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Mehr wissen für Profis - Wachstumsregler zumrichtigen Zeitpunkt

Lesezeit: 7 Minuten

Viele Landwirte setzen Wachstumsregler in Getreide stadienbezogen ein. In Jahren mit verfrühter Entwicklung wie 2014 und 2015 führt das immer wieder zu Unsicherheiten bei der Terminierung. Hilfen für situationsangepasste Strategien gibt Ihnen Dr. Ute Kropf, FH Kiel.


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Nach langer Herbst- und milder Winterwitterung, wie z. B. 2013/14 und 2014/15, funktionieren die klassischen stadienbezogenen Strategien in Frühsaaten nicht mehr. Der erste Knoten löst sich in Gerste und auch in Weizen bereits im Dezember. Beginnt die Vegetation im März, streckt sich das erste Internodium zu BBCH 31.


Jetzt beginnt das Dilemma: Die dichten und im Fuß zu weichen Bestände sollten eigentlich früh stufenweise von unten nach oben stabilisiert werden. Nun sind aber die ersten Kürzungsstadien bereits vorbei und die Zulassung für CCC im Weizen mit BBCH 31 beendet. Bleiben also nur noch Moddus oder Medax Top, für deren Einsatz die Witterung aber noch nicht passt.


Hinzu kommt, dass in diesem Jahr die Halme nicht nur länger werden, sondern auch ein oder zwei Internodien und Blätter mehr bilden (siehe Kasten auf Seite 98). Bevor das Fahnenblatt kommt und die letzte Kürzung ansteht, werden wir in den früh gedrillten Weizen vier statt zwei Internodien zählen können. Die Frage ist, ob diese alle auch gekürzt und stabilisiert werden müssen.


Die klare Antwort ist: Nein! Denn die Internodien, die sich noch im Kurztag bilden, also vor der letzten Märzwoche, bekommen nicht genug Langtagreiz ab, um sich vollständig zu strecken. Sie strecken sich nur, weil ihr Hormonpool während des langen Herbstes übervoll war und eine Streckung zwangsläufig auslöste. Sie bleiben aber sehr kurz, meist nur 1 bis 3 cm, und sind stark verholzt. Kurztaginternodien werden auch als „hochgeschobener Bestockungsknoten“ bezeichnet.


Kürzen von unten nach oben:

Getreide beginnt bei 14 Stunden Tages­länge (einschließlich Dämmerung) zu schossen. In Deutschland ist dies auf allen Standorten in der letzten Märzwoche der Fall. Alle Internodien, die sich ab Ende März bilden, strecken sich in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Das unterste ist immer das kürzeste und stärkste. Nach oben hin werden sie länger und weicher. Die Internodien verlängern sich in einem bestimmten Verhältnis. So ist z. B. eine mögliche Längenabfolge 5-15-25 cm für das unterste, das zweite und das dritte Internodium. So ist die Pflanze unten standfest und oben geschmeidig, damit sie stehen bleibt und die Ähre nicht abknickt.


Lang­strohige Sorten sind deutlich weicher im Stängel. Diese müssen Sie daher gut stabilisieren. Das gilt vor allem, wenn die Pflanzen beim Schossen viel Stickstoff aufnehmen. Es ist aber auch wichtig in dichten Beständen, wenn unten das Licht zur Halmfestigung fehlt. Um das natürliche Verhältnis von Festigkeit und Geschmeidigkeit nicht aus dem Lot zu bringen, kürzen wir die Stängel stufenweise von unten nach oben ein.


Grundsätzlich reagieren alle Getreidearten gleich auf die Wachstumsregler. Die Unterschiede in der Anwendung bzw. Zulassung ergeben sich durch die unterschiedlichen Entwicklungsrhythmen. Gerste und Roggen bestocken sich sich überwiegend im Herbst und strecken sich bei Vegetationsbeginn im Langtag zügig. Spät gesäter Weizen schosst deutlich später. Daher sieht die Strategie beim ihm völlig anders aus.


Zwischen Schossbeginn bis kurz vor dem Ähren- bzw. Grannenschieben ist der Wachstumsreglereinsatz weitgehend flexibel. Meist bestimmen Pilz­aufkommen und Witterung dann die Abfolge der Durchfahrten. Den Wachstumsregler nimmt man dann bei der Fungizidspritzung einfach mit.


Generell gilt: Steht die Pflanze unter Stress, können Wachstumsregler Schäden verursachen. Trockenheit, zu hohe Temperaturen, Frost, Herbizide und Nährstoffmangel können dann für Blütenverluste, vorzeitige Abreife und eine schlechte Kornausbildung verantwortlich sein. Planen Sie Ihre Strategie so, dass sie nur bei sicherer Wasserversorgung kürzen (siehe Checkliste, S. 98).


Um die passende Strategie festlegen zu können, muss man die Wirkungsweise der Wachstumsregler und ihre Einsatztermine genau kennen.


CCC in der Bestockung:

CCC hemmt die Bildung des Streckungshormons Gibberellin. Es entfaltet seine Wirkung ab etwa 8 °C. Günstiger Einsatztermin ist der Streckungsbeginn eines Inter-nodiums.


In der Bestockungsphase hat die Hemmung der Gibberellinsynthese durch CCC aber einen ganz anderen Effekt. Gibberelline bestimmen hier die Dominanz des Haupttriebes gegenüber seinen Nebentrieben. Verringert CCC die Hormonmenge, ist der Haupttrieb weniger dominant, und die Nebentriebe werden gefördert!


Je nach Entwicklungsstadium wirkt CCC daher völlig unterschiedlich auf die Pflanze:


  • In der Hauptbestockung (BBCH 22 bis 25) verlängert es auch die Bestockungsphase. Die Folge: Die Pflanze bestockt sich stärker. Das heißt, sie legt mehr Triebe an. Diese Möglichkeit bietet sich im heutigen Weizensortiment aber kaum noch. Warum das so ist, lesen Sie im Kasten auf Seite 96.
  • Gegen Bestockungsende (BBCH 29/30) verzögert CCC den Schossbeginn des Haupttriebes, während die bereits angelegten Nebentriebe weiterwachsen. Die Pflanze reduziert weniger Nebentriebe. Das macht die Bestände gleichmäßiger und optisch dichter. Um jeden Nebentrieb in zu dünnen Beständen zu erhalten, ist dies eine wichtige Maßnahme.


Termin Streckung:

Schossbeginn ist der richtige Termin, um die Internodien mit CCC einzukürzen. Das unterste Internodium kürzt man in BBCH 30/31. In BBCH 31 (Winterweizen) eingesetzt, hat man auch noch einen einkürzenden Effekt auf das zweite Internodium. Danach lässt die Wirkung von CCC deutlich nach. Der Grund: Die Gibberellin-Aktivität steigt mit zunehmender Tageslänge immer weiter an. Die Wirkung anderer Wachstumsregler ist dann deutlich besser als die von CCC. Deshalb setzt man CCC in Winterweizen nur bis zum Stadium BBCH 31 und in Wintergerste gar nicht ein.


Spätere Schossphase:

In dieser Phase kommt es darauf an, die Gibberellin-Aktivität zu stoppen. Moddus und Medax Top wirken später und vermindern die Aktivität der bereits gebildeten Gibberelline. Die beste Wirkung bekommt man, wenn der Prozess seinen Höhepunkt erreicht. Das ist der Fall, wenn ein Internodium etwa die Hälfte seiner endgültigen Länge erreicht hat. Höhere Temperaturen und strahlungsreiche Witterung verbessern ebenfalls Einkürzung und Stabilisierung. Moddus/Medax Top wirken deshalb am besten ab 10 bis 12 °C bei sonnigem Wetter.


Das neue Moddus Start beinhaltet den gleichen Wirkstoff wie das herkömmliche Moddus, ist aber anders formuliert. Die Pflanze nimmt den Wirkstoff daher verstärkt auf. Es lässt sich auch bei knapp unter 10 °C bereits anwenden und zwar im Wintergetreide bei BBCH 25 bis 30 (Wintergerste 29 bis 30). Es deckt den Einsatzbereich vor BBCH 31 ab.


Ethephon zum Abschluss:

Halmstabilisatoren mit dem Wirkstoff Ethephon (z. B. Camposan-Extra, Cerone 660) haben selbst eine hormonelle Wirkung als „Ethylen-Generatoren“. Ethylen ist das Alterungs- und Reifehormon. Getreide pflanzen produzieren verstärkt Ethylen, wenn sich die Blütenorgane ausbilden und der Blatt­apparat auf die Umverlagerung von Assimilaten vorbereitet. Das ist in der späten Schossphase der Fall.


Daher ist die Anwendung von Ethephon als Abschlussbehandlung auf die späte Schossphase und ab 15 °C ausgerichtet. Es beschleunigt das Altern und Verholzen der Internodien. Es stabilisiert vor allem das oberste Halmglied. So befähigen wir die Halme, auch schwere Ähren durch Sturm und Regen in die Ernte zu tragen.


Ist die Pflanze jedoch durch Trockenheit, Hitze oder Nährstoffmangel starkem Stress ausgesetzt, produziert sie von vorneherein schon viel Ethylen, um den Stoffwechsel und die Reife zu beschleunigen. Im Extremfall kommt es zu vorzeitiger Abreife und Ertragsverlusten.


Deshalb setzt man Ethephon bei Hitze und Trockenheit besser sehr vorsichtig ein, um den Alterungsprozess der Getreidepflanze nicht übermäßig anzuheizen. Auch darf Ethephon nicht an die Ähre gelangen, da dann Blüten verloren gehen.

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