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Raps: Die richtigen Sorten für Ihre Region

Lesezeit: 5 Minuten

Hohe und sichere Rapserträge gelingen nur, wenn die Sorte zum Standort passt. Erstmals müssen Sie auf insektizide Beizen verzichten. Empfehlungen zur Sortenwahl gibt Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH, Schackenthal.


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Das Verbot der insektiziden Beizen wirkt sich auch auf die Sortenwahl aus. Während man Pyrethroide gegen den Erdfloh spritzen kann, ist der Rapskeimling ohne Beizschutz durch Schädlinge im Boden gefährdet. Ein gleichmäßiger Auflauf des Raps-bestandes ist bei hohem Schaderregerdruck daher nicht gewährleistet.


Den Raps aus Angst vor Pflanzen­ausfällen dicker zu säen, ist aber nicht der richtige Weg. Denn die Schädlinge treten punktuell bzw. nesterweise auf. An Stellen ohne Befall würden die dicker gedrillten Rapspflanzen zu eng stehen. Das schränkt ihr Leistungspotenzial ein, und sie können den Ausfall benachbarter Rapspflanzen nicht kompensieren. Zu dicht stehende Pflanzen treiben sich zudem gegenseitig hoch und können dann auswintern.


Kompensationsfähige Sorten:

Immer wichtiger wird daher die Kompensationsfähigkeit einer Rapssorte. Bei diesen Sorten setzen die Verzweigungen tiefer an, und sie bilden an den unteren Seitentrieben mehr Schoten. Dadurch können sie Unterschiede im Standraum besser ausgleichen. Beispiele für diesen Sortentyp sind Arsenal, Compass, DK Exquisite, Genie, NK Linus, PR 46 W 20, PR 46 W 26, Raptor und Visby.


Um eine passende, kompensationsfähige Sorte für Ihren Standort zu finden, sollten Sie zur ersten Orientierung die Landessortenversuche unter die Lupe nehmen. Sorten, die in Ihrer Region in den letzten drei Jahren überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt haben, besitzen garantiert eine gute Kompensationsfähigkeit. Denn unterschiedlicher als in den letzten drei Jahren kann der Witterungsverlauf nicht sein. Wenn diese Sorten auch auf anderen Standorten kaum abfallen und über die Jahre geringe Ertragsschwankungen ausweisen, dann sind sie als ertragssichere, kompensationsfähige Sorten anzusehen.


Hybrid- oder Liniensorte?

Die derzeitigen Rapssorten sind genetisch sehr variabel. Die Hybridzüchtung bewirkte durch den Heterosis-Effekt in erster Linie ein stärkeres vegetatives Wachstum und damit auch eine bessere Wurzelentwicklung. Die Einzelpflanze bildet aber nicht mehr Ertragsanlagen aus als eine Liniensorte.


Der Vorteil der Hybridsorten besteht vielmehr darin, dass sie unter Stress-bedingungen weniger Ertragsanlagen reduzieren. Zudem ermöglichen sie eine deutlich bessere Kornausbildung, wenn der Raps weniger Körner ansetzt. Hybridsorten punkten somit vor allem unter nicht optimalen Bedingungen, wie z. B. bei kurzer Vegetationszeit (späte Saat, spätes Frühjahr), auf schwächeren Standorten (Sandböden, tonige Böden), bei reduzierter Intensität der Boden-bearbeitung oder auf staunassen Böden.


Sind die Voraussetzungen mit rechtzeitiger Aussaat (Übersicht 1), ausreichender vegetativer Entwicklung im Kurztag, guter Durchwurzelbarkeit des Bodens und gesichertem Wasserhaushalt dagegen optimal, fallen die Ertragsunterschiede zwischen Linien- und Hybriden eher gering aus. Oft schneiden die besten Liniensorten wegen des bislang meist noch höheren Ölgehaltes unter diesen Bedingungen unterm Strich finanziell nicht schlechter ab als die Hybriden.


Unterschiedliche Sortentypen:

Neben Linien- oder Hybridsorten gibt es auch unterschiedliche Sortentypen. An Einzelpflanzen lassen sich Unterschiede im Habitus erkennen:


Haupttrieb-Typen sind meist ältere Sorten, die wie Weihnachtsbäume aussehen. Der Haupttrieb dominiert. Die Verzweigungen setzen bereits rund 40 cm über dem Boden an. Der Haupttrieb und die oberen beiden Seitentriebe setzen mehr als zwei Drittel der Schoten an. Die unteren Verzweigungen kommen zusammen bestenfalls auf ein Drittel der Schoten.


Die unteren Verzweigungen bilden zwar längere Stängel als die oberen, trotzdem stecken die Spitzen dieser Verzweigungen mit den Schoten tiefer im Bestand, weil sie vom Haupttrieb überragt werden. Diese Architektur bewirkt während der Blüte eine stärkere Beschattung der tiefer angesetzten Knospen und Blüten. Die Folge sind eine spätere Befruchtung, schlechter ausgebildete Körner und geringere Ölgehalte. Weil die Haupttrieb-Typen das Licht schlechter ausnutzen, reifen sie ungleichmäßig ab. In der Regel sind sie länger und wuchtiger.


Vorteil der Haupttrieb-Typen ist jedoch ihre Robustheit unter Stress-bedingungen. Zudem bilden sie meist bessere Wurzeln aus und besitzen ein gutes Regenerations- und Kompensationsvermögen.


Das andere Extrem sind die Verzweigungs-Typen. Deren Seitentriebe setzen hoch (etwa 60 bis 80 cm) über dem Boden am Stängel des Haupttriebes an. Die unteren Verzweigungstriebe erreichen mit den Spitzen den oberen Rand des Schotenpakets. Damit ähneln sie einem siebenarmigen Leuchter.


Verzweigungs-Typen bilden am Haupttrieb und an den beiden oberen Verzweigungen 50 bis 60 % der Schoten. An den tiefer angesetzten Seitentrieben befindet sich die andere Hälfte der Schoten. Die hoch ansetzenden Verzweigungs-Typen entsprechen dem modernen Rapstyp.


Probleme hat dieser Sortentyp allerdings oft mit der Regeneration im Frühjahr. Zudem leiden Verzweigungs-Typen wegen der meist frühen, kompakten Blüte stärker unter Spätfrösten. Das Kompensationsvermögen ist geringer als bei den Haupttrieb-Typen. Deshalb sind sie im Nachteil, wenn durch den Wegfall der insektiziden Beizen die Gleichmäßigkeit des Bestandesaufbaus in Frage gestellt ist.


Mit den Halb-/Zwerghybriden kam in den letzten Jahren ein weiterer Sortentyp auf den Markt. Halbzwerg-Typen sind wesentlich kürzer als Verzweigungs- oder gar Haupttrieb-Typen. Ihre Seitentriebe setzen tiefer an. Der Heterosis-Effekt wirkt sich bei diesen Sorten weniger auf das vegetative Wachstum, als vielmehr auf die Knospen- bzw. Kornanlagen aus.


Mit den Zwerghybriden scheint sich eine ähnliche Entwicklung anzubahnen wie beim Weizen, bei dem die Einkreuzung von Kurzstrohsorten mit rht-Genen (Mexipac-Typen) zu einer deutlich höheren Kornzahl pro Ähre führte. Bei gleich hoher Bestandesdichte sorgt dies für höhere Korndichten. Der züchterisch bedingte Ertragssprung z. B. des Weizens in den 90er Jahren war in erster Linie darauf zurückzuführen.


Die erste Generation der Halbzwerg-hybriden beim Raps hatte wegen der verhaltenen Jugendentwicklung noch stark mit der Konkurrenz durch Unkräuter zu kämpfen. Vor allem auf schwächeren Standorten fielen dadurch die Erträge teils stark ab. Die Ölgehalte lagen unter dem durchschnittlichen Niveau der Hybridsorten. Der Vorteil der besseren Standfestigkeit wirkte sich zudem nur in Versuchen ohne Wachstumsregler positiv aus. Die aktuellen Liniensorten sind nicht lageranfälliger als die Halbzwerghybriden.


Mit der neuen Halbzwerghybrid-Sorte PR 45 D 06 scheint sich allerdings das Ertragsniveau des Rapses auf guten Standorten anheben zu lassen. Das zeigen die Ertragsergebnisse in aktuellen Versuchen.

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