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Schluss mit reduzierten Aufwandmengen?

Lesezeit: 9 Minuten

Zunehmende Resistenzprobleme zwingen auch in Rüben zum Strategiewechsel. Mehr dazu von Dr. Bernhard Werner und Friedrich Windheim, LWK Niedersachsen, Bezirksstelle Hannover.Die Rübe ist verglichen mit Getreide in Sachen Unkrautbekämpfung eine äußerst anspruchsvolle Kultur: Anders als in konkurrenzkräftigen Getreidebeständen, wo häufig ein einmaliger Herbizideinsatz reicht, muss sie während ihrer ge­samten Jugendphase weitestgehend unkrautfrei gehalten werden. Dafür stehen zwar viele Mittel, aber nur wenig Wirkstoffe in unterschiedlicher Kombination zur Verfügung. Trockenheit fördert Spätverunkrautung Die Wirksamkeit der Blatt- und Bodenherbizide hängt wesentlich von Umwelteinflüssen, vor allem den Niederschlägen und der Bodenfeuchte ab. Bei längeren Trockenphasen im Frühjahr stoßen die bodenaktiven Wirkstoffe (Ethofu­mesat, Chloridazon, Metamitron) schnell an ihre Grenzen. Probleme ergeben sich auch bei zu späten Anwendungen, zu niedrigen Aufwandmengen oder bei ungünsti­gen Bedingungen. Die Folge: Problemunkräuter wie Ausfallraps, Knö-tericharten, Weißer Gänsefuß oder Bingelkraut gewinnen schnell die Oberhand. Schwierig wird es auch bei einer ausgeprägten Frühsommertrockenheit, wie sie im letzten Jahr z. B. in weiten Teilen Norddeutschlands vorherrschte. Der Reihen­schluss verschob sich bis in den Juli hinein, so dass es zu einer verstärkten Spätve­runkrautung mit Gänsefuß und Bingelkraut kam. Resistenzgefahr nimmt zu Neben den Auswirkungen von Umwelteinflüssen werden in Rüben auch zu­nehmend Resistenzen von Unkräutern gegenüber einzelnen Wirkstoffen disku-tiert. Sorge bereitet der Wirkungsabfall des Wirkstoffes Metamitron gegen Wei­ßen Gänsefuß. Er gehört zur Familie der Triazinone, die über den gleichen Wirkungsmechanismus verfügen, wie z. B. Atrazin (Maisherbizid) und Metribuzin (Kar­toffelherbizid). In den letzten Jahren traten verstärkt Resistenzfälle in den Benelux­staaten, vor allem in Belgien, auf. Dort stehen Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben seit langem in engen Fruchtfolgen. Gegenüber Metamitron resistente Unkräuter sind mittlerweile auch bei uns nachgewiesen worden. In Kombination mit anderen Wirkstoffen, zum Beispiel mit Ethofumesat, lässt sich der Weiße Gänsefuß derzeit im Feld zum Glück noch gut bekämpfen. Um Resistenzen zu vermeiden, sollten Sie aber auch in Rü­ben darauf achten, dass Sie ausreichende Wirkungsgrade erreichen, um einer Selektion resistenter Unkräuter vorzubeugen; im Rahmen der Fruchtfolge bewusst Wirkstoffe bzw. Mittel mit unterschiedlichen Wir­kungsmechanismen einsetzen. Neuzulassungen in 2012 Die Herbizidpalette wird sich im Frühjahr 2011 aller Voraussicht nach nicht ändern (siehe Übersicht 3 auf Seite 87). Nach Angaben der Pflanzenschutzmittelfirmen stehen erst 2012 verschiedene Neuzulassungen an. Somit bleibt Goltix Gold die jüngste Neuzulassung aus der letzten Saison. Die Zulassung für Goltix 700 SC ist 2009 ausgelaufen, eine Auf­brauchfrist besteht bis Ende 2011. Der bisherige Anbieter von Betanal Quattro wird das Präparat künftig nicht mehr vermarkten, Restmengen aber im Frühjahr 2011 noch verkaufen. Als Neuerung stellt das Unternehmen für Deutschland 2012 ein Betanal Maxx Pro in Aussicht. Das ist quasi ein Betanal Expert mit leicht veränderten Wirkstoffmengen und um den Wirkstoff Le­nacil erweitert. Der Wirkstoff Lenacil soll zusätzlich solo mit einer erneuten Zulassung von Venzar 500 SC in den Markt kommen. Zielrichtung ist die Bekämpfung von Kruziferen, dabei speziell Ausfallraps, Knötericharten und Hundspetersilie. Eben­falls 2012 will der Anbieter des altbekannten Rebell dieses durch das neue Mittel Zepplin ersetzen. Vor dem Hintergrund, dass Abbauprodukte des Rebell-Wirkstoffes Chlorida­zon in verschiedenen Regionen Deutschlands im Grundwasser gefunden wurden, wird im neuen Zepplin der Chloridazon-Anteil reduziert, und der Anteil des zweiten Re­bell-Wirkstoffes Quinmerac erhöht. Für 2011 ist zusätzlich zu beachten, dass verschiedene Mittel nur in Packs vermarktet werden, z. B. Spectrum R-Pack (Spectrum + Rebell), Spectrum F-Pack (Spectrum + Focus Ultra) oder Focus Aktiv-Pack (Focus Ultra + Dash). Die 1. Maßnahme muss richtig sitzen! Nach wie vor unterschätzen viele Praktiker die Bedeutung der 1. Herbizid-Maßnahme auf den gesamten Bekämpfungserfolg. Die beiden letzten Jahre haben deutlich gezeigt, dass unter den eher trockenen Bedingungen die Bodenherbizide, ohne oder mit geringen Additivzusätzen, unzureichend gewirkt haben. Zu niedrige Aufwandmengen, zu späte Terminierungen oder Applikatio­nen unter ungünstigen Bedingungen führten speziell gegen Raps, Knötericharten und Gänsefuß zu großen Problemen. Hier ist besonderes Fingerspit­zengefühl gefragt und der Einsatz von blattaktiven Produkten zur NAK 1. Vor allem im Hinblick auf das Anti-Resistenzmanagement bei Weißem Gänsefuß sind hohe Wirkungsgrade mit einer nachhaltigen Wirkung gefordert. Der Nachauflauf dominiert Seit Jahren führt die Praxis – bis auf wenige Ausnahmen – Herbizidbehandlungen im Rahmen einer Spritzfolge im Nachauflauf durch. Die Vorteile: Sie können flexibel mit einer breiten Produktpalette gezielt auf die Leitverunkrautung reagieren und die Strategie ist weitestgehend unabhängig von der Bodenfeuchtig­keit. Für die Bekämpfung von Ausfallraps, Gänsefuß und Amarant bietet sich eine Anwendung im Vorauflauf mit dem boden-aktiven Wirkstoff Metamitron (Goltix Gold, Beetix, Tornado) an, um die erste Unkraut­welle sicher zu kontrollieren. Das setzt jedoch feuchte Bo­denverhältnisse voraus. Steht in erster Linie die Bekämpfung von Hundspetersi­lie, Schierling und Klette an, kann der Einsatz von chloridazonhaltigen Produkten (Pyramin WG, Rebell) im Vorauflauf sinn-voll sein. Auf Standorten mit ei­nem geringen Humusgehalt und auf leichten Böden sollten Sie dabei die Aufwand­menge anpassen (max. 1,5 bis 2,0 l/ha). Beachten Sie hier auch die Auflage NG 407. Sie bedeutet: Keine Anwendung auf den Bodenarten „reiner Sand”, „schwach schluffiger Sand” und „schwach toniger Sand”!j Wie Sie mit Chloridazon richtig umgehen Chloridazonhaltige Produkte (Rebell, Pyramin WG, Terlin WG und Betoxon 65 WDG) sollten Sie aus Vorsorgegründen nicht in Gebieten zur Trinkwassergewinnung und in Was­serschutzgebieten einsetzen. Außerhalb dieser Gebiete sollte, nach einer freiwilligen Verzichtserklärung der Pflanzenschutzindustrie, der Einsatz nur in unbe­dingt notwendigen Fällen erfolgen. Dabei sollten Sie Rebell im Nach­auflauf mit einer Gesamtmenge von max. 4,0 l/ha (davon nur 2,0 bis 3,0 l/ha im Vorauflauf) einsetzen. Alternativ zu Rebell bzw. Pyramin können Sie in Trinkwassereinzugsgebie-ten auf folgende Produkte zurückgreifen: Mit Ethosat 500 in der NAK1 lässt sich die Wirkung gegen Weißen Gänsefuß verbessern. Da das Produkt über eine reine Bodenwirkung verfügt, ist eine ausreichende Bodenfeuchtig­keit erforderlich. Mit Debut 20 bis 30 g/ha + FHS 0,25 l je ha in Kombination mit Lontrel 0,3 bis 0,5 l/ha zur NAK1 liegen ebenfalls gute Erfahrungen zur Bekämpfung von Hundspetersilie und Knötericharten vor. Debut und Lontrel haben eine Blattwir­kung. Die Zielunkräuter sollten daher bei der Spritzung aufgelaufen sein. Beim Einsatz von Debut in der NAK1 können Unverträglichkeiten in Form von Blattchlorosen und Wachstumsstillstand auftreten. Führen Sie die Behandlung daher nicht bei intensivem Sonnenschein, Nachtfrostgefahr oder in geschwächten Beständen durch. Eine weitere Alternative zum Rebell mit ausgesprochen guter Wirkung auf Hundspe­tersilie und Kamille ist Spectrum. Zulassungsbedingt dürfen Sie aber Spectrum solo nur ab BBCH 16 der Rübe einsetzen, zur NAK2 z. B. mit 0,3 l/ha und zur NAK3 mit 0,45 l/ha. Für Spectrum gelten je­doch ähnliche Anforderungen an die Anwendungsbedingungen wie für Debut. Daher ist auch hier mehr Fingerspitzengefühl erforderlich. Spätverunkrautung: Stoppen Sie Bingelkraut! Neben Hundspetersilie, Vogelknöterich und anderen Unkräuter haben sich in den letzten Jahren vor allem Ausfallraps, Bingelkraut und Weißer Gänsefuß zu Problemunkräu­tern entwickelt. Scheinbar passen sich diese Unkräuter besonders gut an veränderte Bewirtschaftungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen an und profitieren besonders von der Witterung. Zur Bingelkraut-Bekämpfung hat sich in den letzen Jahren mehr und mehr der Einsatz von Debut etabliert. Ob das Mittel bereits in der NAK1 oder erst ab der NAK 2 eingesetzt wird, war – bezogen auf die Wirkung – in aktuellen Versuchen der Bezirksstelle Hanno­ver eher zweitrangig. Debut führte zu einer Wirkungsverbesserung gegenüber Be­t­anal Expert von rund 8 %. Allerdings zeigte die Variante ohne Ethofumesat trotz Debut-Spritzfolge eine schwächere Wirkung als die Varianten mit Betanal Expert. Am besten wirkte die Kombination von Betanal Expert mit Debut, Goltix Gold und zusätzlich Rebell. Sie ist aber wenig verträglich und teuer (248 €/ha). Hinsichtlich der Verträglich­keit dieser Mischungen ist bei blattaktiven Mitteln Vorsicht angesagt. In unseren Ver­suchen stellten wir eine Wuchshemmung von rund 15 % fest. Weitere Details und eine Grafik zum Versuch finden Sie unter www.topagrar.com im „Leserservice“. Da Bingelkraut – je nach Witterung – in Wellen aufläuft, und Debut keine Dauerwirkung besitzt, ist auf vielen Standorten die Gefahr einer Spätverunkrautung hoch. In solchen Fällen sollten Sie eine Solo-Behandlung mit Debut 30 g/ha + FHS 0,25 l je ha in der NAK4 durchführen. Beachten Sie dabei, dass Sie Debut max. drei Mal in der Spritzfolge anwenden dürfen. Weißer Gänsefuß kann zum Problem werden Zunehmend problematisch ist die Bekämpfung von Weißem Gänsefuß. Die aktuelle Resistenzproblematik könnte dies noch verschärfen. Von der Strategie der letzten 20 Jahre, bei der die Praxis mit Teilaufwandmengen der Herbizide wei-testgehend gute Erfolge erzielt hat, müssen wir uns verab­schieden. Beim Einsatz metamitronhaltiger Produkte, wie z. B. Goltix Gold, Tor­nado, Beetix u. a., waren vor allem in den vergangenen drei Jahren mehr oder we­niger deutliche Wirkungs-probleme gegenüber Weißem Gänsefuß zu beobachten. Im Gemeinschaftsprogramm der LWK Niedersachsen zur Be­kämpfung von Wei­ßem Gänsefuß haben wir in 2010 einen Wir­kungsgrad über alle Varianten von über 90 % bonitiert. Auffällig ist die Variante, in der wir trotz dreimaliger Anwendung von Goltix Gold mit 2,0 l/ha keinen besseren Be­kämpfungserfolg gegen Gänsefuß als mit den „Normalanwendungen“ (3 x 1 l/ha Goiltix Gold) erzielten. Eine Wirkungsverbesserung erreichten die Betanal Expert-Varianten mit dem höheren Ethofumesatanteil (z. B. 3 x 1,2 statt 1,0 l pro ha). Mehr zum Versuch finden Sie unter www.topagrar.com im „Leserservice“. Lösungen im Nachauflauf Die Bekämpfungsstrategie orientiert sich an der Leitverunkrautung. Für unterschiedliche Situationen auf dem Rübenschlag entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 82. Bei der Bekämpfung von Ausfallraps sollten Sie die Metamitron-Aufwandmenge in der NAK1 auch bei eher trockenen Bodenbedingungen erhöhen. Gerade das Frühjahr 2010 mit der in Norddeutschland trocken-kühlen Aprilwitterung hat gezeigt, dass trotz scheinbar schwacher Metamitronwirkung gegen Winterraps die Wirkung langsam, aber sicher einsetzt. Solo- oder Kombi-Lösung gegen Gräser? Bei einem mäßigen Druck mit Ungräsern und Ausfallgetreide reicht es in der Regel aus, dass Sie ab der NAK2 Teilmengen eines Gräsermittels (siehe Übersicht 2 auf Seite 84) mit der Herbizidmischung ausbringen, um damit die synergistische Wirkung auszunut­zen. Diese Strategie reicht vor allem bei Pflug­-saaten aus. In Mulchsaaten ist häufig ein höheres Ungraspotenzial mit einer stärkeren Besatzdichte vorhanden. Dies läuft zu unterschiedlichen Terminen auf und unterdrückt die konkurrenz­schwache Rübe. In diesen Fällen sollten Sie eine Solo-Behandlung mit einem Gräserherbizid durchführen.

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