Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Waldumbau Seelische Gesundheit Steuern in der Landwirtschaft

Aus dem Heft

Ramularia: Wie effizient sind die neuen Wirkstoffe?

Lesezeit: 4 Minuten

Gegen den Ramularia-Pilz stehen neue Fungizide in den Startlöchern. Wie sie wirken und welche Behandlung wirtschaftlich ist, beschreibt Dr. Friedrich Merz, RP Stuttgart.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Warum sollte es 2016 anders sein: Auch im letzten Jahr war der Ramularia-Pilz in der Sommergerste an den Versuchsstandorten in Baden-Württemberg und Bayern wieder der wichtigste Krankheitserreger. Das ist seit mittlerweile mehr als zehn Jahren so. Demgegenüber haben wir trotz der überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im Mai und Juni nur an zwei Standorten nennenswerten Befall mit Rhynchosporium-Blattflecken festgestellt. Zweimal spielte zudem noch der Echte Mehltau bei den Sorten Avalon und Grace eine geringe Rolle.


Was getestet wurde:

Im Landesversuch Pflanzenschutz Baden-Württemberg (PS 15-06) wurden neue Fungizide bzw. Mittelkombinationen gegen diese Krankheiten in Braugerste getestet. Die erzielten Ergebnisse sind grundsätzlich auch auf die Anbauverhältnisse in Bayern übertragbar. Die Versuchsfrage war, ob Doppelbehandlungen mit reduzierten Aufwandmengen im Vergleich zu Einfachbehandlungen sinnvoll sind. Zudem wurde geprüft, wie die Empfehlungen der beiden Prognoseprogramme ProPlant und ISIP im Vergleich zu Standardbehandlungen abschneiden.


ProPlant empfiehlt je nach Befallsituation andere Produkte. ISIP ermittelt nur die optimalen Bekämpfungstermine. In dieser Variante kamen die gleichen Pflanzenschutzmittel wie in den Varianten 4 (einmalige Behandlung) oder 7 (zweimalige Behandlung) zum Einsatz. In Übersicht 1 sind die Testvarianten sowie die Ergebnisse dargestellt. Das Prüfmittel (PM) in den Varianten 5 und 8 wird nicht rechtzeitig zur Saison 2017 zur Verfügung stehen. Die Zulassung von Elatus Era stand bis Redaktionsschluss ebenfalls noch aus.


Die Ergebnisse:

Gegen Ramularia erzielten die Behandlungen im Durchschnitt Wirkungsgrade von 20 bis 56% (Übersicht 1). Gegen die Rhynchosporium-Blattflecken erreichten die Mittel dagegen Wirkungsgrade von 75 bis 88%. Tendenziell zeichneten sich leichte Wirkungsvorteile und höhere Erträge bei den Doppelbehandlungen im Vergleich zu den Einfachbehandlungen ab.


Die Berechnung der Marktleistung ergab allerdings, dass die Mehrerträge der Doppelbehandlungen die höheren Kosten nicht rechtfertigten.


Das ProPlant-Programm empfahl an sechs Standorten eine Einfachbehandlung. Nach ISIP waren es fünf Einfach- und eine Doppelbehandlung. Für Nürtingen gaben beide Programme keine Empfehlung ab. Da hier der Befall über alle Varianten hinweg nur bei maximal 1% lag, war dies auch richtig.


Erste Resistenzen:

Insbesondere im Süden Württembergs zeigte sich 2015 in den Varianten, in denen keine Kombination mit dem Wirkstoff Chlorthalonil zur Anwendung kam, eine schlechtere Ramularia-Wirkung.


Versuche der LfL Bayern aus dem Jahr 2015 ergaben, dass Proben von einigen Standorten bereits nicht mehr in der gewohnten Weise auf den Azol-Wirkstoff Prothioconazol und das Carboxamid Bixafen reagieren.


Eine Möglichkeit, einer Resistenzentwicklung vorzubeugen, ist, bei der abschließenden Spritzung gegen Ramularia ein Chlorthalonil-haltiges Mittel, z.B. Amistar Opti oder Credo, zuzumischen. Deshalb waren im Versuchsplan 2016 keine Varianten mehr ohne den Wirkstoff Chlorthalonil vorgesehen. Im Versuch in Biberach (Übersicht 2) wurde in der Sorte Grace nach dem ProPlant-Programm jedoch nur Ceriax im Stadium 51 eingesetzt.


In einer von der Beratung gewünschten Variante (Nr. 10) kam dort in den Stadien 53 bis 55 Aviator Xpro und Fandango zur Anwendung. Der Ramularia-Befall auf dem Fahnenblatt konnte durch die Behandlung mit Ceriax nur von 71 % auf 63 %, durch die spätere Behandlung in der Beratervariante auf 43 % reduziert werden. Diese schlechte Wirkung spiegelte sich auch in den Erträgen wider. Die Behandlung mit Ceriax erzielte einen signifikant geringeren Ertrag (ca. 6 dt weniger) als die anderen einmaligen Behandlungen von Tankmischungen mit Chlorthalonil. Der ebenfalls deutlich geringere Ertrag in der Beratervariante konnte nicht gesichert werden. Diese ertragsrelevanten Minderwirkungen sprechen für eine mit Bayern vergleichbare Entwicklung. Die Ergebnisse der Resistenzuntersuchung aus Baden-Württemberg aus dem Jahr 2016 stehen noch aus.


Konkrete Empfehlungen:

Die Bekämpfung der Gerstenkrankheiten muss sich stets am witterungsbedingten Befallsgeschehen orientieren. Die Prognoseprogramme ProPlant und ISIP sind eine gute Unterstützung bei der Wahl der Behandlungen.


Bei den Landesversuchen 2016 in Baden-Württemberg war die einmalige Behandlung im Schnitt wirtschaftlicher als Doppelbehandlungen. Wichtig sind dabei aber eine sachgerechte Mittelwahl und ausreichend hohe Aufwandmengen. Aufgrund des Wirkungsverlustes können die Erreger des Echten Mehltaus kaum noch mit der Wirkstoffgruppe der Strobilurine bekämpft werden. Erhebungen zeigen, dass beim Erreger der Netzfleckenkrankheit bei den Mitteln mit Carboxamid mit einer schlechteren Wirkung gerechnet werden muss. Die seit 2015 deutlich besseren Ergebnisse mit Chlorthalonil-Kombinationen gegen Ramularia in den Landesversuchen Baden-Württemberg und in Studien der LfL Bayern deuten auf eine veränderte Anfälligkeit des pilzlichen Erregers gegen Mittel aus den Wirkstoffgruppen der Azole und Carboxamide hin.


Grundsätzlich lassen sich mit Kombinationen aus Wirkstoffen unterschiedlicher Wirkungsweise gute Erfolge erzielen. Deshalb werden auch die Carboxamide in der Regel mit Wirkstoffen anderer Gruppen kombiniert. Dadurch kann auch einer Resistenzentwicklung entgegengewirkt werden.


Genau aus diesem Grund empfiehlt der amtliche Dienst auch, Carboxamide grundsätzlich nur einmal und mit ausreichend hoher Aufwandmenge in der Spritzfolge einzusetzen. Ihre Wirkung wird bei einer Anwendung während der Schossphase bis zum Beginn des Ährenschiebens optimal ausgenutzt. In Regionen, wo Ramularia eine große Rolle spielt, sollte die Wirkung der Azole und Carboxamide mit Chlorthalonil abgesichert werden.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.