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Kommentar - Ackerfuchsschwanz: Es ist bereits 5 nach 12!

Lesezeit: 5 Minuten

Die Herbizidresistenz bei Ackerfuchsschwanz ist dramatischer, als viele in der Praxis wahrhaben wollen. Auf etlichen Standorten – längst nicht mehr nur in Schleswig-Holstein – geht bereits nichts mehr. Das blattaktive Herbizid Atlantis hat die Bekämpfung zu lange zu einfach gemacht und dazu verführt, das System (enge Fruchtfolgen, reduzierte Aufwandmengen, ungünstiger Herbizideinsatztermin, unzulängliche Gesamtherbizidstrategie) trotz aller Warnungen völlig auszureizen. Die Quittung: Die Resistenz-Standorte nehmen weiter zu. Viele bislang unverdächtige Standorte sind mittlerweile mit resistentem Ackerfuchsschwanz verseucht, ohne dass es die Bewirtschafter ahnen.


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Herbizide ausgereizt:

Herbizidtechnisch sind fast alle Möglichkeiten ausgereizt. Die Versuche in den letzten Jahren haben kaum neue Erkenntnisse gebracht (Bodenherbizid + Blattherbizid im Herbst oder Frühjahr + AHL oder SSA). Es stehen momentan keine neuen Herbizide zur Verfügung. Und es sind auf absehbare Zeit auch keine in Sicht. Das bedeutet: Wir müssen mit den beschränkten Mitteln so lange wie möglich haushalten.


Das Damoklesschwert, dass wir nicht mehr über funktionierende Blattherbizide verfügen, schwebt über uns allen. Umso unverständlicher ist die überwiegend praktizierte Handlungsweise: „Warum soll ich jetzt etwas ändern, wenn es mein Nachbar nicht tut und die Kiste sowieso gegen die Wand fährt.“ Diese Denkweise herrscht nicht nur unter Landwirten, auch Beratung und Industrie können sich nicht ganz frei davon sprechen. Doch beim Thema „Fuchsschwanz“ zählen nicht kurzfristige Jahresabschlüsse, hier müssen langfristige Strategien her!


Grünland oder Brache?

Auf Standorten aber, auf denen die Ackerfuchsschwanz-Resistenzen zunehmen, muss an jeder Stellschraube gedreht werden, um den Selektionsdruck von den Herbiziden zu nehmen – auch wenn es weh tut. Aber gewaltig schmerzen wird es erst recht, wenn mit Atlantis auch das letzte Blattherbizid der Resistenzentwicklung zum Opfer fällt. Dann bleibt als letzte Möglichkeit nur noch:


  • Der Anbau einer mehrjährigen Kultur mit Schnittnutzung (Grünland/Luzerne) oder
  • ein Jahr Brache, wie in England bereits heute praktiziert, wo der Zug in Sachen Ackerfuchsschwanzresistenz bereits gegen die Wand gefahren ist. Dort muss der aufkommende Fuchsschwanz vor der Samenreife gemäht werden.


Beides sind keine wünschenswerten Optionen! Wenn Sie aber gegen das Resistenzproblem bei Ackerfuchsschwanz eine einfache Lösung nach starrem Schema erwarten, dann werden Sie jetzt enttäuscht. Denn ein Patentrezept für alle denkbaren Situationen lässt das problematische Ungras nicht zu. Gefragt sind Kenntnisse über die Zusammenhänge von Fuchsschwanz und Umwelt, Fingerspitzengefühl, sorgfältiger Maschineneinsatz und vor allem Geduld. Die beiden Hauptfragen, die sich hierbei stellen, sind:


  • Wie lässt sich das Samenpotenzial im Boden verringern?
  • Wie verhindere ich neuen Samen-eintrag in den Boden?


Wissen, wann der AF keimt:

Die Zwischenergebnisse des Projektes liefern erste Lösungsansätze. Die Biologie des Fuchsschwanzes muss dabei stärker in den Fokus rücken (siehe Beitrag auf Seite 53). Das bedeutet: Sie müssen die Bodenbearbeitung den Kenntnissen über die primäre und sekundäre Keimruhe diese Ungrases anpassen. In Jahren mit langer primärer Keimruhe führen mehrmalige Bearbeitungsgänge nur zur Gewissensberuhigung und Dieselverbrauch. Das Auflaufen des Fuchsschwanzes fördern Sie dadurch nicht.


Ist man konsequent, müsste man eigentlich warten, bis der Fuchsschwanz keimt. Das bedeutet: Spätsaat oder – wenn das Wetter nicht mehr mitspielt – Aussaat einer Sommerung. Geht man diesen Weg nicht, bleibt nur das Pflügen mit der Konsequenz, dass man die Samen (resistente und nicht resistente) vergräbt. Die Folge: Der Samenvorrat an Fuchsschwanz im Boden steigt weiter an.


Ackerbaulich gegensteuern!

In den beiden ersten Jahren des Großflächenversuches zeigte sich auch deutlich, dass sich der Fuchsschwanzbesatz enorm schnell aufschaukelt, wenn keine Blatt­herbizide mehr eingesetzt werden oder wenn diese nicht mehr wirken. Das ist unsere Zukunft! Wenn wir jetzt nicht auch mit ackerbaulichen Maßnahmen gegensteuern, ist die Resistenz schneller da, als wir glauben und uns lieb ist. Durch ackerbauliche Maßnahmen lässt sich eine wei­tere Resistenzentwicklung zwar nicht verhindern, aber deutlich verschieben.


Auch jetzt müssen schon Erschwernisse in Kauf genommen werden:


  • Man kann auf „verseuchten“ Flächen keine Frühsaaten proklamieren. Da stehen nicht die Erträge der Frühsaat im Vordergrund, sondern der Ackerfuchsschwanz. Aussaatstärke und Sorte müssen angepasst werden.
  • Dünne, kümmerliche Bestände sind tabu! Hier drohen verstärkt Nachaufläufer. Da sich eine Fuchsschwanzpflanze sehr stark bestocken kann, wenn sie Platz hat, müssen gut abdeckende Sorten eingesetzt werden. Ziel muss ein flächendeckend guter Pflanzenbestand sein, der es dem Fuchsschwanz so schwer wie möglich macht.
  • Keine Weizenmonokultur auf Standorten mit resistentem Fuchsschwanz! Im Winterraps hat man mit Kerb Flo die Möglichkeit, den Fuchsschwanz zu bekämpfen. Danach hilft der Rapsbestand mit. Wo FOPs und DIMs nicht mehr wirken, muss der Kerb-Termin allerdings erst einmal erreicht werden.
  • Der Einbau einer Sommerung muss in Betracht gezogen werden. Mais kommt aber nicht infrage, weil hier die Herbizide an denselben Wirkorten ansetzen.


Mit den Herbiziden haushalten!

Bei den vorgestellten Ergebnissen handelt es sich um einen Zwischenbericht. Es gibt kein Patentrezept gegen herbizidresitstenten Fuchsschwanz. Vielmehr gilt es, mehrere Möglichkeiten zu nutzen, um


  • den Selektionsdruck auf die Herbizide zu vermindern,
  • den Eintrag von neuen resistenten Fuchsschwanzsamen in den Boden zu verhindern und
  • langfristig den Samenvorrat an Fuchsschwanz zu verringern.


Packen Sie das Problem jetzt an, denn es ist bereits 5 nach 12!

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