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Mit dem Reihenmulcher das Unkraut wegputzen

Lesezeit: 6 Minuten

In viehlosen Öko-Betrieben setzt sich vor allem bei Getreide das System Weite Reihe mit 50 cm Reihenabstand (s. Kasten, Seite 66) immer stärker durch. Der Grund: Bei gleichen Erträgen lassen sich damit höhere Eiweißgehalte erzielen. Das Problem ist jedoch, dass sich die Unkräuter zwischen den Reihen mit Hacke und Striegel nur schwer bekämpfen lassen. Denn die Weite Reihe bietet auch Unkräutern und -gräsern viel Licht und Raum, so dass sie sich gut entwickeln. Auch Claus Lutz wagte 1998 den Schritt von der Normalsaat zur Weiten Reihe. Seitdem liegt beim Weizen der Eiweißgehalt stets über 12 % und der Sediwert über 33, freut sich der Landwirt, der den viehlosen 63 ha-Betrieb Hofgut Neckarburg in Rottweil seit 1986 ökologisch bewirtschaftet. Da Lutz bereits vorher beim betriebsüblichen Reihenabstand von 18 cm mit der unkrautbekämpfenden Wirkung der Hacke nicht zufrieden war, kam er auf die Idee, das Unkraut zwischen den Reihen zu mulchen. Bei seinem kleinflächigen Testanbau 1997/98 mulchte er im Frühjahr den Aufwuchs zwei bis drei Mal mit dem Rasenmäher. Bei der Umstellung des gesamten Getreideanbaues auf die Weite Reihe musste jedoch eine neue Lösung her. Da es aber auf dem Markt kein Mulchgerät gab, ließ Lutz in Zusammenarbeit mit der Firma Kress und der Firma Fischer aus Gemrigheim einen Reihenmulcher bauen. Das zapfwellengetriebene Gerät mit 3 m Arbeitsbreite wird an die Fronthydraulik des Schleppers angebaut. Der Antrieb der Messer erfolgt von oben mit Keilriemen. Bei einem Reihenabstand von 50 cm werden sechs Reihen gemulcht. Aus technischen Gründen muss der Reihenabstand mindestens 50 cm betragen, erklärt Lutz. Die Messer schneiden dann tatsächlich 30 cm breit und müssen etwa 5 000 Umdrehungen pro Minute machen, damit sauber gemulcht wird. Bei noch geringerer Arbeitsbreite müssten die Messer noch schneller drehen. Doch anfangs zeigte sich, dass Ackerfuchsschwanz, Disteln, Ampfer, Fremdgetreide usw. in der Reihe stehen blieben und über das Getreide hinausragten, so Lutz. Doch dem findigen Landwirt, der 20 Jahre nebenberuflich in der Landtechnik gearbeitet hat, fiel auch hierzu eine Lösung ein. Er ließ einen handelsüblichen Weinbau-Laubschneider der Firma Binger Seilzug vor dem Reihenmulcher anbauen. Dieser rasiert alles weg, was über die Getreidereihen hinausragt, beschreibt der Bio-Landwirt den Effekt. Der Laubschneider ist vom Schlepper aus hydraulisch höhenverstellbar. Die notwendige Schlepperleistung liegt bei 60 bis 70 PS, wenn der Reihenmulcher mit einem Laubschneider ausgestattet ist. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 6 bis 8 km/h beträgt die Schlagkraft 1,5 bis 2 ha pro Stunde. Der Reihenmulcher ist auch in Hanglagen problemlos einsetzbar. Große Steine auf dem Feld sollten jedoch vorher angewalzt oder abgesammelt werden, so die Erfahrung von Lutz. Je nach Unkrautbesatz zwischen den Getreidereihen setzt er den Reihenmulcher im Frühjahr ein- bis zwei Mal ein. Der letzte Arbeitsgang kann noch beim Ährenschieben erfolgen, meint Lutz. Damit erfasst er beispielsweise Ackerfuchsschwanz, der nachgeschoben ist, ebenso wie Disteln und sonstige Unkräuter, die bei der Ernte stören und den Feuchtegehalt des Getreides erhöhen. Mulchen bei fast jedem Wetter möglich Mulchen ist auch bei schlechtem Wetter möglich, denn was abgemäht ist, wächst nicht mehr weiter, nennt Claus Lutz einen großen Vorteil des Reihenmulchers. Die mechanischen Unkrautbekämpfungsverfahren wie Hacken und Striegeln, die Lutz in den Jahren zuvor eingesetzt hatte, stellten ihn nicht zufrieden. Das Hacken im Frontanbau ist nach seiner Erfahrung zu witterungsabhängig und das Risiko, dass die Unkräuter wieder anwachsen, ist hoch. In der Schlepperspur werden die herausgehackten Kräuter wieder angedrückt und wachsen weiter. Auf seinem Standort mit insgesamt 750 mm Jahresniederschlag fällt viel Regen im April und Mai, wenn die Hackarbeiten durchgeführt werden müssen. Werden die Unkräuter zu groß, weil die Böden nicht befahrbar sind, ist die Hackwirkung nicht mehr zufrieden stellend und die Maschine verstopft sehr leicht, so die Beobachtung von Lutz. Weiterer Nachteil: Auf Grund des Steinbesatzes gab es des öfteren Bruch an den Hackscharen. Da mit dem letzten Hackarbeitsgang auch die Kleeuntersaat ausgebracht wurde, entwickelte sich diese nicht immer gut, weil sie vom weit entwickelten Getreide zu stark beschattet wurde. Auch der Hackstriegel konnte Lutz nicht überzeugen. Auf unseren schweren Böden kratzte der Striegel nur Rillen und vor allem der Ackerfuchsschwanz wuchs munter weiter, fasst der Bio-Landwirt seine Erfahrungen zusammen. Der Besatz mit Wurzelunkräutern, wie z. B. Disteln und Ampfer, ist nach Beobachtungen von Lutz durch den Einsatz des Reihenmulchers stark zurückgegangen. Ihn überzeugen aber auch die weiteren positiven Effekte des Mulchens, bei dem nicht nur die Unkräuter, sondern auch die Untersaat abgemäht und liegen gelassen werden. Die Mulchschicht dient zudem als Erosionsschutz, verhindert die unproduktive Wasserverdunstung und liefert zusätzliche Nährstoffe. Der Bio-Bauer hat die besten Erfahrungen mit Weißklee als Untersaat gesammelt. Er sät insgesamt 8 bis 10 kg/ha preiswerten Weißklee. Die Kosten für das Saatgut betragen nur 30 E/ha. Die Kleeuntersaat erfolgt je nach Satermin und Witterung entweder gleichzeitig mit der Getreidesaat im Herbst und/oder im folgenden Frühjahr im April. Durch das Mulchen der Untersaat lässt sich auch ihr oberirdischer Teil als NQuelle nutzen. Nach dem Mulchen treibt die Untersaat wieder aus. Sie ist somit eine langsam fließende N-Quelle für den Weizen und verhindert, dass der Stickstoff ausgewaschen wird. Rund 17 ha Ackerfläche des Betriebes liegen im Wasserschutzgebiet. Die jährlichen Nmin-Untersuchungen zeigen, dass die Nitratgehalte im Herbst sehr niedrig sind und immer unter dem baden-württembergischen Grenzwert liegen. Die Untersaat lässt Lutz bis zum 15. November stehen. Dann mulcht er sie und arbeitet sie entweder oberflächennah mit einem Zinkenrotor ein oder lässt sie zur Brachebegrünung im Folgejahr stehen. Auch beim Kostenvergleich zwischen den mechanischen Unkrautbekämpfungsverfahren schneidet der Reihenmulcher trotz der relativ hohen Anschaffungskosten von ca. 20 000 E (plus ca. 2 000 E für den Laubschneider ohne Montage) relativ günstig ab. Nach einer groben Kalkulation des Bio-Landwirts kostet ihn das zweimalige Mulchen 60 E/ha. Im Vergleich dazu verursacht die mechanische Unkrautbekämpfung mit einmal Blindstriegeln und zwei Mal hacken nach Maschinenringsätzen Kosten von 80 E/ha. Bei Eigenmechanisierung und hoher Flächenauslastung sind die Kosten hierfür vermutlich geringer. Lutz schätzt das Reihenmulchen jedoch nicht nur wegen der effektiven Unkrautregulierung und der reibungslosen Ernte sowie der höheren Proteingehalte bei Weizen und Dinkel, die es in Kombination mit der Weiten Reihe bewirkt. Wichtig ist auch für ihn Folgendes: Das Lästern und die Kritik der Nachbarn wegen der Verunkrautung haben aufgehört, seitdem ich den Reihenmulcher einsetze, so Lutz. Auch sehen die Bestände jetzt besser aus.

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