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Präzise düngen bis an den Ackerrand

Lesezeit: 9 Minuten

Wer den Abstand zu Gräben oder Hecken beim Düngen optimal einhält, unterdüngt mit bisheriger Technik den Feldrand. Um dies zu vermeiden, hat Landwirt Jens Alpers eine eigene Strategie entwickelt. Mit Erfolg: stabile Erträge und über 10000 € mehr Deckungsbeitrag.


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Am Ackerrand bleibt oft bares Geld liegen. Denn: Bringt man die Nährstoffe nach Düngeverordnung (Dünge-VO) aus, sind die Pflanzen am Feldrand häufig unterdüngt. Das gilt vor allem entlang von Gewässern. Dies schadet nicht nur dem Geldbeutel, langfristig leidet auch der Boden darunter.


Jens Alpers (48), Ackerbauer aus Neuratjensdorf in Schleswig-Holstein, will das nicht hinnehmen. Daher hat er kurzerhand für seine 330 ha eine ganz eigene Strategie entwickelt, um Dünger auszubringen. „Für die Umstellung benötigte ich lediglich einen Satz neue Düsen für meine 24 m-Feldspritze und eine Grenzstreueinrichtung für den Düngerstreuer, einen Rauch Axis 50.1 W.“, erläutert Alpers. „Das war kein Hexenwerk“. Jetzt erntet der Landwirt auch an den Ackerrändern durchschnittlich 10 t/ha Winterweizen mit Rohproteingehalten von rund 12%.


Unter normalen Umständen ist an den Feldrändern ein voller Ertrag bei Weizen, Raps und Gerste nur selten der Fall. Denn die Dünge-VO schreibt vor, dass kein Düngerkorn über die Grenze z.B. in Gewässer oder Biotope fliegen darf. Insbesondere entlang von Gewässern ist es ein Muss, den 1 m-Abstand mit absoluter Nulltoleranz einzuhalten. Gängige Strategien für das Streuen an „Grenzen“ sind Rand- oder Grenzstreueinrichtungen am Düngerstreuer.


Bisherige Technik reicht nicht:

Beim Randstreuen lenkt z.B. ein Lamellenblock an der äußeren Wurfscheibe den Dünger um. Das Feld lässt sich damit zwar bis zum Rand düngen, allerdings fliegen einige Düngerkörner dabei über die Ackergrenze hinaus. Für das Düngen an Gewässern ist dieses Verfahren damit ungeeignet. „Zudem verschleudere ich auch Geld, das bei meinen Nachbarn oder auf der Straße landet“, kommentiert Alpers.


Selbst beim Grenzstreuen lässt sich die Feldgrenze nicht exakt einhalten. Auch dazu schwenkt man einen Lamellenblock in die Flugbahn der äußeren Scheibe. Zusätzlich wird die Düngermenge um 20% reduziert. „Gleichzeitig bedeutet das aber, dass ich den Feldrand automatisch unterdünge“, erklärt der Landwirt. Direkt an der Grenze entstehen sogenannte Hungerstreifen.


Das Problem dieser ca. 6 m breiten Hungerstreifen ist die durch die Nährstoffverarmung entstehende geringere Konkurrenzkraft der Kultur. „Die äußeren Streifen bestanden bei uns oft aus einem Wust von Kulturpflanzen und Unkräutern“, so Alpers. „Zügig konnten sich vom Rand ausgehend Klettenlabkraut, Storchschnabel und Ackerfuchsschwanz verbreiten. Ernte- und Bearbeitungsgeräte verteilen die Samen dann in die Fläche hinein. Auch die Qualitäten von Weizen, Gerste und Raps lassen auf diesen Streifen häufig zu Wünschen übrig“.


Ein weiteres Problem beim Grenzstreuen ist, dass der umgelenkte Teil des Düngers z.B. das Vorgewende streifenweise überdüngt. An diesen Stellen erhöht sich die Lagergefahr des Getreides deutlich. Eine Möglichkeit wäre zwar, so Alpers, nur eine Scheibe laufen zu lassen und die feldäußere Scheibe abzustellen. Doch auch dies ist nicht die Lösung. Der Grund: Schaltet man eine Streuscheibe ab, reduziert sich die Streumenge um die Hälfte, die Wurfweite halbiert sich aber nicht.


Daraus zog Alpers für sich den Schluss, dass ihm die bisherigen Möglichkeiten, ein Feld grenznah zu düngen, nicht reichen. Für die Ränder entlang von Fließgewässern überlegte er sich folgende Lösung: Um in diesen besonders sensiblen Gebieten immer auf Nummer sicher zu gehen, erfüllt er dort mit Grünstreifen die Greeningverpflichtungen seines Betriebes. Je nach Flächenlage sind die Streifen mindestens 5 m, in Hanglagen bis zu 20 m breit. Dass Düngerkörner somit in Gewässer gelangen, ist ausgeschlossen.


Getüftelt bis es passt:

Für alle anderen Feldränder entwickelte er zusammen mit dem Hersteller Rauch ein Grenzstreuverfahren. Das Basteln daran dauerte rund 3 Jahre. In 2016 lief es auf seinen Flächen dann erstmalig erfolgreich. „Bis dahin hatte ich immer Teile der Vorgewende bzw. Ränder unter- oder überdüngt“, so Alpers. Die Grundidee: Die äußeren 12 m des Feld-randes düngt er mit Flüssigdünger über die Feldspritze, die folgenden 12 m mit dem Düngerstreuer. Im Schlag fährt er nach wie vor mit dem Düngerstreuer in den 24 m Fahrgassen (siehe Übersicht 1).


Das Besondere ist die ausgeklügelte Grenzstreueinrichtung (GSE) an seinem Düngerstreuer. Die GSE, bestehend aus zwei Blechschirmen, ist mittig zwischen den Wurfscheiben angebaut. Wird die GSE eingesetzt, bleibt der Dosierschieber über der feldäußeren Scheibe geschlossen. Der Streuschirm lenkt den Düngerwurf der feldinneren Scheibe vollständig auf das Feld um. Als Ergebnis befindet sich die exakte Streumenge auf 12 m Arbeitsbreite. Der Anschluss an die äußeren 12 m (die mit der Feldspritze gedüngt wurden) ist gewährleistet. Fährt man in die nächste Fahrgasse, passt auch der innere Anschluss.


„Bekannt ist das Prinzip dieser GSE vor allem im Kartoffelbau“, erklärt der Ackerbauer. Viele Landwirte bringen Grunddünger wie Kali damit aus. Dazu fährt man beim Grenzstreuen auf der Ackeraußenkante und lenkt den Dünger aufs Feld.


Da die GSE autark funktioniert, ist sie leicht nachzurüsten. „Das Zusammenbauen war wie Lego“, sagt Jens Alpers. Nur fünf bis sechs Stunden hat er dafür gebraucht. Die Kosten lagen für ihn bei ca. 1500 €. Für seine Feldspritze benötigte er einen Satz Flüssigdüngerdüsen (FD-Düsen). In Summe zahlte Alpers dafür rund 580 €. Die neuen Düsen hat er für die gesamte Arbeitsbreite angeschafft, um die Felder rechts- oder linksherum abfahren zu können. „Wer sich keine neuen Düsen kaufen möchte, kann auch ältere 5-, 6- oder 8-Loch-Düsen nutzen“, ist er sich sicher.


Seine Strategie:

Weil es nach Alpers Erfahrung schwierig ist, Flüssigdünger mit stabilen Formulierungen der Grundnährstoffe Phosphor und Kali zu finden, führt er im Herbst zunächst die Grunddüngung mit seiner neuen GSE durch. Zum Einsatz kommen dabei Triplephosphat, 40er-Kali, 60er-Kali oder PK-Dünger.


Bei der Grundnährstoff-Düngung, die er z.B. bei Weizen nach Weizen und Gerste nach Weizen durchführt, fährt er außen auf der Feldkante um den Schlag herum (siehe Übersicht 2). Die GSE lässt sich von 0 bis 5 m nach außen einstellen. „So bekomme ich ein genaues Platzieren hin“, erklärt der Landwirt. Mithilfe des RTK-Signals düngt er die Flächen danach optimal aus. Die vorhandenen Fahrgassen muss er nicht nutzen. Über 40er-Kali und Triplephosphat bringt er rund 50 kg je ha P2O5 und 80 kg/ha K2O aus. Um auf der Feldkante fahren zu können, müssen die Böden tragfähig sein. Im Herbst ist das bei Alpers in der Regel kein Problem.


Bei der N-Düngung im Frühjahr bringt er auf den äußeren 12 m des Schlages Alzon S mit seiner Spritze aus. „Dieser Flüssigdünger ist zwar etwas teurer als AHL, die Formulierung gefällt mir aber besser“, so der Landwirt. Der stabilisierte Dünger enthält 25% N und 6% S. „Das N-/S-Verhältnis passt also“, erklärt er.


In Weizen und Gerste düngt er zu Vegetationsbeginn 300 l/ha Alzon S. Eine weitere Gabe gibt er kurz vor dem Entrollen des viertletzten Blattes (um Schäden zu vermeiden).


Lösung im Raps:

In seinen Rapsbeständen bringt Alpers bereits im Herbst im Vorauflauf 100 l/ha Alzon S zusammen mit der Herbizidmaßnahme aus. Im zeitigen Frühjahr folgen dann 500 l je ha Alzon S nur auf den äußeren 12 m des Feldes. Den Rest düngt er wiederum mineralisch mit seiner GSE.


Da die flüssige Düngung am Rand mit der Spritze grobtropfig erfolgt, können auf den Rapsblättern teils leichte Verätzungen auftreten. „Schlimm ist das aber nicht“, so der Landwirt. „Ganz im Gegenteil: Meist sind nur die älteren Blätter betroffen, auf denen sich auch Krankheiten befinden können. Weil die jungen Blätter aufrechter stehen, verätzen sie nicht.“


Immer kombiniert:

Seine Kulturen ausschließlich mit der Spritze zu düngen hat Ackerbauer Alpers von vornherein ausgeschlossen. Denn die Flüssigdünger sind zum einen teurer als die mineralischen und zum anderen sinkt auch die Schlagkraft deutlich. „Mit dem Düngerstreuer schaffe ich rund 200 ha am Tag“, so der Landwirt. Daher läuft das System bei ihm immer kombiniert: Die Randbereiche düngt er mit der Feldspritze, der Rest erfolgt mit dem Düngerstreuer.


Trotz des zusätzlichen Arbeitsganges erhöhen sich die Kosten für ihn nur minimal. Die Spritze kostet ihn 20 €/ha, da er nur die halbe Arbeitsbreite nutzt (normalerweise 10 €/ha). Bei 35 ha gesamte Randfläche kostet das Verfahren auf seinem Betrieb demnach 700 € insgesamt (20 €/ha x 35 ha). Bei 330 ha Gesamtfläche ergeben sich Kosten für das System von nur 2,12 €/ha.


Es lohnt sich:

Neben den zunächst rein pflanzenbaulichen Überlegungen hat der Ackerbauer das System für seinen Betrieb auch ökonomisch bewertet. Das Ergebnis ist erstaunlich:


Bei einer durchschnittlichen Schlaggröße von 25 ha liegt der Randanteil auf seinem Betrieb bei 20%. Über die gesamten Flächen des Ackerbaubetriebes gerechnet, liegt die Summe bei 70 ha. Rund ein Viertel davon – demnach 17,5 ha – sind von Mindererträgen betroffen. Auf den 6 m Rand dieser Fläche erntet er nach seinen Erfahrungen nur 50% des sonstigen Ertragsniveaus.


Von dieser Annahme ausgehend entging ihm in den letzten Jahren durch Mindererträge auf den Hungerstreifen allein im Weizen ein Erlös von rund 14000 € (bei einem Weizenpreis von 160 €/t).


Sein Ausblick:

„Klar, ein wenig Forschergeist war schon nötig, um das System zum Laufen zu bringen“, erklärt er. „Vor allem, weil die Einstellhilfen (Streutabellen) nicht mitgeliefert wurden.“ Zusammen mit dem Hersteller hat sich Alpers aber Schritt für Schritt an die richtige Einstellung der GSE herangetastet. Künftig wünscht er sich, dass die GSE in die Software integriert wird. Aktuell ist sie noch mechanisch oder hydraulisch einzustellen. Über die Software wäre dann auch eine Fehlererkennung möglich.


Zudem hofft er, dass auch andere Landwirte seine Strategie übernehmen. Wie viel Potenzial in der Technik steckt, zeigt sich auf seinem Betrieb deutlich. Friederike Mund

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