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Mit Additiven die Wirkung absichern

Lesezeit: 9 Minuten

Die Mittel sind mittlerweile so gut formuliert, dass sie sich unter normalen Bedingungen problemlos ausbringen lassen. Anders sieht es aus, wenn man die Aufwandmengen stärker reduziert oder Generika (Nachbau-Präparate) verwendet. Bei geringerer Menge sind auch die darin enthaltenen Zusatzstoffe reduziert. Weil die Wirkung der Zusatzstoffe konzentrationsabhängig ist, verändert sich dadurch die gesamte Spritzbrühe. Bedenken Sie, das die Formulierung von Nachbauprodukten nicht immer dem Original entspricht!


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Durch nicht optimale äußere Bedingungen (Kälte, geringe Luftfeuchte) wird dann die Wirkung beeinträchtigt. Absichern lassen sich die Wirkungsgrade in diesen Fällen mit Additiven. Das gilt auch, wenn die Wirkstoffaufnahme z. B. bei starker Wachsschicht, behaarten Blättern oder Stängeln (Trespe) und aufrechter Blattstellung gehemmt ist. Additive lassen sich wie folgt einteilen:


• Die sogenannten Spreitmittel, wie Acxcess, Break Thru S 240 oder Silwet Gold, verbessern die Anlagerung und Benetzung des Blattes.


• Penetrationsmittel, wie Kantor, Mero, Monfast, Trend oder LI 700, sorgen für ein schnelleres Eindringen von Wirkstoffen in Blatt, Stängel oder Halm.


• Haftmittel/Sticker wie Agrocer 010, Bond, Designer, IsagrarWAX verbessern die Anhaftung. Zusätzlich stabilisieren sie den Wirkstoffbelag.


Besser benetzen mit Spreitern:

Die Benetzung mit Spreitmitteln zu fördern ist sinnvoll, wenn man abdriftarme Düsen verwendet, geringe Wasseraufwandmengen unter 150 l/ha wählt oder mit niedrigem Druck unter 3 bar spritzt. Gleiches gilt, wenn Sie wenig wasserlösliche Wirkstoffe mit schlechter systemischer Verteilung in der Pflanze einsetzen. Bei Präparaten mit hohem Lösungsmittelanteil (EC-Mittel) und hoher Fettlöslichkeit setzen Spreitmittel die punktuell hohe Konzentration herab und vermeiden Spritzflecken.


Auf dem Blatt erzeugen Spreiter einen schnell antrocknenden Film statt Spritzflecken. Vorsicht ist jedoch bei höheren Wasseraufwandmengen von über 250 l/ha oder in taunassen Beständen geboten. In diesen Fällen besteht die Gefahr, dass die Spritzbrühe durch den Zusatz von Super-Spreitern, wie Break Thru oder Silwet Gold, abläuft.


Schnellere Aufnahme:

Sollen die Wirkstoffe schnell und in hoher Konzentration in die Pflanzen eindringen, kann sich der Einsatz von Penetrationsmitteln lohnen. Dadurch gelangen die Wirkstoffe zügig an den Wirkort, bevor sie abgebaut oder inaktiviert werden. Das gilt vor allem für Resistenz-gefährdete Herbizide wie Sulfonylharnstoffe oder FOP-Mittel. Bei Fungiziden erhöht der Zusatz die Kurativleistung (siehe Übersicht).


ALS-Hemmer (vor allem SHS), die man häufig mit weniger als 100 ml/ha ausbringt, enthalten bei Spritzungen unter ungünstigen Bedingungen oft zu wenig Zusätze. Bei geringer Luftfeuchte, kühler Witterung oder gegen bereits größere Unkräuter ist daher die Zugabe von Additiven mit hoher Penetrationswirkung zu empfehlen.


Zu einigen ALS-Hemmern, wie z. B. Atlantis WG, Broadway, Cato oder Debut, liefert der Hersteller das Additiv als Formulierungs-Hilfsstoff (z. B. Mero, Trend) mit. Andere Mittel wie Atlantis OD sind bereits mit einem Additiv formuliert. Allerdings ist es nicht immer sinnvoll, das Additiv an die eingesetzte SHS-Menge in einem festen Verhältnis zu binden. Effektiver ist es, den Anteil abhängig von den äußeren Bedingungen und vom Wasseraufwand zu variieren.


Präparate gegen Gräser (ACCase- Hemmer: DEN-, DIM-, FOP-Mittel) enthalten bereits Additive. Eine weitere Zugabe von Penetrationsmitteln ist erforderlich, wenn man die Aufwandmengen reduziert und damit auch den enthaltenen Additivanteil verringert. Bei niedriger Luftfeuchte ist der Zusatz zu ACCase-Hemmern auch bei vollen Aufwandmengen zu empfehlen.


Gefährlich ist der Zusatz von Penetrationsmitteln aber zu Wirkstoffen, die nicht zu schnell in die Pflanzen eindringen dürfen, weil sie dort Verätzungen verursachen, wie z. B. Fenpropidin, Fenpropimorph, Spiroxamine. Gleiches gilt für zu aggressiv formulierte Fungizide wie z. B. Osiris. Dieses wirkt mit einem Drittel der Aufwandmenge wie ein Additiv für andere Fungizide. Setzen Sie Penetrationsförderer auch nicht zusammen mit Kontaktherbiziden wie Bifenox, Carfentration oder Cinidon-Ethyl ein.


Wer die Wasseraufwandmenge reduziert, erhöht gleichzeitig die Wirkstoffkonzentration auf der Blattoberfläche. Zusammen mit penetrationsfördernden Additiven beschleunigt das die Wirkung (z. B. Glyphosat + Kantor in 60 bis 100 l/ha Wasser). Doch Vorsicht: Gräserherbizide wie Atlantis, Broadway oder Husar können dadurch zu schnell in die Kulturpflanze eindringen und diese mit dem Abbau des Wirkstoffs überfordern. Auch systemisch wirkende Insektizide (Organophosphate) oder systemische Fungizide mit hoher Wasserlöslichkeit (z. B. Cyproconazol, Propiconazol, Fenpropidin, Spi­roxamine) können in Kombination mit einem Penetrationsförderer massive Blattspitzenverätzungen verursachen. Das ist häufig dann der Fall, wenn die Wachsschicht nach Regen weich ist, das Wetter nach der Spritzung warm und sonnig ist und die Verdunstung den Transport der Wirkstoffe beschleunigt.


Stabilerer Belag:

Den Wirkstoffbelag durch Zusätze zu stabilisieren kann sinnvoll sein bei:


  • Kontaktfungiziden wie Bravo, Dithane Ultra oder bei Netzschwefel,
  • z. B. Pyrethroiden, die aus einem Depot langsam in die Wachsschicht hineindiffundieren,
  • z. B. Strobilurinen, Carboxamiden, Cyflufenamid, Proquinazid, die von einem Depot langsam durch die Wachsschicht hindurch diffundieren, um sich dann im Zellzwischenraum zu verteilen,
  • Spurenelementen, vor allem Kupfer, die zu unerwünschten Reaktionen in der Pflanze führen, wenn sie zu schnell in die Pflanze eindringen.


Die Stabilität des Belages auf Blatt und Ähre nimmt vor allem durch Regen ab. Dies trifft insbesondere auf Wirkstoffe zu, die sich nicht in der Wachsschicht verteilen wie Chlorthalonil, Dithane, Maneb, Mancozeb. Neben Regen beeinflusst auch das UV-Licht die Stabilität. So bauen sich Pyrethroide unter UV-Einfluss auf dem Blatt ab, in geringerem Umfang auch Strobis.


Geeignete Haftmittel/Sticker sind z. B. Agrocer 010, Bond, Designer oder IsagrarWAX. Diese bilden auf dem Blatt einen wachsähnlichen Film, in dem der Wirkstoff eingebettet wird. Die bessere Anhaftung erhöht die Wirkungssicherheit und -dauer von Pyrethroiden. Die Wirkung von Kontaktmitteln lässt sich zusätzlich durch feine Düsen optimieren.


Tipps zum Additiveinsatz:

Lagern Sie Additive generell warm. Es ist von Vorteil, wenn auch das Spritzwasser leicht warm ist (z. B. im Lagertank) und nicht eiskalt aus dem Tiefbrunnen kommt. Geben Sie Additive immer zuerst in das Spritzwasser. Das gilt besonders für Additive mit Ladungscharakter (Li 700).


Die Wirkung kationischer Additive (Kantor, Monfast, Trend) wird durch kalkhartes oder Eisen-haltiges Wasser stark eingeschränkt. Senken Sie daher die Additivmenge bei hartem Wasser keinesfalls ab. Geben Sie in diesen Fällen der Brühe Zitronensäure (0,1 bis 0,2 % in der Spritzbrühe je nach Wasserhärte) oder 2 % SSA zu. Doch aufgepasst: Bei sehr kalkhaltigem Wasser kann sich durch den SSA-Zusatz Gips bilden, der sich als weißer Gries in Filtern ablagert.


Die Wirkung der Additive ist konzentrationsabhängig, z. B. Kantor mit 0,1 % Dosierung. Halten Sie diese Konzentration unbedingt ein! Streben Sie bei Pyrethroiden, Strobilurinen und Kontaktfungiziden eine gute, gleichmäßige Benetzung und eine möglichst hohe Belagstabilität an.


Bei feintropfigen Düsen mit guter ­Benetzung reicht Agrocer 010 aus, um den Belag zu stabilisieren. Wer aufgrund von Abstandsauflagen grobtropfig spritzen muss, sollte besser IsagrarWAX Pro nutzen. Als Haftmittel hat es auch eine hohe Spreitwirkung. Aber: Mit großtropfigen, Abdrift reduzierenden Düsen lässt sich auch durch die Zugabe von ­Super-Spreitern (Break Thru) nicht der gleiche Benetzungsgrad erreichen wie mit feintropfigen Düsen. Auf großen Schlägen lohnt sich daher ein Düsenwechsel.


Wie viel Wasser, wie schnell?


Welche Wassermenge beim Pflanzenschutz für eine gute Wirkung nötig ist, hängt davon ab, wie groß die Zielfläche ist, die mit Wassertropfen bedeckt werden soll. Auf einen unbewachsenen Boden muss man wegen der ungleichmäßigen Oberfläche rund 12 000 m² pro Hektar bedecken. Bei klutigem Boden kann die Oberfläche bereits um die Hälfte steigen, sodass 50 % mehr Tropfen gleicher Größe notwendig sind. Dies gilt, wenn die Tropfen auf dem Boden nicht auseinanderfließen. Bei gleicher Wassermenge erzielt man zudem mit vielen kleinen Tropfen eine bessere Bedeckung, als mit wenigen groben.


Ein Getreidebestand hat im Fahnenblattstadium eine Blattoberfläche von 5 bis 8 m² je Quadratmeter Boden. Die benötigte Wassermenge hängt davon ab, wie tief die Spritzbrühe in den Bestand eindringen soll. Doch welche genauen Wasseraufwandmengen sind zu empfehlen, wenn z. B. ein Fungizid noch die unteren Blätter erreichen soll oder andersherum nur die Ähre?


Um diese und weitere Fragen zu klären, führt die N.U. Agrar seit 2002 Versuche zu optimalen Wasseraufwandmengen und Geschwindigkeiten beim Pflanzenschutz durch. Eine Spritzmaschine für Parzellen, deren Spritzgestänge sich stufenlos auf bis zu 20 km/h beschleunigen lässt, entwickelte und baute Michael Braun im Rahmen seiner Diplomarbeit. Seitdem war es möglich, Versuche zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (km/h, Düsenwahl, Druck, Wasseraufwand, Wirkstoffmenge) im Parzellenmaßstab (3 x 15 m) durchzuführen. Hier die wichtigsten Empfehlungen aus den Versuchen zur Spritztechnik:


  • Bei mehr als 16 km/h verändert sich der Spritzschleier hinter der Pflanzenschutzspritze. Das wirkte sich gravierend auf die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz und Windhalm aus.
  • Mit gezogenen Spritzen sollte man nicht schneller als 12 km/h fahren. Bei schnellerer Fahrt wirkt sich die Lenkbewegung des Schleppers stärker über die Deichsel auf das Gestänge aus. Das verstärkt den Propellereffekt durch die Vor- und Zurückbewegung des Gestänges.
  • Setzen Sie Bodenherbizide, Kontaktmittel, aber auch Wuchsstoffe gegen Disteln oder Klette mit wenigstens 200 l/ha Wasseraufwandmenge ein.
  • Bei gleicher Aufwandmenge von Sul-fonylharnstoffen ist die Konzentration in weniger Wasser automatisch höher. Für eine gute Benetzung sollte man aber mindestens 120 l/ha Wasser spritzen.
  • Systemisch wirkende Fungizide lassen sich mit 80 bis 160 l/ha ausbringen, wenn Sie zu Schossbeginn oder nach einer Vorbehandlung nur die oberen 2 Blätter schützen müssen.
  • Je tiefer ein Tropfen in den Bestand eindringen soll, umso schwerer (= gröber) muss er sein und umso langsamer sollten Sie fahren.
  • Bei der Fusarienbekämpfung in die Ähre sollen die Spritztropfen möglichst nur die Ähre und das Fahnenblatt treffen. Zudem ist eine hohe Wirkstoffkonzentration im Spritztropfen notwendig.Das gelingt am besten mit schneller Vorfahrt, wenig Wasser und feinen Düsen. Nachteil: Die Ähren in Spritzrichtung werden stärker benetzt. Highspeed-Düsen vermindern diesen Effekt zwar etwas. Eine absolut gleichmäßige Benetzung der Ähre gewährleisten sie jedoch nicht. Bei starkem Fusarienbefall empfiehlt sich daher ein Splitting im Abstand von 4 Tagen in die Ähre.
  • Bei Schleppern und Spritzen mit begrenzter Bodenfreiheit hat schnelles Fahren seine Grenzen, weil die Ähren in der Fahrgasse an das Gespann schlagen. Drehen Sie – falls möglich – in diesen Fällen das Spritzgestänge mit den Düsen bei der Fusariumbekämpfung in einem Winkel von 30 bis 45° nach vorne. So bleibt der Spritztropfen auf die Ähre konzentriert, auch wenn Sie langsamer fahren.

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