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Schluss mit Strohmatten und Kümmerwuchs!

Lesezeit: 6 Minuten

Seit ein paar Jahren fallen vermehrt Flächen ins Auge, auf denen die Pflanzenbestände nach zunächst fehlerfreiem Auflauf und guter Anfangsentwicklung plötzlich im Wachstum stocken und sich gelb verfärben. Auch Blauverfärbung, kümmernde Jungpflanzen und andere, zunächst nicht erklärbare Phänomene, sind zu beobachten. Viele Landwirte vermuten dann meist Stickstoffmangel und düngen entsprechend nach. Aber erst das Nachgraben mit dem Spaten bringt die Ursache ans Licht: Mehrere Zentimeter dicke Matten unverrotteten Strohs auf der Pflugsohle. Ist der Boden trocken und gut durchlüftet, verpilzt das Stroh und verrottet im Laufe der Vegetationszeit. Bei hoher Bodenfeuchte und Luftmangel beginnt das organische Material aber zu gären und zu faulen. Folge: Blauverfärbte Reduktionszonen mit stark abgesenktem pH-Wert und ein unangenehm nach verdorbener Silage riechender Boden. Pflanzenwurzeln durchwachsen diese Strohschichten bzw. Reduktionszonen nur schlecht oder gar nicht. Weitere Folge: Unverrottetes Stroh wird im nächsten Jahr wieder hochgepflügt und schließt die Infektionskette mit den entsprechenden Pilzkrankheiten. Betroffen sind meist Kulturen, die nach Vorfrucht Winterweizen stehen: Wintergerste, Mais, Zuckerrüben und Raps. Folgende Veränderungen in den letzten Jahren wirken sich auf das Strohmanagement aus: ? Die Getreideerträge sind laufend gestiegen und mit ihnen die Strohmenge. ? Das Stroh ist durch den Einsatz moderner Fungizide (Strobilurine) bei der Ernte stabiler geworden und verrottet langsamer. ? Durch die immer spätere Reife von Weizen, Roggen oder Triticale und die tendenziell frühere Ausat der nachfolgenden Winterfrüchte verbleibt deutlich weniger Zeit für die Strohrotte. ? Es wird weniger Stroh vom Feld abgefahren als in früheren Jahren. ? Aus Zeit- und Kostengründen (Dieselpreis!) wird die intensive Stoppelbearbeitung mit Stroheinarbeitung immer mehr vernachlässigt. ? Witterungsextreme mit langen Perioden großer Trockenheit oder starker Nässe (Herbst 2002, Frühjahr 2003!) behindern die Strohrotte zusätzlich. An die veränderten Bedingungen sollten Sie bei Pflugfurche Ihr Strohmanagement wie folgt anpassen: j Für gleichmäßige Strohverteilung sorgen Die Ausat beginnt bereits mit der Ernte der Vorfrucht. Vor allem bei den immer größer werdenden MähdrescherSchnittbreiten ist mehr als bisher auf eine gute Strohverteilung, kurze Häcksellänge und mehrmalige Stoppelbearbeitung zu achten, um die Ernterückstände gleichmäßig vor der nachfolgenden Saatbettbereitung einzumischen. Die Ansprüche an eine optimale Strohverteilung und Strohrotte werden umso höher, je mehr Stroh anfällt und je schneller die Saat der Folgefrucht auf die Ernte der Vorfrucht folgt. Die Stoppelhöhe sollte möglichst gering sein. Auch wenn es Zeit und Geld kostet, sollte möglichst alles Stroh den Mähdrescher und damit den Strohhäcksler passieren. Ein technisch noch ungelöstes Problem ist die Spreuverteilung auf der gesamten Arbeitsbreite. Der Strohstriegel (Zinkenstriegel, Rotorstriegel) kann zwar das Auflaufen des Ausfallgetreides fördern, verbessert aber erfahrungsgemäß nur wenig die Strohverteilung. Eine ordnungsgemäße Strohverteilung ist nur über den Mähdrescher zu lösen, wobei aber Schnittbreiten von über sechs Metern äußerst problematisch sind. Das Stroh möglichst kurz häckseln und zusammen mit der Spreu gleichmäßig über die gesamte Arbeitsbreite verteilen das hört sich theoretisch gut an, ist in der Praxis aber nur schwer erreichbar. Betriebe, die das Problem erkannt haben, legen Wert auf eine nicht zu große Schnittbreite, exakte Maschineneinstellung und stets scharfe Häckslermesser. Diese müssen spätestens nach 200 ha Druschfläche erneuert werden. Manche Landwirte lassen bei widrigen Bedingungen nur mit 5 statt mit 6 Metern Schnittbreite mähen oder schicken den Lohnunternehmer bei schlechter Strohund Spreuverteilung vom Feld und fordern den Einsatz einer geeigneteren Technik. Bei Störungen muss vom Fahrer verlangt werden, sofort zurückzusetzen, damit beim Halten nicht riesige Strohmengen an einer Stelle abgesetzt werden. Wenn möglichst viele Landwirte die Häcksel- und Verteilqualität des Mähdreschers tatsächlich kontrollieren und auf eine bessere Arbeitsqualität bestehen würden, müssten die Lohnunternehmer in geeignete Technik investieren, sie laufend warten und ihre Fahrer schulen. Ideal, wenn auch kosten- und arbeitsintensiv, wäre das sofortige Nachbearbeiten der abgeernteten Flächen mit einem geschlossenen Mulchgerät. Durch die Saugwirkung des Mulchers wird nicht nur das Stroh, sondern auch die Spreu sehr gut nachverteilt. Der Länge nach zerfasertes Stroh rottet viel besser und bereitet auch kaum Probleme beim Einarbeiten oder bei pfluglosen Bestellverfahren. j Strohrotte fördern durch Grubbern und N-Ausgleich Um die Strohrotte zu fördern, sollten Sie einen ersten flachen Grubberstrich mit 8 bis 10 cm Arbeitstiefe direkt nach dem Drusch durchführen. Doppelherzschare sind wegen der besseren Mischwirkung den Flügelscharen vorzuziehen. Bei großen Strohmengen und mittleren bis schweren Böden eignen sich nur mehrbalkige Grubber oder schwere Scheibeneggen, da nur mit ihnen bei flacher Arbeit eine gute Vermischung mit dem Boden möglich ist. Ein- oder zweibalkige Grubber müssen, um möglichst die gesamte Fläche zu bearbeiten, zu tief gefahren werden. Dem flachen Grubbern folgt nach dem Auflauf des Ausfallgetreides bei trockenen Bodenbedingungen(!) ein zweiter Grubberstrich mit etwa 10 bis 15 cm Arbeitstiefe, um das Stroh gleichmäßig einzumischen. Geradezu fahrlässig ist, wenn betriebswirtschaftliche Berater zur Kostensenkung eine höchstens einmalige Überfahrt zur Stoppelbearbeitung empfehlen. Die eingesparten Kosten sind durch Minderung der Bodenfruchtbarkeit und entsprechenden Ertragsausfall schnell mehrfach wieder verschenkt. Die früher übliche N-Ausgleichsdüngung von 30 bis 50 kg N/ha zur Förderung der Strohrotte wurde wegen der Kosten, des Zeitaufwandes und der Nitratdiskussion in den letzten Jahren völlig vernachlässigt. Gülle ist hierzu gut geeignet (nach Dünge-VO bis max. 80 kg/ha Gesamt-N erlaubt). Besonders rottefördernd wäre eine AHL-Spritzung von 60 bis 80 l AHL/ha (22 bis 29 kg N/ha) auf Stroh und Stoppeln. Durch das aggressive AHL wird zähes Stroh schneller mürbe. Eine N-Ausgleichsdüngung ist besonders wichtig bei Anbau einer Herbstfrucht. Darauf verzichtet können Sie nur bei der Vorfrucht Qualitätsweizen mit hoher N-Spätdüngung und entsprechendem Rest-N im Boden oder bei pfluglosem Nachbau einer Frühjahrskultur mit der Möglichkeit der oberflächlichen Strohrotte über Winter. Bei angepasster Menge wird der gegebene Stickstoff durch die schnellere Strohumsetzung im Herbst vor allem bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit organisch gebunden und steht der Folgefrucht zur Verfügung. Ein verstärkter N-Austrag ins Grundwasser ist dann nicht zu befürchten. j Stroh nicht tief vergraben Ein Hauptgrund für die zunehmenden Probleme mit Strohmatten auf der Pflugsohle sind die leistungsstarken Schlepper und Pflüge mit hohem Durchgang und verstopfungsfrei arbeitenden Vorschälern. Diese schaffen jedes Stroh unabhängig von Menge, Länge und Verrottungsgrad aus den Augen. Wird das Stroh vor dem Pflügen durch die Grubbergänge auf etwa 15 bis 20 cm in den Boden eingemischt, entstehen nicht die problematischen Strohmatten. Wenn dann zusätzlich noch etwas flacher gepflügt wird, herrschen wesentlich bessere Rottebedingungen im Boden. Hans Wolf, Landwirtschaftsamt Augsburg/Friedberg

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