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Mais: Der Patient von morgen?

Lesezeit: 7 Minuten

In Mais nehmen Blattkrankheiten und vor allem Fusarium-Infektionen deutlich zu. Konsequenzen hat das auch für Folgekulturen. Über aktuelle Versuche und Strategien berichten Dr. Ute Kropf und Prof. Dr. Klaus Schlüter, FH Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft.


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Beim Mais scheint alles so einfach zu sein: Standardisierte Anbau-, Pflege- und Erntetechnik, verlässliches Wachstum und hohe Qualitäten bei guter Gesundheit. Doch der Schein trügt! Entgegen der weit verbreiteten Meinung kann Mais sogar ziemlich krank werden. Manchmal sind die Symptome an den Blättern deutlich sichtbar. Viel öfter ist der Krankheitsbefall jedoch unsichtbar, z. B. wenn Fusarien die Stängel besiedeln.


Ein Grund für den höheren Krankheitsdruck ist der regional stark ausgedehnte Maisanbau. War die Sommerkultur jahrzehntelang ein Symbol der leichten Futterstandorte, steht er jetzt mitten zwischen Weizen, Raps und Rüben.


Die Anbauflächen von Mais und Weizen sind in Schleswig-Holstein derzeit gleich groß. Das war früher völlig undenkbar. Zusammen belegen beide Kulturen bereits 40 % der Ackerfläche. In Futterbauregionen liegt der Maisanteil bei über 30 %. Das wirkt sich mittlerweile auf den Pflanzenschutz aus.


Auf vielen Standorten sinken die Maiserträge seit einigen Jahren kontinuierlich und erreichen längst nicht mehr das Niveau der guten Jahre. Unsere Beobachtungen zeigen, dass zunehmend pilzliche Blattkrankheiten am Rückgang der Erträge beteiligt sind. Kommt es auf langjährigen Futterbau- oder auch Ackerstandorten zusätzlich zu Kalium-, Magnesium-, Stickstoff-, Zink- und Kupfermangel, sind erhebliche Ertragsverluste die Folge. Oft sehen die Bestände nach vorzeitiger Abreife aus, überlagert mit Stressfaktoren der Witterung.


Krankheitsdruck steigt:

Mittlerweile ist der Krankheitsdruck auf vielen Standorten so hoch, dass sogar gesündere Sorten zeichnen. Dabei bilden die Maissorten stark unterschiedliche Symptome aus. Die Bestimmung der Krankheitserreger anhand dieser Symptome ist im Norden meist schwierig, da oft mehrere Erreger miteinander konkurrieren. Dabei setzt sich immer derjenige durch, für den die Witterung am günstigsten ist. Deshalb sind die Krankheiten beim Mais oft schwieriger zu unterscheiden, als wir es vom Getreide gewohnt sind.


Stärkeren Blattbefall konnten wir in den letzten Jahren vor allem dort beobachten, wo regelmäßig Ernterückstände auf dem Boden verbleiben. Wird z. B. Biogasmais wegen hoher Flächenleistung in Mulchsaat angebaut, liegen die unzerkleinerten Stoppeln des Vorjahres oft noch auf dem Boden. Das erhöht das Infektions- und Ertragsrisiko deutlich.


Versuche auf unserem Versuchsfeld „Lindenhof“ zeigen: Während der Ertrag nach Mulchsaat 2007 im ersten Jahr der Maisselbstfolge nur 18 dt/ha Frischmasse (FM) unter der Pflugsaat lag, waren es im sechsten Jahr bereits 63 dt/ha FM weniger (Übersicht 1). Auch bei einem Fruchtwechsel von Mais und Weizen zeigen sich die Unterschiede zwischen Mulch- und Pflugsaat. Diese sind allerdings nicht so ausgeprägt (Übersicht 2).


Weil in Deutschland bisher noch keine Fungizide für den Maisanbau zugelassen sind, ist eine Diskussion um das Für und Wider zusätzlicher Pflanzenschutzmaßnahmen derzeit müßig. In den Vordergrund rücken daher pflanzenbauliche Faktoren.


Gegen Blattkrankheiten im Mais ist das Pflügen die wichtigste phytosanitäre Maßnahme. Sie verbessert die Blattgesundheit und den Ertrag. In Befallsjahren brachte die Pflugsaat in unseren Versuchen bis zu 72 dt/ha FM Mehrertrag (+ 17 %) im Vergleich zu den Mulchsaat-Varianten. Der im Versuch ebenfalls geprüfte Fungizideinsatz verbesserte den Ertrag der Mulchsaat zwar um bis zu 33 dt/ha FM, erreichte aber in keinem Fall das Niveau der Pflugsaat ohne Fungizide. Das heißt: Rund 40 dt/ha FM stecken als Ertragsreserve nicht in den Blättern!


Unterpflügen fördert aber Fusarien!

So gut das Unterpflügen der Maisstoppeln den Befall mit Blattkrankheiten auch vermindert, gegen Fusarien aus dem Boden wirkt es überhaupt nicht. Vor allem unzerkleinerte Maisstoppeln bieten Fusarien eine gute und langfristige Entwicklungsgrundlage. Diese Schadpilze sind nicht unbedingt auf oberflächige Sporenbildung und Verbreitung durch Wind und Regen angewiesen. Sie können auch aus dem Boden heraus über Myzel und Dauersporen die nachfolgenden Kulturen infizieren.


Unzerkleinert eingepflügte Maisstoppeln liegen mehr als eine Vegetationsperiode im und auf dem Boden. Beim nächsten Pflügen werden sie wieder nach oben gedreht. In der Fruchtfolge Weizen/Mais konnten wir an der Fusarium anfälligen Weizensorte Ritmo regelmäßig deutlich stärkere Verbräunungen an der Halmbasis als Folge bodenbürtiger Fusarium-Infektionen feststellen.


Problem Stängelfusarien:

Während Fusarium-Halmbasisbefall bei Weizen spätestens ab Juli sehr auffällig ist, beobachtet man an Silomais nur selten markante Symptome. Erkennbar sind in den letzten Jahren aber zunehmend die Sporenlager auf Blattscheiden und Sekundärkolben (siehe Fotos rechts).


Typisch für Fusarium-Befall ist es, dass zuerst geschwächtes oder verletztes Gewebe Symptome zeigt. Aus Süddeutschland wissen wir zudem, dass Bohrlöcher des Maiszünslers das Eindringen der Fusarien von außen erleichtern. Wenn im Norden unter Blattscheiden – meist auf verdeckten Kolbenanlagen – sporulierende Fusarien zu finden sind, deutet das darauf hin, dass die Infektionen bereits in der Pflanze sind. Sie wachsen leicht aus dem weichen Gewebe heraus.


Diese unsichtbar wachsenden Fusarien im Stängel bilden Mykotoxine, die sich in der Pflanze verteilen. Das zeigten bereits unsere ersten Analysen vom Häckselgut aus Maisversuchen 2011. Hier lagen die Gehalte von DON und ZEA generell über den Grenzwerten für unverarbeiteten Körnermais! Dabei waren die Werte im Mais nach Weizen deutlich niedriger als im Mono-Mais (Übersicht 3).


Überraschend waren die Unterschiede zwischen Pflug- und Mulchsaat. Hier ist aber zu beachten, dass die Pflugvariante den Befall mit Blattkrankheiten deutlich verzögerte und verminderte, sodass gegenüber der Mulchsaat 72 dt/ha mehr Frischmasse gebildet wurden. Die Gehalte an DON und ZEA waren in der Pflugsaat am höchsten!


Fusarium auch in Folgekulturen:

Die Effekte der Bodenbearbeitung auf die Toxingehalte zeigen sich auch im nachfolgenden Weizen. So konnte das Pflügen den Besatz mit Fusarien in den Weizenstoppeln nicht vermindern. Das zeigen unsere mehrjährigen Stoppeluntersuchungen. Die Praxisproben aus Schleswig-Holstein belegen, dass Fusarien in Weizenstoppeln weit verbreitet sind. Im Gegensatz zum Maisstängel zeigen sich Fusarien im Weizen deutlich häufiger an den Halmbasen und Knoten in Form von Verbräunungen oder rötlichen Sporenlagern (siehe Fotos auf Seite 64).


Mittlerweile ist nachgewiesen, dass Fusarien im Weizenstängel wachsen und symptomlos die Ähre erreichen. Feuchtes Wetter nach dem Ährenschieben fördert Ährensymptome, meist als partielle Taubährigkeit ohne deutliche Sporulation oder mit deutlichen, rot gefärbten Sporenlagern.


Bedenken Sie, dass stark Fusarium-belastete Partien kaum vermarktbar sind. Gelangt befallenes Getreide in die Futterration von Sauen, sind Fruchtbarkeitsprobleme vorprogrammiert. Bei Mastschweinen sinkt die biologische Leistung deutlich.


Doch selbst wenn trockene Witterung die Infektion der Ähren und damit die Toxinbildung verhindert, ist die Gefahr keinesfalls gebannt: Denn die im Halm wachsenden Fusarien bilden auch Mykotoxine. Das beeinträchtigt die Verwendung des Strohs als Futter. Zudem sind die von Fusarien besiedelten Weizenstoppeln eine dauerhafte Infektionsquelle auf dem Acker.


Nach dem Vorstoß des Maisanbaus in die schleswig-holsteinischen Weizenhochburgen haben wir im März 2007 damit begonnen, Maisstoppeln der vorjährigen Ernte von Praxisbetrieben aus allen Landesteilen und dem nördlichen Niedersachsen auf Fusarien zu untersuchen. Bislang sind etwa 250 Anbauflächen erfasst. Im ersten Jahr standen die am häufigsten auftretenden Arten in Schleswig-Holstein im Vordergrund: Fusarium graminearum und Fusarium culmorum.


In den Folgejahren haben wir die Analyse auf sieben wichtige, in Mais und Weizen auftretende Fusarien, ausgeweitet. Hier die Ergebnisse der Maisstoppeluntersuchungen (Übersicht 4):


  • Die Anzahl der Maisbestände mit Fusariumbefall nahm seit 2007 kontinuierlich zu.
  • Während 2007 Fusarium graminearum und Fusarium culmorum in weniger als 10 % der Bestände zu finden waren, treten diese Pilze in 2012 bereits in 100 bzw. 85 % der Maisbestände auf.
  • Fusarium avenaceum, eine wärmeliebende Art, die eher im Süden zu beobachten ist, tritt jetzt auch im Norden in über 80 % der Bestände auf.
  • Rund 90 % der Maisstoppeln sind mittlerweile mit mindestens drei Fusarium-Arten gleichzeitig besiedelt.


Zudem haben wir nach der Weizen­ernte 2012 die Stoppeln von 177 Standorten in Schleswig-Holstein auf sieben Fusarium-Arten analysiert. Die Ergebnisse (Übersicht 5):


  • Im Weizen war der Fusariumdruck niedriger als im Mais.
  • Die dominierenden Arten sind mit Fusarium graminearum, Fusarium culmorum und Fusarium avenaceum dieselben wie im Mais.
  • Von den 177 untersuchten Schlägen waren 37 % von allen drei Arten gleichzeitig besiedelt.
  • Nur vier der untersuchten Bestände waren befallsfrei.
  • Fusarium poae, ein wichtiger Toxinbildner, ist bereits in 40 % der Bestände nachweisbar.

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