Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Steuern Sie sicher durch den Herbizid-Dschungel

Lesezeit: 9 Minuten

Behalten Sie bei fast un-überschaubarer Herbizid-Palette den Durchblick. Empfehlungen für Ihren Mais gibt Klaus Gehring, Bayerische Landesanstalt, Freising.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Mais wächst bundesweit mittlerweile auf rund 2,1 Mio. ha. Mit einem Anteil von ca. 17,5 % der Ackerfläche ist Mais damit die wichtigste Sommerkultur in den Fruchtfolgen. Neben dem Einsatz als Nahrungs- und Futtermittel dehnt sich der Energiemais-Anbau immer weiter aus.


Wichtig für stabile Erträge ist es vor allem, die jungen Pflanzen vor Unkrautkonkurrenz zu schützen. Für die chemische Unkrautkontrolle, der wichtigsten Pflanzenschutzmaßnahme im Mais, sind derzeit allein in Deutschland 89 Präparate registriert. Zieht man die nichtselektiven Herbizide und die nicht marktrelevanten Mittel ab, bleiben immer noch über 40 verschiedene Präparate übrig! Die Vielzahl erhöht sich noch durch unterschiedlichste Handelspacks. Verschaffen Sie sich daher vor der Saison einen Überblick, um eine wirkungssichere, kostengünstige und umweltverträgliche Herbizidbehandlung, zugeschnitten für Ihren Standort, durchführen zu können.


Empfehlungen bei niedrigem Hirsedruck


Standorte mit einfacher Verunkrautung ohne Hirsen werden im Maisanbau immer seltener. Geeignet sind hier Einfachbehandlungen mit Terbuthylazin (TBA)-Kombipräparaten wie Bromoterb oder Zeagran ultimate. Die Aufwandmengen betragen jeweils 1,5 bis 2,0 l/ha.


Auf wassersensiblen Standorten ist TBA durch einen Triketon-Wirkstoff zu ersetzen. Zu empfehlen sind Tankmischungen wie 0,8 bis 1,0 l/ha Mikado/Callisto + jeweils 0,3 bis 0,75 l/ha Certrol B. Diese Kombinationen eignen sich auch für Flächen mit niedrigem Hirsebesatz, allerdings ohne nachauflaufende Hirsewellen. Eine Spezialvariante für Flächen mit hohem Besatz von Schwarzem Nachtschatten ist eine Mischung aus 0,8 bis 1,0 l/ha Callisto + 0,2 l/ha Tacco.


Auf Standorten mit einfachem Hühnerhirsebesatz und ohne nennenswertem Nachauflaufdruck (Regionen mit maximal 600 mm Jahresniederschlag), sind auf wasserunproblematischen Flächen Kombinationen aus TBA + Triketon besonders effektiv. Zu empfehlen sind z. B. 1,25 bis 1,5 l/ha Calaris oder 1,0 bis 1,25 l Calaris + 0,5 bis 0,75 l/ha Certrol B oder 1,0 l/ha Bromoterb/Zeagran ultimate + 1,0 l/ha Mikado/Callisto.


Volle Power gegen starken Hirsebesatz


Im intensiven Maisanbau treten dagegen zunehmend verschiedene Hirsenarten (Hühnerhirse, Borstenhirse, Fingerhirse), Ackerfuchsschwanz, Quecke, Weidelgräser und Flughafer auf. Gründe für die steigenden Ungrasprobleme sind neben engeren Fruchtfolgen auch die reduzierten Bodenbearbeitungs-Verfahren. Der notwendige Trend zum erosionsmindernden Bestellen wird diese Entwicklung weiter anheizen.


Zudem verlängert die relativ gute Wasserversorgung in den klassischen Maisanbaugebieten die Auflaufperiode der Samenungräser. Das Standard-Herbizidkonzept muss daher aus zwei bis drei Komponenten bestehen: Breitband-Bodenherbizid + gräserwirksames Blattherbizid + evtl. ein Ergänzungspräparat.


Die Aufwandmengen der Einzelkomponenten liegen, abhängig von der Kombination, in der Regel bei 50 bis 75 % des Standardaufwands. Es gilt: Frühe Anwendungen im 2- bis 3-Blattstadium sollten bodenbetont erfolgen, bei Behandlungen im 4- bis 6-Blattstadium ist die Blattkomponente zu Lasten der Bodenkomponente zu verstärken.


Die Leistungen verschiedener Herbizidkombinationen haben wir in unseren Versuchen bei relativ günstigen Anwendungsbedingungen in 2009 verglichen, um hieraus Empfehlungen abzuleiten (siehe Übersicht 1). Die Ergebnisse:


Die ersten fünf Varianten zeigen ein sehr hohes Wirkungsniveau und unterschei­den sich faktisch nicht. Tankmischungen wie der Zintan Platin Pack (Dual Gold + Calaris), Laudis Terra Pack (Successor T + Laudis), Clio Super + Zeagran ultimate, Zintan Platin + Milagro Peak und Clio Star + Spectrum + Motivell ermöglichen eine gleichwertige und absolut sichere Unkraut- und Ungrasbekämpfung.


Auch die nachfolgenden vier Varianten sind mit einem Wirkungsbereich von mehr als 95 % für die Praxis absolut zu empfehlen. Dabei eignen sich die Varianten Clio Star + Spectrum (1,0 + 1,0 l/ha), Clio Star + Spectrum + Motivell (1,0 + 1,0 + 0,75 l/ha) und Dual Gold + Callisto + Certrol B (1,0 + 1,0 + 0,3 l/ha) speziell für wassersensible Standorte.


In der Versuchsserie erzielten die Kombinationen aus einem Triketon- und Boden-Breitbandherbizid beste Bekämpfungsleistungen. Nach unseren langjährigen Versuchsergebnissen haben Triketon-Herbizide (Mesotrione in Calaris und Callisto, Topramezone in Clio Star und Clio Super, sowie Tembotrione in Laudis) einen tendenziellen Anwendungsvorteil auf Hühnerhirse-Standorten.


Treten aber zusätzlich Fuchsschwanz, Quecke, Weidelgräser oder extremer Borstenhirsenbesatz auf, sind Sulfonylharnstoff-Präparate auf Basis von Foram-/Iodosulfuron, Nicosulfuron oder Rimsulfuron unverzichtbar. Mehrfachkombinationen wie Dual Gold + Calaris + Milagro + Peak oder Clio Star + Spectrum + Motivell decken dann sehr erfolgreich das gesamte Ungras- und Unkrautspektrum ab.


Mulchsaat: Boden- oder Blattwirkung?


Weil die Reihenkultur Mais stark erosionsanfällig ist, setzt sich auf vielen Standorten die Mulchsaat durch. Aus Sicht der Unkrautbekämpfung ist Mulchsaat allerdings ein dehnbarer Begriff, weil unterschiedlich viel Pflanzenmaterial auf der Oberfläche verbleibt. Der Herbizideinsatz richtet sich danach, wie intensiv das oberflächliche, abgestorbene Pflanzenmaterial der Winterzwischenfrucht eingearbeitet wurde. Bei intensiver Saatbettbereitung und Einarbeiten des Pflanzenmulchs, können die üblichen Blatt- und Bodenherbizidmengen unverändert bleiben.


Ist der Boden dagegen mit 30 bis 50 % des Pflanzenmulchs bedeckt, empfiehlt es sich, den Bodenherbizidanteil zu reduzieren oder ganz auf eine Blattherbizidbehandlung zu setzen. Präparate mit einem hohen Anspruch an Bodenfeuchtigkeit, Humusbindung und Bodenstruktur sind hierbei zunehmend gehandicapt.


Falls Sie beim Saatbettbereiten vorhandene Altunkräuter auf diesen Flächen nicht beseitigen können, ist es sinnvoll, vorher ein Glyphosat-Präparat einzusetzen. Laut Zulassung ist zwar ein Einsatz bis zwei Tage vor der Saat möglich, die Anwendung sollte jedoch für eine sichere Wirkung 7 bis 14 Tage vor einer Bodenbearbeitung erfolgen. Spät oder verzögert auflaufende Unkräuter und Ungräser lassen sich dann im 6-Blattstadium mit 1 bis 1,5 l/ha MaisTer + 0,75 l/ha Certrol B sehr effektiv bekämpfen.


Problemunkräuter in Schach halten


Mais ist als offene Reihenkultur für das Auftreten von schwer bekämpfbaren Unkräutern prädestiniert. Spät auflaufende Samenunkräuter oder hartnäckige Wurzelunkräuter lassen sich mit Herbiziden oft nicht ausreichend kontrollieren. Wegen der Vielzahl an möglichen Prob-lemunkräutern geben wir hier Empfehlungen gegen einige häufige Problemfälle (Übersicht 2).


Ampfer: Zunehmend breitet sich als auffälliges Problemunkraut der Stumpfblättrige Ampfer aus. Das Samen- und Wurzelunkraut verbreitet sich häufig über Wirtschaftsdünger. Das Hauptproblem sind die Altpflanzen, die je nach Bodenbearbeitung aus tieferen Zonen noch spät durch den Mais wachsen können. Für eine gute Wirkung der Herbizide sollten die Pflanzen ausreichend Blattmasse gebildet haben. Daher ist ein tendenziell späterer Herbizideinsatz günstig.


Als Ergänzungspräparate zur Standardbehandlung sind 0,2 kg/ha Arrat + 1,0 l/ha Dash oder 15 g/ha Harmony SX + 1,0 l/ha Mero besonders geeignet. Bei beiden Lösungen unterstützt ein Zusatzstoff die Wirkstoffaufnahme. Vermeiden Sie dennoch Behandlungen unter sehr trockenen Bedingungen, wenn die Wachsschicht der Ampferblätter sehr stark ist. Achten Sie darauf, ob die Präparate mit der Standardbehandlung kombinierbar sind.


Ein weiteres gutes Ampfer-Herbizid ist Peak, das nur im Pack mit Milagro verfügbar ist. Diese Behandlung bietet sich alternativ zu den Ergänzungslösungen an.


Winden: Winden-Arten sind ein zunehmendes Problem und Folgeerscheinung einer reduzierten Bodenbearbeitung. Über die Jahre dehnen sich die Nester zu einem flächigen Besatz aus. Gegen Winden ist ein einmaliger Herbizideinsatz hoffnungslos. Daher helfen nur regelmäßige, gezielte Herbizideinsätze im Rahmen der Fruchtfolge in Mais, Getreide und auf der Stoppel.


Im Mais sind Winden häufig typische Spätunkräuter. Daher ist oft eine gezielte Nachbehandlung nötig, die im Idealfall nur auf Teilflächen erfolgen muss. Bisherige Standards gegen Winden sind Mais-Banvel WG und Starane 180.


Eine neue, sehr verträgliche Alternative ist allerdings das Sulfonylharnstoffpräparat Arrat. Es bietet sich für eine kombinierte Einfachbehandlung gegen die Winden an. Bei separaten Spätbehandlungen dagegen hat sich Mais-Banvel WG bewährt.


Sind Anwendungen nach dem 6-Blattstadium nötig, schirmen die Maisblätter die Winden oft stark ab, was die Wirkstoffaufnahme behindert. Daher sind bei stärkerem Befall abgehängte Düsen oder Unterblattspritzgeräte zu empfehlen. Mit dieser für den Mais sehr verträglichen Applikationstechnik lassen sich Winden effektiv und nachhaltig bekämpfen. Bei trockenen, blattharten Bedingungen sollten Sie dem Mais-Banvel WG ein Additiv zusetzen, um die Wirkung zu verbessern.


Quecken: Dieses alte Problem wird durch die reduzierte Bodenbearbeitung zu neuem Leben erweckt. Auch Quecken sind nur durch integrierte Maßnahmen in der Fruchtfolge zu kontrollieren. Um das Einwandern zu verhindern, empfiehlt sich eine Randfurche.


Quecken lassen sich in Mais mit Cato bekämpfen. Am besten erfolgt die Anwendung gesplittet, wobei sich die erste Maßnahme (30 g/ha Cato + FHS) mit der Standardbehandlung kombinieren lässt. Nach ca. 10 Tagen ist dann die zweite Spritzung mit 20 g/ha Cato + FHS fällig.


Treten Quecken dagegen nur schwach auf, reicht in der Regel die Nebenwirkung der Sulfonylharnstoffherbizide Accent, Motivell, Milagro, MaisTer und Task aus. Hierbei ist allerdings eine für die reine Hirsebekämpfung reduzierte Aufwandmenge auf die volle Standardaufwandmenge zu erhöhen.


Eine spezielle Möglichkeit gegen Quecken ist der Einsatz des reinen Graminizids Focus Ultra in Cycloxydim-resistenten DUO-Maissorten. Beachten Sie aber unbedingt, dass nur diese Maissorten gegenüber dem Gräserherbizid verträglich sind! Sinnvoll ist Duo-Mais auf stark mit Quecken verseuchten Flächen. Focus Ultra lässt sich problemlos mit Breitbandherbiziden (z. B. Stomp, Spectrum, Terano, Mikado, Dual Gold, Calisto) gegen weitere Unkräuter kombinieren. Mit Ausnahme von Rispen erfassen 4,0 l/ha Focus Ultra alle weiteren Ungräser.


Wichtig: Zwingend erforderlich ist ein eindeutiges Flächenmanagement. Denn Focus Ultra zerstört alle nicht Duo-Maissorten! Reinigen Sie zudem die Spritze nach dem Einsatz sehr sorgfältig. Restmengen des Graminizids schädigen das Getreide stark!


Auflagen beachten


Wichtig beim Herbizideinsatz sind die Anwendungsauflagen zum Schutz von Ge-wässern oder angrenzenden Nicht-Zielflächen. Bei den üblichen Herbizidkombinationen bestimmt die Einzel-komponente mit den jeweils schärfs­ten Restriktionen die Einschränkungen.


Die meisten Ab­stands­auf­lagen lassen sich bei 75 bis 90 % Abdriftminderung der Düsen entschärfen. Für eine gute Wirkung der Herbizide sollte man aber außerhalb der Schutz­zonen wieder auf eine mitteltropfige Applikation gehen. Ausnahme: Stomp Aqua mit mehr als 3,5 l/ha und Activus sind auf der Gesamtfläche mit mind. 50 %iger Abdriftminderung einzusetzen.


Auf hängigen Flächen sind bei vielen Präparaten zum Schutz vor Wirkstoffaustrag Erosionsschutzstreifen zum Gewässerrand erforderlich. Falls Sie allerdings diese Flächen im Mulch- oder Direktsaatverfahren bestellt haben, entfällt diese Auflage. Es reicht aber nicht aus, nur in der Gewässerrandzone ein Mulch- oder Direktsaatverfahren anzuwenden – das muss ganzflächig erfolgen!


Auch gilt es, die Auflagen der Wirkstoffbelastung der Anbaufläche zu beachten. So dürfen Präparate auf Basis von Topramezone nicht mehrfach kombiniert werden. Eine Tankmischung mit Clio Super + Clio Star ist z. B. nicht zulässig. Für Nicosulfuron-Präparate wie Motivell, Milagro oder Accent ist der wiederholte Einsatz im aufeinanderfolgenden Maisanbau ausgeschlossen. Dies ist in Mono-Mais-Gebieten bzw. Mais-Mais-Fruchtfolgen bei der Mittelauswahl zu beachten.j

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.