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Ackerbau

Mohnanbau für Mutige

Ein Landwirt aus Unterfranken baut seit fünf Jahren Schlafmohn an. Der Anbau ist schwierig, aber die Kultur rechnet sich.

Lesezeit: 4 Minuten

Mohn ist eine Attraktion. Wenn Helmut Kleinschroth (55) alljährlich im August seinen „Mohnday“ organisiert, strömen die Menschen in Massen auf seine Felder. Der Landwirt macht Erntevorführungen und bietet zusammen mit einem befreundeten Bäcker Mohnprodukte an.

Seit 2007 baut der experimentierfreudige Ackerbauer und Milchviehhalter aus Fuchsstadt am Rand des Ochsenfurter Gaus die Kapselfrucht an und ist selbst ein großer Fan der Pflanze mit den weiß- bis rosafarbenen Blüten. „Mohn bringt mir im Schnitt der Jahre bessere Deckungsbeiträge als die Zuckerrübe und sie ist eine super Vorfrucht für Weizen“, ist Kleinschroth begeistert. Gut bewährt hat sich eine viergliedrige Fruchtfolge mit Rüben, Winterweizen, Mohn, Winterweizen.

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Für Sommermohn, den Kleinschroth ausschließlich anbaut, bevorzugt er tiefgründige und leicht erwärmbare Böden, z. B. Südhänge. Denn die frostverträgliche Kultur sollte bis spätestens Ende März im Boden sein.

Feines Saatbeet:

Weil der Samen mit einem Tausendkorngewicht von nur 0,4 bis 0,6 g sehr klein ist, muss das Saatbeet feinkrümelig und gut abgesetzt sein. Vor der Saat eggt und walzt der Landwirt den Boden. Nach dem Säen fährt er ein zweites Mal mit der Walze über die Mohnschläge. „Die Samenkörner brauchen Bodenschluss“, begründet Kleinschroth den Aufwand.

Anfangs hat er den Mohn mit einer Gemüsesämaschine gesät. „Das hat sich nicht bewährt, weil der Reihenabstand von 50 cm viel zu weit ist“, so Kleinschroth. Mittlerweile verwendet er eine pneumatische Sämaschine mit Feinsärad. Der Reihenabstand beträgt hier 11 bis 12 cm. Bei Einzelkornsägeräten empfiehlt der Mohnanbauer eine Saatmenge von 0,5 kg pro ha, bei Breitsaat 0,8 bis 1,0 kg pro ha.

Wegen der schwachen Triebkaft im Jugendstadium wächst der Mohn in den ersten vier bis sechs Wochen nur sehr langsam. Bei einer Frühjahrstrockenheit kann das Wasser schnell knapp werden. In diesem Jahr vertrockneten viele Mohnkeimlinge und der Landwirt musste 3,8 ha umbrechen.

Wegen der langsamen Jugendentwicklung ist die Unkrautbekämpfung besonders wichtig. Kleinschroth setzt bis drei Tage nach der Saat das Herbizid Centium ein und ab dem 6-Blattsta­dium des Mohnes Callisto gegen Hirsen und zweikeimblättrige Unkräuter. Bei Bedarf behandelt er den Randbereich der Schläge mit Fusilade gegen Quecken. Der Einsatz von Fungiziden und Insektiziden ist nach Kleinschroths Erfahrung nicht notwendig.

Auch der Düngereinsatz hält sich in Grenzen. Der Landwirt gibt zwei Stickstoffgaben à 40 kg N/ha vor der Saat und nach Auflauf des Mohns. Auf eine mineralische Grunddüngung verzichtet er, weil die Böden über die Rindergülle der Vorjahre ausreichend versorgt sind. Allerdings düngt er – ähnlich wie die Rüben – die Kultur bis zum 10-Blattstadium (20 bis 30 cm Wuchshöhe) über die Blätter mit Bor.

Langsam dreschen!

Der Mohn ist in der Regel Mitte bis Ende August erntereif. Kleinschroth setzt dazu seinen Mähdrescher mit einer Schnittbreite von 6 m ein. Damit weniger Körner ausfallen, hat er sich Bleche schweißen lassen, die er über jede zweite Zinkenreihe stülpt. Die Bleche verhindern, dass die Pflanzen mit den reifen Kapseln nach vorne umfallen und sie der Mähdrescher nicht mehr erfasst.

Die Gefahr besteht, weil die Vorfahrtgeschwindigkeit des Mähdreschers sehr niedrig ist. „Mehr als 2 bis 3 km/h sollten es nicht sein, sonst sind die Verluste zu hoch“, gibt Kleinschroth seine Erfahrungen wieder. Wegen des geringen Korngewichtes macht er die Siebe zu und stellt den Wind auf die unterste Stufe. Das Erntegut füllt er auf dem Feld direkt in Bigbags. Bei einem Ertrag von 8 bis 13 dt/ha hält sich der Aufwand dafür in Grenzen.

Mehr Arbeit macht das Reinigen und Verpacken des Mohns. Der Landwirt nutzt dazu die betriebseigene Getreide-reinigung, in die er sehr feine Siebe einsetzt. Anschließend verpackt er die Mohnsaat in Gebinden von 250 g bis 25 kg.

Kleinschroth hat sich für den Mohn mehrere Absatzwege in der Region erschlossen. Die größte Menge vermarktet er an die Bäckerei Schiffer, die in Würzburg zehn Filialen betreibt. Weitere Abnehmer sind zwei Bäcker in Ochsenfurt und ein Großhändler für Bäckereibedarf. Zudem beliefert er über die Regionaltheke im mittelfränkischen Feuchtwangen mehrere Rewe- und Edeka-Filialen sowie eine kleine Ölmühle, über die er wiederum Mohnöl für die Direktvermarktung bezieht.

Der Aufwand lohnt sich für Kleinschroth. Je nach Gebindegröße erlöst er für den Mohn 3 bis 6 €/kg. Das entspricht einer Marktleistung von durchschnittlich 4 000 bis 4 500 € pro ha.

Trotz der Schwierigkeiten in diesem Jahr steht für den Landwirt fest: „Der Mohn bleibt ein fester Bestandteil meiner Fruchtfolge.“

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