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Österreich: Die Meister der Vielfalt

Lesezeit: 4 Minuten

Hanglagen, Trockengebiete und kleine Flächen – trotzdem sind Österreichs Ackerbauern auch 20 Jahre nach dem EU-Beitritt erfolgreich. top agrar hat sich vor Ort umgesehen.


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Wer an Österreich denkt, dem fallen zunächst grüne Almwiesen, Kühe, Berge und Skilaufen ein. Kaum jemand denkt dabei an erfolgreichen Ackerbau mit Qualitätsweizen, Rüben, Soja, Sonnenblumen und Kürbis. In den Gebirgsregionen von Vorarlberg bis zur Steiermark bleibt Landwirten nicht viel anderes übrig, als Milchvieh auf Grünland zu halten. Die meisten bekommen eine Erschwerniszulage aus dem Agrarumweltprogramm ÖPUL.


Typische Ackerbauregionen liegen in Nieder- und Oberösterreich, im Burgenland sowie der östlichen Steiermark. Größte Herausforderung für viele Ackerbauern ist – neben Hanglagen in einigen Landstrichen – das Klima. Während in Oberösterreich mit ca. 800 mm noch genügend Jahresniederschläge fallen, wird es Richtung Osten immer trockener. Im östlichen Niederösterreich – dem Übergang zur pannonischen Tief­ebene nach Ungarn – sind es nur noch 430 bis 500 mm. Dazu kommen ausgeprägte Hitze- und Trockenperioden im Frühjahr und Sommer. Dann klettern die Temperaturen auf 35 bis 40 °C. Dazu weht oft ein kräftiger Wind.


Damit nicht genug, die österreichischen Betriebe sind sehr klein­strukturiert. Ackerbetriebe bewirt-schaften im Schnitt nur 18 ha, in Deutschland dagegen 166 ha (Übersicht).


Als Österreich vor rund 20 Jahren der Europäischen Union beitrat, fürchteten viele Ackerbauern, dem Konkurrenzdruck der anderen EU-Staaten nicht gewachsen zu sein. So erzielten Austrias Bauern vor dem EU-Beitritt Anfang der 90er-Jahre noch 46 % mehr für Qualitätsweizen als ihre Kollegen in Deutschland. Mit der Öffnung der Agrarmärkte im Zuge des EU-Beitrittes sind die Preise von Agrargütern dann drastisch gefallen – im Schnitt um 21 %.


Robuste Betriebe:

Trotz sinkender Preise und Standortnachteile haben sich die Betriebe aber als überraschend robust und konkurrenzfähig erwiesen. Seit 1995 hat sich ihre Zahl nur um 27,5 % reduziert, in Deutschland im gleichen Zeitraum aber fast halbiert (siehe Übersicht).


Wie gelang es den Ackerbaubetrieben, sich im EU-Wettbewerb zu behaupten? Die Gründe sind vielfältig:


  • Die Agrarpolitik hat mit Übergangsregelungen und einer massiven Ausweitung von Direktzahlungen die krassen Preiseinbrüche und damit drohende Einkommensverluste gut kompensiert. So gewährte man für die ersten vier Jahre nach dem Beitritt degressive Ausgleichszahlungen und einzelbetrieb­liche Investitionsförderungen. Dafür flossen Beihilfen aus Brüssel – und tun das heute noch. Eine Folge: Die Agrar­exporte stiegen viel stärker als die -importe, sodass Österreich heute eine spürbar verbesserte Außenhandelsbilanz aufweist.
  • Die Ackerbauern sind mit vielfältigen Fruchtfolgen breit aufgestellt und passen ihre Anbaustrategien laufend an. Neben Ölfrüchten wie Raps und Sonnenblumen bauen sie Qualitätsgetreide, Kartoffeln, Rüben und zunehmend Soja an. Sie setzen auf eine wassersparende, erosionsmindernde Bodenbearbeitung. Zudem experimentieren sie mit Untersaaten, um ihre Böden bei Starkregen vor Erosion zu schützen.
  • Viele Landwirte erkennen und besetzen Nischen. Damit versuchen sie, die Wertschöpfung auf ihrer begrenzten Anbaufläche zu erhöhen. Zu den „exotischen“ Kulturen gehören z. B. Gemüse, Mohn, Ölkürbis, Kulturhanf sowie Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen.
  • Stärker als in anderen EU-Ländern haben Bauern in Österreich auf Öko-Landbau gesetzt. Der Anteil beträgt 20 % der LF, bei uns nur 6,2 %. Attraktive Förderungen und die Unterstützung durch Lebensmittelketten haben ihnen zur Vorreiter-Rolle in der EU verholfen.
  • Durch überbetriebliche Zusammenarbeit senken Betriebe ihre Produktionskosten. Maschinenringe, Lohnunternehmer sowie Betriebs- und Maschinenkooperationen spielen eine wichtige Rolle.
  • Nicht zuletzt hat aber eine österreichische Besonderheit den Strukturwandel deutlich abgepuffert: Neben der EU-Flächenprämie („Erste Säule“) erhalten die Betriebe zusätzlich Fördergelder aus dem „Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft“ (ÖPUL). Seit 1995 sind im ÖPUL verschiedene Maßnahmen für den ländlichen Raum zusammengefasst.


Hilfreiches ÖPUL:

Das Programm ist mit 32 Maßnahmen sehr komplex. Die Teilnahme ist freiwillig und kann sich auf die Auswahl bestimmter Maßnahmen beschränken. Dies sind z. B.:


  • Umstellen auf Öko-Landbau (künftig 230 € je ha, vormals 285 €/ha),
  • umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung (45 €/ha),
  • Anbau seltener landwirtschaftlicher Kulturpflanzen (120 €/ha),
  • Zwischenfruchtanbau (je nach Variante 80 bis 200 €/ha),
  • Mulch- und Direktsaat (inkl. Strip Till 60 €/ha),
  • Verzicht auf Fungizide und Wachstumsregler in Getreide,
  • Maßnahmen zum Schutz von Natur, Grundwasser, Gewässern und Tieren.


Mit der Teilnahme am ÖPUL erfüllen die Landwirte auch die Greening-Auflagen der neuen GAP-Periode.


Kürzung kommt:

Ab 2015 werden die österreichischen Landwirte allerdings mit weniger Fördermitteln auskommen müssen. Grund dafür ist, dass die alte ÖPUL-Periode endet und die EU-Kommission beim neuen ÖPUL den Rotstift ansetzt. So will sie die jährliche Gesamtfördersumme von derzeit knapp 530 Mio. € um 14 % auf 463 Mio. € reduzieren. Wie die Kürzung umgesetzt wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht endgültig fest. Das überarbeitete ÖPUL lag zu diesem Zeitpunkt der EU-Kommission zur Genehmigung vor.


Matthias Bröker, Lukas Weninger

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