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Stark gegen Unkräuter, sanft zur Kartoffel

Herbizideinsätze im Vorauflauf auf gut abgesetzte Dämme wirken am besten und sind verträglich.

Lesezeit: 8 Minuten

Herbizideinsätze im Vorauflauf auf gut abgesetzte Dämme wirken am besten und sind verträglich. Strategien für die kommende Saison stellen Klaus Sandbrink und Dr. Josef Kuhlmann, LWK Niedersachsen, vor.


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Unkrautfreie Bestände vom Durchstoßen der Kartoffeln bis zur Ernte – das ist die Voraussetzung für hohe Erträge und gute Qualitäten. Verbleiben dagegen Restunkräuter, entwickeln sich diese spätestens beim Auseinanderfallen des Krautes im Sommer zu einem Wasser- und Nährstoffräuber.Bei der Ernte vermindern verunkrautete Kartoffeldämme die Siebfähigkeit und verlangsamen die Rodegeschwindigkeit. Das erhöht nicht nur die Erntekosten, sondern zerrt auch an den Nerven.Vorteile im Vorauflauf: Bewährt hat sich der Herbizideinsatz im Vorauflauf. Im Schnitt der Jahre bietet er die beste Wirkungssicherheit und Verträglichkeit.Um möglichst optimale Bedingungen für die Anwendung von Vorauflaufherbiziden zu schaffen, empfiehlt es sich, die Dämme frühzeitig zu häufeln. Direkt nach dem Pflanzen gehäufelte Dämme sind wegen der dann noch feuchten Böden stabiler und unempfindlicher gegenüber Verwehungen. Ideal für den Einsatz von Bodenherbiziden ist es, wenn das Pflanzen und Häufeln kombiniert in einem Arbeitsgang erfolgt.Vorteil dieses frühen Termins ist, dass sich die Dämme gut absetzen können, sodass ein großer Teil der Unkräuter zum Behandlungstermin bereits gekeimt oder aufgelaufen ist. Auch schwer bekämpfbare Wurzelunkräuter lassen sich so deutlich früher erkennen und zumindest teilweise noch im Vorauflauf bekämpfen.Zu weit entwickelt dürfen die Unkräuter zum Herbizidtermin aber nicht sein. Denn die Blattaktivität der Bodenherbizide ist gering. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt sich daher die Zugabe eines blattaktiven Mischpartners. Das gilt vor allem, wenn Weißer Gän­sefuß und Meldearten mehr als 5 cm Wuchshöhe erreichen.Als wirkungssicher gegen alle breitblättrigen Unkräuter haben sich 0,3 l je ha Quickdown plus 0,75 l/ha des Formulierhilfsstoffs Toil erwiesen. Zusätze von z. B. AHL oder Paraffinöl sind möglich, haben in der Vergangenheit unter schwierigen Bedingungen jedoch nicht immer die erhoffte Wirkung gezeigt.Welche Mischungen? Die Mittelwahl hängt in erster Linie von der Verunkrautung, der Sortenempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Metribuzin und den Gewässer-Abstandsauflagen ab. In spe­zialisierten Kartoffelbetrieben ist das ­Unkrautspektrum wegen des hohen Tauschflächenanteils oft jedoch nicht bekannt. Daher sind sichere Lösungen gefragt, die sich breit einsetzen lassen.Einen Schwerpunkt der Empfehlungen bilden Tankmischungen mit Bandur (siehe Übersicht 1, Seite 92). Der Wirkstoff Aclonifen bekämpft Triazinresistente Gänsefuß- und Meldearten auch bei ungünstiger Witterung sicher. Beeindruckend sind die für ein Bodenherbizid sehr geringen Ansprüche an die Bodenfeuchte. Dies ist ein Vorteil gegenüber der bewährten Mischung Boxer + Sencor, die in trockenen Frühjahren regelmäßig an ihre Grenzen stößt. Allerdings ist bei dieser Kombination das Schädigungsrisiko bei verspäteten Anwendungen geringer.Setzen Sie Bandur, Artist, Centium 36 CS oder Metric möglichst eine Woche vor dem Durchstoßen der Kartoffeln ein. Bei trockener Witterung sind zwar auch Anwendungen bis kurz vor dem Durchstoßen möglich. Doch Vorsicht: Fallen dann nach dem Spritzen hohe Niederschlagsmengen, sind nachhalti­-ge Schäden zu erwarten. Das zeigen Beobachtungen auf Praxisschlägen.Während sich viele Metribuzin-empfindliche Kartoffelsorten im Vorauflauf ohne größeres Schädigungsrisiko behandeln lassen, verursacht der Wirkstoff bei Einsätzen im Nachauflauf oft hohe Mindererträge. Führen Sie den Herbizideinsatz im Vorauflauf daher auf gut abgesetzte Dämme mit „robusten“ Aufwandmengen durch (siehe Übersicht 1, Seite 92). In vielen Fällen sind Nachbehandlungen dann nicht mehr erforderlich. Auf Böden mit hohen Humusgehalten weichen einige Landwirte generell auf den Nachauflauf aus. Dies sollte man allerdings kritisch hinterfragen. Nach unseren Erfahrungen versprechen Vorauflaufeinsätze kombiniert mit blattaktiven Komponenten insbesondere unter diesen schwierigen Bedingungen bessere Erfolge. Denn damit lassen sich auch größere Unkräuter und Problem-unkräuter wie Schwarzer Nachtschatten, Triazin-resistente Gänsefußarten oder Windenknöterich ohne Schädigungsrisiko für die Kartoffel ausschalten. Deshalb gilt: Je schwieriger die Unkrautbekämpfung, desto wichtiger ist das frühe Anhäufeln der Dämme und das Bekämpfen der Unkräuter vor dem Durchstoßen der Kartoffeln. Neues Herbizid: Ergänzt wurde die Mittelpalette durch das Herbizid Metric. Es handelt sich dabei um eine flüssig formulierte Kombination aus den Wirkstoffen Metribuzin und Clomazone (Centium CS). Die Metribuzinmenge ist gegenüber der zugelassenen Aufwandmenge von Sencor Liquid um ca. 40 % reduziert. Clomazone verbessert die Wirkung gegen Klette und Windenknöterich stark, gegen Gänsefuß- und Meldearten dagegen leicht. Wegen der strengen Clomazone-Auflagen wird sich der Einsatz voraussichtlich auf ­Flächen mit hohem Besatz an Winden­knöterich konzentrieren. So darf man das Herbizid z. B. nur von 18:00 Uhr bis 9:00 Uhr einsetzen, wenn Tages­höchsttemperaturen von weniger als 20 °C vorhergesagt sind. Zudem muss der Anwender bis einen Monat nach dem Einsatz wöchentlich kontrollieren, ob die Pflanzen aufhellen. Treten Aufhellungen auf, sind diese sofort dem amtlichen Pflanzenschutzdienst und dem Zulassungsinhaber zu melden.Notlösung Nachauflauf: Jahresabhängig macht aber die Witterung zur Zeit des Herbizideinsatzes einen Strich durch die Rechnung. Verzichten Sie auf eine Vorauflaufbehandlung bei extremen Niederschlagsmengen,starker Trockenheit, Winderosion auf den Dämmen. Vor allem bei Winderosion darf auch aus Umweltschutzgründen keine Bodenherbizid-Anwendung erfolgen, weil der Staub die Wirkstoffe verlagert.Für Nachauflauf-Einsätze stehen gegen breitblättrige Unkräuter nur die altbekannten Wirkstoffe Metribuzin (Sencor, Mistral usw.) und Rimsulfuron (Cato, Escep) zur Verfügung. Verwenden Sie beide Wirkstoffe in bereits aufgelaufenen Beständen aus Verträglichkeitsgründen nur in Notsituationen. Die Anbaubedeutung von Kartoffelsorten, die genetisch bedingt empfindlich auf Metribuzin reagieren, ist in den letzten Jahren weiter gestiegen. Dass auf die Sortenangaben der Hersteller zur Metribuzin-Empfindlichkeit nur bedingt Verlass ist, zeigen Versuche der LWK Niedersachsen. Unsere aktuellen Ergebnisse entnehmen Sie Übersicht 2.Zudem stößt der Einsatz Metribuzinhaltiger Mittel auch wegen der deutlichen Schwäche gegen Windenknöterich, Klette und Schwarzen Nachtschatten an Grenzen. Auf vielen Standorten schwächelt der Wirkstoff zusätzlich bei Weißen Gänsefuß sowie verschiedenen Meldearten. Ursache dieser abnehmenden Wirkung sind verschiedene Mutationen. Zwar handelt es sich hierbei nicht um vollständige Resistenzen, die Minderwirkungen sind aber beträchtlich. Vor allem bei hoher Sonneneinstrahlung und geringen Niederschlägen schlagen die Triazinon-resistenzen stark auf die Wirkungsgrade durch.Um die Wirksicherheit und -breite von Metribuzinprodukten zu erhöhen, eignen sich Tankmischungen mit Rimsulfuron (Cato, Escep usw.). Dabei verbessert nicht nur das Rimsulfuron die Metribuzinwirkung, sondern vor allem der Formulierhilfsstoff Trend. Insbesondere unter trockenen Witterungsbedingungen sollte die FHS-Menge mindestens 200 ml/ha oder mehr betragen.Das Herbizid Cato unterstützt die Metribuzin-haltigen Mittel am besten bei etwas wärmerem Wetter. Ideal sind Temperaturen von 20 bis 25 °C und warme Nächte. Die typischen Aufhellungen der Kartoffelblätter entstehen dagegen, wenn man Cato bei kühler Witterung anwendet. Führen Sie die Behandlung spätestens bei 10 cm Wuchshöhe der Kartoffeln durch. Bei späteren Terminen sinken in der Regel die Wirkungsgrade, weil die größeren Kartoffelstauden die Unkräuter zunehmend abschirmen. Die Tankmischung Sencor + Cato erfasst schwer bekämpfbare Unkräuter wie Winden-knöterich und Klette nur bis zum 1. Laubblattstadium sicher. Von einer ausreichenden Wirkung auf Schwarzer Nachtschatten können Sie ausgehen, wenn Sie das Unkraut bis zum Keimblattstadium bekämpfen. Weil dieses Problemunkraut allerdings in Wellen aufläuft, sind zufriedenstellende Wirkungen allenfalls bei geringem Besatz zu erwarten.Querelen mit Quecke: Gegen samenbürtige Gräser erzielen Vorauflaufherbizide wie Boxer, Artist und Bandur bereits gute Wirkungsgrade. Bei hohem Hirse-, Quecken und Ausfallgetreide-besatz können dennoch Nachbehandlungen erforderlich werden. Treten neben Gräsern noch breitblättrige Unkräuter auf, ist Cato das Mittel der Wahl. Geht es dagegen nur um Hirsearten und andere Gräser, sind die reinen Gräsermittel eine verträglichere Alternative. Die Kosten und Wirkungsgrade der Mittel sind vergleichbar.Für unangenehme Überraschungen bei der Ernte sorgt immer öfter die Quecke. Ein scheinbar geringer Besatz zur Zeit der Unkrautbekämpfung kann sich bis zur Ernte der Kartoffeln ungeahnt üppig entwickeln. Als Reihenkultur mit verhaltener Jugendentwicklung und langer Reifephase bietet die Kartoffel der Quecke günstige Entwicklungsbedingungen. Bei hohem Druck kann das Ungras zu erstaunlichen Ertragsverlusten führen. In Trockenphasen durchwachsen die Queckenrhizome auf der Suche nach Wasser die Kartoffel-knollen und verursachen damit einen Qualitätsmangel, der optisch einem Wurmfraß ähnelt.Vor allem bei späten Legeterminen ist die Bekämpfung von Quecke oft schwierig, da ein großer Teil des Ungrases erst nach den Kartoffeln aufläuft. Wegen der zügig wachsenden Kartoffelstauden nehmen die Spritzschatten zu und zwingen dann zu einem eigentlich zu frühen Bekämpfungstermin. Besser für die Queckenbekämpfung sind daher frühe Pflanztermine. Diese verschaffen der Quecke einen Entwicklungsvorsprung gegenüber der Kartoffel, sodass sich das Ungras leichter ausschalten lässt. Diesen Vorsprung darf man allerdings nicht durch einen späten Häufeltermin wieder zunichte machen.Ernteprobleme verursacht in den letzten Jahren öfter auch die Einjährige Rispe. Das liegt vermutlich an der abnehmenden Bedeutung des Metribuzin. Die Dauerwirkung einiger Tankmischungen gegen Einjährige Rispe reicht mittlerweile nicht mehr in jedem Fall aus. Nach dem Auseinanderfallen des Kartoffelkrautes in der Abreifephase entwickelt sich eine anfangs noch ­geringe Restverungrasung zu einem nervtötenden Problem beim Roden. Kontrollieren Sie Ihre Bestände daher bei ca. 15 bis 20 cm Wuchshöhe der Kartoffeln auf Einjährige Rispe. Eine Nachbehandlung mit einem wirksamen ­Mittel (siehe Übersicht 3) lohnt sich vor allem, wenn Sie Metribuzin-freie Produkte für die Unkrautbekämpfung eingesetzt haben.

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