Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Rüben: Mit Zwischenfrüchten den Zuckerertrag ausreizen

Lesezeit: 7 Minuten

Der Nutzen von Zwischenfrüchten lässt sich häufig nur schwer messen. Unstrittig ist die Notwendigkeit der biologischen Nematodenbekämpfung durch den Anbau von resistenten Ölrettich- und Senfsorten vor allem auf Standorten mit engen Fruchtfolgen. Allerdings führen nur wenige Betriebe eine systematische Untersuchung mit Bodenproben im Jahr vor dem Rübenanbau durch. Somit fehlen oft Informationen zur Nematodenbelastung. Zudem haben nematodenresistente Rübensorten dazu geführt, dass einige Praktiker den Zwischenfruchtanbau nicht mehr für erforderlich halten. Denn die Nematodenreduktion ist vergleichbar mit der von Zwischenfrüchten. Doch Vorsicht! Die Resistenz der Rüben ist sehr labil. Auch sollten resistente Rübensorten nicht mehrfach hintereinander angebaut werden. Im Sinne des umweltgerechten Ackerbaus bekommen aber auch die anderen positiven Aspekte des Zwischenfruchtanbaus einen immer größeren Stellenwert, wie zum Beispiel: ? Nährstoffe über Winter binden, damit sie nicht ins Grundwasser ausgewaschen werden. Durch die Anforderungen an den Grundwasserschutz hat dies heute einen hohen Stellenwert erhalten, der über die Grenzen der Wassereinzugsgebiete hinausgeht. ? Mulchsaat mit Zwischenfruchtanbau, um Wind- und Wassererosion zu mindern. In erosionsgefährdeten Lagen gehört das Verfahren zur guten fachlichen Praxis. Der Bodenschutz hat zudem durch das Bodenschutzgesetz an Bedeutung gewonnen. ? Bodenstruktur verbessern. Vor allem tief wurzelnde Zwischenfrüchte, wie Ölrettich oder Ackerbohnen, können dazu beitragen, das Bodengefüge wieder zu verbessern. Jede mechanische Tiefenlockerung ist ohnehin nur von Dauer, wenn sie biologisch stabilisiert wird. Inzwischen hat auch die Politik den großen Nutzen des Zwischenfruchtanbaus erkannt. Der Anbau von Zwischenfrüchten in Verbindung mit Mulchsaat wird zunehmend durch Umweltprogramme der einzelnen Bundesländer gefördert. Die Unterstützung schwankt von 70 bis 100 E/ha. Auch wenn die bürokratischen Hürden oft abschrecken, sollten Landwirte die Förderung des Zwischenfruchtanbaus nutzen. 1. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen der Anbau von Zwischenfrüchten nicht sinnvoll und rentabel oder sogar nachteilig ist. In den meisten Fällen bringen sie aber u. a. folgende Vorteile: Deutlich höhere Erträge Zwischenfrüchte steigern deutlich den Bereinigten Zuckerertrag (BZE) sowohl bei Pflugfurche als auch bei Mulchsaat. Dies ergaben u. a. Versuche an einem Standort bei Uelzen (Rübentag Suderburg 2002), dessen Ergebnisse in Übersicht 1 zusammengestellt sind. Auf dem leichten Sandboden mit Beregnung wurde die Wirkung der Zwischenfrüchte mit anschließender Frühjahrsfurche und Mulchsaat verglichen. Die Ergebnisse kurz gefasst: ? Bei der Frühjahrsfurche (mit pfluglosem Ölrettichanbau in der Zwischenfruchtvariante) stieg der BZE um 12 dt/ha. Der Rübenertrag erhöhte sich um etwa 100 dt/ ha. Der geringfügig abfallende Zuckergehalt und der etwas geringe Standardmelasseverlust (SMV) lassen darauf schließen, dass Nährstoffe besser im Boden konserviert wurden. Aufgrund dessen wäre es möglich gewesen, die Düngung entsprechend zu senken. ? Bei der Mulchsaat sind die ZwischenfruchtVarianten dem Strohmulch ertraglich ebenfalls überlegen. Auffällig ist, dass der Ertrag bei Mulchsaat gleich oder sogar höher lag als nach der Frühjahrsfurche. Ein Hinweis, dass die Mulchsaat auch auf Sandböden erfolgreich funktionieren kann. Im Vergleich zum Strohmulch stieg in den Varianten mit Zwischenfrucht der BZE um 17 bis 22 dt/ha. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Mulchsaat auf Sandböden die Bedeutung der Zwischenfrüchte offensichtlich höher zu bewerten ist als bei Pflugfurche. Mit Ölrettich wurde im Vergleich zu Senf ein um 4 bis 5 dt/ha höherer Bereinigter Zuckerertrag erzielt. Ölrettich hat auf den Sandböden in Rüben-/Kartoffelfruchtfolgen anders als auf schweren Böden ohnehin einen hohen Stellenwert, da er nicht das Rattle-Virus fördert. Zudem gab es bei den Senf-Varianten ohne Pflug (Grubber) und mit Pflug (Sommerfurche) ertraglich keinen Unterschied. Fazit der Versuche: Auf Sandböden ist der Zwischenfruchtanbau unerlässlich. Die hohen Ertragseffekte vor allem in der Mulchsaat beruhen dabei u. a. auf der Strukturverbesserung, der Nährstoffkonservierung, der Humusanreicherung und der Verbesserung des Wasserhaltevermögens der Böden. Dabei ist Ölrettich offensichtlich die am besten geeignete Zwischenfrucht (s. Übersicht 1). In Fruchtfolgen mit Kartoffeln, Sommer- oder Wintergerste gibt es auch weniger Probleme, den Ölrettich zeitgerecht bis spätestens Mitte August zu säen. In Fruchtfolgen ohne Kartoffeln und bei Ausat nach Weizen eignet sich als Zwischenfrucht auch Senf. Begrenzte Nährstoffverluste Die Wirkung der Zwischenfrüchte Phacelia, Senf und Ölrettich im Vergleich zu einer Brache im Mulchsaatverfahren wurde auf dem Standort Köchingen bei Peine (schluffiger Lehm) in einem Exaktversuch untersucht. Durch NminUntersuchungen im Herbst und Frühjahr wurde 2. das Nährstoffbindungsvermögen der Zwischenfrüchte analysiert. Dabei zeigte sich, dass alle Zwischenfrüchte im Herbst den Stickstoff weitgehend aufnehmen und vor der Auswaschung bewahren (siehe Übersicht 2). In der Brache-Variante stieg dagegen der Nmin-Gehalt aufgrund des sehr milden Herbstes im Jahr 2001 auf 114 kg N/ha. Im Frühjahr 2002 stieg der Nmin-Gehalt unter den Zwischenfrüchten durch die einsetzende Mineralisation deutlich an. Bei Ölrettich waren mit 89 kg N/ha die Zuwächse am höchsten. Ihm wird aufgrund seiner intensiven Wurzelbildung das höchste Nährstoffaneignungsvermögen nachgesagt. In dem niederschlagsarmen Winter 2001/2002 waren die Auswaschungsverluste unter Brache mit 11 kg N/ha gering. Im letzten niederschlagsreichen Winter wurde dagegen in einem weiteren Versuch eine Auswaschung von bis zu 50 kg N/ha festgestellt. Der Vergleich zeigt: Die Bedeutung der Nährstoffkonservierung hängt sehr stark von den Niederschlägen im Winter ab. Je positiver die Wasserbilanz an einem Standort, desto wichtiger ist die Nährstoffbindung durch Zwischenfrüchte. Neben Stickstoff sind auch andere Nährstoffe, wie z. B. Schwefel, Bor, Kalium, Natrium und Magnesium, auswaschungsgefährdet. Durch das Vermeiden von Nährstoffverlagerungen entlasten Zwischenfrüchte das Düngungskonto und schonen die Umwelt. Spürbar weniger Nematodenbefall Vor allem in engen Rübenfruchtfolgen kann der Anbau von Zwischenfrüchten deutliche Vorteile bringen. In dem Versuch am Standort Köchingen bei Peine haben wir auch den Einfluss der verschiedenen Zwischenfrüchte auf den Nematodenbefall untersucht. Im Versuchsjahr 2001/02 lag der Besatz auch nach Zwischenfruchtanbau in allen Varianten deutlich über der Schadensschwelle von 500 Eiern und Larven/100 g Boden. Allerdings gab es in der Höhe des Besatzes zwischen den Zwischenfrucht-Varianten folgende Unterschiede: ? Unter Ölrettich war der Besatz mit 619 Eiern und Larven am niedrigsten. ? Unter Brache und Phacelia lagen die Befallswerte um 1 000 Eier und Larven. ? Senf wies 775 Eier und Larven auf. Auch in 2002/03 nahm durch den Anbau von Ölrettich der Befall mit Nematoden am stärksten ab. Im Gegensatz zum milden Herbst des Vorjahres konnte in diesem Jahr durch den späten Senfanbau der Nematodenbesatz nicht gesenkt werden. Die Ergebnisse machen deutlich: Nur durch den frühen Anbau der Zwischenfrüchte vorrangig von Ölrettich lässt sich der Nematodenbesatz deutlich senken. Um im Versuch die Nematodenfrage auszublenden und ausschließlich die anderen Effekte des Zwischenfruchtanbaus zu untersuchen, wurde am Standort Köchingen die nematodenresistente Rübensorte Paulina angebaut. Die Ergebnisse (siehe Übersicht 3) kurz gefasst: ? Ölrettich und Senf steigerten im Vergleich zur Brache den BZE um 4 dt/ha. ? Durch den Anbau von Phacelia konnte der BZE nur um 1 dt/ha erhöht werden. Der geringere Rübenertrag nach Anbau von Phacelia wurde in Versuchen bereits wiederholt beobachtet. In einem anderen Versuch zeigte sich, dass der Anbau von Phacelia im Vergleich zu Senf und Ölrettich bei Mulchsaat ohne Saatbettbereitung sogar Mindererträge von etwa 13 dt/ha und mit Saatbettbereitung von etwa 5 dt/ha brachte. Offenbar trägt vor allem die schlechtere Durchwurzelung des Bodens durch Phacelia zu diesem Minderertrag bei. Phacelia sollte daher in Rübenfruchtfolgen nur in Ausnahmefällen angebaut werden. Bei hohem Aufwand für die Saatbettbereitung sollte Ölrettich immer der Vorrang eingeräumt werden. Ohnehin ist in intensiven Rübenfruchtfolgen auch mit einem Ertragsabfall durch Nematoden zu rechnen. Auch das spricht für den Anbau von nematodenresistentem Ölrettich. Im letzten Anbaujahr konnte auf anderen Versuchsstandorten durch den Anbau von Senf oder Ölrettich eine Ertragssteigerung von 25 bis 42 dt/ha BZE erreicht werden. Diese Zahlen verdeutlichen, dass bei entsprechenden Ausgangspopulationen erhebliche Ertragsverluste drohen. In einem Versuch mit einer sehr hohen Belastung von etwa 2 000 Eiern und Larven stieg der Ertrag durch den Anbau der nematodenresistenten Rübensorte Paulina in Strohmulch zunächst um 32 dt/ha im Vergleich zur Sorte Tatjana. Durch den zusätzlichen Anbau von Senf konnte der Ertrag nochmals um 10 dt/ha erhöht werden. Ein Beleg, dass auch bei Anbau von resistenten Rübensorten nicht auf die biologische Nematodenbekämpfung durch Zwischenfrüchte verzichtet werden sollte. Die Ertragsverluste wurden dabei auch durch das Überwachsen der Rüben mit Unkräutern vor allem Bingelkraut verstärkt. Der Grund: Bingelkraut läuft auf, wenn die Rüben schlafen, und überwächst sie schnell.

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.