Ist eine Blütenbehandlung nötig oder nicht? Diese Frage stellt sich in jedem Jahr erneut. Vor allem im letzten Jahr hat Sclerotinia regional stark zugeschlagen. Eine sichere Prognose ist aber kaum möglich.
Der Pilz verursacht Weißstängeligkeit und infiziert nur bei mehr als 20°C. Zudem muss es feucht sein, wobei Morgentau bereits ausreicht. Eine lange Blühphase – wie zurzeit – erhöht das Infektionsrisiko zusätzlich. Weil sich der Pilz von abfallenden Blütenblättern ernährt, wirkt der Fungizideinsatz zur Vollblüte am besten (dann trifft man viele Blütenblätter). Neben Sclerotinia erfassen Fungizide auch Cylindrosporium und Alternaria.
Im Schnitt der letzten 14 Versuchsjahre brachte die Blütenbehandlung einen Mehrertrag von ca. 3,5 dt/ha. Das zeigen die Ergebnisse der LWK NRW. Verglichen mit der Herbst- und Frühjahrsbehandlung ist die Blütenbehandlung damit am wirtschaftlichsten. Geeignete Fungizide sind z.B. Symetra, Custodia, Propulse (Aufwandmenge jeweils 1,0 l/ha) oder 0,5 l/ha Cantus Gold oder 0,4 l/ha Ortiva + 0,5 l/ha Prosaro.
Ob es nötig ist, ein Insektizid zuzumischen, hängt vom Vorjahresbefall mit Kohlschotenmücken (Larven) auf Nachbarflächen und von der Temperatur ab. Ist es kalt, fliegen weder Kohlschotenrüssler noch die Mücke. Die Mitnahme eines Insektizids ist dann überflüssig.
Das Mittel Biscaya ist in der Blüte wieder zugelassen. Im Vergleich zu Pyrethroiden wirkt es gegen die Mücke etwas besser und bleibt auch in Mischung mit Insektiziden bienen-ungefährlich (B4). Oft reichen Randbehandlungen gegen die Kohlschotenmücke auf Risikoflächen aus. Alternativ zu 300 ml/ha Biscaya kann man z.B. mit 75 ml/ha Karate Zeon, 300 ml/ha Bulldock oder 150 g/ha Kaiso Sorbie/Hunter arbeiten. Allerdings ändert sich dabei die Bienengefährdungsklasse z.B. in Mischung mit Propulse zu B2 (Einsatz nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23.00 Uhr). Hier einige Tipps:
- Fahren Sie maximal 5 bis 6 km/h, um Durchfahrtverluste zu senken.
- Behandeln Sie möglichst abends, dann sind die Pflanzen elastischer.
- Setzen Sie auch bienenungefährliche (B4) Mischungen vorsorglich erst nach dem Bienenflug ein.
- Wählen Sie eine Wasseraufwandmenge von mindestens 300 l/ha.
- Die Zugabe von 3 bis 5 kg/ha Epso Microtop sichert die Versorgung mit Mikronährstoffen ab. Das Zumischen von AHL bei der Vollblütenbehandlung bringt nach unseren Versuchen keinen Vorteil. Flüssiges Bor in der Blüte kann toxisch wirken.
- Säubern Sie vor der Durchfahrt gründlich die Spritze (auch Saug- und Düsenfilter), um Schäden durch Sulfonylharnstoff-Reste zu verhindern.
Tobias Schulze Bisping, LWK Nordrhein-Westfalen