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Risiko-Steckbrief der Kulturen

Lesezeit: 7 Minuten

Sensible Gerste


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Wintergerste steht fast immer nach Getreide, in der Regel nach Weizen. Weil sie gegenüber klassischen Fußkrankheiten wenig empfindlich ist, kommt sie damit auch recht gut klar. Weniger bekannt ist allerdings, dass Gerste – genauso wie Weizen – auf bessere Vorfrüchte positiv reagiert.


Im Vergleich zu Winterweizen steht bei Gerste für die Aussaat nur ein enges Zeitfenster zur Verfügung. Zu frühe Saaten sind vor allem durch das Gelbverzwergungsvirus gefährdet. Die verminderte Winterhärte und erhöhte Lageranfälligkeit von überwachsenen Beständen ist ein Risiko bei dieser Getreideart. Versuche belegen, dass eine Verzögerung der Saat, z. B. in der Soester Börde, bis in die erste Oktoberwoche nicht nachteilig ist, sofern gute Saatbettbedingungen gewährleistet sind. Vor allem die Gelbverzwergungsvirus-Risiken lassen sich dadurch deutlich reduzieren. Weitere Stärken und Schwächen der Gerste:


  • Die im Vergleich zu Winterweizen geringere Winterhärte birgt vor allem in Verbindung mit einer schwachen Sorte ein erhöhtes Risiko.
  • Gerste reagiert auf überstauende Nässe bereits im Jugendstadium sehr empfindlich. Wenige Tage Überflutung können einen Totalverlust zur Folge haben.
  • Die für Trockenheit besonders anfälligen Phasen sind – bezogen auf die Entwicklungsstadien – ähnlich wie bei Weizen. Allerdings erreicht Gerste diese zwei bis drei Wochen früher. Dadurch kann sie die Winterfeuchtigkeit besser nutzen, sodass das Schadrisiko insgesamt geringer ist.
  • Die hohe Anfälligkeit gegenüber größeren Temperaturschwankungen kurz vor und nach dem Ährenschieben – vor allem in Verbindung mit Herbizid- und Wachstumsreglermaßnahmen, kann Fertilitätsstörungen (weniger gefüllte Körner pro Ähre) zur Folge haben.
  • Wegen der im Vergleich zu anderen Arten ausgeprägteren Dormanz ist das Auswuchsrisiko auf dem stehenden Halm oder sogar in lagernden Beständen gering.


Flexibler Weizen


Bei Winterweizen beeinflusst die Fruchtfolgestellung standortabhängig die Ertragssicherheit. Generell gilt: Je besser der Standort, desto geringer sind die Unterschiede zwischen Stoppel- und Blattfruchtweizen. Auf schwächeren Standorten fallen bei Stoppelweizen die Erträge deutlicher ab und schwanken vor allem stärker.


Eine Stärke des Weizens ist, dass die Bestandesetablierung im Vergleich zu anderen Getreidearten und Kulturen relativ sicher gelingt. Zudem lässt sie sich wie bei keiner anderen Art über einen weiten Zeitraum strecken. Dennoch hat Weizen durchaus seine Risikofaktoren:


  • Zu frühe Saaten können durch Infektionen mit Verzwergungsvirosen, durch Fritfliegen und Erkrankungen an der Halmbasis geschwächt werden.
  • Stark überwachsene Bestände neigen infolge früher Infektion mit Blattkrankheiten wie Mehltau, Braunrost oder Septoria zu mangelnder Winterhärte.
  • Bei Nässe droht Schneckenfraß vor allem am gequollenen und noch nicht aufgelaufenen Korn.
  • Wassergesättigte Böden können durch Hochfrieren im Einblattstadium (vor allem bei Spätsaaten) zum Abreißen der Triebe führen.
  • Spätsaaten werden im Einblattstadium besonders nach Rüben durch Brachfliegen geschädigt.
  • Das Auswinterungsrisiko liegt ansonsten im unteren Bereich, wobei es deutliche Sortenunterschiede gibt.
  • Spätestens ab Schossbeginn reagiert Weizen empfindlich auf kurzzeitige Überflutung.
  • Hagelschlag wird bei allen Getreidearten ab der Schossphase (bei Weizen etwa ab Anfang Mai) bis zur Ernte besonders problematisch.
  • Die Infektion mit Fusarium in der Blüte, vor allem abhängig von Vorfrucht und Bodenbearbeitung, kann die Vermarktungsfähigkeit gefährden.
  • Lager (Mitte Mai bis Juli) infolge von Sortenschwäche, falsch bemessenen Stickstoff- bzw. Wachstumsreglergaben oder Starkniederschlägen führt ab dem Ährenschieben zu starken Ertragsverlusten. Zur Ernte hin nehmen diese Verluste ab.
  • Anhaltend nasse Erntebedingungen gefährden wegen sinkender Fallzahlen potenzielle Vermarktungsmöglichkeiten im Qualitätsweizenbereich.
  • Witterungsbedingte Risiken bestehen auch durch fehlende Niederschläge ab Vegetationsbeginn. Die Phase der Korn­einlagerung (Juni bis Juli) ist, was Trockenstress betrifft, bei Weizen besonders kritisch.
  • Optimale Wachstumsbedingungen liegen bei Weizen in einem Temperaturbereich von 17 bis 23 °C. Hitzeperioden mit Temperaturen von 30 bis 35 °C, die vor allem von Juni bis August zu erwarten sind, verkraftet er dagegen nicht gut. Diese können zur Notreife führen.


Robuster Roggen


Bei Winterroggen ist die Bestandes­etablierung deutlich anspruchsvoller als bei Weizen. Der notwendige Kompromiss zwischen flacher Ablage und ausreichender Bodenfeuchte für die Keimung gelingt nicht in jedem Jahr zufriedenstellend. Darüber hinaus erhöht eine zu geringe Bestandesdichte die Gefahr von Mutterkorninfektionen, da der Roggen dann mehr unterständige Triebe bildet. Dieses Risiko lässt sich durch die Sortenwahl und in engen Fruchtfolgen durch die Art der Bodenbearbeitung (Pflugeinsatz!) reduzieren.


Schäden durch späte Braunrostinfektionen, vor allem aber Lager mit der Folge von Auswuchs, sind die größten Anbaurisiken dieser Getreideart, wenn die Wasserversorgung nicht ertragsbegrenzend wird.


Die gute Winterhärte und das hohe Nährstoffaneignungsvermögen zeichnen Roggen in seiner Robustheit im Vergleich zu anderen Arten aus.


Erbse und Bohne


Frostschäden sind bei Ackerbohnen und Erbsen wegen der etwas späteren Saattermine und der meist längeren Keimphase eher selten. Risiken entstehen durch mangelhafte Herbizidwirkung und eine später kaum noch chemisch zu regulierende Verunkrautung.


Erbsen reagieren sehr empfindlich auf zu enge Abstände der Fruchtfolge. Mangelnde Standfestigkeit kann in Verbindung mit Starkniederschlägen zu erheblichen Ernteverlusten führen. Ausgeprägte Frühjahrstrockenheit kann dieser sich früh entwickelnden Kultur – ähnlich wie Raps und Gerste – zu schaffen machen.


Ackerbohnen sind aufgrund ihrer längeren und späteren Entwicklung vor allem durch Trockenheit, Hitzestress und eine nicht ausreichende Kontrolle von Ackerbohnenrost und Schwarzer Bohnenlaus in der Zeit von Mitte Mai bis Anfang August gefährdet. Die Ertragssicherheit der Körnerleguminosen ist dabei aber oft besser als ihr Ruf.


Zähe Zuckerrübe


Rüben sind in der Jugendphase durch Frost gefährdet. Größere Schäden sind aufgrund des in der Regel vier Wochen früheren Aussaattermins häufiger als bei Mais. Kälteeinwirkung kann zudem den Schosseranteil deutlich erhöhen. Das führt durch die dann meist notwendige „Handarbeit“ zu gesteigerten Kosten. Die Risikofaktoren der Rüben sind folgende:


  • Unverträglichkeit gegenüber Rübenherbiziden infolge falscher Dosierung oder ungünstiger Witterung führt zu Wachstumsdepressionen, aber fast nie zu Pflanzenausfällen.
  • Hagelschlag kann bei kleinen Pflanzen, etwa bis zur Entwicklung des zweiten Laubblattpaares zum Totalausfall führen. In späteren Entwicklungsstadien hat stärkerer Blattverlust, wie bei unzureichender Bekämpfung der Blattkrankheiten Wiederaustrieb und damit einhergehend Massen- und Zuckerverluste zur Folge. Bei späteren Schäden steigen die Zuckerverluste, da etwa ab Ende August kaum noch Blattneubildung erfolgt.
  • Da Rüben meist auf besseren Böden wachsen, bis 2,5 m tief wurzeln und Wasser sehr effizient nutzen, sind sie von Trockenschäden seltener betroffen als Mais. Dennoch ist eine ausreichende Wasserversorgung vor allem in der Hauptwachstumszeit (siehe Übersicht 2, Seite 77) sehr wichtig.
  • Mais und Rüben in einer Fruchtfolge sind vor allem in Verbindung mit Bodenverdichtungen wegen des möglichen Auftretens von Rhizoctonia problematisch.


Hurtiger Hafer


Bei Sommerhafer und auch -gerste besteht im Vergleich zu den Risiken der anderen Getreidearten aufgrund der grundsätzlich anzustrebenden frühen Aussaaten die standort- und jahresspezifische Gefahr von Frostschäden. Dies erfordert in seltenen Fällen eine Neubestellung.


Vor allem bei Hafer ist das sortenbedingt unterschiedliche Lagerrisiko zu beachten, das erhebliche Ertragsverluste zur Folge haben kann. Das Wasserbedarfsmaximum verschiebt sich durch die spätere Entwicklung bei beiden Arten mehr in die Sommermonate. Dies kann sich vor allem bei Hafer aufgrund seiner eher ineffizienten Wassernutzung nachteilig auswirken.


Multitalent Mais


In der Jugendphase wird diese Kultur durch anhaltende Kälte und oft auch durch Fröste, z. B. während der Eisheiligen, geschädigt. Zum Totalausfall kommt es aber nur in Ausnahmefällen. Ein Zurückbleiben während der Jugendentwicklung oder eine verspätete Aussaat hat Mindererträge zur Folge.


Von größerer Bedeutung ist aber die Wasserversorgung, die vor allem ab dem Zeitpunkt des Hauptwachstums (siehe Übersicht 2, S. 77) sichergestellt sein muss. Hier reagiert Mais besonders während der Blüte empfindlich, die sich je nach Reifezahl von Anfang Juli bis Anfang August hinziehen kann. Weitere Eigenschaften des Maises, die ihn gegenüber witterungsbedingten Risiken mehr oder weniger empfindlich machen:


  • Die einsetzende Blüte ist beim Mais auch mit Blick auf mögliche Hagelschäden eine besonders empfindliche Phase, in der diese leicht zu Totalausfällen führen. Auch frühere Stadien, die zum Abknicken der Pflanzen führen, haben gravierende Verluste zur Folge.
  • Mais kann höhere Temperaturen besser als Weizen verkraften. Je nach Sorte und Entwicklungsstadium liegen die Grenzen hier bei 32 bis 37 °C.
  • In einem nassen Herbst sind die Erntebedingungen ein Risiko, das sich durch Bodenstrukturschäden auch auf andere, nachfolgende Kulturen auswirken kann.

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