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Standhaft bleiben – bis zum Schluss!

Lesezeit: 6 Minuten

Wir erwarten viel: Reich bekörnte Ähren auf festen ­Halmen, die mit vier gesunden Blättern Anfang Juli selbst bei schweren Regenschauern sturmfest ihre ­aufrechte Haltung bewahren. Das geht nur mit kräftigen Halmen auf gesunden Wurzeln.*


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Wie einfach war es doch früher: Man drillte hohe Saat-stärken aus, bekam dichte Bestände und wartete auf eine gute Ernte. Doch schon in den 1970er-Jahren musste man bei der zunehmenden Intensivierung des Weizenanbaus feststellen, dass sich Schadpilze auf die Halmbasis von Getreide spezialisiert hatten und jede Hoffnung auf hohe Erträge zunichte machen konnten.


Kranke Halmbasis:

Schnell fanden sich die ersten Fungizidwirkstoffe, die anfangs sehr gute Wirkungsgrade erzielten, so dass die Praxis mit der dichten Aussaat weitermachen konnte. Aber spätestens Anfang der 1980er-Jahre erlebten wir das erste Mal in Nordwesteuropa, dass regelmäßig auftretende Schadpilze absolut resistent werden können. Folge: Auch das bislang beste Fungizid blieb wirkungslos. Alternativen waren gefragt. Schnell fanden sich einige weitere Fungizide, deren Einsatz gegen Halmgrundkrankheiten Erfolg versprach.


Der Durchbruch gelang jedoch eher im Bereich der Produktionstechnik als im Pflanzenschutz. Erst die zunehmende Verbreitung niedriger Aussaatstärken sorgte für einen Wandel. Mittlerweile ist es völlig normal, Winterweizen mit etwa 200 Körnern/m2 in die Erde zu bringen. Der große Vorteil niedriger Aussaatstärken liegt im phytosanitären Bereich wegen der besseren Durchlüftung der Bestände. Blätter und Halmbasen trocknen zügiger ab, so dass sich wasserliebende Schadpilze nicht so schnell ausbreiten.


Ein weiterer Faktor, der Einfluss auf Halmbasiskrankheiten hat, wird bei der Bewertung von Pflanzenschutz-Systemen meist völlig vergessen: Durch die mittlerweile perfekte Stabilisierung der Halme mit verschiedenen Wachstumsreglern hat sich die Pflanze verändert. Die Zellen sind kleiner, ihre Zellwände werden dicker und können mehr stabilisierende Bausteine einlagern. Das bremst aber auch Schadpilze in ihrem Wachstum! Damit können sie sich längst nicht mehr so schnell im Gewebe ausbreiten wie früher. Gleichzeitig steigt die Chance, mit breit wirkenden Fungiziden an der Halmbasis eine Wirkung zu erzielen.


Das ist einer der Gründe, warum der Parasitäre Halmbruch (früher: Pseudocercosporella-Arten) lange nicht mehr die große Bedeutung hat wie Anfang der 1980er-Jahre. In trockenen, weniger dichten Beständen ist das Infektionsrisiko erst einmal deutlich verringert. Da der Pilz von außen an den Halm gelangt und durch die Blattscheiden bis in den Halm hinein wachsen muss, hat er viele Barrieren zu überwinden. Während seiner Ausbreitung können ihn systemische Fungizidwirkstoffe abtöten, so dass er den Halm nicht befällt.


Wachstum regeln, Pilze bremsen.

Das Ausmaß der pilzhemmenden Wirkung von Wachstumsreglern zeigt sich immer wieder in Exaktversuchen, wenn man eine absolute Nullparzelle (ohne Fungizide, ohne Wachstumsregler) mit einer nur mit Wachstumreglern behandelten vergleicht. Deutlich macht sich dort die hemmende Wirkung selbst bei Blattkrankheiten bemerkbar. Dies wird besonders bei Echtem Mehltau schnell sichtbar. Andere Pilze zeigen sich aufgrund ihrer versteckten Lebensweise erst durch Verbräunungen, so dass die Befallsminderung durch Wachstumregler meist verkannt wird.


Über viele Jahre hinweg konnten wir auf unserem Lindenhof-Versuchsfeld beobachten, dass der Wachstumsreglereinsatz in Weizen auch ohne Lagerdruck zu Mehrerträgen führt. Wir fanden die Ursache in einer Nebenwirkung gegen einen Schadpilz der Halmbasis, den Erreger des Spitzen Augenflecks (siehe Kasten auf Seite 104).


Neue Gefahren lauern!

Beim Vergleich der Halmbasisgesundheit des Weizens heute und früher wird auch völlig vergessen, dass heute – vor allem in Norddeutschland – die Aussaattermine mindestens vier Wochen früher liegen als noch vor 25 Jahren. Das hat Vorteile für die Bestockung der gewollt dünnen Bestände. Aber man vergisst allzu leicht die Konsequenzen für den Pflanzenschutz. Frühe Saat bedeutet zwangsläufig, dass der Auflauf von Ungräsern wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm zunimmt. Weitaus schlimmer ist aber der höhere Befallsdruck durch wärmeliebende Halmbasiskrankheiten, die aus dem Boden kommen:


  • Spitzer Augenfleck (Rhizoctoniaarten),
  • Schwarzbeinigkeit und
  • Fusarien.


Sie überleben nicht nur jahrelang im Boden, sondern infizieren alle drei die Pflanze über die Wurzel.


Wenn sich der Frühsaat dann ein „goldener“ Oktober anschließt, die Bodentemperaturen in der Krume über längere Zeit bis über 20 Grad steigen, dann sind enge Weizenfruchtfolgen massiv gefährdet. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Bestand dünn oder dick gedrillt wurde, entscheidend ist das warme Mikroklima des Bodens. Wenn nach einem milden Herbst ein sehr wüchsiges Frühjahr folgt, dann können sich die „neuen“ Halmbasiskrankheiten beschleunigt am Halmgrund ausdehnen und ihn schädigen.


Erstaunliche Effekte:

Über mehrere Jahre zeigte sich in unseren Feldversuchen eine auf den ersten Blick paradoxe Situation: In einem warmen, trockenen Frühjahr ist man geneigt, in offensichtlich gesunden Weizenbeständen zu Beginn der Saison den Fungizideinsatz auf das Allernötigste zu reduzieren. Sind die Witterungs-Bedingungen für eine Ausbreitung der Septoria-Blattdürre, die meist immer vorhanden ist, schlecht, möchte man zu diesem Termin auch keine unnötigen Fungizidbehandlungen durchführen. Vielleicht beschränkt man sich dann auf ein Mehltau-Fungizid.


Oft genug zeigte sich aber, dass unter diesen Bedingungen der Einsatz breit wirksamer Fungizide von Schossbeginn bis zum 1-Knoten-Stadium erstaunliche Effekte gegen Halmgrundpilze mit sich brachte, weil die Erträge stiegen. Das lag bislang immer an höheren Tausendkorngewichten, also dickeren Körnern. Durch die gesunden Halmbasen wurden die Pflanzen bis zur Abreife einfach besser mit Wasser und Mineralstoffen versorgt, eine Grundlage für Höchsterträge mit guten Qualitäten.


Die frühe Spritzung ist keine Prophylaxe. Es handelt sich vielmehr um eine Behandlung von Beständen, die schon im Herbst infiziert wurden, auch wenn das mit bloßem Auge nicht zu sehen ist.


Die Konsequenzen:

In angespannten Winterweizen-Fruchtfolgen auf ertragsstarken Standorten lohnt sich zu Schossbeginn fast immer eine Fungizidbehandlung, die vorhandenen Befall erfassen kann. Breit wirkende Azolfungizide im Solo-Einsatz oder auch die Wirkstoffkombinationen aus Azol und Carboxamid können im Rahmen eines Anti-Resistenz-Managements effektiv zum Einsatz kommen.


In wiederholten Fällen war in unseren Versuchen über mehrere Jahre ein 10 %iger Ertragseffekt allein durch die Gesunderhaltung der Halmbasis nachweisbar. Der Einsatz stark reduzierter Aufwandmengen ist in diesem Fall aber kontraproduktiv. Der Grund: Für eine gute kurative (heilende) Wirkung der Fungizide ist eine ausreichend hohe Wirkstoffkonzentration in der Spritzbrühe unbedingt wichtig.


Wie Sie die wichtigsten Halmbasiskrankheiten im Bestand erkennen und wie Sie diese am besten abwehren, lesen Sie im nebenstehenden Kasten.

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