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Startdüngung: Klotzen oder knausern?

Lesezeit: 7 Minuten

Viele Rapsbestände sind gut entwickelt in den Winter gegangen. Diese sollten Sie nur verhalten andüngen. Über die aktuelle Situation und bedarfsgerechte N-Düngung informiert Dr. Hansgeorg Schönberger, NU Agrar, Schackenthal.


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Die Rapsbestände präsentierten sich bis Vegetationsende überwiegend gleichmäßig und gut entwickelt. Das milde, trockene und vor allem strahlungsreiche Wetter in den ersten 10 bis 14 Tagen nach dem Auflaufen begünstigte die Pfahl- und Seitenwurzelbildung der bis Anfang September aufgelaufenen Rapspflanzen. Die nachfolgend kühlen Temperaturen bis in den Oktober hinein und die standardmäßig durchgeführte Azol-Spritzung im 6-Blattstadium verhinderten, dass sich die frühen Rapsbestände überwuchsen.


Das für die Jahreszeit milde, meist trübe Wetter in der 2. Oktoberwoche und im November ließ den Raps zwar viel Blattmasse bilden, die Sprossachse blieb aber in den meisten Beständen sitzen. Die Mehrzahl der Rapse hat 10 bis 12 Blätter je Pflanze gebildet.


Auch die wenigen, spät nach Mitte September gesäten Bestände, die teils auch ungleichmäßig aufgelaufen sind, haben von der milden Spätherbstwitterung profitiert. Sie haben 6 bis 8 Blätter je Pflanze gebildet, allerdings eine schwache Wurzelausbildung.


Richtig andüngen!

Insgesamt ist der Raps wegen der geringen Einstrahlung in den letzten Wochen derzeit stärker auf Kraut- als auf Kornproduktion getrimmt. Deshalb kommt es im Frühjahr darauf an, den Raps in das generative Wachstum zu zwingen. Das bedeutet, je nach Entwicklung der Bestände folgende Strategie:


  • Bis Anfang September aufgelaufene Rapsbestände zwar frühzeitig, aber nur verhalten mit Stickstoff andüngen, um dann verstärkt in die Streckung des Sprosses hinein Stickstoff zu geben.
  • Erst ab 10. September aufgelaufene Bestände müssen Sie dagegen stärker andüngen, damit sie bis Ende März ausreichend Blattmasse bilden und mehr Schoten an unteren Verzweigungen ansetzen.


N-Vorräte aufgebraucht:

Ab Mitte Oktober ließen viele Rapsbestände ohne N-Düngung im Herbst erste Anzeichen von N-Mangel erkennen, als die Vorräte an mineralisiertem Stickstoff (Nmin) aufgebraucht waren und die Strohrotte einsetzte bzw. die N-Nachlieferung zu stagnieren begann. Die milde Winterung im November hat noch einmal Stickstoff aus dem schnell mobilisierbaren organischen N-Pool im Boden freigesetzt. Einen Teil dieses Nitrat-N haben Niederschläge aber aus dem oberen Wurzelraum wieder ausgewaschen.


Im zeitigen Frühjahr wird deshalb weniger Stickstoff aus dem Boden verfügbar sein und freigesetzt. Im Osten wurde auf schweren Böden weniger Stickstoff verlagert, aber auch dort wird die N-Mineralisation erst nach der obligatorischen Frühjahrstrockenheit ab Mitte Mai verstärkt einsetzen. Insgesamt wird aus dem Boden voraussichtlich weniger Stickstoff für den Raps zur Verfügung stehen.


Bisherige N-Aufnahme:

Die N-Aufnahme eines Rapsbestandes im Herbst korreliert mit der Blattbildung und der Bestandesdichte. Berücksichtigen Sie den vor Winter bereits aufgenommenen Stickstoff bei der Startgabe und der Berechnung des Gesamt-N-Bedarfes.


Wie viel Stickstoff der Raps bereits aufgenommen hat, lässt sich anhand der Zahl der vor Winter voll ausgebildeten Blätter (zu erkennen an den abgesetzten Blattstielen) und der Pflanzenzahl ableiten:


  • Ein Rapsbestand mit 25 Pflanzen/m2 und wenigstens 12 Blättern hat 90 bis 100 kg/ha N aufgenommen.
  • Mit zunehmender Bestandesdichte, z. B. 40 Pflanzen/m2, steigt die N-Aufnahme auf 110 bis 140 kg/ha N.
  • Ein spät aufgelaufener Rapsbestand mit nur 8 Blättern je Pflanze hat dagegen bei 40 Pflanzen/m2 erst um die 50 kg/ha N aufgenommen.


Ist bereits mit dem Auge zu erkennen, dass der Raps (auch in Teilbereichen) unter N-Mangel leidet, hat er 20 % weniger N aufgenommen. Ist er dagegen übermäßig gut mit N versorgt und richtig „blau“, hat er 25 % mehr an N aufgenommen.


Das Abschätzen der N-Aufnahme anhand der Blattentwicklung reicht für die Ermittlung des N-Bedarfes unter Praxisbedingungen völlig aus. Der in den Rapspflanzen angelegte N-Vorrat wird voll auf die Startgabe und auf die N-Gesamtdüngung im Frühjahr angerechnet. Je nach Saattermin sieht die bisherige N-Aufnahme wie folgt aus:


  • Die früh (vor dem 25. August) aufgelaufenen Rapsbestände haben im Herbst bis zur Vegetationsruhe 90 bis 140 kg/ha N in der Sprossmasse aufgenommen,
  • die nach dem 23. August gesäten Rapsbestände 70 bis 100 kg/ha N und
  • die späten Bestände (Feldaufgang nach 10. September) 45 bis 60 kg je ha N.


Abgefrorene Blätter anrechnen!

Bislang zeichnet sich nicht ab, dass der Raps Blattmasse durch Frost verlieren wird. Allerdings ist trotz eines „Englischen Winters“ von Ende Januar bis in den Februar hinein mit Frost zu rechnen, der zum Abfrieren der Blätter führen kann. Je üppiger der Raps entwickelt ist, umso mehr Blattmasse friert ab. Der in den abgefrorenen Blättern enthaltene mineralische und Amid-Stickstoff steht dem Raps sofort wieder zur Verfügung. Der bereits im Eiweiß eingebaute N muss erst mineralisiert werden, bevor der Raps diesen wieder nutzen kann.


Die ursprüngliche Zahl der Blätter lässt sich anhand der Blattansatzstellen am Spross nachvollziehen. Bei normaler Bestandesdichte von 25 bis 50 Pflanzen je m² und gut durchwurzelbarer Krume korrespondiert auch der Wurzelhalsdurchmesser mit der Pflanzenentwicklung. Rapspflanzen mit 8 Blättern haben einen Wurzelhals von 6 bis 8 mm Dicke, Rapspflanzen mit 12 Blättern von 12 bis 15 mm.


Zusammen mit dem Stickstoff aus den abgefrorenen Blättern steht dem Raps 70 % des vor Winter aufgenommenen N im Laufe der Vegetationszeit wieder zur Verfügung, die für die Berechnung des N-Gesamtdüngungsbedarfes angesetzt werden. Bei der Ermittlung des N-Bedarfes für die Startgabe sind 40 % des in der intakten Pflanze und in den abgefrorenen Blättern enthaltenen N zu berücksichtigen.


Ein Beispiel:

Ein Rapsbestand mit 40 Pflanzen/m2 hat vor Winter 12 Blätter gebildet, damit 110 kg/ha N aufgenommen (siehe Übersicht 1), die unteren 6 Blätter sind abgefroren. Beim Berechnen des N-Gesamtbedarfes werden 70 % von 110 kg/ha N = 77 kg/ha N angerechnet. Für die Startgabe zur Regeneration des Rapsbestandes werden 40 % = 44 kg je ha der N-Aufnahme im Herbst berücksichtigt.


Pflanzenmasse bestimmen!

Sie können die N-Aufnahme auch nach dem „Französischen Verfahren“ bestimmen. Dazu ermitteln Sie die Pflanzenmasse vor und nach Winter in kg/m2 und multiplizieren diese mit einem Faktor, z. B. 45. Wenn Sie die Rapswaage benutzen, sollten Sie berücksichtigen, dass die N-Gehalte in den Pflanzen nicht konstant sind, sondern mit zunehmender Pflanzenmasse abnehmen. Andernfalls überschätzen Sie die N-Aufnahme, wenn Sie konstante N-Faktoren ansetzen (siehe Übersicht 2 auf Seite 61).


N zum Start:

Gut entwickelter Raps regeneriert sich nach der Winterruhe aus der N-Reserve im Wurzelhals. Die N-Startgabe kurbelt zusätzlich den Cytokinin-Pool in der Pflanze an und forciert die Regeneration. Die Startgabe ist umso wichtiger, je schwächer der Raps entwickelt ist, je mehr Blattmasse er durch Frost verloren hat und je später die Vegetation in Gang kommt.


Erfolgt die Startgabe noch im Februar, d. h. mehr als drei Wochen vor dem Übergang in den Langtag, führt eine zu hohe Startgabe in den vor Winter gut entwickelten Rapsbeständen zu einem übermäßigen Krautwachstum und zur frühen Sprossstreckung des Haupttriebes. Dies zögert die Streckung der in den Blattachseln ansetzenden, vor allem unteren Blütenstände hinaus. Der Raps produziert „mehr Kraut als Knospen“. Setzen Sie daher die (frühe) N-Startgabe in Rapsbeständen mit üppiger Blattmasse nicht zu hoch an.


Nmin müssen Sie bei der Startgabe nur berücksichtigen, wenn Sie mehr als 40 bis 70 kg/ha Nmin messen. Unterer Wert: sandige Böden, oberer Wert: lehmige und tonige Böden (siehe Übersicht 3). Mit einer nennenswerten N-Freisetzung aus dem Boden (Nmob) ist im zeitigen Frühjahr bei uns nicht zu rechnen.


Auch wenn die Kalkulation eine geringere Startgabe oder keinen Düngerbedarf ausweist, sollten Sie auch üppigen Raps mit wenigstens 40 (Sandböden) bis 70 kg/ha N (Tonboden) andüngen, wenn der Raps infolge des Frostes das Wachstum eingestellt hat und die Bodenvorräte an Stickstoff vor Winter aufgebraucht worden sind. Das dürfte in den meisten Rapsbeständen der Fall sein, die im Spätherbst nicht mehr gedüngt wurden.


Beispiele für die Berechnung der N-Startgabe zu unterschiedlichen Beständen entnehmen Sie der Übersicht 4.

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