Auch wenn viele Landwirte es vermutlich nicht mehr lesen wollen, ist eine – wenn auch unvollständige –Aufzählung der Probleme im Ackerbau erforderlich. Es nützt niemanden, Probleme zu verdrängen! Es muss eine umfassende, ehrliche Diskussion aus der Landwirtschaft heraus in Gang kommen, welche Lösungsansätze denkbar sind. Es gibt keinen Königsweg. Klar ist auch, dass künftige Anpassungen aus einem abgestimmten Maßnahmen-Strauß bestehen werden. Der Austausch nur eines Betriebsmittels gegen ein anderes ist vorbei!
Trotz hohem Aufwand hat der Pflanzenschutz nicht verhindern können, dass die Erträge bei Raps und Getreide stagnieren, die Felder seit ca. 15 Jahren wieder zunehmend vergrasen bzw. verunkrauten und die Resistenzen in allen Anwendungsbereichen zunehmen. Das zeigt, dass sich Defizite im Pflanzenbau nicht durch Pflanzenschutz ersetzen lassen. An dieser Entwicklung ist die Landwirtschaft nicht überwiegend oder gar alleine Schuld. Die Pflanzenschutzindustrie trägt ebenfalls dazu bei. Sie hat zunehmend den kurzfristigen Absatz ihrer Produkte im Auge statt fachliche Aspekte, wie z. B. den möglichst langen Erhalt von Wirkstoffen (Hinauszögern von Resistenzen).
Lösungsansätze gibt es, doch benötigen sie noch „Entwicklungshilfe“. Dazu ein Beispiel: Heimische Leguminosen zur Auflockerung der Furchtfolge weisen nach wie vor ein großes Defizit im Zuchtniveau auf. Solange dieses nicht zügig beseitigt wird, werden ihre Anbauchancen gering bleiben. Kurze, vorübergehende Förderungen haben immer nur ein „Strohfeuer“ entfacht. Erfolgsversprechender erscheinen befristete Anschubfinanzierungen für die Züchtung. Kulturen müssen über ihre Rentabilität und agronomischen Eigenschaften selbst tragfähig sein. Daher sollte das Bundeslandwirtschaftsministeriums im Zuge seiner „Eiweißpflanzenstrategie“ den Bereich Züchtung aufstocken.
Mehr Offenheit ist auch bei Landwirten gefragt, z. B. gegenüber Sommerungen, die insgesamt einen positiven Fruchtfolgeeffekt bringen. Ihr Anbau ist, mit Ausnahme von Mais, seit Jahren rückläufig. Dabei gestattet der zeitigere Vegetationsbeginn im Frühjahr auch ihnen im Prinzip eine zunehmend längere Vegetationszeit. Allerdings hängt der Entwicklungsfortschritt entscheidend von der Erwärmung des Standortes, von Wechselfrösten und Niederschlägen ab.