlung der Frühjahrsschädlinge (Stängelrüssler und Glanzkäfer) bis zu 15 % betragen können, wohingegen die Glanzkäferbehandlung im Schnitt nur 3 % brachte.


Wie viel Käfer tolerieren?


Die bekannten Schadschwellen von 2 bis 6 Käfern je Pflanze haben also nach wie vor Gültigkeit. Dabei kann die Anzahl der zu tolerierenden Käfer mit dem Durchmesser der obersten Knospenstände gleichgesetzt werden. Beispiel: Bei 4 cm Knospendurchmesser 4 Käfer je Pflanze.


Ist eine Behandlung erforderlich, sollten Sie das Pulver nicht zu früh verschießen. Denn: Folgt auf ein kurzes Hoch wieder eine Phase mit nasskalter Witterung, kann mit Ruhe die nächste Schönwetterperiode abgewartet werden. Nennenswerte Aktivität entwickeln die Käfer nur bei Temperaturen über 15 °C verbunden mit langer Sonnenscheindauer. Auch der Bekämpfungserfolg steigt, wenn an Tagen behandelt wird, an denen die Käfer sehr mobil sind und sich auf den oberen Pflanzenteilen tummeln.


Für eine erste Behandlung, die sich gegen Stängelrüssler und Glanzkäfer richtet, ist Trebon 30 EC das Mittel der Wahl. Talstar 8 EC ist auch geeignet, allerdings aktuell nicht zugelassen. Restmengen können Sie aber bis zum 31. Mai 2011 einsetzen. Besteht nach dem Einsatz dieser Produkte weiterer Handlungsbedarf, sollte mit Biscaya ein anderer Wirkmechanismus genutzt werden. Als B 4-Präparat ist Biscaya auch über Tag dann einsetzbar, wenn erste Pflanzen blühen.


Geht es bei Starkbefall um eine schnelle Sofortwirkung, ist das Pyrethroid Mavrik besonders geeignet. Es passt optimal in die Strategie, wenn zuvor noch kein Pyrethroid (z. B. gegen Rüsselkäfer) gespritzt wurde. Die Wirkungssicherheit des Mittels Mavrik lässt nach, wenn der pH-Wert des Wassers oberhalb von 8 liegt. Durch den Zusatz von Bor wird der pH-Wert weiter erhöht.


Um dies auszugleichen, wird Mavrik mit Citronensäure angeboten. Zur Abpufferung der Spritzbrühe sollte die Citronensäure also vor den Blattdüngern in den Tank kommen. Auch ist zu beachten, dass sich die Bienenschutzauflage in Mischung mit Folicur, Caramba, Prosaro, Carax und Matador von B 4 zu B 2 ändert. Solche Kombinationen können erst nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr ausgebracht werden, wenn blühende Pflanzen vorhanden sind.


Sondergenehmigung noch offen


Noch nicht geklärt ist, ob die Produkte Pyrinex 25 CS, Reldan 22, Dursban Delta, Avaunt, Fyfanon bzw. Plenum eine Genehmigung nach § 11 (Gefahr im Verzug) zur Bekämpfung von Rapsglanzkäfern bekommen. Dies ist sicher wünschenswert. Bei extremen Befallsdichten, wie sie zumindest in einzelnen Bundesländern in den letzten Jahren zu beobachten waren, ist es schwierig, allein mit den aktuell zugelassenen Präparaten zurechtzukommen. Besonders Pyrinex 25 CS hat sich in diesen Situationen bewährt.


Da nicht bekannt ist, wann und wo wie viel Fläche von Starkbefall mit Rapsglanzkäfern betroffen sein wird, ist die Mengenplanung für Industrie und Handel sehr schwierig. Auch Sie als Landwirt müssen mit dem Problem umgehen, dass die genannten Produkte nur in Beständen ohne blühende Pflanzen einsetzbar sind. Das Einsatzfenster kann also sehr kurz sein.


Anstelle von Reldan 22 wird in 2011 evtl. Dursban Delta angeboten. Wirkstoff, Aufwandmenge und Formulierung sind ähnlich wie bei Pyrinex 25 CS. Das Wirkniveau von Pyrinex 25 CS wird nach unseren Ergebnissen aber nicht erreicht.


Vermeiden Sie Resistenz!


Rapsglanzkäfer sind auf vielen Pflanzen zu Hause und leben nur mit ihrer ersten Generation im Winterraps. Die Population durch intensiven Insektizideinsatz so stark zu dezimieren, dass sie sich davon nicht erholt, ist unmöglich. Entscheidend für die Befallstärke sind die Überwinterungsbedingungen. Schädlinge haben es gern trocken. Kälte macht ihnen in der Regel wenig aus. So finden sich die meisten Käfer in Ländern wie z. B. Polen mit kontinental geprägtem Klima. Mit den milden, feuchten Wintern wie z. B. in England kommen die Käfer dagegen schlecht zurecht.


So werden in Polen intensiv Insektizide eingesetzt und die Resistenz der Käfer gegenüber Pyrethroiden ist dort am stärksten ausgeprägt. In England ist das Resistenzniveau der Glanzkäfer dagegen deutlich niedriger und aktuell vergleichbar mit der Situation in Deutschland vor einigen Jahren.


Die „Lebensdauer“ eines Produktes verlängert sich mit jeder Behandlung, die nicht durchgeführt wird. Neben der Umsetzung der Schadschwelle in der Schossphase des Rapses bieten sich während der Blüte größere Verzichtsmöglichkeiten. Mit beginnender Blüte nimmt die Schadwirkung der Rapsglanzkäfer ab. Die später in der Blüte auftauchenden Rapsglanzkäferlarven sind nur bei Extrembefall von Bedeutung.


Bei der Blütenbehandlung geht es in erster Linie um die Kontrolle von Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke. Der Rüssler ist in den allerwenigsten Fällen ein Problem. Auch die Kohlschotenmücke wird selten, und dann meist nur am Rand gefährlich.


Gelingt es, das Insektizid nur im Randbereich einzusetzen, werden in der übrigen Rapsfläche die Rapsglanzkäfer- und Stängelrüsslerlarven von Nützlingen parasitiert. Sie bekämpfen resistente und empfindliche Larven gleichermaßen und die Wirkungsgrade sind mit etwa 60 % beachtlich.

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.