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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Maiszünsler: Der Befallsdruck steigt weiter

Lesezeit: 5 Minuten

Der Maiszünsler hat vielerorts im Süden große Schäden angerichtet. Die aggressivere Rasse ist jetzt bis nach Nordbaden vorgedrungen. Wie lässt sich der Schädling stoppen?


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Einen solch hohen Befall mit dem Maiszünsler hatten wir in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren nicht mehr“, sagt Prof. Michael Zellner von der LfL Bayern.


Die Gründe für den Befall:

Pünktlich zum Erntestart zeigte sich Mitte September in vielen Silo- und Körnermaisbeständen das volle Ausmaß der Schäden, die der gefürchtete Falter angerichtet hat: verbreiteter Stängelbruch, Fraßspuren an den Kolben und in der Folge reihenweise Befall mit Fusarien sowie anderen Pilzen. Vielerorts kamen schwere Unwetter hinzu, sodass Bestände großflächig in die Knie gingen.


Als weiteren Grund für den stärkeren Befall führen die Experten den trockenen kalten Winter 2016/17 und den warmen Sommer an, die die Zünslerlarven eher überleben ließ als eine wechselwarme Witterung. „Der Zünsler fliegt in diesem Jahr deutlich länger als in den Vorjahren“, sagt Franz-Josef Kansy vom LTZ Augustenberg. Aber auch die zunehmend extensive Bodenbearbeitung trägt dazu bei, dass sich der Zünsler weiter ausbreiten kann: „Für den Schutz vor Erosion und um Kosten zu sparen, reduzieren immer mehr Ackerbauern die Bodenbearbeitung. Kombiniert mit einer hohen Maisdichte ist das der größte Risikofaktor für das Auftreten des Zünslers“, so Dr. Zellner. Früher seien vor allem die schweren Gipskeuper-Böden in Franken und die sandigen, flachgründigen Standorte in der Oberpfalz typische Zünslergebiete gewesen, weil dort der Pflug tabu war. „Mittlerweile pflügen die Ackerbauern aber auch in problemlosen Regionen nicht mehr im notwendigen Umfang, sodass der Zünsler überall gute Überwinterungs-Quartiere findet.“


Bekämpfung unzureichend:

Mancherorts war 2017 auch die Wirkung der Trichogramma nicht ausreichend: „Durch eine kühle und nasse Witterung während der Anwendung, sind die Kugeln vielfach aufgeweicht, sodass weniger Schlupfwespen geschlüpft sind“, beschreibt Sven Wolpert, Pflanzenschutzberater am Landwirtschaftsamt in Schwäbisch Hall. Anwendungsfehler beim Einsatz der sehr empfindlichen Schlupfwespen seien ebenso denkbar, vor allem bei manueller Ausbringung.


Und als ob diese zahlreichen Gründe für den Vormarsch des Schädlings noch nicht ausreichen würden, kommt hinzu, dass die zur Vorbeugung immens wichtige gründliche Stoppelbearbeitung und Einarbeitung der Pflanzenreste in den Boden noch nicht flächendeckend von allen Landwirten durchgeführt wird: „Viele Praktiker unterschätzen die Zünslergefahr offenbar noch“, sagt Wolpert.


Zweite Rasse jetzt in Nordbaden:

Vor allem im Saatmaisgebiet im Rheintal wäre das aber fatal. Denn dort ist seit mittlerweile über zehn Jahren aufgrund der günstigen Witterung die sogenannte „bivoltine Zünslerrasse“ zuhause, die in einem Jahr gleich zwei Generationen bilden kann (Übersicht 1). 2017 wurde sie nach Auskunft von Franz-Josef Kansy zum ersten Mal in Nordbaden, bei Mannheim, gesichtet.


Die bivoltine Rasse benötigt für die Entwicklung vom Ei bis zum Falter eine geringere Wärmesumme, sodass der Flug in der Regel bereits Mitte Mai und nicht erst Mitte Juni beginnt. Daher sind drei Belämpfungen notwendig. Kansy empfiehlt in Problemgebieten eine zweimalige Trichogrammafreilassung und anschließend den Einsatz eines Insektizides, mit dem nicht nur die Zünslerlarve sondern auch die adulte Form des Maiswurzelbohrers miterfasst wird. Der Flug der ersten Generation verläuft mit unterschiedlicher Intensität, in sog. Wellen. Die erste und zweite Trichogrammafreilassung erfolgen daher zu Beginn von zwei Flugwellen, das Insektizid, wenn die Larven der zweiten Generation schlüpfen.


Zur Bekämpfung der univoltinen Rasse, die innerhalb eines Jahres nur eine Generation ausbildet, reiche eine zweimalige Trichogrammafreilassung oder alternativ ein Insektizid. Als Mittel der Wahl hat sich Coragen durchgesetzt. In Versuchen der LfL Bayern zeigte es aufgrund seiner guten Wirkungsdauer von ca. 14 Tagen über mehrere Jahre hinweg die besten Ergebnisse. In Baden-Württemberg wird zudem das Insektizid Steward eingesetzt, weil es auch gegen den Maiswurzelbohrer wirkt. „Mit diesem Vorgehen sind zum richtigen Anwendungstermin und bei passender Witterung in der Regel Wirkungsgrade von über 70% möglich“, so Kansy. In Versuchen wurden sogar über 90% erreicht (Übersicht 2).


Mulchen allein reicht nicht:

Die wirksamste Vorbeugung sehen die Berater in der intensiven Zerkleinerung des Maisstrohs und der Stoppeln vor dem Erntegerät sowie im anschließenden Unterpflügen. Dadurch wird gleichzeitig die Fusariumgefahr gemindert. Alle Pflanzenrückstände sollten aufgeschlitzt, auf 2 bis 3 cm zerkleinert und dann im Boden 25 bis maximal 30cm tief abgelegt werden: „Bei einem sauberen Tisch und tiefer Einarbeitung der Reste fehlt den Larven intaktes Maisstroh für die Verpuppung und die Falter kommen nicht mehr so leicht an die Oberfläche“, erklärt Dr. Zellner.


Zu tief dürfe es aber auch nicht sein, denn sonst werde die Rotte beeinträchtigt. Zudem seien dicke Strohmatten zu vermeiden. „Die Zerkleinerung der Stoppeln muss sehr gleichmäßig und in den ersten zwei Tagen nach der Ernte stattfinden, damit sich der Zünsler gar nicht erst bis zum Wurzelhals hinunterfressen kann“, sagt Kansy. Das gilt insbesondere bei Körnermais, weil er später geerntet wird und mehr Rückstände hinterlässt.


Welche Technik wählen?

Auf Flächen, auf denen der Pflug eingesetzt werden kann, leistet der Sichelmulcher vorher gute Arbeit. Auf schweren sandigen oder flachgründigen Böden, wo kein Pflügen möglich ist, empfiehlt sich ein schwerer Schlegelmulcher, eventuell mit Hammerschlegeln. Alternativ setzen Praktiker zur Stoppelbearbeitung Scheibeneggen, Kettenscheibeneggen, Messer und andere Walzen ein. Die Qualität ihrer Zerkleinerung, bewerten Fachleute aber als unbefriedigend.


Dietrich Baye, freier Berater für Landtechnik, fasst die Probleme zusammen: „Bisher sind alle mechanischen Vorbeugemaßnahmen nach dem Erntegerät ein Kompromiss, da sie niedergefahrene Stoppeln nicht erfassen und stehende nicht tief genug zerfasern!“ S. Lehnert


Dietrich Baye, freier Berater für Landtechnik, fasst die Probleme zusammen: „Bisher sind alle mechanischen Vorbeugemaßnahmen nach dem Erntegerät ein Kompromiss, da sie niedergefahrene Stoppeln nicht erfassen und stehende nicht tief genug zerfasern!“ S. Lehnert


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