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Schlitzsaat für Schlitzohren

Lesezeit: 9 Minuten

Die neue, verbesserte Schlitzsaat-Technik bietet jetzt einen breiteren Einsatz auf mehr Böden und in mehr Kulturen. Über erste Erfahrungen auf 2 500 ha Rübenberichtet Georg Sander, Nordzucker AG, Uelzen.


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Das Schlitzsaat-Verfahren (Strip-Till), die gezielte Reihenlockerung direkt vor dem Säaggregat, hat weiter Einzug in die Praxis gehalten. Fünf Jahre nach seiner Einführung haben ca. 350 Rübenanbauer das neue Verfahren im Anbaujahr 2010 genutzt und im Gebiet der Nordzucker rund 2 500 ha Rüben damit bestellt. Zu der Anbauausdeh-nung haben die guten Erfahrungen (vor allem im Nahbereich der Zuckerfabrik Uelzen) und die Investition in weitere modifizierte, innovative Schlitzsaat-Technik geführt.


Der Reiz der Schlitzsaat liegt für die Rübenanbauer in den damit verbundenen Vorteilen: Erhalt der Bodenstruktur, hoher Erosionsschutz (Wind und Wasser), verbesserte Wassereffizienz und Wasserinfiltration. Außerdem sparen sie einen Arbeitsgang und Energie. Über erste Praxiserfahrungen mit der Schlitzsaat haben wir bereits in top agrar 2/2008 und 3/2009 berichtet.


Neue Gerätegeneration erstmalig im Einsatz


Mittlerweile liegen fünfjährige Praxis-erfahrungen mit einer Anbaufläche von insgesamt rund 8 000 ha vor. Praktiker haben dabei Verbesserungsmöglichkeiten erkannt und geäußert. Optimierungswünsche sind, die Arbeitserledigungskosten weiter zu senken und das Verfahren produktionstechnisch weiter zu verbessern, z. B. durch die Kombination mit einer Unterfußdüngung. Ziel ist auch zu prüfen, ob sich die relativ aufwändige Technik für die Aussaat anderer Kulturen nutzen lässt.


Im Vergleich zur bisherigen Schlitzsaat-Technik sollte vor allem auf besseren Böden der Lockerungshorizont mit einer breiteren Scharform erhöht werden, um einen höheren Gasaustausch (schnellere Bodenerwärmung) zu gewährleisten. Durch gleichmäßiges Rückführen des Bodens soll zudem ein ebenes Saatbett mit optimaler Krümelstruktur nach der Bestellung geschaffen werden.


Die „alte“ Schlitzsaat-Technik konnte diese Anspüche nicht erfüllen. Das war der Ansporn, ein anderes Gerät mit zusätz­lichen Aggregaten, breiteren Zinken/Scharen und der Möglichkeit der Unterfußdüngung zu entwickeln.


So sieht die verbesserte Technik aus


Nach wie vor ist auch die alte Technik auf vielen (vor allem Sandstandorten) gut einsetzbar. Auf diesen Standorten hat sie sich durch die stetigen Optimierungen in den letzten Jahren auch bewährt. Das neue Schlitzsaat-Gerät ist wie folgt verändert:


hydraulisch verstellbare Tiefenregulierung,


Möglichkeit der Unterfußdüngung (Vorratsbehälter/Tank, Dosiergerät, Gebläse, Schlauchzuführung, Düngerrohre),


mehr Bodenlockerung durch breitere Grubberzinken bzw. andere Scharform,


Rückführen der aufgeworfenen Erde durch höhenverstellbare Scheibentechnik,


Rückverfestigen mit hydraulisch verstellbaren Andruckrollen und einer STS Spezialwalze mit Druckverlagerung des Maschineneigengewichts,


Dreipunktanhängung der Sämaschine,


Integration von zwei gefederten Hangscheiben zur Stabilisierung des Geräts.


Durch die veränderte Anhängung der Säaggregate ist auch der Einsatz in Mais und Getreide möglich. Die Rapssaat wird bereits seit zwei Jahren erfolgreich mit der Rübensämaschine (Austausch der Zellenräder erforderlich) durchgeführt.


Diese technischen Veränderungen zogen eine Neukonzeption des Gerätes nach sich. Es kann also nicht mehr, wie die Vorgängermodelle, im Dreipunkt gefahren, sondern muss aufgesattelt werden.


Schlitzsaat kombiniert mit Unterfußdüngung


Die ersten Erfahrungen mit der neuen Technik sind gut und vielversprechend. Insgesamt hat die Praxis fünf Geräte der neuen Generation auf Rübenflächen in Bockerode (Vorharz), Clauen, Braunschweig, Sachsen-Anhalt, Uelzen, Lüneburg, Dithmarschen, auf der Insel Rügen, Reutershof (Anklam/Mecklenburg) und Lauenburg eingesetzt.


Auf vielen Standorten erfolgte die Schlitzsaat kombiniert mit einer Unterfußdüngung. Das Gerät platziert den Dünger mit Luftunterstützung durch Schläuche direkt hinter dem Lockerungsschar in unterschiedlicher Tiefe. Die Mindestablagetiefe des Düngers lag bei ca. 8 cm. Je nachdem, wie schnell der Boden nach der Scharlockerung wieder zurückgeflossen ist, hat sich der Dünger unterschiedlich tief verteilt (8 bis 15 cm).


Wir hatten noch keine Erfahrung damit, ab welcher Tiefe der Dünger direkt unter der Rübe abgelegt werden kann, ohne dass die Pflanzen z. B. durch erhöhte Salzkonzentration geschädigt werden. Daher haben wir den Dünger erst ab 8 cm fallen lassen. In 2010 gab es auf keiner Fläche eine Pflanzenschädigung. Alle Rüben sind aufgelaufen und zügiger gewachsen. Für die Aussaat 2011 wollen wir den Abstand des Düngers zur Rübenpille auf bis zu 5 cm reduzieren.


Welcher Dünger bzw. welche Nährstoffkombination sich in Rüben am besten für die Unterfußdüngung eignet, ließ sich im ersten Jahr des Ausprobierens noch nicht sicher klären. Eingesetzt wurde KAS, NP (DAP) und NPK-Dünger mit Mengen von 30 bis 70 kg N/ha.


Besserer Bodenschluss und breiterer Einsatz


Die Lockerung und die damit verbundene schnellere Bodenerwärmung konnte durch breitere Scharstiele und Schare deutlich verbessert werden. Durch die spezielle Anordnung der nachfolgenden Scheibennivellatoren wird die aufgeworfene Erde in Richtung Schlitz zurückgeführt und durch hydraulisch verstellbare Andruckrollen im oberen Erdhorizont rückverfestigt. Für den Bodenschluss in der Tiefe sorgt eine in zweiter Reihe angeordnete U-Profilwalze (STS-Walze). Danach erfolgt die Aussaat in ein sehr ebenes, auch in der Tiefe gut rückverfestigtes Saatbett.


Die Säaggregate sind nicht mehr direkt am 4-Kantrahmen (wie bei den Vorgängermodellen) montiert, sondern als Einheit (komplette Einzelkornsämaschine) im Dreipunkt angehängt. Somit besteht auch die Möglichkeit, ein anderes Sägerät (z. B. Maisdrille) an das Schlitzgerät anzuhängen. Die Einsatzmöglichkeiten des neuen Gerätes sind vielfältiger. Das senkt die Kosten, da sie sich auf eine größere Hektarzahl umlegen lassen. Rüben-, Mais-, Raps- und Getreidebestellung mit einem Bodenbearbeitungsgerät sind bereits ausprobiert und auch praktikabel.


Das ist uns aufgefallen


Wie sich die neue Schlitzsaat-Technik im ersten Jahr bewährt hat, lässt sich wie folgt zusammenfassen:


Unterfußdüngung: Die Rüben sind zügig und gleichmäßig aufgelaufen. Es gab keine Ausfälle durch die Unterfußdüngung. Ihr Effekt war trotz des relativ kalten Frühjahrs eher gering. Nur auf wenigen Standorten war ein deutlich positiver Wuchsunterschied zu erkennen. Zu prüfen ist, welchen Einfluss die Positionierung (Abstand zur Rübenpille) und die Art des Düngers haben.


Rückverfestigung: Auf besseren Standorten (über 45 BP) hat die bisherige Schlitzsaat-Technik nicht immer die notwendige Bodenverfüllung in der Tiefe von 18 bis 25 cm erzielt. Es blieb teilweise ein Hohlraum, verursacht durch den Lockerungszinken und mangelnde Tiefenverfüllung. Durch die geänderte Ausrichtung des Eigengewichtes der Maschine auf die U-Profilwalze ist dieses Problem gelöst. Die junge Rübe kann folglich ungestört die Krume durchwachsen, so dass sie auf keinen Fall beinig wird.


Gleichmäßiges, ebenes Saatbett:


Der durch die breiteren Zinken gelockerte und aufgeworfene Boden wird durch gefederte Scheibennivellatoren zur Furche zurückgeführt. Die Scheiben verteilen eventuell auftretende Wurfdämme gleichmäßig an der Oberfläche.


Kluten und damit eine eventuelle Spritzschattenbildung bei der Unkrautbekämpfung sind wegen der neuen An-ordnung zusätzlicher hydraulisch verstellbarer Andruckrollen kein Problem.


Höherer Zugkraftbedarf: Im Vergleich zum Vorgängermodell ist die neue Gerätekombination schwerer (Gesamtgewicht ca. 8 000 kg) und länger. Sie erfordert mehr Zugkraft (je nach Bodenart und Dichtlagerung mindestens 200 PS). Der Dieselverbrauch liegt bei 10 bis 18 l je Stunde, je nach Bodenzustand und Lockerungstiefe (maximal mögliche Lockerungstiefe: 35 cm).


Die Ernteergebnisse entsprechen denen der Vorjahre. Die Zuckererträge im System Schlitz erreichen in den Praxisvergleichen in der Regel mindestens das gleiche Ertragsniveau wie im Mulchsaat-Verfahren (siehe Übersicht Seite 59).


Die Schlitzsaat-Bestände ließen sich problemlos roden. Der Acker war sehr eben, und die Rüben saßen nicht zu tief im Boden, so dass der Roder gute Köpf-arbeit leisten konnte. Bemerkenswert war unter den feuchten Erntebedingungen in 2010 die gute Befahrbarkeit der in Schlitzsaat-Technik bestellten Flächen.


Für welche Standorte?


Weil die gezielte Reihenlockerung unmittelbar vor der Rübenaussaat im Frühjahr erfolgt, führt diese nicht auf allen Standorten zum Erfolg. Vor allem auf Böden mit hohen Tongehalten (über 8 bis 10 % Ton) kommt es zu Problemen. Der Lockerungszinken schält die noch sehr feuchte Erde förmlich aus der Krume. Der Schlitz kann durch die nachfolgenden Scheibennivellatoren zwar verfüllt und rückverfestigt werden, es fehlt aber die Zeit für eine kurze Bodenabtrocknung. Die Folge: Schlechte Feldaufgänge bzw. eine unzureichende Bestandesentwicklung und relativ niedrige Zuckererträge.


Dennoch kann auf diesen Böden das System erfolgreich zum Einsatz kommen, wenn die Lockerungszinken (hydraulisch höhenverstellbar) hochgezogen werden. Denn die spezielle Scheiben- und Druckwalzentechnik ermöglicht eine exakte Saatgutablage, ohne eine tiefe Lockerung durchzuführen.


Sehr gute Ergebnisse erreichen wir auf Standorten mit der Bodenart Sand, lehmiger Sand, sandiger Lehm (Braunerden) und anlehmigen Böden mit relativ hohen Lössanteilen (Parabraunerden). Diese Böden schütten und lassen sich über den gesamten Lockerungsbereich gut rückverfestigen, so dass eine optimale Saatguteinbettung und ein gutes Wurzelwachstum gewährleistet sind. Gute Feldaufgänge und eine zügige Jugendentwicklung verbunden mit einer guten Wurzelentwicklung führen im Vergleich zu alternativen Bestellverfahren zu mindestens gleich hohen Zuckererträgen. Das belegt der Vergleich der Ernteergbnisse aus den Jahren 2009 und 2010 für die meisten Standorte (siehe Übersicht).


Neben den niedrigeren Verfahrenskosten bietet die Schlitzsaat arbeitswirtschaftliche Vorteile. Saatbettbereitung (Bodenlockerung), Aussaat und eine Düngergabe (Unterfußdüngung) lassen sich in einem Arbeitsgang durchführen. Außerdem ist nach unseren Beobachtungen die Wassereffizienz verbessert. Dies wird besonders in Trockenregionen wichtiger. Höchster Erosionsschutz (Wind und Wasser), beste Infiltrationsraten, Erhalt der Bodenstruktur und gute Befahrbarkeit des Bodens sind weitere Pluspunkte des Verfahrens Schlitzsaat.


Das neue Gerät ist deutlich teurer als die Vorläufer-Technik. Die derzeitigen Aussaatkosten liegen bei ca. 90 €/ha (inkl. Unterfußdüngung). Dieser relativ nied-rige Hektarsatz lässt sich nur realisie-ren, wenn die Flächenleistung des Gerätes hoch genug ist. Wenn die neue Gerätetechnik in verschiedenen Kulturen (Rübe, Mais, Raps und evtl. Getreide) einsetzbar ist, lässt sich das Gerät auch über eine höhere Hektarleistung pro Jahr abschreiben.


Fazit und Ausblick


? Im Rahmen der konservierenden Bodenbearbeitung ist die Schlitzsaat ein sehr interessantes, kostengünstiges Bestellsystem (nicht nur) in Zuckerrüben. Hierbei erfolgt die gezielte Reihenlockerung im Frühjahr direkt vor dem Säaggregat.


? Das System erhält die Bodenstruktur, bietet hervorragenden Erosionsschutz, erhöht die Wassereffizienz und entlastet die Betriebe arbeitswirtschaftlich.


? Die Ernteergebnisse nach Schlitzsaat liegen im Vergleich zum Mulchsaat-Verfahren mit Saatbettaufbereitung auf Sand, lehmigem Sand, sandigem Lehm (Braun-erden) und anlehmigen Standorten mit relativ hohen Lössanteilen (Parabraun-erden) auf mindestens gleichem Niveau.


? Im Bereich der Nordzucker standen zur Saat 2010 acht 12-reihige Schlitzsaatgeräte zur Verfügung, mit denen eine Rübenfläche von ca. 2 500 ha bestellt wurde.


? Eine Unterfußdüngung erfolgte auf ca. 500 ha. Welcher Dünger besonders gut geeignet und wie dieser optimal positioniert (Tiefe, Konzentration) ist, müssen weitere Praxisversuche klären.


? Wir werden im Anbaujahr 2011 mindestens zwei zusätzliche Geräte der neuen Generation einsetzen.

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