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Raps: Wie weiter ohne insektizide Beizen?

Lesezeit: 6 Minuten

Auch zur neuen Rapssaat gibt es keine Neonikotinoid-Beizen. Welche Lehren lassen sich aus dem letzten Anbaujahr ziehen? Wie groß wird der Druck mit Rapserdfloh und Kleiner Kohlfliege in diesem Herbst sein? Diese Maßnahmen können Sie als Anbauer ergreifen.


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Nach derzeitigem Stand stehen zur Rapsaussaat 2015 erneut keine insektiziden Beizen zur Verfügung. Im vergangenen Herbst erfolgte die Rapsaussaat erstmals seit Jahrzehnten ohne insektiziden Beizschutz. Der Grund: Das EU-weit geltende Aussaatverbot von Neonikotinoid-behandeltem Rapssaatgut zum 1. Dezember 2013. Gleichzeitig war das Auftreten der Rapsschädlinge, vor allem der Rapserdflöhe, gebietsweise sehr hoch. Dies deutete sich bereits im Juli an. In einem Feldversuch des Julius Kühn-Instituts (JKI) in der Nähe von Braunschweig schlüpften von Mitte Juni bis zur Ernte am 16. Juli 2014 fast 500 Rapserdfloh-Jungkäfer pro m2. Da Vergleichszahlen fehlten, ließ sich anhand dieser Werte aber keine Prognose für das Schädlingsauftreten erstellen.


Hoher Erdflohdruck:

Im September 2014 haben wir dann bereits kurz nach der Aussaat Rapserdflöhe in Gelbschalen gefangen. Dabei lag die Anzahl der Käfer oft erst nach dem kritischen Keimblattstadium über dem Schwellenwert. Eine Erhebung des JKI bei den Bundesländern zeigt deutlich, dass der Schwellenwert (mehr als 10 % abgefressene Blattfläche) in allen Regionen bei 41 % der 149 Flächen überschritten wurde. Nur in geringem Umfang kam es zu so großen Keimlingsverlusten, dass Rapsflächen umgebrochen werden mussten. Teils führten auch die Lar-ven der Rübsenblattwespe schon früh zu Fraßschäden. Auch Schneckenfraß wurde mit Erdflohfraß verwechselt.


Im Herbst 2014 haben Anbauer wegen des Verbots der Rapsbeizen etwa fünfmal mehr Rapsanbaufläche mit Pyrethroiden behandelt als im Herbst des Vorjahres. Einzelne Schläge wurden bis zu viermal behandelt. Auf Rapsschlägen, die dem JKI gemeldet wurden, war die Situation im Herbst 2014 wie folgt:


  • Über 50 % der insgesamt 96 nicht behandelten Schläge überschritten den Schwellenwert (3 bis 5 Larven).
  • Unter 20 % lagen über dem Schwellenwert auf den 184 Schlägen, bei denen Einsätze mit Insektiziden bekannt waren oder es unklar war, ob diese erfolgt waren. Dies deutet auf eine noch vorhandene, aber eingeschränkte Wirkung auch in Gebieten mit Rapserdflohresistenz hin.
  • Stark mit Larven befallene Schläge traten im gesamten Bundesgebiet auf. Innerhalb derselben Region gab es aber stark und kaum befallene Schläge.


Frühbefall Kleine Kohlfliege:

Ungewöhnlich früh, zum Teil bei gerade aufgelaufenen Pflanzen, befiel die Kleine Kohlfliege (s. Kasten, S. 56) den Raps im Herbst 2014. Dies führte regional zu stärkeren Wurzelschäden, sodass einzelne Jungpflanzen abstarben oder im Extremfall auch ganze Schlagbereiche umgebrochen werden mussten. Der milde Winter hat aber dazu geführt, dass sich sichtbare Schäden in Grenzen hielten. Zu nennenswerten Ausfällen kam es daher nicht. Auch waren Anbauer weitgehend der Empfehlung gefolgt, die Saatstärken zu erhöhen. Aufgelaufener Ausfallraps sorgte ebenfalls zum Teil für einen Ausgleich. Eine chemische Bekämpfung der Kleinen Kohl­fliege im Raps ist derzeit nicht möglich.


Bekämpfungsversuche Erdfloh:

Versuche zur Bekämpfung des Erdflohs ohne die zusätzliche Wirkung einer insektiziden Beize liegen schon einige Jahre zurück. Da sich inzwischen das Sortenspektrum und der Anbau deutlich verändert haben, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen Feldversuche zur Bekämpfung des Erdflohs angelegt. Unter anderem hat sie die Effekte einer Pyrethroid-Behandlung zu unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Rapspflanzen geprüft. Stellvertretend für die Versuchsreihe stellen wir hier die Versuchsergebnisse aus Braunschweig vor. Der Zuflug des Erdflohs setzte dort ebenfalls früh ein, wie Übersicht 1 auf Seite 53 zeigt. In der ersten Septemberwoche erreichte er einen sehr hohen Wert von 125 Erdflöhen pro Gelbfangschale. Über die Gelbfangschalen ließ sich nachweisen, dass der Käfer bis Ende Oktober aktiv war.


Hier die Ergebnisse im Einzelnen:


  • Die 1. Behandlung erfolgte am 15. September. Zuvor waren bereits der Bekämpfungsrichtwert von 10 % zerstörter Blattfläche (am 11.09.) und der Schwellenwert zu BBCH 14 überschritten. Allein durch diese Behandlung ließ sich die Anzahl der Rapserdflohlarven pro Pflanze von 13,5 Larven (unbehandelte Kontrolle) auf etwas mehr als 2 Larven reduzieren (s. Übersicht 2, Seite 53).
  • Eine alleinige späte Insektizidbehandlung am 8. Oktober zu BBCH 18 senkte den Befall ebenfalls deutlich auf etwas weniger als 4 Larven/Pflanze.
  • Die Doppelbehandlung zu BBCH 14 und BBCH 18 zeigte den besten Bekämpfungserfolg. In dieser Variante haben wir im November nur etwas mehr als 1 Larve pro Pflanze gezählt. Dies entsprach einem Wirkungsgrad von 91 %.


Im Versuch konnten wir bis zum Frühjahr eine weitere Zunahme der Larven feststellen. So haben wir Mitte März in der unbehandelten Kontrolle 19,9 Larven/Pflanze gezählt. Auch in den Behandlungsvarianten stieg die Zahl der Larven an, die Abstufungen aus dem Herbst blieben jedoch erhalten. Eine weitere Behandlung mit dem Pyrethroid Ende März reduzierte die Anzahl der Larven nicht.


Die vorhandenen Larven verursachten einen stärkeren sichtbaren Schaden auch im Stängelinneren. Das Ausmaß der Schäden durch die Erdflohlarven, abhängig von der Insektizidbehandlung, erheben wir derzeit. Eine Ertragsfeststellung erfolgt ebenfalls.


Als Ergebnis lässt sich festhalten: ­Bereits eine einfache Pyrethroid-Anwendung hat zu einem deutlichen Bekämpfungserfolg geführt. Die Doppelbehandlung reduziert die Larven geringfügig stärker. Ob sich diese auf den Ertrag des Rapses auswirkt, wird sich zeigen.


Übrigens hätte der alleinige Einsatz einer neonikotinoiden Beize, wie z. B. Elado, nicht gereicht, um den Erdfloh bei diesem langanhaltenden Schädlingsdruck ausreichend zu bekämpfen. Dies zeigen die Versuchsergebnisse eines auf der gleichen Fläche liegenden Versuchs zur Prüfung neuer Beizwirkstoffe. An diesem Standort und an weiteren, wird in diesem Jahr der Schlupf der Jungkäfer pro m² durch Fallen ermittelt. Da der Schlupf erst bevorsteht, lässt sich bisher die Frage nach einer Prognose zum Erdflohauftreten 2015 nicht beantworten. Ein gewisser Indikator für die Praxis sind auch die während der Ernte zu beobachtenden Erdflöhe.


Empfehlungen:

Da sich an der Zulassungssituation im Vergleich zum Vorjahr nichts verändert, bleiben die grundsätzlichen Empfehlungen aus dem letzten Jahr erhalten:


  • Die Aussaat sollte nicht zu früh erfolgen, um den Befall durch die Kleine Kohlfliege möglichst zu begrenzen. Spätsaaten sollten ebenfalls vermieden werden, um gut entwickelte, kompensationsfähigere Rapspflanzen zu erhalten.
  • Die Saatstärke in Befallsregionen um 10 % erhöhen.
  • Den Rapserdfloh nach der Saat mit Gelbfangschalen auf den einzelnen Schlägen und durch Kontrollen der Pflanzen beobachten. Dies sollte auf jedem Schlag erfolgen, da der Rapserdfloh von Schlag zu Schlag sehr unterschiedlich auftreten kann.
  • Die Entscheidung über eine Behandlung muss man schlagspezifisch treffen. Der Schwellenwert liegt bei 10 % zerstörter Blattfläche (bis BBCH 14) bzw. 50 Käfern je Gelbschale in drei Wochen. Die gezielte einmalige, gegebenenfalls doppelte Insektizidbehandlung nach diesen Richtwerten reicht sehr wahrscheinlich aus, wie die Versuchsergebnisse zeigen. Unnötige vorbeugende Behandlungen sollten auch aus Resistenzgrüden (siehe Kasten) unterbleiben.

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