Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Mit dem Grubber gegen Mäuse

Lesezeit: 6 Minuten

Bei Starkbefall reichen Einsätze mit der Legeflinte nicht aus. Neue Versuche zeigen, mit welchen Bodenbearbeitungs-Strategien Sie die Nager in Schach halten können.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Treten Mäuse in extrem hohen Dichten auf, ist der Ertragsschaden groß. Im schlimmsten Fall ruinieren sie einen ganzen Bestand. Massenvermehrungen treten in zahlreichen Regionen Deutschlands wiederkehrend auf. Besonders große Schäden verursachen die Mäuse vielfach in jungen Ansaaten von Raps oder Wintergetreide.


Um den Einsatz von Giftweizen mit Blick auf deren Umweltwirkungen und den Handarbeitsaufwand bei der Ausbringung der Köder mit der Legeflinte so gering wie möglich zu halten, sollten zur Bekämpfung der Mäuse zunächst alle ackerbaulichen Maßnahmen ausgeschöpft werden. Hierzu zählt vor allem eine angepasste Bodenbearbeitungs-strategie.


Dass der Einsatz des Pfluges den Mäusebesatz gut reduziert, ist bereits seit längerem bekannt. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen, auf tonreichen Böden mit Problemen bei der Saatbettbereitung und in Gebieten mit höherer Erosionsgefahr ist der Pflugeinsatz jedoch nicht immer von Vorteil.


Deshalb stellt sich die Frage, ob und mit welchen Verfahren der pfluglosen Bodenbearbeitung es möglich ist, den Feldmausbesatz zu vermindern. Um dies zu beantworten, wurden von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Mitteldeutschland Versuche mit unterschiedlichen Bearbeitungsstrategien angelegt. Der Mäusebefall wurde in den Varianten anhand folgender Parameter erfasst:


  • die Anzahl Bauten/ha zeigt die Befallsintensität auf der Fläche und
  • die Mäuselöcher pro Bau geben Aufschluss über die Aktivität der Mäuse innerhalb der Bauten.


Tiefes Lockern und Mischen hilft gegen die Mäuse


Im ersten Versuch in Weizen mit Vorfrucht Ackerbohnen wurden folgende drei Mulchsaat-Varianten getestet:


Die Ergebnisse: Die Variante mit Tiefenlockerung konnte die Anzahl der Bauten pro ha zu beiden Boniturterminen im Herbst nur um etwa 20% reduzieren (siehe Übersicht 1). Das alleinige Aufbrechen des Bodens zerstörte die Bauten demnach nur unzureichend. Viele Mäuse konnten sich wieder befreien und ihre Gangsysteme erneut herstellen. Dies war schon wenige Stunden nach dem Arbeitsgang zu beobachten. Das erklärt auch, warum die Aktivität der Mäuse innerhalb der Bauten zum zweiten Boniturtermin fast das Niveau der Mulchsaat ohne Lockerung erreicht hat (siehe Übersicht 2).


Wesentlich effektiver war dagegen die Variante „Grubbern in 20 bis 25 cm Arbeitstiefe“. Das Lockern und intensive Einmischen von Ernterückständen sowie Ausfallackerbohnen reduzierte nicht nur die Anzahl der Bauten pro ha, sondern auch die Anzahl Mäuselöcher pro Bau drastisch. In der Summe ließ sich mit dem tiefen Grubbern die Gesamtzahl der Mäuselöcher pro ha um etwa 95% verringern.


Dies senkt nicht nur das Schadensrisiko erheblich, sondern auch den Arbeitsaufwand beim Legen von Giftweizen sowie dessen Aufwandmenge. Auf stark zu Erosion neigenden Flächen fördert das intensive und tiefe Grubbern jedoch die Erosionsgefahr. Daher ist die Variante hier nur bedingt zu empfehlen.


Wie wirken Unter-bodenlockerung und Zwischenfrüchte?


Untermauern ließen sich diese Ergebnisse im Wesentlichen durch einen zweiten Versuch. Dieser beinhaltete folgende Varianten:


  • mit und ohne Unterbodenlockerung – dabei kam ein einzinkiger Tiefenlockerer mit 60 bis 70 cm Arbeitstiefe bei einem Lockerungsabstand von 50 cm zum Einsatz und
  • ohne und mit dem Anbau einer Sommerzwischenfrucht – angebaut wurde der Ölrettich „Tillage Radish“.


Die Ergebnisse: Auch die noch tiefere Lockerung hatte keinen Einfluss auf den Mäusebefall. Die Gesamtzahl und die Anzahl der belaufenen Mäuselöcher war zum Vegetationsende zwischen den Varianten in etwa gleich hoch.


Dagegen bot die Zwischenfrucht unabhängig von der Lockerung ausreichend Schutz und Nahrung für eine gute Entwicklung der Mäuse im Herbst (siehe Übersicht 3). Im Versuch waren die belaufenen Mäuselöcher mit frisch angefressenem Pflanzenmaterial zum Ende der Vegetation deutlich zu sehen. Im nachfolgenden Frühjahr wurde in diesem Versuch allerdings keine Mäuseaktivität mehr festgestellt.


Dennoch ist insbesondere in Jahren und Gebieten mit hohem Mäuseaufkommen der Zwischenfruchtanbau kritisch zu prüfen, um die Populationsentwicklung im Herbst nicht weiter zu begünstigen oder die Chancen der Mäuse zu erhöhen, in andere Flächen auszuwandern.


Ist ein Reduzieren der Mäuse mit flacher Bearbeitung möglich?


Besonders der Anbau von Winterweizen nach Raps bietet im Regelfall gute Voraussetzungen für die flache pfluglose Bodenbearbeitung. Vielfach hat es sich bewährt, den Ausfallraps entweder durch mehrmaliges flaches Grubbern in einer Tiefe von 10 bis 12 cm zu beseitigen oder Glyphosat anzuwenden (1000 g Wirkstoff/ha). Der Einsatz erfolgt bei noch kleinem Ausfallraps, meist drei Wochen nach der Rapsernte.


Neben diesen beiden Varianten wurde in einer dritten Versuchsvariante der Ausfallraps erst kurz vor der Winterweizenaussaat mit einem Schlegelmulcher gehäckselt und einmal mit einem dreibalkigen Grubber rund 10 bis 12 cm tief bearbeitet. Letztere Variante stellt eine Glyphosat-freie Alternative mit möglichst langer Bodenbedeckung auf erosionsgefährdeten Flächen dar.


Die Ergebnisse: Den besten Bekämpfungserfolg erreichte die einmalige Glyphosat-Anwendung. Damit ließ sich sowohl die Anzahl der bewohnten Bauten pro ha als auch die Anzahl der Löcher pro Bau sehr stark verringern (siehe Übersichten 4 und 5). Der Erfolg dieser Variante mit Glyphosat-Einsatz ist sehr wahrscheinlich auf den Nahrungsentzug durch den fehlenden Ausfallraps über mehrere Wochen hinweg zurückzuführen und lässt sich nicht durch direkte Wirkungen von Glyphosat auf die Mäuse erklären. Um den Einsatz von Glyphosat aber weitestgehend zu vermeiden, sollte sich diese Bekämpfungsstrategie nur auf erosionsgefährdete Standorte beschränken.


Auch der mehrmalige Grubber-einsatz konnte die Anzahl an Bauten pro ha sehr stark senken. Die Aktivität der Mäuse (Anzahl Löcher pro Bau) war in dieser Variante zum zweiten Boniturtermin dagegen am höchsten. Nach dem dreimaligen Grubbern im Versuch war zudem die Bodenoberfläche sehr feinkrümelig und fast frei von Ernterückständen. Ein effektiver Erosionsschutz war somit nicht mehr gegeben.


In der Mulcher-Variante trat insgesamt das höchste Mäuseaufkommen auf. Die „grüne Brücke“ zwischen Raps-ernte und Winterweizenaussaat bot für die Mäuse offensichtlich ideale Möglichkeiten, um zu überdauern. Bleibt Ausfallraps zudem lange auf dem Acker, hat das zusätzlich Nachteile bei Rapsschädlingen, wie dem Rapserdfloh. Allein aus diesem Grund empfiehlt sich diese Variante allenfalls in Ausnahmefällen.


Fazit für die Praxis:

Mit pfluglosen Verfahren der Bodenbearbeitung ist es durchaus möglich, den Mäusebefall zu regulieren. Entscheidend ist dabei nicht allein die Arbeitstiefe. Es kommt zusätzlich darauf an, den Boden intensiv zu mischen und mehrmals zu bearbeiten.


Die Arbeitstiefe und die Mischungsintensität führen dabei die direkte Zerstörung der Gangsysteme herbei. Das häufige Bearbeiten vermindert die Wiederbesiedlung, weil das Nahrungsangebot (inklusive dem Vergraben aufliegender Samen von Ausfallkulturen) durchbrochen wird.


Dass sich der wiederholte Einsatz mehrbalkiger Grubber mit Arbeitstiefen von etwa 20 bis 25 cm als vorteilhaft gegen Mäuse erweist, haben die zahlreiche Versuche deutlich gezeigt. Einschränkend ist bei allen Bodenbearbeitungsmaßnahmen zu berücksichtigen, dass diese nur zur Jugendentwicklung der Kulturen wirken. Wie sich der Befall in der weiteren Vegetation nach dem Winter entwickelt, hängt z.B. von der Witterung oder dem Populationszustand der Mäuse ab.-mb-

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.