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Mit Zwischenfrüchten zu höheren Kartoffelerträgen

Lesezeit: 6 Minuten

Erträge von 1000 dt/ha sind bei Kartoffeln nicht utopisch. Dies entspräche bei 40 000 Pflanzen/ha lediglich 2,5 kg Knollen pro Staude. Von diesen Erträgen ist die Praxis jedoch meist weit entfernt. Wer allerdings Kartoffeln auf jungfräulichen Böden anbaut, staunt mitunter, wie nahe er diesem Ziel kommt. Die Kartoffelbestände sind dort eindeutig wüchsiger und ertragreicher. Spezialisierte Betriebe bauen die Kartoffel oft in enger Fruchtfolge an. Dies zieht Fruchtfolgeprobleme mit sinkenden Erträgen nach sich. Selbst bei einer Anbaupause von drei Jahren ergeben sich in der Fruchtfolge noch immer Probleme. So war zum Beispiel in den letzten Jahren vor allem nach längeren Trockenperioden vermehrt der Befall mit den Welkekrankheiten Colletotrichum und Verticillium zu beobachten. Beide Pilze überdauern an Pflanzenresten bis zu acht Jahre im Boden. Ertragsverluste von 200 bis 400 dt/ha sind je nach Jahr und Witterung durchaus möglich. Lassen sich die negativen Folgen zu enger Kartoffelfruchtfolgen durch den Anbau von Zwischenfrüchten abschwächen? In der Tat haben Zwischenfrüchte eine Reihe von Vorteilen zu bieten: Sie führen zu Humusanreicherung im Boden und verbessern dadurch die Bodengare. Durch die Bodenbedeckung schützen sie den Boden vor Wind- und Wassererosion. Sie stellen ihre Nährstoffe den Folgefrüchten zur Verfügung. Sie vermindern die Nährstoffverluste über Winter und tragen dadurch zum Wasserschutz bei. Sie unterbrechen die Anhäufung von Schaderregern. Sie unterdrücken das Unkraut. Sie erweitern das Kulturartenspektrum in engen Fruchtfolgen. Sie ermöglichen eine reduzierte Bodenbearbeitung durch Mulchanbau der nachfolgenden Frucht. Beste Wirkung bei schlechter Ausgangslage Grundsätzlich wirkt eine Zwischenfrucht ertragsfördernd. Es muss aber nicht immer so sein. Denn neben der Zwischenfrucht spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle wie die Bodenbearbeitung und die Umsetzung (Mineralisation) der Zwischenfrucht. Auch die Ausgangsbedingungen sind wichtig, ob der Boden in einem guten, umsetzungsfreudigen Zustand oder z. B. verdichtet ist und Strukturschwächen aufweist. Je ungünstiger diese Bedingungen sind, um so positiver wirkt grundsätzlich die Zwischenfrucht. Auch die Art der Bodenbearbeitung spielt eine große Rolle. Ob der Pflugeinsatz oder das Mulchpflanzbett überlegen ist, hängt sehr stark vom Witterungsverlauf ab. Dies zeigte sich auch in einem Versuch der Landwirtschaftskammer Hannover, bei dem die beiden Varianten Pflug und Mulchpflanzung miteinander verglichen wurden. In 2001 einem sehr günstigen Kartoffeljahr hatte der Pflugeinsatz mit 686 dt/ha einen leichten Vorsprung gegenüber der Mulchpflanzung, die 660 dt/ha brachte (siehe Übersicht). Werden die Kosten inklusive Arbeitsaufwand berücksichtigt, sind die beiden Verfahren gleichwertig. Bei der Mulchpflanzung ist allerdings der Arbeitsaufwand geringer. Auf den Stärkegehalt wirkt sich der Mulchanbau mit einem leichten Abfall nachteilig aus, wie die Versuche (siehe Übersicht) belegen. Er fiel in der MulchVariante um 0,6 %, so dass der Stärkeertrag 8 dt/ha schlechter ausfiel. Allerdings ist der Jahreseinfluss bei der Ausprägung dieser Merkmale deutlich größer als der Unterschied zwischen den Anbauverfahren. Denn die Höhe des Stärkegehaltes wird stark durch die Mineralisation der Zwischenfrüchte während der Wachstumszeit der nachfolgenden Kartoffeln beeinflusst. N-Einsparung zu Kartoffeln nicht vorhersagbar Als Nährstoffquelle unterscheiden sich die einzelnen Zwischenfruchtarten wie Ölrettich, Phacelia, Senf, Winterfutterraps, Rotklee, einjähriges Weidelgras, Lupinen und Winterwicken zum Teil erheblich von der Nährstoffmenge und vom zeitlichen Angebot her. In Versuchen ist dies stets sichtbar und lässt sich auch mit dem Nitrattest nachweisen. So fällt der Rotklee, der erhebliche Mengen an Stickstoff fixieren kann, mit deutlich höheren Nitratgehalten in den Stängeln der Kartoffeln während des Wachstums auf. Je nach Zeitpunkt können sie die doppelten Werte im Vergleich zur Schwarzbrache (die nach der NminMethode gedüngt wurde), aber auch zu einigen anderen Zwischenfrüchten ausmachen. Mit dem Nitrattest lassen sich auch die zeitlichen Umsetzungsintensitäten nachweisen. So wird z. B. Weidelgras im Mulchanbau zügiger umgesetzt als Rotklee. Auch klingt die N-Nachlieferung schneller ab. Phacelia, die meist weniger Pflanzenmasse als Weidelgras und Rotklee bildet, fällt in der Ertragsleistung im Vergleich dazu ab. Folge: Niedrigere Nitratgehalte in den Stängeln der Kartoffeln. Diese Wechselwirkungen zwischen fördern, sät Lüdemann stattdessen Ölrettich: Seit es Nematoden-resistente Ölrettichsorten gibt, verwenden wir diese und nutzen so zusätzlich die Wirkung gegen Rübennematoden. Außerdem schätzt er am Ölrettich, dass dieser mit seiner Pfahlwurzel tief und intensiv in den Boden eindringt. Denn seine Sandböden (25 bis 45 Bodenpunkte) neigen zum Dichtlagern. Ölrettich und Untergrundlockerung ergänzen sich Um den Kartoffeln einen größeren Wurzelraum zu schaffen, führt Lüdemann seit vier Jahren vor Getreide eine Untergrundlockerung bis auf 50 cm Tiefe durch. Auf diesen gelockerten Flächen kommt es nicht mehr zu Staunässe. Die Untergrundlockerung und der Anbau von Ölrettich ergänzen sich in ihrer Wirkung hervorragend, meint Lüdemann. Beim Zwischenfruchtanbau geht er wie folgt vor: Nach der Stoppelbearbeitung mit der Scheibenegge sät er den Ölrettich (20 kg/ha) mit dem Schneckenkornstreuer im Frontanbau aus und arbeitet ihn mit dem Flügelschargrubber in einem Arbeitsgang ein. Da er 15 m3/ha Gülle auf die Stoppel ausbringt, ist eine mineralische N-Düngung zum Ölrettich nicht nötig. Anfang November arbeitet er den Ölrettich mit der Scheibenegge ein. Der Boden bleibt rau über Winter liegen. Wir wollen die organische Masse nicht eingraben. Sie soll über Winter verrotten, um den Befall mit Rhizoctonia nicht zu fördern erklärt der Kartoffelanbauer, warum er sich für die Frühjahrsfurche entschieden hat. Vor dem Pflanzen erfolgt eine Entsteinung. Eine Mulchpflanzung, bei der die Kartoffeln pfluglos in die abgestorbenen Zwischenfruchtreste gepflanzt werden, kommt für Lüdemann nicht in Frage: Sie ist bei uns nicht machbar, weil unsere Böden zu dicht lagern. Aus dem gleichen Grund verabschiedetete sich Lüdemann auch vom System der begrünten vorgezogenen Dämme. Ich habe es einige Jahre mit Ölrettich ausprobiert, berichtet Lüdemann. Seine Erfahrungen fasst er so zusammen: Der Ölrettich fror nicht immer sicher ab und machte den Einsatz von Roundup erforderlich. Vor allem hatte ich den Verdacht, dass der Boden bei diesem System verdichtete und die Kartoffeln nach oben statt nach unten wuchsen. Die Folge: Mindererträge. Hildegard Moritz

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