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Öko-Backweizen optimal mit Stickstoff versorgen

Lesezeit: 11 Minuten

Qualitätsweizen lässt sich auch ohne mineralischen N-Dünger erzeugen. Wie es gelingt, und welche Rolle das Kleegras dabei spielt, erläutern Dr. Ralf Loges, Sonja Dreymann und Prof. Dr. Friedhelm Taube.) Weizen ist mit einem Anteil von 27 % auch im ökologischen Landbau die wichtigste Kultur. Während es beim Futterweizen auf die Ertragsleistung ankommt, werden beim Backweizen möglichst hohe Eiweiß- bzw. Feuchtklebergehalte angestrebt. Um ansprechende Erträge und gute Qualitäten zu erzielen, ist neben der Pflanzengesundheit und Unkrautregulierung die bedarfsgerechte Stickstoffversorgung von entscheidender Bedeutung. Wichtige Steuergrößen sind hierbei: Die Fruchtfolgestellung, das Vorfruchtmanagement, die Bodenbearbeitungsintensität, die Sortenwahl, die Saatzeit und -technik, die Düngung sowie mechanische Pflegemaßnahmen. Die Wirkung dieser Steuergrößen wurde in zahlreichen Versuchen auf dem Versuchsbetrieb Lindhof der Universität Kiel im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Ökologischer Landbau untersucht. Im Folgenden werden einige Ergebnisse vorgestellt. Der ökologisch bewirtschaftete Lindhof liegt im Östlichen Hügelland Schleswig-Holsteins auf sandigen Lehmböden (durchschnittlich 43 BP). Auf dem Standort fallen im langjährigen Schnitt 785 mm Niederschlag. Hier die Ergebnisse der Versuche: Weizen nach Kleegras besser als nach Erbsen Die Fruchtfolgestellung erwies sich in den Feldversuchen als die wichtigste Einflussgröße für den Anbauerfolg von Öko- Weizen. Beste Weizenerträge werden gewöhnlich nach über- bis mehrjährigen Kleegrasbeständen erzielt, die zur Stickstoffmehrung angebaut werden. Weizenbestände, die nach Körnerleguminosen stehen, erzielen meist deutlich geringere Erträge und Qualitäten. Dies hat vor allem zwei Ursachen: Die im Vergleich zum Kleegras deutlich niedrigere N-Fixierungsleistung der Körnerleguminosen und die relativ geringen N-Mengen, die nach der Ernte der Körnerleguminosen auf der Fläche zurückbleiben. Wie sich unterschiedliche Vorfrüchte auf den Ertrag von Winterweizen auswirken, entnehmen Sie der Übersicht, in der die Ergebnisse eines Anbauversuches auf dem Lindhof zusammengestellt sind. Bei Winterweizenbeständen, die nicht zusätzlich mit Wirtschaftsdüngern versorgt wurden, führte die Vorfrucht Kleegras im Vergleich zur Vorfrucht Körnererbsen zu ca. 20 % höheren Kornerträgen im Mittel der beiden Versuchsjahre. Gegenüber der Vorfrucht Sommergerste betrug der Mehrertrag sogar ca. 80 %. Der geringe Vorteil des Kleegrases gegenüber Körnererbsen ist darauf zurückzuführen, dass die Erbsen infolge schlechter Witterungsbedingungen im Sommer 1998 ins Lager gingen und nahezu 50 % der Körner beim Mähdrusch verloren gingen. Sie blieben somit auf der Fläche und kamen dem nachfolgenden Winterweizen zugute. Die auch in weiteren Untersuchungen ermittelte gute Vorfruchtwirkung von Kleegras, die in günstigeren Jahren zu Winterweizenerträgen von 50 bis 60 dt/ha führt, ist nicht ausschließlich auf die Lieferung großer N-Mengen mit den Kleegras- Ernterückständen zurückzuführen. Sein positiver Effekt basiert u.a. auf seiner Wirkung als Humusmehrer und Gesundungsfrucht in getreidereichen Fruchtfolgen. Dichte, überwinternde Kleegrasbestände tragen außerdem zum Bodenschutz und zur Unterdrückung von Samen- bzw. Wurzelunkräutern bei. Vorfrucht Kleegras mulchen oder abfahren? Auch die Bewirtschaftung der Weizenvorfrüchte spielt eine entscheidende Rolle. Getreidebestände hinterlassen z. B. dem nachfolgenden Weizen meist nur ca. 20 kg N/ha und Körnerleguminosen selten mehr als 80 kg N/ha. Kleegras-Bestände liefern ihm dagegen über ihre Ernterücktop stände (Wurzeln, Stoppeln, Mulch) je nach Bewirtschaftung 50 bis 300 kg N/ha. Gemulchte ein- bis überjährige Kleegrasbestände weisen im Vergleich zu schnittgenutzten Beständen deutlich größere N-Lieferungen auf, da der Aufwuchs komplett auf der Fläche bleibt. Der Ertrag der Folgefrucht ist daher beim Mulchen des Kleegrases meist höher als bei der Nutzung über Siloschnitte. Unkrautfreie, ein- bis zweimal gemulchte Kleegrasbestände können Ernterückstands-N-Mengen von 200 bis 300 kg N/ha aufweisen. Die Winterweizenerträge waren nach diesen Beständen oft um 5 bis 10 dt je ha höher als nach Kleegras, das vier bis sechsmal im Jahr mit großem Energie- und Maschinenaufwand gemulcht wurde. Viermal gemulchte Rotkleegras-Bestände führten in den Versuchen der Uni Kiel, verglichen mit Kleegras-Beständen, die über Siloschnitte genutzt wurden, in den meisten Versuchsjahren nicht zu Mehrertrag (siehe Übersicht). Ursachen: Das auf der Fläche verbleibende Aufwuchsmaterial häufig gemulchter Bestände wird viel leichter von den Bodenorganismen abgebaut und in der Regel bereits bis zum nächsten Schnitttermin völlig zersetzt. Folge: Deutlich erhöhte Nmin-Gehalte bereits während der Vegetationsperiode unter mehrfach gemulchten Kleegrasbeständen. Dieser Vorgang, der wie eine N-Düngung wirkt, fördert das Gras und führt zum Rückgang des Klees. Zusätzlich bremst das nach mehrmaligem Mulchen stabil erhöhte Nmin-Angebot die N-Fixieraktivität des Klees. Dies kann zur Folge haben, dass Spätsommeraufwüchse keinen weiteren Beitrag zur Verbesserung der N-Versorgung der Fruchtfolge leisten. Beim Mulchen kann im Vergleich zur Schnittnutzung die Luftstickstoffbindung um bis zu 50 % absinken. Darüber hinaus sind die N-Verluste gemulchter Kleegrasbestände deutlich höher als die schnittgenutzter Bestände, deren Aufwuchs abgefahren wurde. Bereits während der Vegetationsperiode können bei gemulchtem Kleegras größere N-Mengen in Form von Ammoniak und Lachgas verloren gehen. Über Winter kommen weitere NVerluste hinzu. Unabhängig davon, ob ein gemulchter Kleegrasbestand im Herbst zu Winterweizen oder im Frühjahr zu Sommerweizen umgebrochen wird, waschen vor allem auf sandigen Böden im Vergleich zu schnittgenutzten Beständen größere Mengen an Nitrat-N aus. Deshalb flacht die Weizenertragskurve mit steigender Klee- N-Menge, ähnlich wie im konventionellen Weizenanbau nach hoher N-Düngung, ab. Ein weiteres, großes Problem ist vor allem für viehlose Öko-Betriebe die sehr schwer steuerbare, oft nicht dem N-Bedarf des folgenden Weizens angepasste N-Freisetzung aus der eingearbeiteten Biomasse. Je nach Standort- und Witterungsbedingungen treten innerhalb der Vegetationsperiode der Folgefrucht Phasen der Unterund Überversorgung mit Stickstoff auf. Im zeitigen Frühjahr ergibt sich trotz großer, mit den Kleegrasrückständen eingearbeiteter N-Mengen vor allem auf schweren, nassen und kalten Standorten eine N-Versorgungslücke, da die N-Freisetzung nicht den Bedarf des Pflanzenbestandes decken kann. Folge: Unbefriedigende Anlage ertragsbildender Organe. Leichte, gut durchlüftete bzw. sich schnell erwärmende Standorte weisen dagegen im Frühjahr häufig einen frühen und starken, zeitlich aber begrenzten N-Schub auf, der zu übermäßiger Bestockung, aber auch zu Mehltau und Rost führt. Nach dieser Phase schwächt sich die N-Nachlieferung meist schnell wieder ab. In der späteren Phase der Kornbildung steht dann nicht genügend N zur Verfügung, so dass die Anzahl ährentragender Halme reduziert wird. Folge: Körner mit geringem TKG bzw. geringem Proteingehalt. Daraus lässt sich schließen, dass der Weizenertrag durch größere Mengen an flächengebundenem Leguminosen-Stickstoff nicht beliebig gesteigert werden kann. Erhöhter Krankheitsbefall bzw. eine sehr hohe N-Lieferung, die unharmonisch freigesetzt wird, können sogar zu einem Ertragsrückgang führen. Gülle passend zum Bedarf geben Die N-Mangelphasen lassen sich durch rechtzeitig eingesetzte N-haltige Wirtschaftsdünger ausgleichen, um das Ertragspotenzial des Weizens abzusichern. Winterweizen reagiert im Vergleich zu Sommerweizen ertraglich deutlich stärker auf eine späte Gülle-Gabe von 75 kg/ha Gesamt- N, wie sich in den Versuchen auf dem Lindhof zeigte. Dies deutet darauf hin, dass die Freisetzung des Bodenstickstoffs mit dem N-Bedarf beim Winterweizen zeitlich weniger synchron verläuft als beim Sommerweizen. Der optimale Einsatztermin für eine Güllegabe hängt von den Standortbedingungen ab: Auf kalten, nassen und trägen Standorten haben sich beim Winterweizen besonders die frühen N-Gaben zur Unterstützung der Anlage der Ertragsorgane bewährt. Die später einsetzende N-Mineralisation aus dem Boden reicht dann häufig für die Ausbildung von Körnern mit hohen Eiweißgehalten bzw. TKG aus. Auf umsatzfreudigeren, leichteren Standorten mit milder Winterwitterung wird der Stickstoff nach anfänglich hoher Boden-N-Nachlieferung häufig schon im Mai knapp. Hier ist eine Güllegabe zum Ende des Schossens empfehlenswert, um das angelegte Ertragspotenzial abzusichern und hohe Korn-RP-Gehalte zu erzielen. In den Versuchen auf dem Lindhof (sandige Lehmböden) verstärkten Güllegaben, die im April zu bereits gut mit Stickstoff versorgten Beständen gegeben wurden, die unausgewogene N-Versorgung. Folge: Übermäßige Anlage ährentragender Halme, die in der Kornfüllungsphase nicht mehr ausreichend mit N versorgt waren. Die Güllegabe führte somit letztlich im Vergleich zur ungedüngten Kontrolle zu Mindererträgen und geringeren Eiweißgehalten. Winterweizen spät säen oder Sommerweizen wählen Der Zeitpunkt des Kleegrasumbruches bzw. der Weizenansaat ist eine besonders wichtige Steuergröße im Öko-Weizenanbau. Bei Winterweizen hat es sich bewährt, den Umbruchtermin des Kleegrases in den Spätherbst zu verlagern. Vor allem auf sandigeren, sorptionsschwächeren Böden in Regionen mit feuchtwarmen Wintern lässt sich dadurch eine unnötige Nitratauswaschung vermeiden. Spätsaaten zeigten gegenüber Frühsaaten in den Versuchen der Universität Kiel zudem folgende Vorteile: Sie waren deutlich weniger verunkrautet, wiesen einen geringeren Pilzbefall auf, ihre Eiweißgehalte waren höher und sie brachten bei guten, trockenen Saatbedingungen höhere Erträge. Allerdings steigt bei Spätsaaten das Risiko von Mindererträgen in Jahren mit überraschend früh einbrechenden, langen harten Wintern. Um N-Auswaschungen möglichst zu vermeiden, ist ein Kleegrasumbruch im Frühjahr mit nachfolgendem Sommerweizen effizienter als ein Herbstumbruch mit nachfolgendem spät gesätem Winterweizen. Sommerweizen bringt im Öko-Landbau an vielen Standorten vergleichbare Erträge wie Winterweizen und oft deutlich höhere Eiweißgehalte. Sein Anbau ist vor allem für Standorte interessant, auf denen sich mit Winterweizen keine Backqualität erzeugen lässt. Wie intensiv sollte die Bodenbearbeitung sein? Eine intensivere Bodenbearbeitung, z. B. eine Stoppelbearbeitung zum Kleegrasumbruch, bewirkt ein zügigeres Freisetzen des Stickstoffs, da die Ernterückstände zerkleinert und in den Boden eingemischt werden. Dies wirkt sich je nach Zeitpunkt des Kleegrasumbruchs günstig oder ungünstig aus. So bewirkte in den Versuchen auf dem Lindhof eine Kleegrasstoppelbearbeitung vor der Pflugsaat von Winterweizen eine erhöhte N-Auswaschung über Winter und Mindererträge beim nachfolgenden Getreide. Beim Sommerweizen führte die gleiche Maßnahme (Stoppelbearbeitung vor Frühjahrsumbruch) dagegen zu höheren Kornerträgen. Um den Stickstoff im Herbst zu konservieren, ist daher mit Ausnahme von sehr umsatzträgen, gut nährstoffspeichernden Standorten ein heiler Umbruch zu empfehlen. Um einen Durchwuchs von Klee und Gras zu vermeiden, sollte dabei auf sauberste Pflugarbeit (z. B. mit Vorschälern) geachtet werden. Eine aus Bodenschutzgründen wünschenswerte Mulchsaat ist allerdings im ökologischen Landbau kaum durchführbar. In den Versuchen auf dem Lindhof war nach Rotkleegras- bzw. Weißkleevorfrucht in Fräsat bestellter Weizen der Pflugvariante ertraglich deutlich unterlegen. Ursachen hierfür waren eine unzureichende NFreisetzung, ein vermehrter Besatz mit Wurzelunkräutern sowie Durchwuchs von Rotklee und Weidelgräsern. Besonders wichtig ist, Grasdurchwuchs zu verhindern. Dies hat mehrere Gründe: Der Grasdurchwuchs konkurriert mit dem Weizen um Stickstoff, die Gräser übertragen Getreidekrankheiten und nach eventuellem Aussamen treten Unkrautprobleme im weiteren Verlauf der Fruchtfolge auf. Hacke und Striegel gegen die Unkrautkonkurrenz Neben indirekten Maßnahmen zur Unkrautvorbeugung, wie z. B. Wahl des richtigen Saatzeittermins oder unkrautunterdrückender Sorten, können Unkräuter auch direkt mechanisch mit dem Striegel oder der Maschinen- bzw. Handhacke bekämpft werden. Der Striegel lässt sich unabhängig vom Getreidereihenabstand einsetzen und wirkt durch Ausreißen und Verschütten der Unkräuter. Der Einsatz erfolgt vor dem Auflaufen bzw. ab dem 3- Blattstadium des Getreides. Bei termingerechtem Einsatz ist die Wirkung meist hervorragend. Wurzelunkräuter und Unkräuter auf Standorten mit schlechter Befahrbarkeit sind dagegen schwer zu bekämpfen. Hier muss häufig mit Maschinenhacke und z. B. bei Distelnestern zusätzlich mit Handhacke gearbeitet werden. Der Einsatz der Maschinenhacke setzt allerdings mindestens doppelte Saatreihenabstände ab 18 cm voraus. Dies ist teurer und bedingt durch mehr Licht in den Reihenzwischenräumen einen zusätzlichen Unkrautdruck bzw. verschärft bei spät gesätem Weizen massiv die Erosionsneigung über Winter. Ein positiver Effekt des Striegelns und besonders des Hackens ist das Aufbrechen von Verkrustungen. Dies wirkt sich positiv auf die N-Freisetzung und damit die Ertragsleistung aus. Weitere Vorteile gehackter, weiter Reihen bei Weizen: Untersaaten lassen sich sicher etablieren, und auf einigen Standorten wird ein höherer Eiweißgehalt erzielt allerdings oft zu Lasten des Ertrages. Sortenwahl zugunsten der Qualität Qualitätsbetonte Weizensorten wie Renan, Bussard oder Capo weisen unter sonst gleichen Bedingungen deutlich höhere Eiweißgehalte als so genannte Massenweizen wie Batis auf. Allerdings bringen Qualitätssorten besonders bei begrenzten N-Mengen niedrigere Erträge als Massenweizen. In den Versuchen auf dem Lindhof erzielten die geprüften Massenweizensorten in der Regel Mehrerträge von 5 bis 10 dt/ha. Fazit für die Praxis Viehhaltende Betriebe können ihre Kleegrasaufwüchse umweltschonend verwerten und verfügen über Wirtschaftsdünger, die sie in der Bestandesführung variabel einsetzen können. Dem Gemischtbetrieb fällt es bei gleichen Standortbedingungen im Vergleich zum reinen Ackerbaubetrieb entsprechend leichter, Weizen mit hohen Erträgen und Qualitäten zu erzeugen. Viehlos wirtschaftende Betriebe können z. B. durch Kooperation mit einem viehhaltenden Nachbarbetrieb die ersten beiden Kleegrasschnitte als Futter abgeben und gegen nährstoffäquivalente Gülle tauschen, um so höhere Erträge zu erzielen.

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