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Raps-Saat: Künftig nur noch Strip Till?

Lesezeit: 11 Minuten

Mulchen oder doch besser pflügen? Was bringt Strip Till mit Unterfußdüngung bei Raps? Wo reicht die Saat mit dem Pneumatikstreuer? Antworten gibt Dr. Ulrich Lehrke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen.


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Gute Marktaussichten und hohe Börsennotierungen sorgen dafür, dass Raps auch zur Ernte 2013 eine wirtschaftlich hochinteressante Kultur bleibt. Darüber hinaus ist der Winterraps in vielen Betrieben nach wie vor die einzige Blattfrucht. Über die Vorfruchtwirkungen (vor allem Bodenlockerung und Garebildung) trägt sie wesentlich zum Erfolg der gesamten Fruchtfolge bei.


Um im kommenden Jahr optimale Voraussetzungen für Ihren Raps zu schaffen, sollten Sie jetzt rechtzeitig den Anbau planen und Ihre bisherige Strategie überprüfen.


Nach den Erfahrungen der letzten schwierigen Anbaujahre stellt sich vor allem die Frage, vor Raps zu mulchen oder doch besser zu pflügen. Aktuell diskutieren Praktiker zudem das Strip Till-Verfahren in Verbindung mit einer Unterfußdüngung. Auch über den Saattermin sollten Sie sich zur neuen Anbausaison kritisch Gedanken machen.


Sorgfältige Stoppelbearbeitung:

Raps reagiert in der Entwicklung empfindlich auf Verdichtungen oder Strohmatten. Vor allem das Einarbeiten des Vorfruchtstrohs muss gelingen, um ein optimales Wachstum der Rapspflanzen zu gewährleisten. Da Raps immer häufiger nach Winterweizen steht, sind die Herausforderungen an die Stoppelbearbeitung hoch. Denn die Zeit zwischen Ernte und Aussaat, in der Sie die hohen Strohmengen bewältigen müssen, ist kurz.


Steht Gerste vor Raps, ist die Stroheinbringung einfacher, und es bleibt mehr Zeit für die Saatvorbereitung. Günstig ist zudem, wenn Sie das Stroh vom Feld abfahren. Hohe Strohpreise machen auch diese Alternative sehr attraktiv. Da zwischen Ernte und Saat häufig nur wenige Tage zur Strohbergung bleiben – vor allem wenn Sie auch noch organische Dünger einarbeiten wollen – müssen Sie die Bergung des Strohs optimal planen.


Bleibt das Stroh auf dem Feld, müssen Sie bereits bei der Getreideernte darauf achten, dass es optimal über die gesamte Arbeitsbreite verteilt wird. Auch sollten die Häckselmesser scharf sein, um das Stroh intensiv zu zerkleinern. Mähen Sie die Stoppeln zudem tief. Gelingt dies nicht, können Sie durch ein Mulchen der Stoppel nacharbeiten. Die Strohverteilung lässt sich gegebenenfalls mithilfe eines Strohstriegels verbessern.


Nach Gerste ist es wichtig, den ersten Arbeitsgang flach durchzuführen, um das Ausfallgetreide nicht zu vergraben. Dieses läuft ansonsten über einen langen Zeitraum bis im Frühjahr auf und macht den häufigen Einsatz von Gräsermitteln im Raps erforderlich. Aufgrund der frühen Ernte bleibt nach Gerste auch noch genügend Zeit für eine tiefere Bearbeitung, um das Stroh einzuarbeiten. Das Gerstenstroh ist darüber hinaus mürber und leichter zu verarbeiten als Weizenstroh.


Sofern Weizenkörner tiefer vergraben werden, laufen sie weit weniger häufig im Raps auf. Der größte Teil der Körner verpilzt und stirbt ab. Das Einarbeiten der meist hohen Strohmengen ist jedoch eine Herausforderung. Um die kurze Zeit zwischen Weizenernte und Aussaat effizient zu nutzen, sollten Sie daher unverzüglich nach der Ernte tief grubbern.


Schmaler Grubberstrich:

Die Bearbeitungstiefe hängt vom Boden und von der Strohmenge ab. Beim ersten Bodenbearbeitungsgang können Sie bereits eine Tiefe von 12 bis 15 cm anstreben. Das Stroh optimal einzumischen gelingt nur, wenn Sie Grubber mit engem Strichabstand einsetzen. Günstig sind (drei- oder) vierbalkige Grubber mit Strichabständen von 20 bis 25 (30) cm. Flügelschare sollten Sie nicht verwenden, da sie ein Einmischen des Strohs behindern bzw. zur Schwadbildung beitragen. Zudem verursachen sie Mittelkrumenverdichtungen, vor allem bei feuchteren Böden.


Das weitere Vorgehen bei der Stoppelbearbeitung hängt davon ab, ob Sie den Raps in Mulchsaat oder nach Pflug aussäen wollen. Bei Mulchsaat muss ein weiterer tiefer Arbeitsgang folgen. Je dichter der Boden lagert (Sandböden, schluffige Lehmböden) und je mehr Stroh anfällt (10 t/ha Kornertrag = 8 t/ha Strohertrag!), umso tiefer müssen Sie den Boden lockern. Die maximale Tiefe liegt bei etwa 25 cm – also nicht ganz Krumentiefe. Bei Tonböden reichen meist 18 cm. Bei schlechter Strohrotte muss hier ggf. ein zusätzlicher Stoppelbearbeitungsgang folgen bzw. die Saattechnik angepasst werden.


Der zweite Arbeitsgang sollte möglichst direkt vor der Saat erfolgen. Besonders bei Trockenheit können Sie so Wasser aus den unteren Bodenschichten zur Keimung mobilisieren. Die Aussaat muss dann jedoch unmittelbar hinter dem Grubberstrich laufen. Die Arbeitsbreiten von Grubber und Sämaschine müssen daher aufeinander abgestimmt sein. Auch bei nasseren Bedingungen sollte die Bearbeitung vor der Saat laufen. So kommt trockener Boden nach oben, der bei Sonne noch abtrocknen kann.


Wann hat Pflügen Vorteile?

Der pfluglose Anbau von Raps hat sich in den letzten Jahren auf vielen Standorten durchgesetzt. Dennoch gibt es immer wieder Erfahrungen, dass auf leichten Böden und bei Spätsaaten der Pflug im Vorteil ist. Besonders im Herbst 2010 hat das Pflügen ab Anfang September dazu beigetragen, dass einige Bestände noch mit mittleren Erträgen gedroschen werden konnten. Mulchsaaten mussten dagegen häufig umgebrochen werden oder fielen im Ertrag drastisch ab. Der Grund: Die Jugendentwicklung der Rapspflanzen wird nach dem Pflug deutlich verbessert. Besonders unter nassen Bedingungen erwärmen sich die Böden schneller und die Pflanzen haben einen Entwicklungsvorteil.


Mulchsaaten von Raps gelingen daher meist nur, wenn der Raps termingerecht ausgesät werden kann. Sofern Sie bereits frühzeitig erkennen können, dass Sie aufgrund der Vorfrucht oder des Saattermins mit der Aussaat erst im September beginnen können, sollten Sie daher das Pflügen in Erwägung ziehen.


In diesen Fällen müssen Sie jedoch auch verschiedene Aspekte berücksichtigen. Zum einen muss vor dem Pflügen eine gute Stroheinmischung erfolgen. Dazu ist mindestens ein tieferer Grubberarbeitsgang nötig. Bauen Sie die Vorschäler möglichst ab, damit Sie keine Strohmatten einpflügen. Pflügen Sie mit Packer, denn Sie müssen den Boden wieder gut rückverfestigen. Bei Trockenheit gilt wie beim Grubber: „Pflug und Saat möglichst in einem Zuge!“


Nachteile durch Pflügen:

Das Pflügen hat jedoch auch klare Nachteile gegenüber der Mulchsaat. Ein wesentlicher Nachteil ist die Erosionsgefährdung. Seit ein paar Jahren treten vor allem im August und September häufig Starkregen auf. In wasser- und winderosionsgefährdeten Lagen sollten Rapsanbauer daher möglichst an der Mulchsaat festhalten. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass Sie zuvor ausgebrachte organische Dünger durch das Pflügen vergraben und diese damit für die Pflanzen kaum nutzbar sind.


Setzen Sie den Pflug daher nur in Ausnahmefällen ein! Dies setzt voraus, dass bei späteren Saatterminen nach dem ersten Stoppelarbeitsgang ein zweiter, tieflockernder Arbeitsgang folgt. Den Grubber sollten Sie dann möglichst annähernd auf Pflugtiefe einsetzen. Säen Sie bei Spätsaaten nur schnellwüchsige Hybriden aus. Aufgrund ihrer schnelleren Entwicklung können auch sie Defizite bei der Bodenbearbeitung ausgleichen.


Vor Raps tieflockern:

Ein häufig nicht erkanntes Problem für die Rapsentwicklung sind Unterbodenverdichtungen. Ursache: Nasses Pflügen oder Bodenverdichtungen durch Überfahren mit schweren Radlasten. Raps kann mit seinen Wurzeln tiefe Bereiche des Bodens erschließen und so längere trockene Witterungsphasen gut überstehen. Die intensive Wurzelbildung sowie die frühe Entwicklung haben zur Folge, dass Raps über alle Standorte die sichersten Erträge bringt. Trotz seiner Pfahlwurzel kann jedoch auch der Raps keine intensiven Verdichtungshorizonte durchdringen.


Unterbodenverdichtungen stellen Sie am besten fest, indem Sie den Boden aufgraben. Vor allem das Fehlen von Wurzeln im Unterboden und plattiges Gefüge unter dem Bearbeitungshorizont zeigen Verdichtungen an. Zudem geben Regenwurmgänge Hinweise auf den Zustand im Unterboden.


Treten starke Unterbodenverdichtungen auf, müssen Sie Tiefenlockerer einsetzen, um diese zu beseitigen. Vor Raps ist dafür ein sehr guter Zeitpunkt. Denn eine tiefe Lockerung sollte immer durch eine tiefwurzende Folgefrucht stabilisiert werden. Dazu ist der Raps ideal. Voraussetzung ist jedoch, dass die Böden trocken sind. Trotz der Tiefenlockerung ist ein gutes Einmischen des Strohs erforderlich. Tiefenlockerer leisten in dieser Hinsicht kaum etwas.


Angepasste Aussaattechnik:

In den letzten Jahren haben sich in vielen Betrieben gezogene Universal-Drillmaschinen mit Scheibenscharen durchgesetzt. Die Rapid von Väderstadt oder die Pronto von Horsch sind dabei sehr häufig in der Praxis zu finden. Mittlerweile bauen jedoch auch andere Firmen entsprechende Systeme. Die Vorteile dieser Drillmaschinen sind unter anderem hohe Schlagkraft, gute Rückverfestigung, universeller Einsatz sowohl nach Pflug als auch in Mulch, gute Saatgutablage und hohe Feldaufgänge.


Die Scheibenschare haben jedoch den Nachteil, dass ein sicherer Feldaufgang nur gelingt, wenn das Stroh gut eingemischt wird. Verbleibt dagegen viel Stroh an der Bodenoberfläche, gibt es Probleme. Zinken-Sämaschinen – wie die Ultima von Köckerling – haben hier klare Vorteile. Sie räumen das Stroh aus dem Saathorizont und sorgen selbst bei nur flacher Bearbeitung für gute Feldaufgänge. Dieses Gerät lässt sich auch zur Direktsaat einsetzen.


Eine weitere Alternative zur Scheibenschar-Drillmaschine ist die Einzelkornsaat. Die Einzelkornsaat hat sich jedoch in den letzten Jahren nur in wenigen Betrieben etabliert. Der Vorteil der Einzelkornsaat liegt in hohen Feldaufgängen, optimalen Bestandesdichten und in der Möglichkeit, Saatgutkosten einzusparen.


Ein Nachteil ist jedoch ein zusätzlicher Bodenbearbeitungsgang nach der Primärbodenbearbeitung sowie die schlechtere Unkrautunterdrückung bei spätem Reihenschluss. Die Landmaschinenhersteller sind jedoch dabei, die Einzelkornablage auch in die modernen Universal-Drillmaschinen und in die neuen Strip Till-Geräte zu integrieren. Dies könnte der Einzelkornsaat bei Raps zum Durchbruch verhelfen. Um eine intraspezifische Konkurrenz zu vermeiden, muss die Saatgutmenge jedoch auf 25 bis 30 Körner/m2 reduziert werden.


Strip Till zur Rapsbestellung:

Die streifenweise Lockerung des Bodens (Strip Till) ist vor allem bei der Maisaussaat derzeit stark diskutiert. Auch zur Rapsaussaat liegen bereits erste Erfahrungen (siehe top agrar 10/2011, Seite 66) vor. Momentan sind die Landmaschinenfirmen jedoch noch in der Probe- und Experimentierphase.


Der Vorteil des Strip Till Verfahrens ist, dass der Boden nur partiell gelockert werden muss. Dies spart Kraft, Wasser und schützt den Boden vor Erosion. Anders als bei Mais sind die Reihenabstände allerdings geringer. Unter anderem arbeiten Horsch mit 37,5 cm und Köckerling mit 45 cm Zinkenabstand. Der Unterschied zum normalen Grubber ist damit gering.


Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der Unterfußdüngung. In Hinblick auf die Notwendigkeit ist Raps allerdings auch anders als Mais zu beurteilen. Raps hat nämlich eine hohe Wurzeldichte und kann damit die Bodennährstoffe optimal nutzen. Dadurch reagiert Raps auch kaum auf eine Phosphatdüngung. Zudem wird Raps in der Praxis häufig mit organischen Düngern versorgt. Eine zusätzliche mineralische Unterfußdüngung bringt dann auch keine Vorteile (siehe Übersicht).


Ein Nachteil der derzeitigen Strip Till-Geräte ist ihre integrierte Bauweise. Das heißt: Lockern, Einebnen und Säen erfolgen in einer Überfahrt. Dies setzt voraus, dass die Böden zur Saat ausreichend abgetrocknet sind. Besonders unter nassen Bedingungen kann der Boden nach dem Lockern nicht abtrocknen. Die Folge: Durch die schlechte Bodenstruktur leiden Feldaufgänge und Pflanzenentwicklung. Absätzige Verfahren wären hier vorteilhafter.


Extensive Verfahren:

Obwohl vielfach der Aufwand für die Aussaat steigt, gibt es nach wie vor auch Ansätze zur Extensivierung bzw. Kostensenkung. Ein Beitrag sind dafür pneumatische Streuer, die zum einen auf dem Grubber aufgebaut werden oder in der Fronthydraulik hängen. Hier folgt dann eine Scheibenegge oder nur eine Walze.


Vorteile dieses Verfahrens sind der geringe Aufwand und die Möglichkeit, das Restwasser optimal zu nutzen. Die Lockerung und Saat erfolgen – zumindest beim Aufbau auf dem Grubber – in einer Überfahrt. Bei der Aussaat von Zwischenfrüchten hat sich dieses Verfahren daher auch bewährt. Die Saatgutmengen bei Raps sind jedoch viel niedriger und der Anspruch an die optimale Bestandesdichte höher. Das Saatgut wird bei diesem Verfahren auch nicht rückverfestigt. Die Folge: Feldaufgänge und vor allem die Pflanzenverteilung können oft nicht überzeugen.


Saatzeit anpassen!

Die Erfahrungen zum Saattermin könnten in den letzten beiden Jahren nicht unterschiedlicher sein. Im kalten und nassen Herbst 2010 waren die frühen Saaten – wo sie denn in den Boden kamen – klar im Vorteil. Im Herbst 2011 überwuchsen sich die Frühsaaten und in der Folge kam es zu hohen Pflanzenverlusten durch Frost.


Für die Planung können die Extreme jedoch nicht als Orientierung gelten. Eine gute Herbstentwicklung ist Voraussetzung für hohe Erträge. Raps sollte im Herbst etwa 8 bis 10 Blätter bilden. Diese Entwicklung wird auf den meisten Standorten nur erreicht, wenn die Aussaat etwa zwischen dem 20. bis 31. August erfolgt. Auf kalten und trägen Tonböden sowie in Höhenlagen kann die Rapsaussaat ab dem 10. bis 15. August sinnvoll sein, vor allem wenn der Raps pfluglos gesät wird.


Bei der Bestimmung des Saattermins muss jedoch immer auch der Bodenzustand im Vordergrund stehen. Die Rapsaussaat sollte auch auf warmen Böden um den 5. bis 10. September zum Abschluss kommen. Bei Spätsaaten sollten Sie möglichst pflügen und Hybriden säen. Bei frühen Saaten ist es wichtig, die Saatmenge zu reduzieren, um das Hochtreiben der Bestände zu vermeiden.

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