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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Rübenfäule: Nicht nur auf neue Sorten setzen!

Lesezeit: 9 Minuten

D ank der günstigen Witte-rung wurde die Rübenfäule (Rhi-zoctonia solani) im Jahr 2000 in Niederbayern etwas gebremst. Bisher stieg der Befall von Jahr zu Jahr kontinuierlich an. Für eine Entwarnung besteht jedoch kein Anlass. Trotz der für die Rüben außergewöhnlich guten Witterungsbedin-gungen, gab es auf einzelnen Feldern er-hebliche Ertragsausfälle durch die Rüben-fäule. Befalsituation wird sich weiter verschärfen Im Gegensatz zu den letzten Jahren ver-zögerte sich das Auftreten dieser Pilz-krankheit deutlich. Die Witterung von April bis Ende Juni ermöglichte ein zügi-ges Wachstum der Rüben. Relativ spät förderten die hohen Niederschläge im Juli, verbunden mit höheren Temperaturen, die Entwicklung der Rübenfäule. Im Haupt-befallsgebiet östlich und südlich von Platt-ling konnte man zwar einzelne Befallsnes-ter in Rübenschlägen erkennen, aber gro-ße Befallsherde waren eher selten. Erst bei der Ernte wurde vielfach das tatsächliche Ausmaß des Befalls deutlich. Während in den Jahren vorher, bedingt durch den frühen Befallsbeginn, die Rü-ben auf dem Feld bis zur Ernte bereits vollständig verfault waren, wurden sie im Jahr 2000 mitgeerntet. Vom Feldrand aus war dieser starke Befall häufig nicht zu er-kennen. Auch stärker angefaulte Rüben hatten noch einen weitgehend intakten Blattapparat. Nur wenn man die Rüben aus dem Boden zog, war die Befalsitua-tion sicher zu erkennen. Dies war auch ein Grund, warum im Jahr 2000 insgesamt der Eindruck ent-stand, dass der Befall mit Rübenfäule deutlich geringer sei. Außerdem glich die Rekordernte von etwa 800 dt/ha im Kam-pagnedurchschnitt der Fabrik Plattling den durch die Rübenfäule bedingten Aus-fall vielfach aus. Betrachtet man jedoch die Anzahl der geernteten schwarzen Rüben, so wird deutlich, dass sich die Be-falsituation nicht entscheidend gebes-sert hat. Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich bei weniger günstigen Witte-rungsbedingungen die Befalsituation weiter verschärfen wird. Es ist deshalb dringend erforderlich, nach Problemlö-sungen zu suchen. Hausgemachtes Problem? Seit mehreren Jahren werden durch unser Amt in Zusammenarbeit mit Land-wirten, der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau, sowie der Südzucker, Versuche zur Rübenfäule durchgeführt. Das Ziel einer sicheren Be-kämpfung wurde aber nicht erreicht. Den-noch konnten viele wertvolle Erkennt-nisse gewonnen werden. Folgende Be-dingungen fördern den Befall: j Feuchtwarme Witterung. Der Erreger wird besonders stark ge-fördert, wenn nach einem Stark-regen und höheren Temperaturen das Wasser längere Zeit im Feld stehen bleibt. Je langsamer das Wasser im Boden versickern kann, umso günstiger ist dies für die Entwicklung des Schadpilzes. Deshalb bremsen alle Maßnah-men, die die Bodenstruktur ver-bessern, die Ausbreitung der Krankheit auf dem Feld. j Ungünstige Bodenstruktur. Luftmangel, z. B. infolge verzö-gerten Versickerns von stärke-ren Niederschlägen, fördert den Schadpilz. Deshalb beginnt der Befall auch meist im Vorgewende, in feuchten Mulden, in Fahrspu-ren oder auf erosionsgefährdeten Weißlehmflächen, die schnell ver-schlämmen. j Negative Humusbilanz. Die Tätigkeit der Mikroorganismen im Boden hängt sehr stark von der Bodenstruktur und der Zufuhr organischer Substanz ab. Je ein-seitiger die Fruchtfolge, z. B. durch einen hohen Anteil an Hackfrüchten (Kartof-feln, Zuckerrüben) und Feldgemüse, des-to stärker sinkt der Anteil an Nähr- und Dauerhumus im Boden. Dies ist ein schleichender Prozess, der sich meist erst im Laufe vieler Jahre auf die Bodenstruk-tur und Bodenfruchtbarkeit auswirkt. Die dadurch verursachte Strukturverschlech-terung fördert den Erreger der Rüben-fäule. Die negative Humusbilanz lässt sich je-doch nicht kurzfristig sanieren. Langfris-tig muss vor allem der Anteil des Dauer-humus im Boden wieder erhöht werden, z. B. durch die Umstellung der Fruchtfol-ge und den Anbau von Zwischenfrüchten. j Stauschichten. Diese verhindern das Versickern des Wassers und schwächen das Wachstum der Rüben. Auch hohe Mengen unverrotteter organischer Sub-stanz im Pflugsohlenbereich behindern das Wachstum der Rübenwurzeln und machen dadurch die Rüben anfälliger. j Bodenbearbeitung bei ungünstigen Bedingungen. Dies bewirkt ebenfalls eine Verschlechterung der Bodenstruktur, die zwar oft nur vorübergehend ist, aber in der jeweiligen Vegetationsperiode das Krankheitsauftreten deutlich fördern kann. Auch das Befahren des Bodens mit schweren Maschinen, vor allem bei Nässe, schädigt erheblich die Bodenstruktur. Sie kann sich auch deutlich verschlech-tern, wenn der Boden erodiert. Vor allem auf schluffreichen Böden wird Boden be-reits bei geringer Hangneigung abge-schwemmt. Dabei entmischt sich der Oberboden. Der Schluff verlagert sich hangabwärts. Je weniger der blanke Boden der Wit-terung ausgesetzt ist, desto geringer ist die Erosionsgefahr. Der beste Bodenschutz ist eine möglichst durchgehende Pflan-zendecke (Mulchsaat, Zwischenfrucht). j Maisvorfrucht. Mais ist eine Wirts-pflanze für Rhizoctonia solani, wie Unter-suchungen des Instituts für Zuckerrüben-forschung in Göttingen belegen. Dass bei Maisvorfrucht eine erhöhte Befallsgefahr besteht, wird ebenfalls in der Praxis be-obachtet. Einen engen Zusammenhang zwischen dem Anteil von Mais und Rüben in der Fruchtfolge bestätigt auch eine Be-fragung von über 1200 Rüben anbauen-den Betrieben (siehe Übersicht 1). j Enge Rübenfruchtfolge. Der Pilz über-dauert in Form von langlebigen Dauer-organen und Pilzgeflecht. Je enger die Fruchtfolge ist, umso stärker kann sich der Pilz auf der Fläche entwickeln. Herrschen zudem günstige Infektionsbedingungen, kann es zu einer massiven Schädigung der Rüben kommen. Wird nach einem starken Befall die Fruchtfolge wieder weiter gestellt, ist der Effekt vorerst sehr gering. Das starke Er-regerpotenzial baut sich nur sehr langsam wieder ab. Es können zehn Jahre verge-hen, bis der Erreger stärker reduziert wird. j Einseitig hohe Düngergaben. Je aus-gewogener eine Pflanze ernährt wird, des-to eher kann sie einem Krankheitsdruck widerstehen. Vor allem eine hohe N-Dün-gung fördert den Befall. Auch wenn wirtschaftlichen Zwänge zu immer rationellerem Handeln bei der Bewirtschaftung der Flächen zwingen, dürfen die bewährten Bewirtschaftungs-grundsätze nicht völlig außer Acht gelas-sen werden. Denn eine über viele Jahre negative Humusbilanz ist ebenso nachtei-lig, wie eine sehr einseitige Fruchtfolge. Probleme auf derart einseitig bewirt-schafteten Flächen werden von Jahr zu Jahr größer. Dies erfolgt meist langsam und schleichend. Oft wird zunächst nach ande-ren Ursachen für die Probleme gesucht. Befallsmindernde Maßnahmen bewirken zwar keine schlagartige Verbesserung der auftretenden Probleme, sie sind aber auf Dauer unerlässlich. Mit welchen Maßnah-men lässt sich das Befallsrisiko mindern? Bodenstruktur verbessern! Luftmangel im Boden begünstigt die Ausbreitung der Rübenfäule. Dies kann auch dadurch verur-sacht sein, dass Wasser im Boden nur langsam versickert. Folgende Maßnahmen kön-nen die Bodenstruktur verbes-sern bzw. erhalten:Boden möglichst nur unter günstigen Bedingungen bearbeiten und befahren. Für eine positive Humusbilanz (Frucht-folge, organische Düngung) sorgen. Boden ausreichend und dem Standort angepasst mit Kalk versorgen. Zwischenfrüchte anbauen und/oder Mulchsaat durchführen. Je länger der Boden mit einer Pflanzendecke geschützt ist, umso günstiger für die Bodenstruktur. Pflugsohle biologisch oder mechanisch brechen, wobei der Einsatz eines Tiefen-lockerers nur unter bestimmten Bedin-gungen zu empfehlen ist. Bei ungünstigen Witterungs- und Arbeitsbedingungen kann sich eine Tiefenlockerung länger-fristig auch nachteilig auswirken. Bodendruck der Maschinen (Breitrei-fen usw.) senken. Erosionsschutz durch die Kombina-tion verschiedener Maßnahmen (z. B. Mulchsaat, Feldeinteilung, Bewirtschaf-tung quer zum Hang, Änderung der Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau, kon-servierende Bodenbearbeitung u.a.) be-treiben. Mais durch Getreide, Körnerraps oder Leguminosen u.a. ersetzen. Auf eine weitere Rübenfruchtfolge (z. B. von 3- auf 4-jährigen Abstand) um-stellen. Den Abstand zwischen Mais und Rü-ben in der Fruchtfolge vergrößern. Vermehrt Zwischenfrüchte anbauen. Flächenstilllegung mit Begrünung ein-bauen. Strohmatratzen im Boden vermei-den! Durch intensives Zerkleinern, gleichmäßiges Verteilen und Mischen von Getreide- oder Maisstroh können Sie das Verrotten deutlich fördern. Tolerante Sorten einsetzen? Die derzeit im Anbau befindlichen Sorten sind gegen die Rübenfäule anfällig. Die Unterschiede in der Anfälligkeit sind gering. In der Züchtung befindliche tole-rante Zuchtstämme wurden in den letzten Jahren in Niederbayern geprüft. Bei star-kem Infektionsdruck konnte der Befall zwar reduziert, aber nicht total vermieden werden. Diese Zuchtstämme erreichen aber nicht die Qualität und das Ertragsniveau von Standardsorten. Sie müssen weiter züchterisch bearbeitet werden. Bis der Praxis geeignete Sorten zur Verfügung stehen, werden noch einige Jahre verge-hen. Tolerante Sorten können aber nicht Reparatur-Instrument für Fehler in der Bewirtschaftung sein. In der Zukunft soll-ten zu Lösung der Probleme pflanzenbau-liche Maßnahmen sinnvoll kombiniert werden. Seit drei Jahren wird durch das Amt für Landwirtschaft in Deggendorf versucht, mit gezielten Bekämpfungsmaß-nahmen die Rübenfäule in den Griff zu be-kommen. Eingesetzt wurden Fungizide, Beizmittel, Pflanzenstärkungsmittel, spe-zielle Dünger, z.T. in Kombination mit Bo-denbearbeitungsmaßnahmen. Folgende grundsätzliche Aussagen lassen sich auf Grund der Versuche machen: Alle geprüften Varianten brachten ent-weder keine oder nur geringe Wirkungen. Die reduzierenden Effekte lagen besten-falls bei etwa 25 %. Immer war der Einfluss des Bodens auf den Befall deutlich höher als der der Be-handlungsVarianten. Vorgewende, feuch-te Mulden, Weißlehmflächen oder Fahr-spuren waren die bevorzugten Befalstel-len der Rübenfäule. In den drei Jahren ist die Rübenfäule auf den Versuchsflächen nesterweise sehr stark, aber nie flächen-deckend aufgetreten. In Übersicht 2 sind die Wirkungsgrade vom Jahr 2000 aufge-listet. Die Versuchsfläche wurde über die Ve-getationszeit auch durch Luftaufnahmen beobachtet. Ziel dieser Befliegung war es, zu überprüfen, ob ein Zusammenhang zwi-schen unterschiedlichen Bodenstrukturen und dem Befallsauftreten von Rübenfäule festzustellen ist. Bodenunterschiede sind aus der Luft, vor allem im zeitigen Frühjahr, in der Abtrocknungsphase festzustellen. Hat die Bodenart Einfluss? Bei der ersten Befliegung am 22. März konnten aus der Luft überraschend große Bodenunterschiede festgestellt werden. Diese waren nicht auf die Versuchsfläche begrenzt, sondern erstreckten sich über das ganze Gewanne. Bei den späteren Be-fliegungen zeigte sich, dass der Befall ver-stärkt auf den Weißlehmflächen auftrat. Die Befallsnester waren in die Länge ge-zogen und zwar in Bearbeitungsrichtung. Unterschiede in den Behandlungs-Vari-anten waren nicht zu erkennen. Die Ju-welVariante zeigte keine Auffälligkeiten. In 1999 war die sie deutlich aus der Luft zu erkennen. Die Rübenpflanzen waren lange Zeit dunkelgrün.

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