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So bleibt die Grasnarbe top

Lesezeit: 9 Minuten

Leistungsfähige Grünlandnarben bei zunehmenden Wetterkapriolen zu erhalten, ist schon eine Kunst. Dazu kommen die neuen Regeln der DüV. Nicht zu kurz, nicht zu lang und nicht zu viel düngen, das empfiehlt Hubert Kivelitz von der LWK Nordrhein-Westfalen.


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Ein Jahr der Extreme – während es im östlichen Sachsen-Anhalt und südwestlichen Rheinland-Pfalz von März bis Mai mit nur 65 mm Regen deutlich zu trocken war, versank der Alpenrand in Wassermassen. Vor allem die ausgeprägte Trockenphase in der Hauptvegetation von April bis Juni führte in vielen Regionen zu hohen Ertragsverlusten. Die Erträge der ersten beiden Schnitte erreichten oft nur 30% des üblichen Niveaus bei allerdings günstigen Erntebedingungen und damit sehr guten Futterqualitäten.


Um die Futterlücke zu schließen, mussten viele Betriebe ihr für den Drusch angebautes Getreide vorzeitig als GPS silieren. Zudem erfolgte nach Getreide-GPS vielfach der Anbau von Ackerfuttergräsern. Die Niederschläge im Juli und August brachten Entspannung und führten zu üppigem Wachstum und zur Regeneration der gelittenen Grasnarben. Der zu den ersten beiden Aufwüchsen nicht verwertete Stickstoff ließ sich zum Teil auf die sehr ertragreichen Folgeaufwüchse anrechnen und verwerten.


Wechselbad der Witterung:

Diese Witterungsextreme nehmen mittlerweile zu. Einige Landwirte denken deshalb bereits über den verstärkten Einsatz von Bewässerungssystemen nach, um den ausgeprägteren Frühjahrs- und Frühsommertrockenheiten zu begegnen.


Auch die sehr kalten und schneereichen Winter sind nachweislich selten geworden. Die Vegetationszeit hat sich in den letzten 2 bis 3 Jahrzehnten auch in den Höhenlagen um bis zu 10 Tage verlängert. Durch den milderen Herbst wachsen viele Grünlandpflanzen zum Teil bis in den Winter hinein und zeigen keine ausgeprägte Vegetationsruhe mehr. Vor allem mäßig winterharte Grasarten wie Deutsches oder Welsches Weidelgras wachsen bei über 5°C auch im Winter langsam weiter und sind so besonders auswinterungsgefährdet.


Um Ihre Grünlandnarbe fit zu halten empfehlen sich im Herbst verschiedene Maßnahmen. Diese betreffen die letzte Nutzung, die optimale Aufwuchshöhe zu Vegetationsende, das Beheben von Narbenschäden und die Düngung.


Den letzten Schnitt planen


Eine Art „Deadline“ für den letzten Schnitt zu geben – am besten noch regionalspezifisch – ist kaum möglich. Zu differenzieren sind grundsätzlich Niederungs- und Mittelgebirgslagen. Bei milder Witterung im Herbst ist man geneigt, den letzten Schnitt weit nach hinten zu schieben. Dadurch verschlechtern sich jedoch bei feucht-kühlem Wetter die Silierbedingungen.


Weil Grünland nach der letzten Schnittnutzung noch ausreichend Vegetationszeit zur Regeneration vor Winterbeginn benötigt, empfiehlt sich für die Praxis Folgendes: Fahren Sie die „letzte Ernte“ in Mittelgebirgslagen bis spätestens Mitte Oktober, in Niederungs- und Übergangslagen bis spätestens Ende Oktober ein. Generell ist das Zeitfenster für einen optimalen Schnitttermin im Herbst eng.


Auch wenn die Silagebereitung im Herbst pro Ertrags- bzw. Energieeinheit hohe Kosten verursacht, ist sie eine wichtige Pflegemaßnahme. Nur so lässt sich eine vitale, leistungsfähige Grünlandnarbe erhalten.


Erfolgte der letzte Schnitt relativ früh und wächst vor allem das Deutsche Weidelgras bei hohen Herbsttemperaturen weiter, sollte zusätzlich ein Mulchgang erfolgen. Durchführen können Sie diese Maßnahme noch bis Ende Oktober. Die Schnitthöhe sollte bei 6 bis 8 cm liegen.


Falls es in Ihrem Betrieb möglich ist, bietet sich statt eines Herbstschnitts eine Beweidung an. Dies senkt die Kosten und wirkt sich positiv auf die Dichte und damit Winterhärte der Grünlandnarbe aus. Ideal ist eine Nachbeweidung mit Schafen. Sie fressen die Grasnarbe kurz ab und verursachen wegen ihres geringen Eigengewichtes auch bei feuchten Böden kaum Trittschäden („Goldener Tritt“).


Bei Rindern sind Narbenschäden dagegen eher zu erwarten. Lassen Sie Rinder – abhängig vom Bodenzustand – daher nicht länger als bis Ende Oktober auf der Weide. Wer sich für eine Beweidung entscheidet, sollte bedenken, dass auch hierbei Pflegemaßnahmen wie Schleppen und eine Nachmahd erforderlich sein können.


Möglichst kurz in den Winter:

Eine Herausforderung ist es oft, die optimale Aufwuchshöhe vor Winter zu treffen. Denn diese ist nicht steuerbar. Gehen z.B. Wiesenrispe oder Wiesenlieschgras im Laufe des Spätherbstes in die Vegetationsruhe, wächst das Deutsche Weidelgras auch bei 7 bis 8°C noch weiter. Solche Temperaturen treten häufig noch im November/Dezember, manchmal sogar im Januar auf.


Das bedeutet: Selbst wenn ein mit Deutschem Weidelgras dominierter Grünlandbestand Ende Oktober mit einer vermeintlich optimalen Aufwuchshöhe von 5 bis 8 cm in den Winter geht, kann er immer noch bis zu einer problematischen Höhe weiterwachsen. Daher besitzen alle Sorten dieses Futtergrases – anders als Wiesenrispe oder Wiesenlieschgras – keine extreme Winterhärte. Treten nach einem milden Frühwinter starke Kahlfröste auf, oder kommt es zu einer längeren Schneeauflage bei Bestandeshöhen von über 10 cm, besteht vor allem für das Deutsche Weidelgras Auswinterungsgefahr.


Empfehlung: Lassen Sie Ihr Grünland trotz der „Witterungs-Unwägbarkeiten“ nach der letzten Nutzung möglichst nicht unter 5 cm Wuchshöhe in den Winter gehen. Dies gilt insbesondere für reine Schnittnutzungsflächen, da andernfalls der Frost den Vegetationskegel der Gräser schädigen kann und zu wenig Blattmasse zur Regeneration vorhanden ist. Bei intensiv genutzten Weideflächen haben sich die Gräser dagegen angepasst. Diese sind intensiver bestockt und ihr Vegetationskegel liegt flacher am Boden – das schützt vor Frost.


Geht das Grünland mit Aufwuchshöhen von deutlich über 10 cm in den Winter, können vor allem die Blätter des Deutschen Weidelgrases bei Frost oder Schneebedeckung absterben. Nach milder Herbstwitterung ist dies häufig zu beobachten. Zudem kann sich auf den Blättern der überständigen Bestände bei längerer Schneeauflage oder lang anhaltender Nässe Schneeschimmel ausbreiten.


Beheben Sie Narbenschäden vor dem Winter


Lücken in der Grasnarbe können durch Mäuse, die Scherwirkung von Maschinen und durch Trittbelastungen von Weidevieh entstehen. Ab einem Lückenanteil von 10 bis 15% empfiehlt es sich, diese durch gezielte Nachsaaten zu schließen. Setzen Sie dafür z.B. einen Grünlandstriegel + aufgebautem Feinsamenstreuer bei abgetrockneten Böden ein. Mit dem Striegel lässt sich gleichzeitig die Gemeine Rispe bekämpfen. Schließen Sie die Nachsaat je nach Region bis Anfang Oktober ab.


Hat sich Stumpfblättriger Ampfer in der Narbe breit gemacht, können Sie ihn effektiv im Oktober bekämpfen. Denn nach einer frühen letzten Grünlandnutzung treibt dieser meist noch einmal aus und wächst bis zum Rosettenstadium. Gut ausschalten kann man das Unkraut z.B. mit dem kleeschonenden Herbizid Harmony SX. Es erfasst Altpflanzen und aufgelaufene Sämlinge.


Welche Mischung eignet sich?

Die Auswahl von Saatgutmischungen für die Neuansaat orientiert sich nicht nur an der potenziellen Winterhärte, sondern vor allem an den Standortverhältnissen und der Nutzung. Für kältere Mittelgebirgslagen gilt ein anderes Anforderungsprofil als für wintermilde Niederungslagen. Grasarten, die wegen ihrer Genetik und Entwicklungsphysiologie eine sehr hohe Winterhärte aufweisen, sind z.B. Wiesenrispe, Wiesenlieschgras, Wiesenschwingel, Knaulgras oder Rohrschwingel. Die Sortenunterschiede innerhalb dieser Arten sind eher gering.


Weniger ausgeprägt ist die Winterhärte dagegen bei dem futterbaulich bedeutungsvollen Deutschen Weidelgras. Beachten Sie die Sortenunterschiede insbesondere in auswinterungsgefährdeten Mittelgebirgslagen. Die Landwirtschaftskammern empfehlen dort im Rahmen von sogenannten Ausdauerprüfungen nur Sorten des Deutschen Weidelgrases, die sich in erster Linie bei der Winterhärte und Ausdauer als die robustesten herausgestellt haben. Dennoch: Auch die winterhärtesten Sorten des Deutschen Weidelgrases können bei starkem Frost in Höhenlagen auswintern. Wer dieses wertvolle Futtergras auch auf schwierigen Standorten im Bestand halten will, muss kontinuierlich nachsäen.


In milderen Niederungslagen hat dagegen die Winterhärte von Deutschem Weidelgras – abgesehen von Moorstandorten – eine geringere Bedeutung. Für diese Regionen können wesentlich mehr Sorten empfohlen werden.


Wie effektiv ist die Gülleausbringung im Spätherbst?


Die neue Düngeverordnung (DüV)zielt klar darauf ab, die Nährstoffeffizienz wirtschaftseigener Dünger zu verbessern. Nährstoffverluste gilt es weitestgehend zu vermeiden. Erreichen will man dies mit bodennaher Ausbringtechnik für Gülle/Gärreste. Zusätzlich geht es darum, die Ausbringzeitpunkte bezogen auf Witterung und Jahreszeit zu optimieren. Die Sperrfrist für den Einsatz organischer Wirtschaftsdünger beginnt jetzt ab dem 1. November. Damit verschiebt sie sich nicht nur nach vorn, sondern verlängert sich auch.


Ob – unbeachtet der neuen Sperrfristen – die Ausbringung von Gülle/Gärresten im Spätherbst zu empfehlen ist, darüber gibt es bei der Offizialberatung derzeit noch keine einheitliche Empfehlung. Das liegt insbesondere an den bundesweit unterschiedlichen Klimaverhältnissen. Nach der neuen DüV ist eine N-Düngung nur angemessen, wenn die Pflanzen einen Bedarf haben, der sich nicht aus der Bodennachlieferung decken lässt. In der Regel ist ein Düngebedarf im Oktober/November auf Grünland nicht gegeben. Die oft geringe N-Aufnahme vor Vegetationsende liefern warme Böden in dieser Zeit nach.


Dass die N-Effizienz der im späten Winter bis sehr zeitigen Frühjahr applizierten Gülle oftmals höher ist als die von Herbstgülle, zeigt die Übersicht. Somit entlastet der Frühjahrseinsatz den betrieblichen N-Saldo, weil man weniger Mineraldünger ergänzen muss.


Wer nach der letzten Nutzung im Herbst keine Gülle mehr ausbringt und im Frühjahr appliziert, muss über ausreichende Lagerkapazitäten verfügen. Laut DüV müssen ab 2020 Güllelagerkapazitäten von 6 Monaten vorhanden sein. Zu beachten sind dabei die Richtlinien der JGS-Anlagenverordnung.


Wenn Herbstgülle, dann spät:

Wer dennoch, z.B. wegen derzeit zu geringer Lagerkapazität, Gülle oder Gärreste im Herbst ausbringen muss, kann das grundsätzlich bis zum 31.10. tun (abgesehen von regionalen Sperrfristenverschiebungen). Die DüV sieht dafür keine absolute Begrenzung der Mengen im Herbst vor, sondern legt den Düngebedarf als Entscheidungskriterium fest. Trotzdem sollte die Menge auf maximal 30 kg/ha NH4-N begrenzt bleiben.


Wenn Herbstgülle, dann bringen Sie diese bei Schnittnutzung möglichst erst gegen Ende Oktober aus. Denn ein zu früher Einsatz regt das Wachstum der Gräser zu stark an.


Auf Weideflächen, extensiv genutztem Grünland, sehr lückigen und unproduktiven Grasnarben sowie sandigen Standorten sollten Sie auf die Gülledüngung im Herbst verzichten. Denn in diesen Fällen ist die Gefahr von N-Auswaschungen zu hoch. Nach dem Gülleeinsatz sollten für die Aufnahme des Ammonium-N noch etwa 10 bis 14 Tage Vegetationszeit zur Verfügung stehen. Achten Sie bei der Ausbringung auf die gute Befahrbarkeit der Flächen. Kollateralschäden wie Bodenverdichtungen oder Narbenverletzungen gilt es unbedingt zu vermeiden.


Falls Sie Gülle im Herbst nach der letzten Nutzung ausbringen, müssen Sie laut DüV die Nährstoffe auf den zu Vegetationsbeginn berechneten Düngebedarf anrechnen. Dabei sind mindestens 50% des Gesamt-N bei Rindergülle plus 10% N aus der Nachlieferung des Vorjahres für die Düngebedarfsermittlung zu kalkulieren.-mb-

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