Wie halten Sie Unkräuter und Ungräser in Schach? Was bringen die gelockerten Clomazone-Auflagen sowie das Clearfield-System? Das wissen Günter Klingenhagen und Ferdinand Falke von der Landwirtschaftskammer NRW, Münster.
Die Herbizide sind mittlerweile mehr denn je darauf angewiesen, dass die Kultur bei der Unkrautbekämpfung mithilft. Ist Raps etabliert, gehört er zu den konkurrenzstärksten Pflanzen und ist in der Lage, Unkräuter wirkungsvoll zu unterdrücken.
Bis dahin ist der Weg aber oft weit. Damit sich ein gleichmäßiger Bestand entwickeln kann, dürfen bereits bei der Bodenbearbeitung und Aussaat keine Fehler passieren. Die wichtigsten pflanzenbaulichen Aspekte dazu entnehmen Sie dem Kasten auf Seite 72.
Auflagen gelockert:
Der Wirkstoff Clomazone ist nach wie vor ein wichtiger, aber auch schwieriger Kandidat. Beim Einsatz sind viele Auflagen zu berücksichtigen, die sich aber aktuell in zwei Punkten etwas verbessert haben:- Zu Ortschaften, Häusern und Kleingärten, Bioflächen und „Flächen für die Allgemeinheit“ sind nicht mehr 100 m, sondern nur noch 50 m Abstand einzuhalten. Bei Centium 36 CS und Gamit 36 CS lässt sich der Abstand auf 20 m reduzieren, wenn man die Mittel nicht in Tankmischung mit anderen Präparaten oder Zusatzstoffen ausbringt.
- Die Anwendung darf flächenscharf erfolgen, wenn der benachbarte Acker abgeerntet ist oder mit Winterraps, Getreide, Mais bzw. Rüben bestellt ist. Bislang lag hier der Abstand bei 5 m. Die übrigen Auflagen sind gleich geblieben und in Übersicht 1 aufgelistet.
Strategien mit Clomazone:
Falls einsetzbar, können Sie mit Colzor Trio oder anderen Clomazone-haltigen Kombinationen die wichtigsten Rapsunkräuter inklusive der Weg- und Löselsrauke bekämpfen. Nachbehandlungen sind oft nur noch gegen Gräser erforderlich. Setzen Sie die Produkte bzw. Mischungen im Vorauflauf ein. Strategien entnehmen Sie der Übersicht 2.Wer Gamit 36 CS wegen der günstigeren Abstandsauflagen solo einsetzen will, erfasst damit Wegrauke, Löselsrauke, Hirtentäschel, Vogelmiere und Klette. Zur Nachbehandlung bietet sich eine Kombination aus 0,5 l/ha Fuego + 0,2 l/ha Runway an, eingesetzt zum 1. Laubblattstadium des Rapses. Diese Mischung schaltet Kamille, Kornblume, Stiefmütterchen, Ehrenpreis, Taubnessel und Vergissmeinnicht aus. Tritt verstärkt Besenrauke auf, sollten Sie die Fuego-Menge auf 0,75 l/ha anheben.
Macht sich zusätzlich Storchschnabel in Ihren Beständen breit, sollte man Fuego durch 2 l/ha Butisan Kombi ersetzen. Gegen Ausfallgetreide können Sie jeweils 0,5 l/ha Targa Super oder 0,5 l/ha Fusilade Max oder 0,4 l/ha Agil-S oder 0,25 l/ha Gallant Super zumischen.
Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern mischen viele Landwirte den Clomazone-Produkten noch 30 bis 50 l/ha AHL zu. Das reduziert nach ihrer Erfahrung das Risiko von Abdriftschäden und verbessert die Strohrotte.
Konzepte ohne Clomazone:
Mit Butisan Gold/Kombi, Fuego Top und Fuego stehen Präparate zur Verfügung, die sich im Vor- und Nachauflauf einsetzen lassen. Weil man im Vorauflauf mit geringeren Metazachlor-Mengen auskommt, ist dies günstiger für die Landwirtschaft und den Gewässerschutz.Butisan Gold/Kombi eignet sich bevorzugt auf Standorten mit stärkerem Druck an Storchschnabel oder Hirtentäschelkraut. Ansonsten ist Fuego Top wegen der besseren Kulturverträglichkeit das Mittel der Wahl (Übersicht 2).
Auf undrainierten Flächen ist auch eine Mischung aus Fuego Top + Quantum geeignet. Die Kombination wirkt gut gegen Storchschnabel und bringt etwas Abwechslung in die Metazachlor-lastige Unkrautbekämpfung.
Auf Standorten mit Mohn und Ackerkrummhals/Ochsenzunge hat sich der jeweilige Zusatz von 0,6 l/ha Stomp Aqua bewährt. Gegen Weg- bzw. Löselsrauke ist jeweils eine gezielte Nachbehandlung zum 4-Blattstadium des Rapses mit Fox notwendig. Um Rauken mit 3 Laubblättern zu bekämpfen, sind 0,5 bis 0,7 l/ha Fox erforderlich.
Um stärkere Ätzschäden zu vermeiden ist es wichtig, dass die Rapspflanzen während der Behandlung trocken sind und zwischen der Fox-Maßnahme und dem Einsatz von Gräserherbiziden oder Wachstumsreglern ein Abstand von mindestens 7 Tagen liegt. Neben Rauken bekämpft Fox auch Stiefmütterchen, Ackerkrummhals/Ochsenzunge und Storchschnabel-Nachzügler. Auf Flächen mit Kornblume bieten sich 0,5 l/ha Fox + 0,2 l/ha Runway an.
Was tun bei extremer Witterung?
Bei Trockenheit oder nach Starkniederschlägen ist oft nicht abzusehen, ob der Raps durchkommt. In diesen Fällen können Sie auf den frühen Nachauflauf ausweichen und mit Kombinationen aus Fuego Top + Runway arbeiten.Auf Standorten mit Storchschnabel und Hirtentäschel ist Butisan Gold als Mischpartner zum Runway besser geeignet. Spielt Klette keine Rolle, ist der Runway Kombi Pack an dieser Stelle preisgünstig einsetzbar. Gegen Gräser können Sie wiederum jeweils Targa Super, Agil-S, Gallant Super oder Fusilade Max zumischen.
Das leistet Clearfield:
Ausschließlich in Clearfield-Rapssorten ist der Einsatz des Herbizids Clearfield-Vantiga?D möglich. Es entspricht einer Kombination aus Butisan Top und dem Wirkstoff Imazamox. Der Buchstabe D steht für den Zusatz von Dash. Das Imazamox, das herkömmliche Rapssorten nicht vertragen, bringt die Hauptwirkung gegen Kreuzblütler. Mit der in Deutschland zugelassenen Menge wirkt es nicht über den Boden. Damit sich z. B. Wegrauke sicher bekämpfen lässt, müssen die Pflanzen daher vollständig aufgelaufen sein. Dies ist oft ab dem 4. Laubblattstadium des Rapses der Fall. Zu diesem Zeitpunkt lässt aber die Wirkung gegen Kamille nach. In diesen Fällen sind unter Umständen Nachbehandlungen erforderlich.Clearfield-Vantiga D wirkt gegen Ausfallgetreide nicht sicher, in der Regel kann man aber auf eine von zwei Behandlungen verzichten. Sehr gut wirkt es nach unserer Erfahrung gegen Wegrauke, Ackerhellerkraut, Senf, Ölrettich, Altraps, Hederich, Klette und Mohn. Eine gute bis befriedigende Wirkung ist gegen Hirtentäschelkraut, Lösels- und Besenrauke sowie Zackenschote zu erwarten. Von einer nicht immer ausreichenden Wirkung ist gegen Kamille, Vogelmiere, Ausfallgetreide, Barbara-kraut und Storchschnabel auszugehen. Nicht ausreichend erfasst werden Kornblume, Stiefmütterchen, Ackerkrummhals/Ochsenzunge und Hundskerbel.
Das Clearfield-System bietet zusätzliche Möglichkeiten gegen Unkräuter in Raps. Allerdings lässt sich Clearfield-Ausfallraps in anderen Kulturen nicht mehr sicher mit Herbiziden aus der Gruppe der ALS-Hemmer bekämpfen. Die Vor- und Nachteile des Systems wird jeder Betriebsleiter für seinen Betrieb abwägen. Problematisch ist aus unserer Sicht, dass die Resistenz/Teilresistenz gegenüber einer wichtigen Wirkstoffgruppe in die Kultur Raps eingekreuzt wurde. Raps ist partieller Fremdbefruchter und sein Samen bleibt im Boden 8 bis 10 Jahre keimfähig. Vor allem in kleinstrukturierten Regionen mit Lohndrusch wird es nicht möglich sein, die Resistenzeigenschaft auf den Flächen zu belassen, auf denen sie „ausgedrillt“ wurde. Weitere Infos dazu und zum Nachfolger Clearfield-Clentiga (Zulassung beantragt) finden Sie auf Seite 47 in dieser Ausgabe.
Neue Herbizide:
Erwartet wird die Zulassung von Milestone. Es ist eine Weiterentwicklung des Gräserherbizids Kerb Flo. Neben dem Wirkstoff Propyzamid enthält es auch Aminopyralid. Das Aminopyralid bekämpft Kamille, Mohn und Kornblume. Allerdings darf man nicht die bekannte, sehr sichere Wirkung von Runway erwarten. Denn im Vergleich zu Runway fehlen die Wirkstoffe Clopyralid und Picloram. Dies macht sich vor allem bei größeren Pflanzen bemerkbar. Dennoch sind gegen diese Unkräuter Wirkungsgrade von 80 bis 100 % möglich. Unkräuter wie Stiefmütterchen, Vogelmiere, Ehrenpreis und kleine Storchschnabel-Pflanzen werden zudem im Wuchs gehemmt. Milestone ist wie Kerb Flo in der Vegetationsruhe einzusetzen.Das Produkt Gamit 36 CS wird in diesem Jahr auch solo angeboten.
