Gebietsweise und jahresabhängig kommt es immer wieder zu Massenvermehrungen von Feldmäusen. Die Möglichkeiten zur direkten chemischen Bekämpfung sind eingeschränkt. Helfen ackerbauliche Strategien, um Schäden vorzubeugen?
Der Anbau von Zwischenfrüchten kann für das Auftreten und die Überwinterung der Mäuse durchaus förderlich sein. Um das zu überprüfen, haben wir einen Feldversuch am Nordost- Rand des Thüringer Beckens zum Zwischenfruchtanbau mit großkörnigen Leguminosen (Gemenge: Ackerbohne, Futtererbse, Saatwicke) in einem Jahr mit erhöhtem Mäuseaufkommen angelegt. Dieser zeigte im Vergleich zur bearbeiteten Stoppelbrache, dass die Zwischenfrucht ideale Bedingungen für die Entwicklung der Mäuse bietet. So lag der Befall bei Mulchsaat flach bzw. tief mit Zwischenfrucht bei 21,5 bzw. 24,5 Mäuselöchern/250m2. Bei Mulchsaat flach oder tief ohne Zwischenfrucht gab es keine Mäuselöcher.
Der Zwischenfruchtbestand schafft Deckung vor Fressfeinden, Schutz vor extremer Witterung und ein ausreichendes Nahrungsangebot. Die Mäuse haben nicht nur den oberirdischen Grünaufwuchs, sondern auch unvollständig eingebettetes Zwischenfruchtsaatgut als Nahrungsquelle angenommen.
Die Bodenbearbeitungsintensität zur Aussaat der Zwischenfrucht (Mulchsaat tief und flach) spielt für die Mäusepopulation ausgangs Winter keine Rolle. Eine Besiedlung der Flächen erfolgte erst nach der Zwischenfruchtaussaat.
Fazit: Die Entscheidung zum Anbau von Zwischenfrüchten und die Pflanzenartenauswahl in Mäusejahren sollte in Abwägung mit anderen Zielen des Zwischenfruchtanbaus (z. B. Erosionsschutz) gut überlegt erfolgen. Wird in bereits etablierten Zwischenfrucht-beständen ein erhöhter Mäusebesatz beobachtet, ist zudem ein zeitiger Umbruch der Zwischenfrucht im Frühjahr zu empfehlen. Eine längere Zeitspanne bis zur Aussaat der Folgefrucht und damit der Entzug von Nahrung und Deckung reduziert in der Regel den Mäusebesatz. Schwieriger wird dies allerdings, wenn der Zwischenfrucht früh auszusäende Sommerungen wie Sommergerste oder Durum folgen sollen.
Dr. Jan Rücknagel, Prof. Dr. Olaf Christen, Universität Halle-Wittenberg