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Rapssaat: So sichern Sie sich 400 €/ha Mehrerlös

Lesezeit: 10 Minuten

Was lässt sich aus den beiden letzten schwierigen ­Anbaujahren lernen? Fünf Schrauben, an denen Sie bei der neuen Rapssaat drehen können, nennt Dr. Wolfgang ­Sauermann, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.


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Das Rapsanbaujahr 2010/11 hat Dinge in der Anbautechnik deutlich werden lassen, die sich unter günstigeren Bedingungen nicht so stark ausprägen. Dazu gehören der Vergleich von Pflug- und Mulchsaat, die Vorfruchtsituation zum Raps (die auch die Saatzeit beeinflusst) und die Bestandesdichte. Zudem hat sich unter den nassen Bodenbedingungen der Befall mit Kohlhernie stärker ausprägen können. Was lässt sich daraus für die neue Anbausaison lernen?


1. Pflügen statt Mulchen!


In 2010/11 sahen viele Pflugsaaten besser aus als Mulchsaaten. Das dürfte im Wesentlichen mit den Aussaatbedingungen zusammenhängen. Nach einer Pflugfurche konnte sich der Raps im extremen Herbst 2010 besser entwickeln als nach Mulchsaat. Die Bedingungen für das Wurzelwachstum waren günstiger. Auch zusätzliche anbautechnische Maßnahmen, wie insbesondere eine intensivere Stickstoffdüngung konnten diesen negativen Effekt der Mulchsaat nicht voll ausgleichen.


Aber auch unter günstigeren Anbaubedingungen früherer Jahre brachten Mulchsaaten unter sonst vergleichbaren Bedingungen geringere Erträge. Die Erträge aus vergleichenden Feldversuchen aus den Jahren 2005 bis 2009 an den Standorten Lindenhof und Futterkamp in Schleswig-Holstein entnehmen Sie der Übersicht 1. In den Versuchen ging es hauptsächlich um die Frage, ob es eine besondere Sorten-Rangfolge nach Mulchsaaten gibt. Die Versuche sind aber auch geeignet, um grundlegende Unterschiede zwischen den beiden Bodenbearbeitungs-Varianten zu betrachten. Auf dem Lindenhof wurde die Prüfung im Rahmen eines Anbausystemversuches durchgeführt, in dem die Mulchsaatflächen mittlerweile langjährig zu jeder Kulturart in Mulchsaat bewirtschaftet werden. In Futterkamp wurde sie dagegen nur jeweils einjährig zum Raps durchgeführt.


Die Mulchsaat schnitt 2,8 dt/ha schlechter ab als die Pflugsaat (Mittel über insgesamt 8 Ergebnisse). In keinem der 8 Versuche war die Mulchsaat besser als die Pflugsaat. Bestenfalls erreichte sie annähernd das Niveau der Pflugsaat. Es gab aber auch Situationen (z. B. Futterkamp 2005 oder Lindenhof 2007), in denen die Mulchsaaten deutlich geringere Erträge als die Pflugsaaten brachten. Mit dem Auge war das nicht wahrzunehmen: Die Versuche lagen direkt nebeneinander und die Mulchsaaten sahen in der Regel ebenso gut aus wie die Pflugsaaten. Unter extremen Witterungsbedingungen, wie sie 2010/11 gegeben waren, prägen sich diese Effekte dann umso deutlicher aus.


Der Raps hat durch die Pflugfurche bessere Bedingungen für sein Wurzelwachstum. Bei der Rapswurzel darf „dick“ nicht mit „kräftig“ gleichgesetzt werden: Der Raps bildet zwar unter günstigen Bedingungen eine dicke Pfahlwurzel aus, aber diese Pfahlwurzel des Rapses ist nicht kräftig genug, um Bodenverdichtungen zu durchdringen.


Fazit: Bei dem derzeitigen Preisniveau von 45 bis 50 €/dt Raps ergibt sich durch die Pflugfurche im Mittel der Ergebnisse ein Mehrerlös von 145 bis 165 €/ha. Die Mehrkosten einer Pflugfurche, die je nach dem Ansatz für die Aufwendungen für das Mulchen zwischen 30 bis 60 €/ha liegen dürften, werden damit mehr als abgedeckt. Somit sollte der Raps sowohl aus pflanzenbaulichen Gründen als auch wegen der besseren Wirtschaftlichkeit nach Pflugfurche bestellt werden.


2. Wintergerste als Vorfrucht!


Die Vorfruchtsituation ist für den Raps immer ungünstiger geworden. Aufgrund des Rückgangs des Wintergerstenanbaus steht er immer häufiger nach Winterweizen. Dadurch schiebt sich sein Saattermin zwangsläufig nach hinten. In extremen Jahren, in denen witterungsbedingt nur wenige Feldarbeitstage zur Verfügung stehen, können viele Rapsschläge nicht termingerecht oder nur unter ungünstigen Bodenbedingungen bestellt werden. Schlimmstenfalls fällt die Rapssaat komplett aus. So konnten bei der Aussaat 2011 Betriebe, bei denen am 20. September noch immer Winterweizen auf dem Feld stand, am 5. September keinen Raps säen. Das ließe sich vermeiden, wenn der Anteil der Wintergerste in der Fruchtfolge wieder steigt. Denn sie räumt das Feld frühzeitig, so dass sich der Raps termingerecht bestellen lässt.


Dafür spricht vor allem Folgendes: Die Erträge von Winterraps nach Wintergerste liegen um 4 bis 5 dt/ha über den Erträgen von Raps nach Winterweizen. Dabei kommt auch die spätere Aussaatzeit mit zum Tragen. Die spätere Saat hat zudem weitere Nachteile:


  • Der Aufwand für das Rapssaatgut steigt, da höhere Saatmengen nötig sind.
  • Nach Vorfrucht Winterweizen ist in der Regel eine N-Düngung im Herbst erforderlich.
  • Die Bekämpfung des Ausfallweizens ist aufwändiger als die von Ausfallgerste.
  • Aufgrund der höheren Aussaatmengen und der schwächeren Einzelpflanzenentwicklung nach Vorfrucht Winterweizen ist im Frühjahr ein etwas höherer Aufwand an Wachstumsreglern einzuplanen. j


Bei einem Rapspreis von 45 €/dt und einem kalkulierten Mehrertrag von 4,5 dt je ha ergibt sich ein Mehrerlös des Rapses von rund 300 €/ha. Dieser Betrag ist als Vorfruchtwirkung der Wintergerste gutzuschreiben. Bei einem Ertrag von 80 dt je ha Wintergerste wären das etwa 3,80 €/dt Wintergerste (siehe Übersicht 2). Nicht berücksichtigt sind dabei die arbeitswirtschaftlichen Vorteile und die höhere Ertragssicherheit des Rapses.


Fazit: Oft hießt es, dass Hybridsorten mit späteren Saatzeiten besser fertig werden bzw. genauso gut abschneiden wie bei normalen Saatzeiten. Das ist nicht der Fall. Hybriden reagieren bei späterer Saat und bei ungünstigerer Vorfrucht ebenfalls mit Mindererträgen. Dieser Ertragsabfall spielt sich beim Hybridraps nur auf einem höheren Ertragsniveau ab. Die Schlussfolgerung, dass sich mit Hybridraps die Saatzeit nach hinten schieben lässt, ohne dabei größere Risiken oder Mindererträge einzugehen, ist also ein Trugschluss.


3. Höhere TKM besser?


Welchen Einfluss die Tausendkornmasse (TKM) im Saatgut auf die Bestandesentwicklung und den Ertrag hat, haben wir in Versuchen im Jahr 2010 und 2011 an mehreren Saatgutpartien jeweils einer Sorte untersucht. Beim Hybridraps ist es bekanntlich so, dass zwischen den Saatgutpartien einer Sorte größere Unterschiede in der TKM auftreten können. Seit Jahren wird immer wieder diskutiert, ob die Saatgutpartien mit einer höheren TKM dadurch Vorteile haben.


Die unterschiedliche TKM im Saatgut rührt aus den Witterungsbedingungen während der Rapsblüte her. Das Saatgut von Hybridraps wird im Streifenanbau aus Mutter- und Vaterlinie erzeugt. Ist die Witterung während der Blüte ungünstig (hohe Niederschläge oder tiefe Temperaturen), so sind die Bedingungen für den Pollenflug durch Wind und Insekten schlecht. Der Samenansatz ist dann in den Schoten der Mutterlinie gering. Die Folge: Eine höhere TKM. Bei günstigen Bedingungen für den Pollenflug werden viele Körner in der Schote gebildet, und die TKM ist demzufolge niedrig.


Da das Saatgut seit der Einführung von Hybridraps in Einheiten mit einer einheitlichen Anzahl an keimfähigen Körnern angeboten wird, ist für den Landwirt auf jeden Fall sichergestellt, dass er für den Preis einer Einheit die gleiche Anzahl an keimfähigen Körnern erhält und zwar unabhängig von der TKM. Mit einer Einheit Saatgut kann er also auch bei unterschiedlicher TKM die gleiche Fläche an Raps bestellen.


Aus der Praxis kommt immer wieder die Frage, ob Saatgutpartien mit einer hohen TKM Vorteile im Anbau haben. Dies könnte bereits mit dem Feldaufgang beginnen, sich über die Bestandesentwicklung und die -eigenschaften bis hin zur Ertragsleistung fortsetzen.


Um dies zu klären, haben wir in den Anbaujahren 2009/10 und 2010/11 zwei Versuchsserien durchgeführt. Dabei haben wir jeweils 5 Saatgutpartien einer Hybridsorte mit einem TKM von 5,7 bis 9,6 g (Aussaat 2009) bzw. 5,4 bis 8,1 g (Aussaat 2010) ausgesät. Es handelte sich um Z-Saatgut, das landwirtschaftliche Betriebe in Zusammenarbeit mit der Marktfruchtberatung im Sommer bereitgestellt haben. Für die Versuchsserie haben wir in beiden Jahren die Sorte Visby verwendet, da von dieser Sorte ausreichend viele Saatgutpartien auf Beratungsbetrieben vorhanden waren.


In jedem Jahr haben wir 6 Versuche angelegt. Zur Ernte 2010 konnten wir alle und 2011 nur 3 Versuche (3 fielen infolge ungünstiger Bedingungen aus) auswerten. Die Marktleistungen im Mittel über die jeweiligen Serien sind in Übersicht 3 dargestellt. In beiden Jahren lagen die Marktleistungen der geprüften Saatgutpartien auf gleichem Niveau.


Beim Raps ist die Streuung innerhalb der Versuche in der Regel hoch. In diesem Falle waren aber niedrige Grenzdifferenzen vorhanden. Das bedeutet: Die Streuung zwischen den Varianten und auch innerhalb der Varianten war gering. In beiden Jahren ließen sich zwischen den geprüften Saatgutpartien die Unterschiede nicht statistisch absichern.


Auch in den Bestandesdichten, die im Herbst, im Frühjahr und zur Ernte ausgezählt wurden sowie in den Bonituren für die Wachstumsbeobachtungen oder auch in den Ölgehalten und in den TKM am Erntegut wurden keine Unterschiede zwischen den Varianten ermittelt.


Fazit: Die Versuche haben sehr eindrucksvoll gezeigt, dass die TKM einer Saatgutpartie beim Hybridraps keinen Einfluss auf den Feldaufgang, die Bestandesentwicklung bis hin zur Ertragsleistung und Qualität im Erntegut hat. Es deckt sich mit Untersuchungen zu Keimfähigkeit und Triebkraft von anderen Versuchsanstellern in Deutschland. Somit besteht keine Veranlassung, beim Hybridraps Saatgutpartien mit einer höheren TKM zu bevorzugen oder vom Handel zu verlangen.


Die ungünstigen Jahre 2010 und 2011 haben auch gezeigt, dass die Saatstärke nicht zu sehr heruntergefahren werden darf. In der Praxis war dies in den letzten Jahren immer mehr der Fall. Sicher kann Hybridraps mehr kompensieren als Liniensorten. Aber unter ungünstigen Bedingungen, wie im Anbaujahr 2010/11, hat sich gezeigt, dass jede Pflanze zählt.


Das sind nicht nur Beobachtungen aus der Praxis. Auch Bestandesdichteversuche zu der Frage, welchen Ertrag ausgedünnte Bestände noch bringen können, bestätigen dies. Über Winter findet ohnehin eine Reduzierung der Bestandesdichten statt. Wenn dann unter ungünstigen Bedingungen keine Reserven mehr vorhanden sind, werden die Bestände zu dünn. Die wenigen verbleibenden Pflanzen können einen stärkeren Ertragsrückgang nicht mehr auffangen.


Fazit: Auch unter günstigen Bedingungen für Aussaat und Feldaufgang sollten bei der Saatzeit um den 20. August Saatstärken von 40 keimfähigen Körnern/m² nicht unterschritten werden.


5. Neue kohlhernietolerante Sorten


Der Anteil der Befallsflächen mit Kohlhernie nimmt in einigen Gebieten Deutschlands bereits große Flächen ein. Allein in Schleswig-Holstein dürften im Anbaugebiet Östliches Hügelland in jedem Jahr 20 000 bis 30 000 ha befallen sein. Diese Flächen werden mit der Sorte Mendel bestellt, die bislang die einzige anbauwürdige Sorte mit einer rassenspezifischen Toleranz gegenüber Kohlhernie war. Sie wurde bereits im Jahr 2001 in die Deutsche Sortenliste eingetragen.


Nun kommen erste neue Sorten auf den Markt: Mit Andromeda und SY Allister stehen zwei neue Sorten im dritten Jahr der Wertprüfung in Deutschland. SY Allister ist bereits im EU-Ausland zugelassen und zur kommenden Aussaat vertriebsfähig. Verfügbar ist auch die ebenfalls als EU-Sorte zugelassene neue Sorte Mendelson. Von Andromeda wird es laut Züchter im begrenzten Umfang für interessierte Landwirte Saatgut geben.


Allen neuen kohlhernietoleranten Sorten ist gemeinsam, dass sie über das gleiche Resistenzgen wie die Sorte Mendel verfügen. In den meisten Rapsanbaugebieten hält diese Resistenz nach wie vor. Es gibt aber auch Berichte über „aggressive“ Rassen des Pilzes, gegen die diese Resistenz nicht wirkt. Dies hält sich aber bislang glücklicherweise noch in Grenzen.


In der Ertragsleistung dürften die beiden neuen Sorten Andromeda und SY Allister etwas besser sein als Mendel. Sie liegen aber nach den bisherigen Ergebnissen ertraglich um rund 5 % unter den Vergleichssorten wie Visby oder Hammer. Im Ölgehalt haben beide Sorten etwa das Niveau wie Visby. Die weiteren Eigenschaften lassen sich derzeit noch nicht sicher einschätzen. Für Mendelson gibt es bislang noch keine Ergebnisse aus amtlichen Versuchen in Deutschland.


Fazit: Zur Aussaat 2012 werden zwar erste neue Sorten verfügbar sein, ihr Anbau sollte aber zunächst versuchsweise und in kleinerem Umfang erfolgen. Die neuen Sorten lassen sich in wichtigen ertragssichernden Eigenschaften, wie der Standfestigkeit oder vor allem der Phomatoleranz, noch nicht ansprechen.

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