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Naturnah aus Tradition

Lesezeit: 6 Minuten

Dass Douglasien und naturgemäße Waldwirtschaft kein Widerspruch sein müssen, beweist Ludwig Freiherr von Lerchenfeld. Sein Forstbetrieb Heinersreuth im Frankenwald hat die „neue“ Baumart vorbildlich integriert.


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Es war nicht leicht, einen Termin mit Ludwig Freiherr von Lerchenfeld zu bekommen. Schließlich ist der 57-jährige Baron Landtagsabgeordneter und Mitglied des Umweltausschusses in München. Aber uns war sein Forstbetrieb empfohlen worden: „Wenn ihr Douglasien in einem naturgemäßen Waldbaukonzept sehen wollt, müsst ihr nach Heinersreuth im Frankenwald.“ Zusammen mit seinem Förster Christoph Kühn setzt Baron Lerchenfeld die Tradition seiner Vorfahren fort. Die ersten Douglasien kamen 1880 auf Anregung des Forstsoziologen Carl Alwin Schenck nach Heinersreuth.


Heute haben diese Bäume einen Massenanteil von etwa 25 % im Bestand. Eine Zielgröße, die Baron Lerchenfeld bei Übernahme des Betriebes konsequent angestrebt hat. Weil er größten Wert auf gemischte, stabile Bestände legt, ist dieser Anteil gleichzeitig auch das Maximum. Es ist ihm wichtig, das kritische Bild der Douglasie in der Öffentlichkeit zurechtzurücken: „Ich halte die Douglasie nicht für eine fremdländische Baumart!“ Schließlich kamen Douglasien bis zur letzten Eiszeit natürlich in Mitteleuropa vor.


Astfreie Stämme:

Bei unserem Besuch hält es Baron Lerchenfeld nicht im Büro. Zusammen mit dem Förster brechen wir zu den Beständen auf. Der Landtagsabgeordnete macht mehrmals deutlich, wie sehr ihm sein Wald am Herzen liegt. Der ursprünglich enge Zeitplan ist erstmal nicht so wichtig. An einer Straße verlädt ein Spediteur gerade Douglasien für eine Schreinerei: 12 m lange Stämme, keine Äste, kaum abholzig – ein Traum für jeden Forstfachmann. Holz in hoher Qualität ist das oberste Produktionsziel in Heinersreuth, seit Generationen.


Nach den ersten Erfahrungen Ende des 19. Jahrhunderts hat man die „neue“ Baumart nach und nach trupp- und gruppenweise in die Bestände eingebracht. Seit etwa 1929 wurden aus Naturverjüngung gewonnene Douglasien bestandsweise gepflanzt, in Mischung mit Tanne, Buche, Fichte und Berg­ahorn. Wobei die Fichte auf diesen Flächen weitgehend verschwunden ist. Von einer invasiven, allesverdrängenden Art kann bei der Douglasie in Heinersreuth kaum die Rede sein. In allen Douglasien-Beständen stocken auch andere Baumarten, die durch gezielte Hiebsmaßnahmen gefördert werden.


Heute spielt die Naturverjüngung die wichtigste Rolle im Revier. Der Baron zeigt uns Douglasien-Bestände, in denen unter den mächtigen Altbäumen bereits die zweite Generation bis zu einem BHD von etwa 15 bis 20 cm herangewachsen ist.


Überall in den Beständen findet sich natürliche Verjüngung, die die Lerchenfeld’sche Forstverwaltung teils auch als Wildlinge nutzen. Durch die Masse der jungen Pflanzen halten sich die Verbissschäden in Grenzen. So verzichten die Heinersreuther mittlerweile auf ein übermäßig strenges Jagdregime beim Rehwild. Durch mehrere Wildäcker, die der Baron auch als Naturschutzflächen begreift, sollen die Rehe von den jungen Bäumen abgelenkt werden. Förster Kühn hat außerdem beobachtet, dass die gepflanzten Wildlinge deutlich weniger verbissen werden, als die gut gedüngte Baumschulware. Bei Tannen kommt man übrigens auch in Heinersreuth nicht ohne Verbissschutz aus.


Nützliche Wildschweine:

Die Wildschweine werden möglichst außerhalb der Bestände bejagt. Man möchte die schlauen Tiere dazu bringen, in den Wäldern zu bleiben. Dort ist ihre Wühlarbeit durchaus gefragt. Vor allem die Douglasie keimt nur auf dem nackten Mineralboden. Förster Kühn hat sogar auf einigen Flächen schon Maiskörner ausgestreut, um das Schwarzwild zur Mitarbeit zu bewegen.


Trotz der naturgemäßen Verjüngung, ganz ohne forstliches Fingerspitzengefühl geht es nicht. Die Douglasie verjüngt sich recht früh mit 30 bis 40 Jahren. Zunächst ist das dichte Heranwachsen der nächsten Generation erwünscht, damit die Bäume möglichst feinastig dastehen.


Aber irgendwann werden weitere Hiebsmaßnahmen im Altbestand notwendig, um die jungen Bäume zu stabilisieren. Für die angestrebte Zielstärkennutzung in Heinersreuth sind die Bäume zu diesem Zeitpunkt noch nicht weit genug. Förster Kühn plant deshalb sehr genau, welche und wie viele Douglasien er dann entnimmt.


Frühzeitige Astung:

Das Qualitätsziel lässt sich bei Douglasien nicht ohne Wertastung erreichen. Die ersten Bestände wurden 1929 geastet. Professionelle Astungen fanden aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg statt – dann allerdings bis zu einer Höhe von 18 m. Davon profitiert der Forstbetrieb bis heute bei der Vermarktung. Zurzeit asten die Heinersreuther, wie auch bei anderen Douglasienbetrieben üblich, nach einer Z-Baumauslese bis zu 12 m Höhe. Doch durch die aktuellen Vermarktungserfolge überlegen der Baron und der Förster, einzelne Bäume mit hohem Potenzial auch wieder bis zu18 m zu asten, eventuell durch einen Baumkletterer.


Grünäste vermarkten die Heinersreuther wenn möglich an Kranzbindereien. Der Preis liegt bei rund 50 Cent pro kg. Eine weitere Einnahmequelle vor der eigentlichen Holznutzung ist die Vermarktung von Zapfen in Selbstwerbung, die mit rund 1,50 € bezahlt werden. Außerdem vermarktet Baron Lerchenfeld Pflanzen aus seinen anerkannten Beständen, die von einem Vertragspartner in Lohn angezogen werden.


Als die ersten Bäume Ende der 1980er Jahre vermarktet werden sollten, war das alles andere als ein Selbstläufer. Der Markt kannte die Vorzüge des Holzes noch nicht und zahlte dafür weniger als für Fichtenholz. Baron Lerchenfeld suchte nach alternativen Absatzwegen und ließ zwei Container Stammholz nach Japan verschiffen. Daraus entstand in den folgenden Jahren ein florierendes Exportgeschäft, für das der Baron im großen Umkreis einkaufte.


Rege Nachfrage:

Mittlerweile hat die Nachfrage auf dem heimischen Markt deutlich angezogen und der Preis liegt deutlich über der Fichte. So erzielt Douglasien-Blockware bis zum doppelten Preis im Vergleich zum Fichten-Bauholz. Einige Stämme schneiden die Heinersreuther deshalb auch im eigenen kleinen Sägewerk ein.


Die Douglasie fühlt sich den auf skelettreichen, tiefgründigen Böden aus Tonschiefer und/oder Diabas in Heinersreuth wohl. Auch die 1 200 mm Jahresniederschlag helfen, um einen beeindruckenden Zuwachs von 20 fm/ha und Jahr zu erreichen. Förster Kühn hat deshalb überhaupt kein Problem damit, einige Bäume bei aktuell weniger guten Preisen ein paar Jahre länger stehenzulassen. Das kann für einen Furnierstamm von 15 m Länge und 65 cm Durchmesser durchaus 0,3 bis 0,6 fm Holzmassenzuwachs pro Jahr bedeuten.


Nach der Fahrt durchs Revier kann man die Begeisterung des Barons für den Baum verstehen. Zumal sich die Douglasie über die letzten hundert Jahre deutlich stabiler und vitaler als die Fichte gezeigt hat. Zum Schluss besuchen wir noch die „Drei Barone“. Die größte dieser stattlichen Douglasien bringt es auf über 60 m Höhe und stolze 20 Festmeter.Guido Höner

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