Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Raps: Sicher gegen Schädlinge

Lesezeit: 10 Minuten

Nicht jeder Rüssler oder Käfer schädigt sofort Ihren Raps. Wann und womit Sie eingreifen sollten, erklären Dr. Bernhard Werner und Frauke Brauer Siebrecht, LWK Niedersachsen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Schädlinge im Raps sorgen jedes Frühjahr erneut für Diskussionen: Wann fliegen die Rüssel- oder der Rapsglanzkäfer in die Bestände ein? Wer macht wie viel Schaden? Vor allem die Frage, wie zuverlässig die Insektizide noch wirken, ist hochaktuell. Denn die Probleme mit Insektizidresistenzen beschränken sich nicht mehr nur auf den Rapsglanzkäfer, auch die Schotenschädlinge reagieren zunehmend schlechter auf die Mittel. Zudem gibt es nur wenig Wirkstoffklassen bei den Insektiziden, was das Resistenzrisiko noch deutlich verschärft. Es ist daher wichtig, die Schädlinge erst dann zu bekämpfen, wenn dies wirklich nötig ist. Um das zu entscheiden, müssen Sie den Schädling und die Befallsstärke kennen.Frühe Stängelrüssler: Bereits zum Ende des Winters sollten Sie daher in Ihren Rapsbeständen Gelbfangschalen aufstellen. Damit lässt sich das Erwachen der Stängelrüssler gut kontrollieren, die zuerst im Jahr auftreten. Da die Rüssler in den Alt-Rapsbeständen überwintert haben, sollte man auch dort Schalen zur Kontrolle platzieren. Das sind z. B. die Flächen, auf denen jetzt Weizen wächst.Einer der Stängelrüssler ist der ca. 4 mm schwarz-gräulich gefärbte Große Rapsstängelrüssler. Bereits die ersten warmen Tage machen ihn munter. Dafür benötigt er etwa eine Boden- oder Lufttemperatur von 5 bzw. 10 °C. Steigen die Temperaturen schnell an, liegt häufig nur wenig Zeit zwischen seinem Erwachen und Zuflug in die Bestände. Entscheidend ist, dass Sie beim Großen Rapsstängelrüssler zügig eingreifen, da er einen sehr kurzen Reifungsfraß hat und schnell zur Eiablage im Stängel übergeht. Ab dann beginnt er, den Raps zu schädigen. Die Larve frisst das Stängelmark und verpuppt sich später im Boden. Typische Schadsymptome sind die S-förmigen Verkrümmungen und ein Aufplatzen der Stängel.Der etwas kleinere Gefleckte Kohl-triebrüssler (2,5 bis 3 mm lang) macht dem Raps nicht ganz so stark zu schaffen. Er lässt sich meist etwas später als der Große Rapsstängelrüssler blicken und ist an den rotbraunen Füßen sowie einem weißen Fleck auf dem vorderen Rückenteil zu erkennen. Die Weibchen haben einen deutlich längeren Reifungsfraß, sodass das Zeitfenster für eine Bekämpfung je nach Wetter 10 bis 14 Tage betragen kann. Ihre Eier legen sie in den Blattstielen und Rippen ab. Da dort auch der Larvenfraß stattfindet, kommt es durch den Kohltriebrüssler nicht zu Wuchsdeformationen am Stängel. Die Larven fressen meist unentdeckt und sind erst beim Aufschneiden des Stängels sichtbar. Ihre Bohrlöcher und die ausgehöhlten Stängel machen den Raps anfälliger gegenüber schlechten Witterungsbedingungen und Pilzkrankheiten.Der etwa 2 mm große, schwarz-metallisch glänzende Rapsglanzkäfer bevorzugt höhere Temperaturen. In seinem Winterquartier an Waldrändern und Hecken wird der Käfer ab 8 °C aktiv und verlässt es, wenn die Temperaturen auf 12 °C steigen. Sein Hauptzuflug beginnt ab Tagestemperaturen von 15 °C. Dabei besiedelt er die Rapsfelder zunächst vom Rand her. Wie schnell der Zuflug abgeschlossen ist, hängt stark von der Witterung ab. Ist es wechselhaft und sind die Temperaturen eher kühler, kann sich die Besiedlung über einen längeren Zeitraum erstrecken. Zudem beeinflusst die Witterung auch, wie viele Glanzkäfer den Winter überleben. Bei durchgängiger Schneelage können die Käfer gut überwintern, da diese Bedingungen ihrer Überlebensstrategie entsprechen. Dagegen kann ein milder Winter wie 2013/14 sogar zu höheren Käferverlusten führen.Die wichtigste Nahrungsquelle des Rapsglanzkäfers ist der Rapspollen. Um ihn zu erreichen, zerbeißt er Kelch- und Blütenblätter und kann dabei auch Fruchtknoten sowie Knospe zerstören. In einer geöffneten Blüte richtet er aber eigentlich keinen Schaden mehr an. Zu diesem Zeitpunkt kann er als Bestäuber sogar nützlich für die Ertragsentwicklung des Rapses sein. Neue Bekämpfungsschwelle: Wegen der steigenden Probleme mit Insektizidresistenzen und aufgrund neuer Versuchsergebnisse gelten ab 2015 geänderte Bekämpfungsschwellen für den Rapsglanzkäfer (siehe Übersicht 1). Dabei wird weiterhin zwischen einem schwachen und einem wüchsigen Rapsbestand unterschieden. Bei einem schwachen liegt die Bekämpfungsschwelle bis BBCH 55 (Knospenstadium) bei über 4 Rapsglanzkäfern pro Haupttrieb, danach bei über 5 Käfern pro Haupttrieb. Ist der Bestand dagegen wüchsig, beträgt die Bekämpfungsschwelle bis BBCH 55 über 8 Rapsglanzkäfer und später über 10. Um den Befall auf Ihrer Fläche zu bestimmen, entnehmen Sie an fünf Stellen im Bestand fünf Pflanzen. Durch Abklopfen der Haupttriebe über einer Schale können Sie anschließend die Käfer pro Haupttrieb zählen. Die Bonitur sollte vormittags in einem abgetrockneten Bestand erfolgen. Eine Behandlung ist erst dann erforderlich, wenn die Käferanzahl die Richtwerte überschreitet. Beginnt der Raps zu blühen, besiedelt der ca. 3 mm große Kohlschotenrüssler in vielen Anbaugebieten die Bestände. Sein Hauptzuflug findet erst bei Temperaturen von über 20 °C statt. Um seine Eier abzulegen, frisst er Löcher in die Schoten. Nach einer vierwöchigen Fraßzeit, in der sich die Larven gut entwickeln, verpuppen sie sich im Boden. Neben den direkten Fraßschäden an den wachsenden Samenkörnern, ist der Kohlschotenrüssler auch Wegbereiter für den zweiten Schotenschädling, die Kohlschotenmücke. Um ihre Eier in den Schoten abzulegen, nutzt sie meist die Fraßlöcher des Schotenrüsslers. Ihre Larven saugen später an den Innenwänden der Schote. Dabei scheiden sie Giftstoffe aus, sodass die Schoten anschwellen, vorzeitig vergilben und aufplatzen. Wirksame Insektizide: Ab wann sich der Insektizid-Einsatz gegen die Schädlinge lohnt, lässt sich anhand ihrer Bekämpfungsschwellen ablesen (siehe Übersicht 1). Beispielsweise liegt die Schwelle beim Großen Rapsstängelrüssler bei 10 Käfern/Gelbfangschale in 3 Tagen. Erst ab dieser Befallsstärke ist es sinnvoll, Maßnahmen zu ergreifen. Über die Bekämpfung der Schotenschädlinge diskutiert derzeit ein bundesweiter Resistenzausschuss, da vor allem der Kohlschotenrüssler verstärkt Insektizidresistenzen zeigt.Die im Raps zugelassenen Insektizide lassen sich in verschiedene Wirkstoffgruppen, wie z. B. Pyrethroide Klasse 1 und 2 oder Neonicotinoide, einteilen (siehe Übersicht 2). Sie unterscheiden sich in ihren Wirkungsmechanismen und verhalten sich in der Umwelt nicht gleich. Neben den Abstandsauflagen für Gewässer und Saumbiotope stehen hier immer wieder die Bienenschutzauflagen im Fokus. Wie wirksam die vorhandenen Insektizide sind, untersucht die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in fortlaufenden Feldversuchen.Mittel gegen Rüssler: Die Effizienz verschiedener Pyrethroide der Klasse 1 und 2 sowie der Mittel Plenum und Avaunt gegen Rüssler beleuchtet ein Winterrapsversuch in 2013 am Standort Stöckendrebber bei Hannover. Darin haben vor allem die Pyrethroide der Klasse 2 mit Wirkungsgraden von 98 % (Shock Down) und 97 % (Kaiso Sorbie, Cythrin 250 EC) überzeugt. Cythrin 250 EC ist jedoch zur Rüsslerbekämpfung nicht zugelassen und somit der Effekt nur eine Nebenwirkung. Als Pyrethroid der Klasse 1 zeigt auch Trebon mit 84 % Wirkung einen guten Erfolg. Dagegen fallen die beiden bienen­gefährlichen B1-Mittel Plenum und Avaunt in der Rüsslerwirkung ab (detaillierte Ergebnisse finden Sie unter www.topagrar.com/heft+). Wie Cythrin sind sie gegen Rüssler nicht zugelassen, aber ein wichtiger Baustein bei der Rapsglanzkäferbekämpfung. Wegen ihrer geringen Rüsslerwirkung ist somit der alleinige Einsatz von Plenum oder Avaunt bei einem späten, starken Rüsslerbefall und gleichzeitiger Rapsglanzkäferbekämpfung nicht ausreichend, um beide Schädlinge gut zu bekämpfen. Doch welche Produkte eignen sich gegen den RapsglanzkäferEffektiv gegen Glanzkäfer: Wegen der zunehmenden Resistenzen beim Rapsglanzkäfer wurden in den letzten Jahren in Niedersachsen verstärkt Versuchsprogramme durchgeführt. Dabei haben wir von 2012 bis 2014 alle wichtigen Wirkstoffgruppen auf ihre Rapsglanzkäferwirkung geprüft (siehe Übersicht 3). Um die Sofort- und Dauerwirkung der verschiedenen Produkte zu bewerten, wurden nach 1 bis 2, 4 bis 6 und 6 bis 9 Tagen nach der Behandlung die Wirkungsgrade der Mittel bonitiert. Die Ergebnisse sehen wie folgt aus: Als Vertreter der Pyrethroide der Klasse 2 (schlechter gegen Rapsglanzkäfer wirksam) zeigte sich Karate Zeon über die Jahre nahezu wirkungslos. Das bestätigt die bekannten Resistenzprobleme der Glanzkäfer gegenüber diesen Pyrethroiden. Dagegen erzielten die Pyrethroide der Klasse 1 (Mavrik, Trebon) noch gute Wirkungsgrade. Jedoch lässt sich bereits in deutschlandweiten Resistenzuntersuchungen beobachten, dass sich die Sensitivität verschiebt und die Wirkung sinkt. Die Neonicotinoide Biscaya und Mospilan erreichten im Vergleich zu den Pyrethroiden der Klasse 1 schwächere und zudem deutlich schwankende Wirkungsgrade. Beide Mittel wirken über den direkten Kontakt und systemisch. Nachteilig ist, dass sie einen höheren Temperaturanspruch haben und daher den Käfer bei kühleren Anwendungsbedingungen deutlich schlechter erfassen. Für das Resistenzmanagement der Rapsschädlinge sind sie aber ein Muss, da man sie aufgrund der B4-Einstufung in der Rapsblüte einsetzen darf. Biscaya wirkt zudem gut gegen die Kohlschotenrüssler. Bringen Sie jedoch auch diese B4-Mittel im blühenden Raps vorrangig in den Abendstunden aus, um Bienen und Rapspollen möglichst wenig mit Wirkstoffen zu belasten.Die in den letzten Jahren zum Resistenzmanagement zusätzlich genehmigten (Art. 53 PflSchG) und inzwischen regulär zugelassenen Mittel Avaunt und Plenum (unterschiedliche Wirkstoffgruppen) konnten dem Rapsglanzkäfer am besten zusetzen. Dabei schwankte die Wirkung von Avaunt etwas stärker als bei Plenum. Es wirkt als Kontakt- und Fraßgift und ist nicht systemisch. Auch Plenum wirkt als Fraß- und Kontaktgift, kann jedoch zusätzlich versteckt sitzende Rapsglanzkäfer gut bekämpfen. Im Vergleich zum Avaunt hat es eine bessere Anfangswirkung. Avaunt und Plenum zeichnen sich auch durch eine gute Dauerwirkung aus. Doch Vorsicht! Beide haben die B1-Auflage. Man darf sie somit keinesfalls nach Blühbeginn des Rapes oder der Unkräuter im Bestand anwenden. Nutzen Sie diese Mittel am besten bei einem stärkeren Rapsglanzkäferbefall vor der Blüte. Ab der ersten Blüte im Bestand stehen Ihnen dann noch Trebon (B2) und Biscaya (B4) sowie Mospilan (B4) zur Verfügung.Gegen die Schotenschädlinge ist auch das Mittel Biscaya (Neonicotinoid) zugelassen und wirksam. Dagegen ist bei den Pyrethroiden aufgrund fortschreitender Resistenzen ein Wirkungsabfall gegenüber dem Kohlschotenrüssler zu befürchten. Wer ein Insektizid mit Fungiziden zur Blütenbehandlung kombinieren möchte, muss unbedingt die Bienengefährlichkeit der jeweiligen Insektizide beachten (siehe Übersicht 2). Denn bei einigen Insektiziden ändert sich die Einstufung der Bienengefährlichkeit in Mischung mit Fungiziden zu B2. Die Behandlung ist dann nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr möglich.Künftige Strategien: Die wichtigsten Aspekte bei der Bekämpfung aller Schädlinge im Raps sind der Bienenschutz und das Verhindern von Resistenzen. Um unnötige Behandlungen zu vermeiden, darf ein Insektizideinsatz nur gezielt und bedarfsgerecht erfolgen. Vor allem beim Rapsglanzkäfer sollten Sie unbedingt darauf achten, erst mit einem dem Resistenzmanagement entsprechenden Mittel einzugreifen, wenn der Schwellenwert überschritten ist. Schwierig bleibt die Entscheidung bei Kohlschotenrüssler und -mücke, da sich die Befallsstärke häufig nur schwer erfassen lässt. Dennoch sollte in der Rapsblüte ein prophylaktischer Insektizid­einsatz unterbleiben, da:die Bienengefährdung zu diesem Zeitpunkt besonders hoch ist und ungezielte Maßnahmen den Selektionsdruck und die Resistenzentwicklung der Rapsschädlinge fördern.Da sich bereits Resistenzen bei den Schotenschädlingen andeuten, tagt derzeit ein bundesweiter Resistenzausschuss. Erst von seinen Ergebnissen lassen sich konkrete Strategien gegen die Rapsschädlinge ableiten. Über die passende Strategie für Ihren Raps informieren wir Sie daher in einer späteren Ausgabe.


Schnell gelesenNeben dem Rapsglanzkäfer sind auch Schotenschädlinge ­zunehmend resistent gegenüber gängigen Insektiziden. Um weitere Resistenzen zu vermeiden und die Bienen zu schützen, sollte der Insektizideinsatz nur gezielt erfolgen.Frühzeitig aufgestellte Gelbfangschalen helfen, den ersten ­Schädlingsbefall mit Stängelrüsslern zu kontrollieren. Die schädlingsspezifischen Bekämpfungsschwellen sind ­unbedingt zu berücksichtigen.Ein Insektizid gemischt mit Fungiziden kann zu einer strengeren Einstufung der Bienengefährlichkeit führen.

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.