Zunehmend trocken-war-me Sommer bescheren uns möglicherweise mehr Probleme mit der gefährlichen Quarantänekrankheit Kar-toffelstollbur. Der Erreger gehört zu den Phytoplasmen, das sind bakerienähnliche Organismen. Sie verursachen die so genannte Welkekrankheit. Die Symptome sind leicht mit Verticillium-, Colletotrichum- und Rhizoctonia-Befall zu verwechseln.
Rund 20 bis 30 Tage nach der Infektion verfärben sich die Blattränder gelb und die Blätter rollen sich löffelartig ein. Blätter und Triebe stehen steil aufrecht. Bei trockenem Wetter welken die Pflanzen binnen ein bis zwei Wochen nach den ersten Symptomen und sterben ab. Zeitgleich tritt eine Trockenfäule an den Wur-zeln auf, gebildete Knollen werden gummiartig weich. Die Krankheit wird daher auch als Gummiknollenwelke bezeichnet. Zudem können sich in den Blattachseln blaurot gefärbte Luftknollen bilden.
Der wichtigste Überträger ist eine Zikadenart (Winden-Glasflügelzikade). Sie kommt im südlichen Mitteleuropa, Mittelmeerraum, Südrussland, Kasachstan und Kleinasien vor. Bei uns tritt sie in Weinla-gen auf und breitet sich in kli-matisch weniger begünstigte Regionen aus. Die Krankheit wurde 2006/07/08 in Rheinland-Pfalz nachgewiesen.
Die Zikaden übertragen den Erreger von befallenen Unkräutern, wie z. B. Ackerwinde, Hah-nenfußgewächse, Brennnesseln, Beifuß und auch Gehölzen. Befallene Ackerwinden sehen aus wie Wuchsstoff-geschädigte Pflanzen. Sie zeigen gestauchten Wuchs und kleinere, gelbe Blätter. Problematisch ist, dass es sich um eine Quarantänekrankheit handelt. Sie kann Ertragseinbußen von mehr als 50 % und Qualitätsminderung verursachen.
Eine Insektizidbehandlung gegen die Vektoren hilft nicht, da die Zikaden nicht auf den Kartoffeln, sondern den Blättern der Wirtspflanzen siedeln. Kartoffelbestände in gefährdeten Regionen sollten möglichst unkrautfrei gehalten werden.