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Raps, Weizen und Gerste 2005 stärker düngen?

Lesezeit: 10 Minuten

Im letzten Jahr konnten mit vergleichsweise geringem Stickstoff-Aufwand kaum vorstellbare Erträge erzielt werden. Möglich wurde dies durch hohe StickstoffÜberhänge aus 2003, weil durch die bescheidenen Erträge der Stickstoffpool im Boden wenig beansprucht wurde. Die Vorräte gingen aufgrund des trockenen Herbstes und Winters auch nicht verloren. Zudem schuf die exzellente Bodenstruktur beste Voraussetzungen für eine intensive N-Freisetzung, die durch einen nahezu idealen Witterungsverlauf im Frühjahr 2004 wohldosiert zur Verfügung stand. Wie ist die Situation in diesem Jahr? Die Vorräte an mineralischen Stickstoff wurden durch die gute Ernte weitgehend abgebaut. Die geringen Proteingehalte im Getreide sind ein Indiz dafür, dass nur wenig Stickstoff im Boden verblieb. Das gilt nicht nur bei Getreide als Vorfrucht, sondern auch für Mais, Raps und Zuckerrüben. Etwas anders sieht es nach Leguminosen aus. Hier war der Stickstoffpool vor der Folgefrucht Weizen deutlich höher. Das war die Situation unmittelbar nach der Ernte. Ab Ende August führte dann das Wetter zu einer Teilung des Bundesgebietes. Nordwestlich der Linie Kiel-Hamburg- Hameln-Bonn und im Südwesten (Rheinland-Pfalz, Baden-Württ. mit Ausnahme der Regenschattengebiete) fielen überdurchschnittlich hohe Niederschläge. Zum einen wurden dadurch die Zuckerrübenernte und die Bestellung im Herbst erschwert, zum anderen wusch der letzte Stickstoff aus dem Wurzelbereich aus. Östlich der Linie Prenzlau-Magdeburg- Halle-Meißen und in den Trockenlagen bleib es dagegen weiterhin zu trocken, so dass teilweise der bereits aufgelaufene Raps vertrocknete. Später fielen dann nur gerade soviel Niederschläge, dass das Getreide auflaufen konnte, sich aber nur langsam entwickelte. Erst die Niederschläge im November führten zu einer Entspannung der Situation. Während also im Nordwesten und Südwesten die Böden bereits mit Wasser übersättigt sind, ist im Osten und Südosten eher damit zu rechnen, dass die Wasserkapazität der Böden bis zum Frühjahr nicht mehr voll aufgefüllt wird. Damit ist auf lehmigen bis tonigen Böden nicht mehr mit einer stärkeren Auswaschung an Stickstoff zu rechnen. Allenfalls findet eine Einwaschung in die von der Pflanze während des Schossens nutzbare untere Bodenschicht (60 bis 100 cm) statt. Auf Standorten zwischen den beiden Extremen haben die Niederschläge bislang zu einem Anstieg des im Herbst mineralisierten Stickstoffs in die Schicht unterhalb von 40 cm geführt. Sollten im Januar und im Februar mehr als 100 mm Regen auf den offenen Boden fallen, wird dieser Vorrat auf sandigen Boden aus dem Wurzelraum ausgewaschen. Auf mittleren bis schweren Böden wird er dagegen in eine Tiefe von 60 bis 100 cm verlagert und muss damit bei der Düngung in der Schossphase stärker berücksichtigt werden. Niederschläge bis zur ersten Gabe beachten Fallen gar über 150 mm Regen, wird der Nmin-Vorrat im Unterboden nur noch in Böden mit mehr als 70 bis 80 Bodenpunkte anzurechnen sein. Nach über 200 mm Regen in den ersten beiden Monaten ist auch auf diesen Böden nicht mehr mit einem hohen Nmin-Wert zu rechnen. Es hat also auf diesen Standorten wenig Sinn, frühzeitig Nmin-Untersuchungen durchführen zu lassen und dann darauf zu vertrauen. Mit etwas mehr Aufwand, dafür aber mit mehr Sicherheit für die Andüngungsentscheidung ist es, wenn im Januar/ Februar nur Proben aus den oberen 30 cm bzw. den oberen beiden Schichten gezogen werden, um die Mindesthöhe der Startgabe zu Raps festzulegen. Erst wenn die Vegetation wieder in Gang gekommen ist, kann dann der gesamte durchwurzelbare Bodenraum untersucht werden. Aus unserer Sicht ist es sicherer, statt einmal ein Raster von 1 bis 10 ha zu beproben, auf ausgewählten Stellen, die wechselnde Bodenverhältnisse widerspiegeln, zweimal (unter Umständen sogar dreimal) im Frühjahr Proben zu ziehen. Das ist um so wichtiger, wenn die Mikroorganismen im Boden noch voll aktiv sind und somit kurzfristige Schwankungen bei den Nmin-Werten auftreten können. Dies kann zu Fehlinterpretationen von 30 bis 50 kg/ha N führen, wenn man sich stur an die Nmin-Werte klammert. Aus unserer Sicht ist es ein Unding, wenn diese mit Unsicherheiten behafteten Werte zur Grundlage für eine gute fachliche Praxis erhoben wird. Diese Vorgehensweise zeugt mehr von bürokratischem Denken als von solidem Fachwissen. Das wird noch deutlicher, wenn man den Abbau des Strohes ins Spiel bringt, der im Westen weitgehend abgeschlossen, im Osten aber kaum in Gang gekommen ist. Vor Weihnachten zeigte dort das untergepflügte Stroh in der Regel kaum Anzeichen der Verrottung, während das eingegrubberte Stroh bereits zu fast einem Drittel zersetzt war. Wenn das Stroh noch nicht vollständig verrottet ist, muss nach pflugloser Bestellung mit einer Nährstoff-Fixierung im zeitigen Frühjahr gerechnet werden, nach dem 5 bis 8 °C im Boden überschritten wurden. Ist das Stroh dagegen untergepflügt worden, kommt der Strohabbau etwa 2 bis 3 Wochen später voll in Gang. Die Nmin-Werte im Nordwesten können direkt in die Entscheidung zur Frühjahrsgabe einfließen. Im Osten dürfen dagegen hohe Werte nicht für bare Münze genommen werden, weil die Werte durch die Strohzersetzung noch sinken. Je nach Zersetzungsgrad des Strohs müssen zwischen 20 und 40 kg/ha N mehr gedüngt werden, als aufgrund der Nmin-Werte errechnet wird. Wie ist die N-Freisetzung zu bewerten? Noch komplizierter wird das Ganze, wenn wir die Stickstoff-Freisetzung berücksichtigen, die offensichtlich nach organischer Düngung bzw. nach Raps, Leguminosen oder aus dem Zuckerrübenblatt bereits in Gang gekommen ist. Hohe Niederschläge im Herbst haben anfangs zu stärkerer N-Freisetzung geführt, bis dann Sauerstoffmangel und Temperaturen über 15 °C sogar Denitrifikationsverluste entstehen ließen. Bei geringeren Temperaturen wurde der im Herbst gebildete Nitrat-N im Boden verlagert. Trotz der N-Freisetzung begannen deshalb die früh gesäten Bestände bereits zu zeichnen. Auch Raps, der mit Gülle gedüngt wurde, ließ Anzeichen von Stickstoffmangel erkennen. Bereits umgesetzter Stickstoff kann deshalb für die Nachlieferung im Frühjahr nicht mehr angerechnet werden. Damit ist von vornherein ein höherer N-Bedarf auch nach Blattfrüchten und organischer Düngung vorprogrammiert. Auf den Trockenstandorten im Osten und Südosten wurde Stickstoff erst ab Mitte November freigesetzt und hat teilweise zu einem intensiven Ergrünen der Bestände geführt. Damit ist aber auch das Auswinterungsrisiko gestiegen, wenn gleichzeitig der latente Mangel an Spurenelementen (Mangan und Kupfer) und eine knappe Kali-Versorgung die Kohlenhydratbildung begrenzt haben. Sollte der Winter mild bleiben, schlägt sich die Herbst-Nachlieferung in hohen Nmin-Werten im Krumenbereich bzw. bei hohen Niederschlägen unterhalb der Krume nieder. Die Startgabe kann dann deutlich reduziert werden, weil dieser Stickstoff durch den Priming-Effekt zu einer frühen und intensiven Nachlieferung führen wird. Auf den Standorten zwischen den Extremen hat die N-Freisetzung zu einem Anstieg der Nmin-Werte im Krumenbereich geführt. Der Weizen hat den freigesetzten Stickstoff nur teilweise aufgenommen. Die Niederschläge im Herbst haben sich ausgewirkt ? auf die Verlagerung der löslichen Nährstoffe (NO3-N, SO4, Bor!). Je höher die Niederschläge waren, um so mehr dieser Nährstoffe wurden ausgetragen; ? auf die N-Freisetzung aus der leicht zersetzbaren organischen Substanz und ? auf den Abbau des Strohs. Kann die Auswaschung der löslichen Nährstoffe und die verbleibende pflanzenverfügbare Menge insbesondere an Nitratstickstoff relativ leicht gemessen werden (Nmin), so ist nur abzuschätzen, wie viel Stickstoff aus der organischen Substanz bereits freigesetzt wurde und wie viel noch im Frühjahr aus diesem Pool erwartet werden kann. Das Gleiche gilt für die Abschätzung des durch die Strohzersetzung fixierten Stickstoffes, der zunächst den Pflanzen nicht zur Verfügung steht, aber später wieder mineralisiert wird. Wie wirkt sich die Bodenstruktur aus? Im letzten Herbst konnte Raps überall bis etwa 25. August relativ gut und trocken bestellt werden. Danach begann es mehr oder weniger viel zu regnen. Der letzte Raps wurde dann zwischen den 5. und 10. September bestellt. Im Nordwesten und Südwesten war es dann sehr schwierig, die Wintergerste trocken in den Boden zu bringen, auch der Weizen musste dann mehr oder weniger in den Boden geschmiert werden. Erst die späten Saaten kamen wieder einigermaßen anständig in den Boden. Auf den trockenen Standorten im Osten und Südosten bereitete die Bestellung kaum Probleme, wenn man davon absieht, dass vor allem der pfluglos bestellte Raps zunächst gar nicht und dann verzettelt auflief. Insgesamt verursachten die Mäuse mehr Schwierigkeiten als die Ausat. In den übrigen Gebieten war Ende September bis Mitte Oktober nässebedingt eine optimale Bestellung nicht immer möglich. Allerdings konnten die Böden das gilt auch für den Nordwesten und Südwesten die Niederschläge recht gut aufnehmen, wenn nicht vorher geschmiert wurde. Nach nasser Bearbeitung oder verschlämmter Bodenoberfläche ist damit zu rechnen, dass die N-Freisetzung im Boden eingeschränkt wird. Allerdings besteht noch eine schwache Hoffnung, das Frost im nassen Boden noch zu einer Verbesserung der Bodenstruktur beitragen wird. Ohne die Frostwirkung können wir davon ausgehen, dass die N-Freisetzung auf nass bestellten Flächen gut 30 % geringer ausfallen wird. Ist der Boden zudem noch verschlämmt, werden 50 % weniger Stickstoff aus dem Boden nachgeliefert als im Vorjahr unter optimalen Bedingungen. Mit welcher N-Freisetzung voraussichtlich im Frühjahr zu rechnen ist, zeigt die Übersicht oben. Die verringerte Nachlieferung wird sich vor allem auf die Höhe der Düngung ins Schossen und auf die Spätgabe auswirken, also auf das Düngungsniveau insgesamt. Allerdings wird man unter diesen Bedingungen auch Abstriche bei den Ertragserwartungen machen müssen. Hat die Wurzelausbildung gelitten? Zudem muss die Beeinträchtigung des Wurzelwachstums und die somit verringerte Nährstoffaufnahme berücksichtigt werden. Vor allem auf lehmigen und tonigen Böden ist davon auszugehen, dass die Nährstoffaufnahme zunächst im zeitigen Frühjahr um 20 bis 30 % eingeschränkt ist. Später hängt es davon ab, ob das Frühjahr nass oder trocken bleibt. In einem nassen Frühjahr wird weniger Stickstoff freigesetzt. Gleichzeitig ist die N-Aufnahme aufgrund der schlechten Wurzelausbildung gering, somit muss mehr Stickstoff gedüngt werden. Deshalb muss aber der Düngersack nicht voll aufgerissen werden: Bei bedecktem Wetter und geringer Fotosyntheseleistung ist auch weniger Stickstoff notwendig. Zuviel Nitratstickstoff würde sich dann sogar nachteilig auswirken. Aus diesem Grund sollte das aufgrund der schwachen Wurzelausbildung notwendige höhere Stickstoffangebot im Frühjahr vorwiegend als NH4-Dünger (Harnstoff, Piamon S, Alzon, Entec) gedüngt werden. Der Nitratanteil an der Düngung muss aber wenigstens so hoch sein, dass ein zügiger Start im Frühjahr möglich ist. Gut bestellte Getreidebestände und guter Raps sollten im Krumenbereich auf sandigen Böden 20 kg/ha Nitratstickstoff vorfinden. Das heißt: Bei 10 kg/ha Nmin in 0-30 cm sind 10 bis 20 kg/ha NO3-Stickstoff aus dem Düngersack notwendig. Zu düngen sind dann 20 bis 40 kg/ha N als KAS bzw. 40 kg/ha N als ASS oder AHL. Auf schweren Böden sind ca. 30 bis 40 kg/ha NO3-N in der Krume notwendig, damit gut entwickelte Getreidebestände oder Raps zügig starten können. Bei 15 kg/ha Nmin im Krumenbereich müssen demnach 30 bis 50 kg/ha N als KAS oder 60 (bis 100) kg/ha N als AHL, ASS oder Volldünger ausgebracht werden. Die Andüngung mit nitrathaltigen Düngern ist vor allem dann notwendig, wenn das Wachstum über Winter eingestellt wurde. Wachsen die Pflanzen im Winter durch, können Sie auch NH4- Stickstoff aufnehmen. Eine Gabe mit NO3-haltigen Düngern ist dann auch bei sehr niedrigen Nmin-Gehalten im Boden nicht erforderlich.

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