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Mit Leguminosen den Eiweißertrag steigern

Lesezeit: 7 Minuten

Möglichst viel Eiweiß vom Grasaufwuchs zu ernten, lässt sich mit Weiß-, Rotklee oder Luzerne erreichen. Den Leguminosen-Anteil im Bestand zu erhöhen, kann mit optimaler Nachsaat gelingen.


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Eiweißerträge vom Grünland lassen sich bis zu einer gewissen Grenze mit früher Nutzung und zunehmender Stickstoff-Düngung erhöhen. Das gleiche lässt sich aber auch mit mehr Leguminosen im Bestand erreichen. Zudem bieten diese zusätzliche Vorteile: Sie binden Luftstickstoff (N2) und verbessern die Bodeneigenschaften, sodass sich die Menge an Mineraldünger verringern lässt. Wie viel N-Dünger die N2-Fixierung der Leguminosen einsparen kann, hängt von ihrem Ertragsanteil im Bestand ab. Dieser variiert mit dem Standort. So zeigte sich in einem Gemeinschaftsversuch von fünf deutschen Grünland­versuchsanstalten von 2009 bis 2012, dass die optimale N-Düngemenge 74 bis 322 kg N/ha betragen kann. Mithilfe von N-Steigerungsver­suchen ließ sich die optimale Dünge­intensität für einen Rohproteingehalt von 14 bis 18 % ermitteln. Am Standort Aulendorf waren z. B. hohe Kleeanteile im Bestand zu finden, die eine N-Fixierleistung von 184 kg N/ha erbrachten. Es reichten daher 74 kg N/ha aus, um den Bestand optimal zu düngen. Auf dem höchst produktiven Standort Riswick am Niederrhein gelang es dagegen nicht, über Leguminosen N2 zu binden und so den Dünger­einsatz zu senken (siehe Übersicht 1).


Es kann sich also lohnen, Leguminosen im Dauergrünland zu nutzen und ihren Anteil zu erhöhen. Doch das ist in der Praxis nicht ganz einfach: Bei hohem Viehbestand lässt sich die N-Düngung oft nicht so stark reduzieren, dass sich die Leguminosen optimal entwickeln können. Dabei ist vor allem in intensivem Dauergrünland ein gewünschter Anteil von etwa 20 bis 30 % nur schwer zu erreichen.


Nachsaaten im Test:

Um zu klären, wie sich der Anteil an Leguminosen langfristig erhöhen lässt, untersuchen das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Wüttemberg Aulendorf (LAZBW) und die Uni Hohenheim Folgendes:


  • Mit welcher Nachsaatmethode lassen sich Leguminosen in Dauergrünland am besten etablieren?
  • Beeinflussen Saatstärke und Termin der Nachsaat den Rohprotein- und TM-Ertrag des Gesamtaufwuchses?
  • Bei welcher Leguminose ist der Effekt am größten?


Seit 2012 laufen dazu Exaktversuche an zwei Standorten in Süddeutschland:


  • intensiv (5-malige Nutzung): Aulendorf in Oberschwaben
  • extensiv (3-malige Nutzung): Oberer Lindenhof auf der Schwäbischen Alb


Die Nachsaat erfolgt dabei mit Weiß-, Rotklee oder Luzerne (s. Kasten auf Seite 87), da sich diese grundsätzlich für die wirtschaftliche Nutzung im Grünland eignen. Die Ansaaten fanden zu einem frühen (Ende Juni/Anfang Juli) und einem späten (Ende August) Termin in je zwei Saatstärken statt: Weißklee mit 6 und 15 kg/ha, Rotklee und Luzerne mit jeweils 10 und 20 kg/ha.


Erste Ergebnisse der noch andauernden Untersuchungen liegen vor:


  • Unabhängig von der Leguminosenart und dem Standort liefen die Ansaaten mit hoher Saatstärke deutlich besser auf (siehe Übersicht 2). So ließen sich vier Wochen nach der Saat auf dem intensiven Standort, z. B. bei später Aussaat von 20 kg/ha Rotklee, mehrere dichte Reihen erkennen. Bei einer Nachsaat mit 10 kg/ha standen im Vergleich nur vereinzelte Reihen.
  • Die Ertragsanteile der Leguminosen variierten zwischen den Jahren stark. Vor allem unter den extensiven Bedingungen entwickelte sich Rotklee hervorragend und erreichte bei hoher Saatstärke Anteile bis zu 38 % (s. Übersicht 3). Am intensiven Standort gingen die anfänglich hohen Leguminosenanteile jedoch zurück. Dort erzielte Rotklee maximal 20 %. Die nachgesäte Luzerne etablierte sich an beiden Standorten kaum.
  • Den TM-Ertrag im 1. Versuchsjahr steigern konnte bei extensiver Bewirtschaftung nur der Rotklee (s. Übersicht 5). Mit Nachsaaten von Weißklee gelang dies nicht. Der frühe Ansaattermin und die hohe Saatmenge wirkten sich positiv aus. Diese Effekte ließen sich jedoch am intensiv genutzten Standort nicht nachweisen (s. Übersicht 4). Somit hängt der Nachsaaterfolg stark vom Standort und damit auch von seiner Nutzung ab.
  • Trotz eines großen Anteils an Leguminosen im Bestand sind die Erträge an Rohprotein nicht immer hoch. Im ersten Versuchsjahr schwankten die Jahreserträge an Protein deutlich zwischen den Standorten (s. Übersicht 6 und 7 auf Seite 90). Dabei ließen sich durch die höhere Saatstärke und den frühen Nachsaattermin die Proteingehalte im Aufwuchs steigern. Vor allem Rotklee­-Nachsaaten mit hoher Saatstärke und bei frühem Termin entwickelten sich positiv.


Rotklee praxistauglich:

Auch unter Praxisbedingungen überzeugt der Rotklee, so das Ergebnis weiterer Untersuchungen auf fünf Praxisschlägen am jeweils intensiven und extensiven Standort. Dort erfolgten weitere Nachsaaten mit Weißklee, Rotklee oder Luzerne in unterschiedlichen Saatstärken. Zusätzlich variierten dort die Ansaatbedingungen. Die Leguminosen wurden entweder in die ungeöffnete Grasnarbe mit der Vredo-Nachsaatmaschine gesät oder aber in die durch Einsatz der Egge oder von Herbiziden geöffnete Narbe.


Weitere Ergebnisse aus den Praxisversuchen belegen, dass das unterschied­liche Vorbehandeln der Narbe die Rotkleeanteile kaum beeinflusst. Der be­stehende Weißkleeanteil ließ sich, unab­hängig von der Vorbehandlung, nicht entscheidend verbessern. Daher erscheint Weißklee für eine Nachsaat als untauglich. Luzerne konnte sich nur unter extensiven Bedingungen etablieren.


Ein höherer Anteil an Leguminosen im Bestand nutzt jedoch nichts, wenn ihre positiven Eigenschaften bei der Grasernte und Futterkonservierung verloren gehen. Um die Anforderungen an die Proteinqualität für die Fütterung von Hochleistungskühen zu erfüllen, kommt es daher im Wesentlichen auf schonendes Silieren und ein entsprechendes Anwelken an. Wichtig ist: Wird der Aufwuchs getrocknet, ist ein höherer Anteil an pansenstabilem Protein im Futter vorhanden als bei Silage. Jedoch ist ein verlustarmes Bodentrocknen von Leguminosen kaum möglich und die optimale Heißlufttrocknung teuer.


Tipps für die Praxis:

Fest steht, Leguminosen haben das Potenzial, die Eiweißgehalte der Aufwüchse vom Dauergrünland zu steigern. Allerdings ist ein Erhöhen der Ertragsanteile nur bedingt möglich und oft nur schwer zu steuern. Leguminosen im Dauergrünland zu fördern, lässt sich aber durch verschiedene Maßnahmen erreichen:


  • Nachsaaten mit Leguminosen: Rotklee lässt sich im Vergleich zu Weißklee und Luzerne am besten etablieren. Es muss sich allerdings noch zeigen, wie ausdauernd der nachgesäte Rotklee in den Beständen ist. Auch der Zeitabstand zur nächsten erforderlichen Ansaat ist noch zu klären.


Eine frühe Nachsaat ist der Schlüssel zum Erfolg, da Leguminosen im Gegensatz zu Gräsern weniger spätsaatverträglich sind. Optimal ist somit ein Termin bis Juni/Juli. Sie sollte am besten mit einer hohen Saatstärke in einen vorbehandelten Bestand erfolgen. Zum Vorbehandeln eignet sich der Einsatz der Egge, da diese Lücken schafft.


  • Angepasste Nutzungsintensität: Der Weißklee als regenerationsfreudige, aber auch niedrigwachsende Art kann sich nur bei verstärkter Nutzung im Bestand halten. Die deutlich höher wüchsigen Arten wie Rotklee und Luzerne ertragen aufgrund ihres eingeschränkten Regenerationsvermögens eine geringe Schnitthäufigkeit.
  • Optimierte Düngung: Wenn der Ausgangsbestand hoch mit Stickstoff versorgt ist, können nachgesäte Leguminosen aufgrund der verstärkten Gräserkonkurrenz nur schlecht wachsen. Auch bei mangelnder Phosphor- und Kalium-Versorgung des Bodens haben sie Nachteile und können sich nicht entsprechend entwickeln.


Gräser können aber auch die N2-Bindung der Leguminosen fördern. Bei hohen Gräseranteilen im Bestand regen diese die N2-Fixierung an. Der Grund: Die Gräser verleiben sich hauptsächlich den vorhandenen mineralischen Stickstoff ein. Sind sehr viele Leguminosen im Bestand vorhanden, sinkt die Stickstoff­-Bindung.

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