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Mais: Mit Fungiziden den Ertrag absichern?

Lesezeit: 6 Minuten

Ab sofort sind zwei Fungizide gegen Blattkrankheiten in Mais auf dem Markt. Was sie leisten, darüber informiert Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Vor allem in Regionen mit verstärktem Maisanbau breiten sich zunehmend Blattkrankheiten aus. Die bedeutendste ist Turcicum-Blattdürre. Bei frühem Befall und günstiger Witterung kann der Pilz den Blattapparat so stark zerstören, dass Ertragsverluste die Folge sind. Gegen diese Krankheit sind jetzt zwei Fungizide zugelassen.


Damit sich der Krankheitsdruck auf Ihren Maisflächen aber gar nicht erst aufschaukelt, sollte man vorbeugend auf eine gute Feldhygiene achten. Wer das Maisstroh und die Stoppeln intensiv zerkleinert und die organischen Reste anschließend sauber einpflügt, senkt das Krankheitspotenzial deutlich.


Fungizide gegen Turcicum:

Das neu zu­gelassene Fungizid Quilt Xcel ist mit 1,0 l/ha ausschließlich gegen Turcicum-Blattdürre zugelassen. Das Wirkspektrum ist aber breiter und erfasst auch andere Blattkrankheiten. Es enthält eine Kombination aus 141,4 g/l Azoxystrobin + 122,4 g/l Propiconazol. Ein Einsatz ist bei Befallsbeginn nach Warndienstaufruf in gefährdeten Sorten auf kritischen Standorten von EC 30 bis EC 69 (Ende Blüte) erlaubt.


Das Fungizid lässt sich einmal pro Saison anwenden und wirkt in erster Linie vorbeugend. Wer 90 % driftmindernde Düsen einsetzt, muss zu Gewässern einen Abstand von 1 m einhalten.


Das ebenfalls kürzlich zugelassene Maisfungizid Retengo Plus enthält 133 g/l Pyraclostrobin + 50 g/l Epoxi-conazol. Erlaubt ist eine einmalige Anwendung von 1,5 l/ha entweder von EC 30 bis 39 oder von EC 51 bis 65.


Das vorbeugend wirkende Fungizid erfasst neben Turcicum-Blattdürre auch andere Pilzinfektionen, wie z. B. die Augenfleckenkrankheit. Wer das Mittel von EC 51 bis 65 einsetzt, muss bei 90 % driftmindernden Düsen einen Abstand von mindestens 5 m zu Gewässern einhalten. Beim frühen Einsatztermin gilt der Länderabstand.


Für beide Produkte empfehlen die Hersteller eine Wasseraufwandmenge von 250 bis 300 l/ha. Damit soll sich trotz der Länge des Maises eine gute Bestandsdurchdringung erreichen lassen.


Mehrerträge möglich?

Um zu prüfen, in welchen Fällen der Einsatz dieser Strobi-Kombinationen zu Mehr-erträgen führt, haben wir ein umfangreiches Versuchsprogramm auf vier Standorten durchgeführt. Die meisten Versuche erfolgten im Körnermais, sodass sich die nachfolgenden Ergebnisse auch immer auf Körnermais beziehen. Getestet haben wir Quilt Xcel und Retengo Plus zu unterschiedlichen Einsatzterminen. Die Ertragsergebnisse in dt/ha Körnermais für die Jahre 2009 bis 2013 differenziert nach Bodenarten sind in Übersicht 1 aufgeführt:


  • Verstärkter Befall mit Turcicum-Blattdürre trat nur in 2011 auf. In 2012 spielte Kabatiella auf einem Standort eine Rolle. Die Ertragsleistung der Fungizide war vor allem auf den schweren Böden eher gering.
  • Auf den leichten Sandstandorten erzielten wir über die Jahre höhere Mehr-erträge. In diesen Beständen war der Druck mit Blattkrankheiten stärker.
  • Dass in 2009 trotz des geringen Krankheitsdrucks der höchste Mehrertrag erzielt wurde, zeigt, dass der Fungizideinsatz auch physiologische Effekte bringen kann. So hat das Fungizid die Blätter des Maises auf dem leichten Versuchsstandort länger grün gehalten und so die Korneinlagerung um einige Tage verlängert.


Berücksichtigen Sie bei diesen Ergebnissen allerdings Folgendes: Die Versuchsflächen spiegeln nicht immer den tatsächlichen Befall in einer Region wider. Zudem zeigt die Übersicht die gemittelten Werte über alle Versuchsstandorte. Auf einer Versuchsfläche trat z. B. in 2011 extremer Befall mit Turcicum-Blattdürre auf. Der Endbefall lag bei 70 % zerstörter Blattmasse in den betroffenen Kontrollparzellen. Mit Fungiziden, eingesetzt zur Blüte des Maises, erreichten wir in diesem Fall Mehrerträge um 17 dt/ha Körnermais.


Andersherum traten auf den guten Böden, wie z. B. in der Region um Soest oder im Rheinland, bei einem deutlich höheren Ertragsniveau kaum Effekte auf. Physiologisch bedingte Mehrerträge tendierten hier gegen Null, da auf den guten Standorten Stresssituation selten vorkommen. In Einzeljahren waren durch die Fungizide sogar Mindererträge zu beobachten.


Einsatz zur Blüte:

Wie stark die Strobi-Kombinationen gegen Turcicum-Blattdürre wirken, verdeutlicht Übersicht 2, Seite 67. Zwar war der Befall mit 6 % zerstörter Blattfläche durch den Pilz in 2011 nur gering, trotzdem gelang eine aussagekräftige Bonitur.


Die Wirkungsdauer der Fungizide liegt bei rund vier Wochen. Turcicum-Erstbefall trat in den Versuchen 2011 in der ersten Septemberwoche nach tropischer Infektionswitterung in der letzten Augustwoche auf. Mit der Behandlung zur Blüte ließen sich gute Wirkungsgrade um 70 % erzielen. Der Fungizideinsatz bei 120 cm Wuchshöhe (EC 39) – ca. drei Wochen früher als die Blütenbehandlung – erreichte deutlich geringere Wirkungsgrade. Die sehr frühe Behandlung um Anfang Juni bei 50 cm Wuchshöhe lag noch darunter.


Bei späterer Krankheitsentwicklung waren die Wirkungsgrade schlechter. Das zeigen die Versuchsergebnisse der Vorjahre. Allerdings ist Starkbefall nur bei frühem Epidemiestart möglich. Es gilt: Wer zur Blüte möglichst nahe an Infektionen behandelt, kann eine Turcicum-Epidemie verlangsamen.


Gegen Schwarzfleckigkeit (Bipolaris zeicola) ließen sich in den Versuchen 2011 vergleichbare Wirkungen wie gegen Turcicum-Blattdürre erzielen. Bei verspätetem Auftreten der Krankheit liegen die Wirkungsgrade nur noch bei 30 bis 50 %.


Kabatiella ist sehr einfach zu bekämpfen. Bei stärkerem Auftreten ließen sich mit den Kombinationen sehr gute Wirkungen bereits im 8- bis 10-Blattstadium des Maises erreichen. Weil auch breit wirksame Spurennährstoffmischungen die Kabatiella-Infektionen zurückdrängen können, ist die Krankheit wohl eher als Schwächeparasit einzuordnen. Bestätigen lassen sich diese Aussagen durch Versuche aus Dänemark. Hier wirken Einfachbehandlungen bereits sehr gut und erzielen Mehrerträge.


Die Wirksamkeit gegen Maisrost konnten wir in zwei Versuchen 2011 überprüfen. Bei einem relativ hohen Endbefall von 9 % Rost streuten die Wirkungsgrade der Fungizide von 20 bis 74 %. Je näher man an der Befallsausbreitung behandelt, umso besser ist die Wirkung. Nennenswerte Ertragsverluste durch Maisrost sind im Norden kaum zu erwarten. Im Süden sind die Klimabedingungen für Maisrost besser.


Nebenwirkung gegen Fusarien:

Neben der Kontrolle von Blattkrankheiten lassen sich mit Fungiziden auch Mykotoxin-Gehalte im Maiskorn reduzieren. Fusarium tritt, wie im Getreide, in Einzeljahren auf. Dass mittlerweile bis zu sieben Fusarienarten den Mais schädigen können, zeigen Stoppelunter-suchungen der Uni Kiel.


Der Fungizideinsatz reduzierte in den Versuchsjahren 2010 und 2011 die DON-Gehalte um rund 50 % im Vergleich zu den unbehandelten Kontrollen. Einsätze vor dem Erscheinen der Kolben bei 120 cm Wuchshöhe des Maises brachten bessere Effekte als späte Behandlungen zur Blüte. Vermutlich sind die Infektionswege beim Mais vielfältiger als beim Getreide.


Zudem zeigen projektbezogene Untersuchungen an der Uni Kiel auch für Silomais – abhängig von der Jahreswitterung – massive Toxinbelastungen im Erntegut. Mit Behandlungen zu unterschiedlichen Terminen gelang auch hier eine deutliche Reduktion der Mykotoxin-Gehalte. Um die Zusammenhänge rund um Fusarium zu klären, sind vor allem wissenschaftliche Untersuchungen dringend erforderlich.


Ob sich ein Fungizideinsatz auf Ihren Maisflächen lohnt, lässt sich anhand des Infektionsrisikos abschätzen. Das Bewertungsschema auf den folgenden Seiten dient als Entscheidungshilfe.

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