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So verwerten Sie Spätaufwüchse optimal

Lesezeit: 7 Minuten

F utterbaubetriebe stecken wegen der anhaltend schlechten Erlössituation in der Klemme: Sie müssen Futter höchster Qualität erzeugen, um hohe tierische Leis-tungen zu erreichen. Gleichzeitig müssen sie konsequent die Erzeugungskosten sen-ken. Daraus ergibt sich für alle Bewirtschaf-ter mehrschnittiger Futterflächen folgen-des Dilemma: Die hohen Anforderungen an den Energie- und Proteingehalt des Futters zwingen zu einem frühen ersten Schnitt. Denn Top-Qualitäten lassen sich nur erreichen, wenn der Rohfasergehalt dieses ertragsstärksten Aufwuchses nicht über 23 % liegt. Ein früher erster Schnitt sorgt aber auch für raschen Nachwuchs und erhöht die Anzahl der zur Ernte anstehenden Aufwüchse. Folge: Die Futterkosten stei-gen, denn die komplette Erntetechnik (Mahd, Schwadbearbeitung, Bergung, Konservierung) ist teuer und wird zwangsläufig häufiger benötigt (siehe Übersicht 1). Ein Vergleich mit Silomais ergibt Fol-gendes: Das Futter vom Grünland verur-sacht bereits nach zwei Schnitten und ei-ner Nachbeweidung die gleichen variab-len Kosten. Jeder darüber hinaus notwen-dige Maschineneinsatz auf dem Grünland erhöht zwangsläufig den Kostenvorteil des Maises. Viele Futterbaubetriebe benötigen aber die letzten Aufwüchse gar nicht mehr, da ihre Futterreserve bereits aus-reicht oder aber der Futterbedarf auf an-dere Weise günstiger gedeckt werden kann. Darüber hinaus sind die Qualitäten der Spätaufwüchse oft so schlecht, dass sie sich kaum sinnvoll im Betrieb verwerten lassen. Die Nutzung der Herbstaufwüchse hängt im wesentlichen von den betrieb-lichen Verhältnissen ab. Welche Möglich-keiten gibt es? Herbstweide: Für Milchkühe kaum geeignet Der Ersatz kostenträchtiger Konservie-rungsverfahren durch Beweidung ist dort die beste Lösung, wo die Weidewirtschaft praktikabel ist und das Weidefutter die Ansprüche des jeweiligen Produktions-verfahrens erfüllt. Liegt in der Milchvieh-haltung das Leistungsniveau über 8 000 kg FCM, ist dies nur bei sehr gepflegten wei-delgrasreichen Narben und ausgefeiltem Weidemanagement der Fall. Die Beweidung scheidet auch aus, wenn die Arrondierung der Futterflächen zu wünschen übrig lässt und die Triftwege zu lang werden. Vor allem bei größeren Herden ist dies nachteilig. Darüber hinaus verpilzen Spätsommer- und Herbstauf-wüchse häufig. Für verpilztes Futter wäre eine Beweidung die ineffizienteste Nut-zungsalternative, da mit Verlusten von über 40 % zu rechnen ist. Die Möglichkeiten der Beweidung der Herbstaufwüchse sind im Milchviehbe-trieb also begrenzt. Es sollten jedoch zu-mindest anteilige Futterflächen, beispiels-weise mit Trockenstehern und Jungrin-dern, abgeweidet werden. Teilen Sie die Weidefläche dabei sehr großzügig zu, um den Tieren ein selektives Weiden zu er-möglichen! Bestand nutzungs-elastischer machen Durch das gezielte Ändern der beste-henden Narben hin zu nutzungselasti-scheren Pflanzenbeständen kann eine Nutzung eingespart werden, ohne dass die Futterqualität schlechter wird. Das klappt in der Regel nur, wenn der erste Schnitt nicht zu früh erfolgen muss. Bei ansaatfä-higen Flächen ließe sich ein spätnutzungs-verträglicher Pflanzenbestand durch die gezielte Auswahl später Sorten des Deut-schen Weidelgrases und den Einsatz von konkurrenzstarken Weißkleesorten etab-lieren. Schwieriger ist dies auf komplizier-ten weidelgras- und weißkleeunsicheren Grünlandstandorten, wie z. B. Höhen-oder Moorlagen. Sie werden jedoch ohne-hin selten so intensiv genutzt, dass die Viel-schnittigkeit zum Problem wird. Kräuter-reiche und somit nutzungselastischere Be-stände lassen sich dort fördern durch Sen-ken der N-Düngung bei ausgewogener Grunddüngung und geschicktem Wechsel von Mahd und Beweidung. Voraussetzun-gen dafür sind jedoch eine entsprechend großzügige Flächenausstattung bzw. keine lukrativeren Nutzungsmöglichkeiten der Flächen und ein geringer Besatz mit Pro-blemkräutern (Ampfer usw.). Geteiltes Schnittregime für Großbetriebe Für größere Gemischtbetriebe, vor al-lem in den neuen Bundesländern, ist das Einteilen der Betriebsflächen in zwei unterschiedliche Schnittregime interes-sant. Heute werden bei einer anstehenden Silagekampagne alle Flächen eines grö-ßeren Betriebes trotz unterschiedlicher Entwicklungsstadien der Bestände oft zu einem Zeitpunkt geschnitten, z. B. inten-siv geführte stallnahe Mineralböden und extensiv genutzte Niedermoorflächen. Das ist zwar arbeitsorganisatorisch ver-ständlich, muss aber in einem gut organi-sierten Betrieb mit Eigenmechanisierung nicht unbedingt so bleiben. Lösung: Den ersten Schnitt in zwei Etappen staffeln, die ca. ein bis zwei Wochen auseinander liegen. Der dritte Schnitt intensiver, früher Schnittflächen könnte dann ohne größere Qualitätsein-bußen zusammen mit dem zweiten Schnitt extensiverer bzw. späterer Bestände ge-borgen werden. Dies würde auf den extensiveren bzw. späteren Flächen nicht nur die Nutzungs-frequenz senken. Es brächte weitere Vor-teile: Bessere Futterqualität durch optima-len Schnitttermin. Schnelleres Einsilieren und kleinere Si-los. Dadurch höherer Vorschub bei der Si-loentnahme und geringere Nachgärver-luste. Mulchen oder Pflegeschnitt? Durch Mulchen oder Pflegeschnitt lässt sich ebenfalls vermeiden, dass Futterflä-chen überständig in den Winter gehen. Flächenleistung und Kosten der Verfahren entnehmen Sie Übersicht 2. Es zeigt sich, dass die mit vielen Qualitätsrisiken behaf-tete Konservierung der Herbstaufwüchse nur lohnt, wenn der Aufwuchs nicht deut-lich unter 10 dt/ha liegt. Beim Mulchen besteht allerdings die Gefahr der Mattenbildung und des Aus-faulens der Narbe unter den Mulchsoden ab Aufwuchshöhen von ca. 18 cm, vor al-lem bei grasreichen, dichten Beständen und nassem Wetter (Problem der Sichel-mäher!). Nur bei klee- und krautreichen Beständen ist dies weitaus weniger der Fall, da sich Mulche dieser Flächen we-sentlich rascher zersetzen. Mit gut zerkleinernden Schlägelmul-chern können bei trockenem Wetter auch gräserdominierte Bestände je nach Bestandesdichte bis zu einer Höhe von ca. 25 cm vor dem Winter geschlägelt werden. Höhere Bestände sollten nur geschlägelt werden, wenn mit einem geeigneten Fe-derzahnstriegel (z. B. Hatzenbichler) die Mulchschicht im Spätherbst und zeitigen Frühjahr aufgelockert und belüftet wer-den kann. Problematisch ist, wenn eine separate Konservierung des Herbstaufwuchses nicht lohnt und der Bestand zu üppig für das Schlägeln ist. Dann kommt nur ein Pflegeschnitt mit anschließender Räu-mung in Frage. Das Grüngut lässt sich z. B. auf der Dungplatte bzw. auf winter-brachen Maisfeldern verteilen oder in Mais- und Zwischenfruchtsilos unter-schichten. Weitere Spezial-Lösungen Für spezielle betriebliche Situationen sind auch außergewöhnliche Lösungen denkbar. So könnte für manchen Milch-viehbetrieb auf leichten, zur Trockenheit neigenden Mineralböden mit hohem Maisanteil in der Ration (über 7 kg TM je Kuh und Tag) der Glatthafer gut ins Be-triebskonzept passen. Gegenüber Knaul-gras, das ähnliche Standortansprüche stellt, hätte diese Art den Vorteil der ge-ringeren Nutzungsfrequenz bei gutem Strukturbeitrag des üppigen ersten Auf-wuchses. Die Herbstaufwüchse des Glatt-hafers müssen zudem nicht intensiv ge-pflegt werden. Außerdem treibt er im nächsten Frühjahr problemlos wieder aus. Die Spätaufwüchse ließen sich auch in Biogasanlagen verwerten. Da immer mehr Betriebe über eine Biogasanlage verfügen, wird diese Variante zuneh-mend interessant. Voraussetzung ist je-doch, dass die Anlage technisch dafür ge-eignet ist und das Gärgut eine hohe Fer-mentierbarkeit aufweist. Auch dürfen Transport- und Bergungsaufwand nicht zu hoch sein. Weidelgrasreiche Aufwüchse eignen sich hierfür am besten. Verpilzte oder sogar verholzte Aufwüchse weidel-grasarmer, hofferner Flächen sind weni-ger geeignet. Ein völliger Verzicht auf die Nutzung der Spätaufwüchse führt schnell zu einer Entartung der Narbe. Das gilt vor allem für weidelgrasreiche Narben, die verstärkt ausfaulen. Nur bei mehrjährigem Acker-futterbau mit mehrschnittigen Futter-früchten kann im letzten Nutzungsjahr auf die letzten zwei Aufwüchse verzichtet wer-den, um einer früh gesäten Folgefrucht wie dem Winterraps Platz zu machen. Doch als Rundballen verwerten? Viele überbetriebliche Dienstleister kalkulieren in ihren Verrechnungssätzen nicht detailliert die entstehenden Auf-wendungen. Sie orientieren sich viel-mehr an pauschalen Stückkosten auf Ba-sis einer Mischkalkulation. Daher ist es bei ertragsarmen Herbstaufwüchsen oft unschlagbar günstig, einen nach Rund-ballen in Stückzahlen abrechnenden Ex-ternen mit der Bergung der Aufwüchse zu beauftragen. Das bringt nicht nur ge-ringe Kosten je Flächeneinheit. Herbst-aufwüchse sind zudem in gut gewickelten Rundballen qualitativ am besten aufge-hoben.

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