Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Nachsaat: Wie sich Weißklee erfolgreich behauptet

Lesezeit: 8 Minuten

Die Neuansaat klappt meist problemlos. Bei der Nachsaat von Weißklee in einen reinen Grasbestand treten dagegen oft Probleme auf. Wie Sie diese vermeiden, erklärt Dr. Matthias Benke, LWK Weser-Ems. Für das Gelingen einer Nachsaat sind aus produktionstechnischer Sicht die Zusammensetzung der Nachsaatmischung, der Zeitpunkt der Nachsaat, die Nachsaat- Technik und vor allem die nachfolgende Nutzung von Bedeutung. Bei Nachsaaten sollte der Weißklee nicht als Reinsaat, sondern als Gemenge mit Deutschem Weidelgras nachgesät werden. Andere Grasarten sollten Sie nicht berücksichtigen, da diese für eine Etablierung im vorhandenen Bestand nicht ausreichend konkurrenzstark sind. Eine Ausnahme ist Knaulgras, das Sie aber nur unter ganz speziellen Standort- und Nutzungsverhältnissen aussäen sollten. Bei üblichen Saatstärken von ungefähr 20 kg/ha reichen 2 kg Weißklee auf 18 kg Deutsches Weidelgras völlig aus, um Weißkleeanteile von 20 bis 30 % (Ertragsanteil) im Bestand zu erzielen. Bei einem TKG von ca. 0,65 g entspricht dies rund 300 Körnern pro Quadratmeter! Weißkleesorten gezielt auswählen Höhere Weißkleeanteile in der Nachsaatmischung erhöhen nicht entscheidend die späteren Weißkleeanteile im Bestand. Diese werden in erster Linie durch die spätere Nutzung und Düngung gesteuert. Beim Deutschen Weidelgras als Gemengepartner können tetraploide Sorten mit einem Anteil von ca. 30 % bei Mähweidenutzung und von 50 % und mehr bei reiner Schnittnutzung verwendet werden. Tetraploide Sorten bilden nicht ganz so dichte Narben wie diploide Sorten und erleichtern dadurch die Etablierung des Weißklees. Dies ist auch bei Neuansaaten vorteilhaft. Durch die tendenziell höheren Zuckergehalte tetraploider Sorten im Vergleich zu diploiden Sorten ist dies auch positiv für die Silierung zu bewerten. Diesen Effekt sollten Sie aber nicht überbewerten. Berücksichtigen Sie auch, dass die Nachsaatmischung in der Zusammensetzung der Reifegruppen des Deutschen Weidelgrases zur vorhandenen Narbe passt. Sie haben aber auch die Möglichkeit, bewusst eine allmähliche Verschiebung oder Konzentrierung auf einzelne Reifegruppen anzustreben. Auch die Auswahl geeigneter Weißkleesorten sollten Sie gezielt vornehmen. So unterscheiden sich die Weißkleesorten in ihrer Konkurrenzkraft gegenüber Gräsern z. T. erheblich. Gerade bei einer Nachsaat sind konkurrenzstarke Sorten bei der Etablierung in einer bestehenden Grünlandnarbe im Vorteil. Bei Mähweidenutzung ist es günstig, sowohl eine kleinblättrige als auch eine großblättrige Weißkleesorte zu wählen. Die kleinblättrige Sorte ist bei der Weide-, die großblättrige Sorte bei der Schnittnutzung vorteilhaft. Nutzen Sie für Ihre Sortenwahl die Ergebnisse von Versuchen und die Landessortenprüfungen Ihrer Landwirtschaftskammern bzw. Länderdienststellen, um sich über die Leistungsfähigkeit einzelner Sorten in Ihrer Region zu informieren. Zusätzlich sollten Sie auch in die aktuelle Beschreibende Sortenliste für Futtergräser, Esparsette, Klee, Luzerne des Bundessortenamtes schauen, der Sie detaillierte Sorteneigenschaften entnehmen können. Wann ist die Nachsaat optimal? Optimale Entwicklungsbedingungen für die Nachsaat bestehen bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit und gleichzeitig geringem Konkurrenzdruck der etablierten Narbe. Diese günstige Kombination fällt leider nicht immer zusammen: Bei Nachsaaten Ende März/Anfang April ist zwar die Wasserversorgung in der Regel durch die Winterfeuchtigkeit gesichert, aber im Verlauf des ersten Aufwuchses ist auch der Konkurrenzdruck der Altnarbe am höchsten. Bei einer Spätsommernachsaat Mitte bis Ende August ist der Konkurrenzdruck der Altnarbe gering, aber das Risiko einer unzureichenden Wasserversorgung deutlich höher als im Frühjahr. In Nordwestdeutschland ist eine Nachsaat nach dem ersten Schnitt (wenn dieser entsprechend früh erfolgt) günstig, vor allem auf den mittleren und schweren Böden mit relativ hoher nutzbarer Feldkapazität. Nicht zu empfehlen ist dieser Termin in Regionen mit häufig auftretender Frühsommertrockenheit. Auch auf leichten Böden ist eine Nachsaat zu diesem Termin nur bedingt anzuraten. Nachsaaten misslingen vor allem dann, wenn die Saat keimt und anschließend vertrocknet. Dies war im Jahr 2003 vielfach der Fall, insbesondere bei Nachsaaten nach dem ersten Schnitt und auch im Spätsommer. Wird im Frühjahr nachgesät, muss der Konkurrenzdruck der Altnarbe unbedingt klein gehalten werden. Dies gelingt am besten durch eine intensive Beweidung (am besten intensive Standweide), die für den Weißklee ohnehin förderlich ist. Falls eine Beweidung nicht in Frage kommt, muss entsprechend früh und häufig gemäht werden, bis sich die Nachsaat etabliert hat. Ein später Silo- oder gar Heuschnitt lässt der Nachsaat keine Chance. Aber auch bei der späteren Nutzung ist zu berücksichtigen, dass die Fläche entsprechend häufig genutzt wird, damit sich der Weißklee im Bestand halten kann. Für die Nachsaat lassen sich verschiedene Techniken einsetzen. Besonders geeignet sind speziell konzipierte Durchsämaschinen (Schlitz-, Scheiben- und Fräsdrillen). Schlitz- und Scheibendrillen verletzten die Altnarbe nur geringfügig, indem Schlitzmesser oder Scheibenseche die Grasnarbe aufschneiden und dann eine schmale Saatrille von maximal 15 mm Breite ziehen, in die der Grassamen abgelegt wird. Vorteilhaft ist, dass durch die geringe Bodenbewegung im Gegensatz zu Fräsdrillen der unerwünschte Unkrautdruck gering bleibt und dadurch nur die Nachsaat aufläuft. Häufig ist in der Praxis zu beobachten, dass die Nachsaatmaschinen nicht scharf genug eingestellt werden. Die Altnarbe muss Lücken von 15 bis 20 % aufweisen, damit sich die Nachsaat auch etablieren kann. Falls Unkräuter, vor allem Wurzelunkräuter, im Bestand vorhanden sind, sollten diese auf jeden Fall herausgespritzt werden, um zusätzlichen Raum für die Nachsaat zu schaffen. Dies ist wichtig, weil ein späterer Herbizideinsatz wegen des Fehlens kleeschonender Mittel nicht möglich bzw. nur sehr stark eingeschränkt möglich ist. Übersaat auch möglich Auch durch Übersaaten lässt sich Weißklee in einem Grasbestand etablieren. Die gängigste Methode ist das Ausbringen von ca. 5 kg/ha Weißklee-/Grasat mit einem elektrisch angetriebenen Wurfstreuer in der Fronthydraulik bzw. am Frontlader und gleichzeitiges Einarbeiten mit einem Striegel im Heckanbau. Die Querverteilung ist hierbei bedingt durch die hohe Windanfälligkeit nicht so gut. Die Streubreite ist mit einer gewissen Überlappung in Anpassung an den nachlaufenden Striegel gering. Ein nachfolgender Walzgang mit einer Wiesenwalze ist vor allem dann zu empfehlen, wenn nachfolgend nicht intensiv beweidet wird. Dieses Verfahren der Übersaat hat das früher gängige Übersäen mit dem Düngerstreuer kombiniert mit der N-Düngung verdrängt, weil es die Kombination von Weidepflege mit einer effektiveren Übersaat kombiniert. Es ist üblich, diese Übersaaten im Laufe der Vegetationsperiode mehrmals zu wiederholen. Übersaaten werden auch mit Geräten durchgeführt, bei denen die Saatgutverteilung fest montiert unmittelbar auf dem Striegel erfolgt. Das Saatgut wird dabei entweder über eine mechanische Einfachdrille oder eine pneumatische Verteilung ausgebracht. Die Querverteilung des Saatgutes ist im Vergleich zum Wurfstreuer sehr gut. Bei einmaliger Übersaat in der Saison sollte die Saatstärke je nach Lückigkeit 10 bis 12 kg/ha betragen. Sichergestellt ist bei allen Übersatechniken, dass das Saatgut nicht zu tief abgelegt wird. Dies ist vor allem für die Auflaufrate von Weißklee und Gräsern entscheidend. Auch mit der herkömmlichen Drillmaschine kann nachgesät werden, wenn der Schardruck entsprechend hoch eingestellt wird. Bei dieser Methode ist allerdings der Verschleiß hoch, und der Arbeitserfolg nicht so gut wie bei den Spezialtechniken. Nach dem Durch- oder Übersäen sollte der Bestand mit einer schweren Wiesenwalze gewalzt werden. Nicht mehr als 150 kg N/ha düngen! Eine hohe Nutzungsfrequenz fördert den Weißklee. Besonders günstig ist dies in Kombination mit intensiver Beweidung. Aber selbst bei reiner Schnittnutzung ist es grundsätzlich möglich, Weißkleeanteile von mehr als 20 % im Bestand zu halten. Weißklee ist in der Lage, ca. 3 bis 6 kg N/ha je Prozent Weißklee-Ertragsanteil zu binden. Standort und klimatische Bedingungen beeinflussen die N-Fixierleistung des Klees. In Nordwestdeutschland beträgt sie eher 3 kg N/ha. Je höher die mineralische bzw. organische N-Düngung, desto stärker sinkt die N-Fixierungsleistung. Bei einer N-Düngung von mehr als 200 kg N/ha/Jahr liegen die Weißkleeanteile nur noch bei ca. 2 %. In Betrieben mit hohem N-Düngungsniveau kommen daher die Vorteile des Weißklees kaum zum Tragen. Der Weißklee wird erst richtig interessant bei einer jährlichen Düngung von bis zu 150 kg N/ha (mineralische und organische N-Düngung). Besonders wichtig ist bei Weißklee-/ Grasbeständen die frühjahrsbetonte NDüngung zum ersten Aufwuchs. Der Grund: Die Temperaturansprüche für das Wachstum von Weißklee sind höher als die von Gräsern, so dass sie ihre volle N-Fixierungsleistung im ersten Aufwuchs noch nicht erreichen. Kommt es infolgedessen zu einer N-Unterversorgung der Gräser, sinkt der Ertrag. Fazit Weißklee lässt sich in einem Grasbestand durch Nachsaat technisch problemlos etablieren. Der günstigste Nachsatermin hängt von der Bodenart und der aktuellen Witterung ab. Entscheidend für das Gelingen ist jedoch die anschließende Nutzung. Eine hohe Nutzungsfrequenz, möglichst in Kombination mit Beweidung, bei ausreichender Grund- und reduzierter NDüngung sind Voraussetzungen für das nachhaltige Erreichen von Weißklee-Ertragsanteilen von 20 bis 30%.

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.