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Rüben sparsam „füttern“ !

Lesezeit: 10 Minuten

Wie lassen sich Rüben preisbewusst und effizient düngen? Neue Versuche zu N-Formen, N-Düngeterminen und dem Einsatz von Gärresten stellt Dr. Ulrich Lehrke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, vor.


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Rekorderträge bis zu 1 000 dt/ha haben in 2011 die Erwartungen fast aller Rübenanbauer übertroffen. Gründe für diese Spitzenleistung waren eine frühe Aussaat Ende März, überdurchschnittliche Temperaturen bereits im April/Mai und ein daraus resultierender früher Reihenschluss ab dem 20. Mai. Trotz der Frühjahrstrockenheit entwickelten sich die Rüben zügig. Im Sommer und Herbst herrschte dann für das weitere Rübenwachstum nahezu ideales Wetter.


Für hohe Erträge auch in dieser Saison müssen wir daher einen möglichst frühen Reihenschluss anstreben. Das funktioniert mit angepasster Bodenbearbeitung, damit sich die Böden zügig erwärmen, und vor allem durch eine gezielte Düngung. Denn diese unterstützt bereits früh die Jugendentwicklung.


Hoher Gesamt-Nährstoffbedarf:

Die Rübe hat einen enormen Nährstoffbedarf (Übersicht 1). Allein an Kalium nimmt sie bei Erträgen von 600 dt/ha rund 450 kg/ha auf. 300 kg/ha davon bindet sie im Blatt, ca. 150 kg/ha K2O entfallen auf die Rübe. Weil Kalium den Wasserhaushalt und die Zuckerbildung beeinflusst, kann Kalimangel vor allem in trockenen Jahren erhebliche Ertrags- und Qualitätsverluste nach sich ziehen.


Wichtig für die Jugendentwicklung sind jedoch Stickstoff und Phosphat. Die Rübe bindet ca. 170 kg/ha N im Blatt. Der Rübenkörper nimmt je 100 dt/ha Ertrag rund 18 kg N/ha auf. Bei 600 dt je ha sind das 108 kg N/ha.


Bei Phosphat und Magnesium ist die Aufnahme geringer. So nimmt die Rübe etwa 110 kg P2O5/ha auf. Davon sind ca. 60 kg/ha im Rübenkörper und 50 kg/ha im Blatt gebunden. Phosphat ist für den Energiehaushalt der Pflanze wichtig. Mangel verzögert die Jugendentwicklung.


Die Magnesium-Aufnahme liegt bei 90 kg/ha. Davon entfallen ca. 50 kg/ha auf den Rübenkörper und etwa 40 kg/ha auf das Blatt. Die Schwefelaufnahme beträgt etwa 60 bis 80 kg/ha.


Nährstoffeffizienz erhöhen!

Bei diesen hohen Mengen und vor allem den gestiegenen Nährstoffkosten ist eine hohe Düngeeffizienz ein Muss. Zwar steht den Pflanzen ein großer Nährstoffvorrat im Boden zur Verfügung, allerdings ist nur ein kleiner Teil dieser Nährstoffe gelöst und damit schnell pflanzenverfügbar.


Wie gut die Rübe das Potenzial im Boden ausnutzen kann, hängt von der Wurzelbildung, dem Wasserangebot und dem Bodenzustand ab. Die Rübe kann unter günstigen Voraussetzungen tiefer als 2 m wurzeln. Ihre Wurzeldichte ist allerdings geringer als bei Getreide.


Ein schlechter Bodenzustand und vor allem Bodenverdichtungen können aber die Wurzelentwicklung empfindlich stören. Daher gilt es, Verdichtungen durch zu frühes Ackern oder durch den Einsatz ungeeigneter Geräte, wie z. B. dem Flügelschargrubber, unbedingt zu vermeiden.


Prüfen Sie im Frühjahr vor der Aussaat die Krume auf Verdichtungen mit der Spatendiagnose. Auch schädliche Strohmatten können Sie damit aufspüren. Ein verschlämmter Boden behindert zudem den Gasaustausch im Boden. Um die Nährstoffeffizienz zu erhöhen, sollten Sie bei der Bodenbearbeitung wie folgt vorgehen:


  • Lockern Sie vor allem dicht lagernde Sand- und Schluffböden tief vor der Aussaat. Das verbessert die spätere Wurzelbildung erheblich. Bei Mulchsaat kann dies am besten mit einem Grubber mit Schmalscharen erfolgen. Passen Sie dabei die Bearbeitungstiefe an den Boden an. Das heißt: Je geringer der Tongehalt, umso tiefer können Sie lockern.
  • Das Pflügen direkt vor der Saat lockert den Oberboden optimal. Die tief gelockerten Böden müssen Sie jedoch wieder gut rückverfestigen. Denn nur bei gutem Bodenschluss können die Wurzeln die Nährstoffe und Wasser aufnehmen.


Die Nährstoffaufnahme kann auch durch Krankheiten behindert werden. So beeinträchtigen z. B. Nematoden die Wurzelbildung. Das steigert den Dünge- und Wasserbedarf deutlich. Mit dem Anbau nematodentoleranter Sorten sichern Sie somit auch die Wasser- und Nährstoffversorgung ab.


Düngen nach N-Sollwert!

Der Sollwert für die N-Düngung in Rüben liegt bei 160 kg N/ha. Langjährige Versuche bestätigen, dass das N-Angebot damit optimal bemessen ist. Diesen Wert müssen Sie jedoch an Ihren Standort anpassen (Übersicht 2). Wichtig ist dabei, die Herbstdüngung mit einzukalkulieren. So werden Rüben oft im Herbst organisch gedüngt. Die Sollwertempfehlung berücksichtigt den Herbst-Stickstoff jedoch nicht direkt. Im Frühjahr ist es daher ratsam, nach einer Herbstdüngung den Nmin-Gehalt im Boden schlagspezifisch zu ermitteln. Dabei können Sie die komplette Beprobungstiefe von 90 cm bzw. 60 cm (Sandböden) anrechnen.


Beim langjährigen Einsatz organischer Dünger empfiehlt es sich, ca. 20 kg N/ha vom Sollwert abzuziehen. Sofern Sie im Herbst Zwischenfrüchte angebaut haben, können Sie weitere 20 kg N/ha abziehen. Damit senken Sie den Sollwert z. B. von 160 kg N/ha auf 140 bzw. 120 kg N/ha.


Für mehr Sicherheit bei hohen Nmin-Gehalten und geringer Düngung empfiehlt sich Ende Mai noch eine Kontroll- Nmin-Untersuchung. Der Nmin-Wert Ende Mai sollte 180 kg N/ha überschreiten.


Auch wenn Sie im Herbst keine Düngung vorgenommen haben, kann der Sollwert auf tiefgründigen, nachlieferungsstarken Standorten um 20 kg N/ha reduziert werden. Zuschläge sind dagegen auf schwachen Standorten sinnvoll. Vor allem auf Sandböden sollten Sie den Sollwert um 20 bis 40 kg N/ha erhöhen.


Ein Abschlag von bis zu 20 kg N/ha im Vergleich zu den Vorjahren ist möglich, wenn Sie auf Flächen mit Nematodenbefall nematodentolerante Sorten anbauen.


Zuschlag bei später Ernte?

In der Praxis wird häufig diskutiert, ob bei hohen Erträgen – wie in 2011 – oder bei später Ernte ein Zuschlag auf die N-Düngung erfolgen sollte. Mehrjährige Versuchsergebnisse auf Standorten in Niedersachsen zeigen jedoch, dass dies nicht erforderlich ist. Demnach nimmt der Düngebedarf bei später Ernte sogar eher ab.


Dies belegt, dass die Rübe ihren Bedarf für die Ertragsbildung wesentlich aus dem Bodenvorrat deckt. Eine Beziehung zwischen Ertrag und Düngung besteht somit nicht.


Zur Saat düngen:

Bei der N-Düngung stellt sich die Frage, inwieweit die N-Form und der Düngezeitpunkt eine Rolle spielen. Bislang zeigten die N-Formen-Vergleiche bei Rüben keine Unterschiede in der Ertragswirkung. Neue Ergebnisse aus den trockenen Frühjahren 2009 bis 2011 zeigen jedoch Folgendes (Übersicht 3):


  • Nach AHL-Einsatz traten deutliche Ertragsverluste auf. Grund dafür ist, dass Stickstoff wegen der flüssigen Applikation festgelegt wird.
  • Zwischen Harnstoff und KAS ergaben sich keine Ertragsunterschiede.
  • Bei den Terminvergleichen bestätigte sich, dass die Düngung direkt zur Saat am besten ist. Bei späteren oder zu frühen Terminen können vor allem unter trockenen Bedingungen bei Harnstoff erhebliche Ammoniakverluste auftreten.
  • Eine Düngung nach der Saat steigert das Verschlämmungsrisiko deutlich, da alle kalkzehrenden Dünger den pH-Wert senken.


Organische Dünger:

Um die Düngekosten zu drücken, setzen viele Betriebe verstärkt organische Dünger ein. In Ackerbaubetrieben sind das vor allem Hühnertrockenkot (HTK), Puten- oder Hähnchenmist. Wegen des Biogas-Booms kommen verstärkt auch Gärreste hinzu.


Grundsätzlich lassen sich die Grundnährstoffe in diesen Düngern zu 100 % anrechnen. Ausnahmen gelten nur für einige Klärschlämme. Bei akutem Mangel sollte jedoch auch bei Hühnermist ein zusätzlicher Mineraldüngereinsatz erfolgen, da sich das Phosphat nur verzögert freisetzt.


Die weit verbreitete Düngung im Herbst begrenzt jedoch wegen der Düngeverordnung die Nährstoffmengen, da Sie im Herbst nicht mehr als 80 kg/ha Gesamt-N ausbringen dürfen. Mit ca. 3 t/ha HTK bringen Sie jedoch nur etwa 60 kg P2O5/ha und 45 kg/ha Kalium aus. Um den Entzug einer 3-jährigen Rübenfruchtfolge zu decken, müssen Sie aber mindestens 180 kg P2O5/ha und 240 kg pro ha K2O düngen.


Eine Frühjahrsdüngung schafft Abhilfe und liefert mehr Nährstoffe. Gleichzeitig lässt sich durch die Düngung im Frühjahr die N-Ausnutzung erheblich steigern. Den Effekt erkennen Sie deutlich in Übersicht 4 auf Seite 102.


Gärreste im Frühjahr:

Auch Gärreste aus Biogasanlagen eignen sich sehr gut für die Frühjahrsdüngung zu Rüben. Ein großer Vorteil ist, dass sie sich sehr genau verteilen lassen. Die Frage ist, welche Düngewirkung Sie kalkulieren können. Zudem sollte die Anwendung möglichst verlustarm erfolgen.


Erste Versuche aus den letzten Jahren dazu belegen, dass unter günstigen Bedingungen Wirkungsgrade von 70 % vom Gesamt-N möglich sind. Bei 5 kg N/m3 Gesamt-N sind das etwa 3,5 kg N/m3. Im trockenen Frühjahr 2011 war das Bild jedoch etwas unausgewogen.


So ließ sich auf einem langjährig organisch gedüngten Sandstandort trotz der Trockenheit ein Mineraldünger-Äquivalent von 70 % erreichen. Die Gärrest-Düngung steigerte zudem die Erträge. Auf einem Lehmstandort in Südniedersachsen wurde dagegen ein unbefriedigendes Ergebnis erzielt. Hier fiel das Mineraldünger-Äquivalent auf etwa 20 % ab.


Ursache sind vermutlich eine starke Immobilisierung des Ammoniums und eventuell hohe Ammoniakverluste. Die gasförmigen Verluste sind bei Gärresten besonders kritisch, da der pH Wert häufig bei 8 liegt. Unter diesen Bedingungen treten bereits nach wenigen Stunden hohe Ammoniakverluste auf. Das zeigen aktuelle Versuchsergebnisse. Wichtig ist es daher, die Gärreste direkt einzuarbeiten.


Die Immobilisierung von Stickstoff ist stark von der Witterung abhängig. Bei höherer Bodenfeuchte dürfte sich dieses Problem nicht so stark zeigen (im letzten Frühjahr war die Trockenheit im April und Mai extrem). Zudem wird eine langjährige organische Düngung die Wirkung ebenfalls verbessern. Unter vergleichbaren Bedingungen müssen Sie allerdings von einem geringeren Wirkungsgrad ­ausgehen. Gärreste sollten daher nur einen Teil der Düngung ausmachen, den anderen Teil sollten Sie mineralisch abdecken. Bei zum Beispiel einem Dün­gebedarf von 110 kg N/ha (Sollwert von 160 kg N/ha minus 50 kg/ha Nmin = 110 kg N/ha Düngebedarf) lautet die Empfehlung:


20 m3/ha Gärrest (5 kg N/m3) = 100 kg N/ha. Minus 30 % Verlust = 70 kg N pro ha. Die fehlenden 40 kg N/ha über Harnstoff oder eine andere N-Form.


Wichtig ist, die Mineraldüngung direkt zur Saat zu geben. Denn das sichert die Jugendentwicklung ab. Im weiteren Vegetationsverlauf kann sich die Rübe über den Boden ausreichend versorgen. Zur Kontrolle der Düngewirkung kann Ende Mai eine Nmin-Analyse erfolgen. Der Nmin-Wert sollte zu diesem Zeitpunkt über 180 kg N/ha liegen.


Mikronährstoffe über das Blatt?

Ein großes Thema ist immer wieder die Mikronährstoff-Düngung. Denn Zuckerrüben haben vor allem einen hohen Bor- und Manganbedarf. In vielen rübenanbauenden Betrieben ist die Blattdüngung mittlerweile sogar eine Standardmaßnahme.


Aktuelle Versuchsergebnisse dazu belegen jedoch, dass Ertragssteigerungen nur selten eintreten. Ob zum Beispiel eine Bordüngung notwendig ist, lässt sich sehr gut aus der Bodenprobe ableiten. Vor allem auf guten Standorten liegt der Mikronährstoff Bor oft in hohen Mengen im Boden vor.


Unzureichend versorgt können dagegen sandige Böden sein, da Bor leicht ausgewaschen wird. Zudem kann es bei sehr trockener Witterung und zu hohen pH Werten zur Festlegung von Spurennährstoffen kommen.


In diesen Fällen bietet sich vor einer Blattdüngung zum Reihenschluss eine Pflanzenanalyse an. Zur Untersuchung sammeln Sie ca. 500 g Blätter. Diese können Sie in allen bekannten Bodenuntersuchungs-Instituten analysieren lassen. Ein weiterer Vorteil: Neben dem Versorgungszustand von allen Spurennährstoffen erhält man auch den Versorgungszustand für die Hauptnährstoffe. Hieraus lassen sich wertvolle Schlüsse für die Grunddüngung ziehen.


Sollte eine Bordüngung nötig sein, können Sie verschiedenen Blattdünger einsetzen. Der Bedarf liegt bei etwa 300 g Bor/ha. Bei Mangan sind u.a. Mangannitrate geeignet. Der Mn-Bedarf liegt ebenfalls bei 300 g/ha.

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