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Raps: Die Spitzensorten für Ihre Region

Lesezeit: 8 Minuten

Um Höchsterträge zu ernten, muss die Rapssorte zum Standort passen. Was zu beachten ist, erklärt Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH, Schackenthal.


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Hohe Erträge über 50 dt/ha – was im Hochertragsjahr 2008 auf vielen Standorten gelang, ist keinesfalls die Regel. Denn die Rapssorten reagieren auf Temperatureinflüsse, Tageslängen- und Vernalisationseinwirkung unterschiedlich. So sind die hohen Ertragsleistungen von z. B. Visby und Ladoga im letzten Anbaujahr wie folgt zu erklären: Nach dem frühen Vegetationsende im November gelangten beide Sorten infolge intensiver Vernalisation im Herbst und Winter 2007/2008 schneller in die generative Phase und profitierten im Ertrag durch den extrem frühen Wachstumsstart im Januar. Beide Sorten, insbesondere Visby, rangierten deshalb im Jahr 2008 auf allen Standorten im Vorderfeld des Rapssortimentes.


Die Vegetationsperiode im Spitzenjahr 2007/2008 zeichnete sich durch einen kühlen, vorwiegend trockenen Herbst mit einem frühen Vegetationsende gegen Mitte November aus. Das Wachstum setzte bereits in der dritten Januardekade wieder ein. Dadurch konnte sich der Raps im Kurztag bis Ende März nahezu optimal entwickeln und ausreichend Ertragsanlagen bilden. Die ersten beiden Wochen im April waren kühl-feucht, aber nicht nass, so dass der Übergang in die Streckung ohne Stress erfolgte. Die ab Mitte April einsetzende Trockenheit war auf den meisten Standorten vorteilhaft. Der Grund: Der Raps konnte störungsfrei blühen und das Lager- und Krankheitsrisiko blieb gering.


Nur auf Standorten im Einzugsgebiet der Mittelgebirge hielt diese Trockenphase zu lange an und begrenzte dort die Erträge. Auf den meisten anderen Standorten dagegen kam der Regen gegen Ende Mai gerade noch rechtzeitig. Die nicht zu heiße Witterung im Juni bis Anfang Juli bei ausreichender Wasserversorgung begünstigte die Kornausbildung, so dass 2008 zu einem Hochertragsjahr wurde. Zudem hielt sich der Schädlingsbefall im Herbst und Frühjahr wegen kühler Witterung in Grenzen.


Kahlfrostschäden in dieser Saison


Doch wie stehen die Vorzeichen für hohe Erträge der Sorten in dieser Saison? Auch im Herbst 2008 war Mitte November Schluss mit der Vegetation. Die intensive Vernalisation und der frühe Übergang in die generative Phase einzelner Sorten hatte aber im Frühjahr 2009 – vor allem in Süddeutschland – zur Folge, dass die zuerst gebildeten Blüten durch den Kahlfrost im Februar Schaden nahmen. Örtlich sanken die Temperaturen unter - 18 °C. Als Folge setzte der Raps am Haupttrieb und an den oberen Verzweigungen keine Schoten an.


Stärker betroffen waren Sorten wie z. B. Visby und Ladoga, die früh mit der Blütenbildung begonnen haben. Auffällig ist jedoch, dass sich der Frostschaden verringerte, wenn im Vier-Blattstadium intensiv Wachstumsregler eingesetzt wurden, die die Entwicklung verzögerten. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass beide Sorten in diesem Jahr (2009) in den Versuchen, vor allem im Süden, nicht mehr in der Spitzengruppe zu finden sein werden. Andere Sorten mit zögerlichem Start in die generative Entwicklung dürften dagegen dieses Jahr vorne liegen.


Das zeigt, dass sich die Ergebnisse von Sortenversuchen nicht blind übernehmen lassen. Bei der Übertragung in die Praxis sind auch die übrigen Anbaumaßnahmen in den Versuchen zu beachten, die sich von der eigenen Praxis stark unterscheiden können, wie z. B. die Bo­denbearbeitung oder der Aussaattermin.


Sortenergebnisse nicht blind übernehmen


So setzte z. B. die Sorte Visby trotz Frost unter - 14 °C im Februar mehr Schoten an, wenn vorher nicht gepflügt wurde. Die Ausfälle im Ladoga waren dagegen bei später Aussaat geringer. Auffällig ist, dass Sorten wie Elektra oder Baldur durch den Frost kaum geschädigt wurden. Hinter­grund: Beide Sorten standen schon 1995/96 in den Prüfungen. Das war das letz­te Anbaujahr mit starken Frostschäden.


Um eine Sorte beurteilen zu können, ist zudem nicht nur der Jahresvergleich notwendig, sondern auch der Blick auf andere Standorte. Schneiden Sorten z. B. auf den schnell trocken fallenden Sandböden in Brandenburg oder in der Altmark gut ab, können sie mit knappem Wasser gut umgehen. Rapssorten mit guten Ergebnissen auf der Marsch und in Nordwestdeutschland leiden dagegen weniger unter Wasserüberschuss.


Setzen sich Sorten in den Mittelgebirgslagen durch, kommen sie im Frühjahr schneller in Gang, allerdings mit dem Risiko, dass Spätfröste zu Stängelrissen oder Schotenverlusten führen.


Titan oder Alkido, die regelmäßig in Höhenlagen Süddeutschlands gut abschneiden, können die intensive Strahlung besser verkraften. Dagegen nutzen Sorten, die in Westfalen an der Spitze liegen, ein knappes Lichtangebot besser aus. Hitze können Sorten in der Regel besser verkraften, die sich in den Bördelagen Ostdeutschlands durchsetzen.


Stärken und Schwä­chen der Sorten beachten


Das A und O bei der Sortenbeurteilung ist sicherlich die Ertragsleistung. Dazu kommt der Ölgehalt, der sich auf die Bezahlung aus­wirkt. Allerdings sollten Sie auch Merkmale, die sich auf die Ertragssicherheit auswirken, nicht außer Acht lassen (siehe Übersicht 1).


So spiegelt der Wuchstyp einer Sorte wieder, ob sie den Ertrag über den Haupttrieb bildet bzw. die Verzweigungen tief unten anset­zen oder weiter oben. Haupttriebtypen und Sorten mit tiefem Verzweigungsansatz gleichen Lücken im Bestand besser aus. Sie eignen sich somit bei unsicherem Feldaufgang oder für die Einzelkornsaat mit weitem Reihenabstand.


Für einen weiten Aussaatzeitraum empfiehlt es sich, die Früh- und Spätsaateignung einer Sorte zu berücksichtigen. Schoßstabile Sor­ten lassen sich früher aussäen, mit vorzeitiger Streckung des Sprosses ist weniger zu rechnen.


Winterharte Sorten sind gefordert, wenn regelmäßig Kahlfröste drohen.


Frühe Blüte bedeutet, dass der Raps dem Risiko von Spätfrösten stärker ausgesetzt ist. Sorten mit später Blüte dagegen können unter Frühjahrstrockenheit stärker leiden. Zudem haben sie weniger Zeit für die Kornbildung, wenn Trockenheit den Raps schneller abreifen lässt.


Die Standfestigkeit einer Sorte ist bei hohem Lagerdruck und auf Standorten wich­tig, auf denen ein intensiver Wachs­tums­reglereinsatz wegen regelmäßiger Trockenheit problematisch ist. Die Krux: Oft kommen längere, lageranfällige Sorten wie Californium oder als Neuzulassung Exocet mit Trockenheit besser zurecht.


Die Toleranz gegen Krankheiten ist vor allem gefragt, wenn es keine Bekämpfungsmöglichkeiten gibt. Daher kommt auf Kohlhernie gefährdeten Stand­orten nur der Anbau von Mendel in Frage.


Wünschenswert wäre eine bessere Verticillium-Toleranz, die allerdings meist an eine spätere Abreife gekoppelt ist. Die lange Abreife kollidiert dann wieder mit der Hitzetoleranz. Eine hohe Phomatoleranz, vor allem gegen Wurzelhalsphoma, ist auf Standorten mit regelmäßigem Herbstmonsum nach dem Auflaufen des Rapses von Bedeutung, auch wenn Azole den Wurzelhalsbefall bis zum Vier-Blattstadium stoppen können.


Beste Sorten in 2008


In Übersicht 2 finden Sie die Empfehlungssorten für Ihren Standort. Es zeigt sich, dass auf fast allen Versuchsstandorten die Hybridsorten Visby, PR46W31 und die Liniensorten Adriana und Ladoga ertraglich die Nase vorn hatten. Auch NK Petrol und PR46W15 waren dort, wo sie getestet wurden, im Vorderfeld zu finden.


Über mehrere Jahre und Standorte gesehen erwiesen sich PR46W31, der allerdings im Ölgehalt abfällt, und immer noch Elektra als ertragsstabilste Sorten. Unter den Liniensorten schnitten Lorenz, der sich zudem durch einen hohen Ölgehalt auszeichnet, und Ladoga am besten ab. Vor allem auf den Standorten im Süden hat sich Alkido bewährt.


Überdurchschnittlich hohe Ölgehalte (über 45 %) erzielten die Liniensorten Billy, Celebration (Lilian), Adriana, NK Passion, Lorenz und Favorit. Auch die Hybridsorte Horus, der zumindest im Norden auch ertraglich in der Spitzengruppe lag, erreichte hohe Ölgehalte. Unter Berücksichtigung des Ölertrages können Adriana, Lorenz und Ladoga mit Visby oder PR46W31 konkurrieren.


Sorten für Spezialfälle


Für spezielle Standortbedingungen eignen sich folgende Sorten:


Sandige, schnell trocken fallende Standorte: Ladoga (Frühsaat), Californium, Elektra und die neuen Sorten Exocet und Adriana.


Nass-kalte Standorte: PR46W31, Titan, Oase, die neue Liniensorte Favorit sowie die Hybridsorten Horus (Frühsaat), NK Petrol und Visby.


Anpassung an den Saattermin: Zur Frühsaat eignen sich Adriana, Galileo, Favorit, Kadore, Ladoga, NK Nemax (Liniensorten) und als Hybridsorten Horus sowie Taurus. Für die Spätsaat haben sich die Liniensorten Californium, Celebration, Exocet, NK Fair, Vision sowie die Hybriden Alkido, Dimension, Elektra, Exagone, Excalibur, Hammer, NK Petrol, PR46W31, Titan und Visby bewährt.


Optimierung des Erntetermins: Zum Frühdrusch eignen sich Compakt, Elektra, Tenno, Visby. Spätdrusch: Billy, Exocet, Favorit, NK Rapster, PR46W15, PR46W31.


Auf Kohlherniestandorten kommt nur die Sorte Mendel in Frage. Achten Sie zur Ertragsabsicherung auf Folgendes:


Bringen Sie den Kalkzustand (pH-Wert) des Standortes in Ordnung.


Die Aussaat des Rapses darf nicht zu früh erfolgen.


Beizen Sie das Saatgut mit DMM.


Der Kohlherniebefall lässt sich zusätzlich eindämmen, wenn Sie auf gefährdeten (Teil-)Schlägen direkt vor der Aussaat 250 kg/ha Kalkstickstoff einarbeiten.

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